ROB ROY

„Honor is a man’s gift to himself.“

Rob Roy ~ UK/USA 1995
Directed By: Michael Caton-Jones

Schottland, 1713. Während das altehrwürdige Clansystem allmählich zerfällt, spielt der als Rob Roy bekannte Hochland-Patriarch Robert Roy MacGregor (Liam Neeson) den Privatpolizisten für den Edelmann Marquess of Montrose (John Hurt). Nachdem er eiune gestohlene Rinderherde zurückbringen kann, erbittet MacGregor einen stolzen Kredit beim Marquess, um sich selbst einen Viehbestand zulegen und diesen hinterher wieder gewinnbringend veräußern zu können. Doch Montroses gieriger Verwalter Killearn (Brian Cox) und die exzentrische Hofschranze Archibald Cunningham (Tim Roth) durchkreuzen MacGregors Pläne, töten den Geldboten (Eric Stoltz) und kassieren die geliehene Summe selbst. Der über den Verlust ungehaltene Marquess nötigt MacGregor, den Herzog von Argyll (Andrew Keir) als Jakobiten zu verleumden, was dieser jedoch ablehnt und sich somit Montrose zum Intimfeind macht. MacGregor flüchtet in die Berge, derweil Cunningham dessen Frau Mary (Jessica Lange) vergewaltigt und seinen Besitz niederbrennt. Später kommt noch MacGregors aufsässiger, jüngerer Bruder (Brian McCardie) zu Tode. Erst die Intervenierung des Herzogs sorgt für MacGregors Freispruch und gibt ihm die Chance zur Rache an Cunningham.

Im unabdingbaren Vergleich mit Mel Gibsons oscarprämiertem, im selben Jahr entstandenem Mittelalter-Epos „Braveheart“ erwies sich die Publikumsaufmerksamkeit um die gut 4 Jahrhunderte später angesiedelte, ebenso prominent besetzte Mär um einen weiteren schottischen Geschichtshelden und Aufständischen als eher instabil. Tatsächlich geht Caton-Jones wesentlich weniger grell und flamboyant zu Werke; die von Gibson präservierte, in vielerlei Hinsicht mediävistische Heldenverehrung seines in Schlachtfeldblut watenden Titelhelden William Wallace weicht einem eher traditionell erzählten Abenteuerstoff, der in ähnlicher Auprägung auch zwanzig oder dreißig Jahre früher seinen Weg auf die Leinwand hätte finden mögen. Das Konzept „Musketen statt Breitschwertern“ geht in diesem Zusammenhang nur bedingt auf: mit Ausnahme des von Tim Roth vorzüglich-überkandidelt gespielten Adelsgünstlings und Bösewichts Cunningham, der mit seiner sadistischen, fiesen Charakteristik im Grundsatz ebenso vortrefflich in das Figurenensemble von „Braveheart“ gepasst hätte, bewegt sich alles in einem wohlbewährten Rahmen, der im Irgendwo zwischen cleaner Highland-Romantik und Robin-Hood-Varianz changiert. Freilich geriert das finale Klingenduell der beiden Antagonisten nicht von ungefähr zur unangefochtenen Klimax. Neeson war in dieser Karrierephase beinahe schon darauf abonniert, markige historische Persönlichkeiten dazubieten, seien es Oskar Schindler, Michael Collins oder Jean Valjean. Entsprechend routiniert fällt auch seine vorliegende Leistung aus, die im Großen und Ganzen ironischerweise als farbloseste von den für „Rob Roy“ wesentlichen bezeichnet werden kann. Carter Burwells Dudelsäcke dröhnen sich derweil mit Volldampf durch die knapp 140 zumindest bildgewaltigen Minuten, die alles in allem jedoch den kraftvollen Narzissmus sowie das brachial-verkitschte Selbstverständnis eines entfesselten Mel Gibson ermangeln.

7/10

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