THE RETURN OF THE MUSKETEERS

„The people of England will permit anything – except cruelty to horses and a rise in the price of beer.“

The Return Of The Musketeers (Die Rückkehr der Musketiere) ~ UK/F/E 1989
Directed By: Richard Lester

Zwanzig Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer sind die vier Musketiere D’Artagnan (Michael York), Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) nicht nur lokal betrachtet in alle vier Himmelsrichtungen versprengt. D’Artagnan arbeitet als belächeltes Fossil nach wie vor im Dienste des Königshauses, Athos hat mit dem verkopften Hobbyastronomen Raoul (C. Thomas Howell) einen wenig zu ihm passenden Adoptivsohn und sich aufs Land zurückgezogen; Porthos, immerhin reich geworden, bietet sich bei seinen ihn aus standesdünkelnder Ignoranz heraus missachtenden, adligen Nachbarn an und Aramis ist klerikaler Seelsorger der Königin (Geraldine Chaplin). Mit ihrem elfjährigen Filius Louis XIV (David Birkin) steht bereits der naseweise Sonnenkönig in den absolutistischen Startlöchern. Und selbst Planchet (Roy Kinnear) schlägt sich mit halbseidenen Gaunereien durch. doch es drohr neuerliches Unheil. Mit dem Kardinal Mazarin (Philippe Noiret) hat der verblichene Richelieu einen nicht minder intriganten Nachfolger erhalten und die mittlerweile erwachsene, uneheliche Tochter (Kim Cattrall) der Milady de Winter und des mitnichten toten Rochefort (Christopher Lee) befindet sich auf einem privaten Rachefeldzug. Derweil beginnt der Pöbel gegen das Königshaus zu wettern, ganz nach dem Vorbilde England, wo Oliver Cromwell (Alan Howard) gerade gegen Charles I (Bill Paterson) zu Felde zieht. Auf D’Artagnan und seine Freunde warten neue Missionen.

Wo Alexandre Dumas zwanzig Jahre vergehen ließ, benötigte Richard Lester lediglich gute fünfzehn, um seine mehr oder weniger gut sichtbar ergrauten Helden wiederzuversammeln. Erstaunlicherweise gelang es, wiederum das Gros aller an den beiden „Originalfilmen“ beteiligten Mitarbeiter zusammenzutrommeln und, ob vor oder hinter der Kamera, ihre bewährten Rollen erneut einzunehmen. Keine Figur, die nicht von ihrem vormaligem Akteur bzw. ihrer vormaligen Aktrice gegeben würde. Für die zeitgemäß zu bedienende „Generation Brat Pack“ springen C. Thomas Howell und Kim Cattrall in die Bresche und ermöglichen Lester somit einen  – gerade aufgrund jener etwas zwanghaft anmutenden Generationsdurchmischung etwas holprig anmutenden – Brückenschlag zwischen dem Connaisseur von einst und dem zeitgenössischen Kinogänger-Nachwuchs. Die wesentlichen Elemente, die „The Three Musketeers“ und „The Four Musketeers“ auszeichneten, sind auch in diesem Spät-Abschlag noch vorhanden: Trotz geschrumpften Budgets (die ehedem produzierende Salkind-Familie war nicht mehr an Bord) ist immer noch größte visuelle Akkuratesse zu vermerken, sind die Darsteller sichtlich erfreut an ihrem Jahrestreffen und haben Lesters satirische Spitzfindigkeiten kaum etwas an Biss eingebüßt. Dennoch hat der Film das um die Spätachtziger in einem Falle wie dem seinen fast zwangsläufig hervortretende Problem, hoffnungslos anachronistisch zu wirken: Seine Entstehungszeit tat ihm schlichterdings keinen Gefallen. Mantel- und Degenkino (oder swashbuckler) gehörten hier wahlweise nicht her oder bedurften, wie etwa Rob Reiners „The Princess Bride“, schon einer ans Genialische grenzenden Exklusivität und Eigenständigkeit, um ihren Sonderstatus zu festigen. Keine Frage: dieses Wiedersehen macht Freude und Vergnügen; in etwa wie ein Familienfest mit Verwandten, die nach vielen Jahren extra aus Übersee angereist kommen. Dass allein sein Anlass gleichfalls und nichtsdestotrotz vollkommen obsolet ist, kann es letztlich kaum verbergen.

6/10

THE FOUR MUSKETEERS

„Athos, are you hurt?“ – „Hurt? What I am is drunk!“

The Four Musketeers (Die vier Musketiere – Die Rache der Milady) ~ USA/UK/E/PAN 1974
Directed By: Richard Lester

D’Artagnan (Michael York) und seine Freunde Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) liegen vor La Rochelle, das von den Hugenotten gehalten wird, derweil die Milady de Winter (Faye Dunaway) ihre Rache an D’Artagnan plant, mit dem sie zwischenzeitlich ein Techtelmechtel gepflegt hatte, der sie dann jedoch zugunsten seiner Constance (Raquel Welch) abwies. Zeitgleich schickt sich der Herzog von Buckingham (Simon Ward) an, die Protestanten auf dem Festland militärisch zu unterstützen; für Kardinal Richelieu (Charlton Heston) Grund genug, seine Ermordung durch Milady de Winter in Auftrag zu geben. De Winter lässt Constance entführen und einkerkern und schafft es tatsächlich, ein erfolgreiches Attentat auf Buckingham zu initiieren. D’Artagnan erfährt indes, dass Milady dereinst die geliebte Ehefrau Athos‘ war, der sich ehedem noch Comte de la Fère nannte. Nachdem das rachsüchtige Weib auch noch die arme Constance ermordet hat, sprechen die vier Musketiere sie schuldig und verurteilen sie via Femegericht zur Enthauptung. Richelieu will dafür seinerseits die Musketiere öffentlich entehren, doch D’Artagnan hat noch ein letztes Ass im Ärmel…

Back to back mit dem Vorgänger  hergestellt, nimmt sich das direkte Sequel zu „The Three Musketeers“ unter nahezu identischer Beteiligung sämtlicher Besetzungs- und Stabsmitglieder des zweiten Teils von Dumas‘ Originalroman an. Jener basiert im Kern auf der im Handlungsverlauf just eröffneten, Jahre zurückliegenden Beziehung zwischen dem Musketier Athos und der Milady de Winter, deren fataler Verlauf Athos‘ gesamtes Leben veränderte und noch immer zersetzend an ihm nagt. War Faye Dunaways Figur im ersten Teil noch ein zwar überaus intrigantes, aber dennoch schätzenswertes Frauenzimmer, so verwandelt sie sich in „The Four Musketeers“ in eine vollends durchtriebene, rachsüchtige Mörderin, deren Erdrosselung der von Raquel Welch zuvor so liebenswert tolpatschig gegebenen Constantze selbst dem Zuschauer zu schaffen macht. Die eklektischen Pole ‚albern‘ und ‚finster‘ stehen sich hier somit sogar noch diametraler gegenüber als in „The Three Musketeers“, wobei insbesondere Oliver Reed mancherlei Gelegenheit zu nuanciertem Spiel bekommt. Bezeichnenderweise fehlte dann auch die recht dramatische Feme-Verhandlung durch die Musketiere nebt sich anschließender Exekution der Milady durch einen eilends engagierten Scharfrichter (Oliver MacGreevy) in der deutschen Kinofassung. Diese bedarf überhaupt noch eines ergänzenden Wortes: obschon die Synchronfassung in den Alster-Studios (im Gegensatz zu der vorhergehenden, in München entstandenen) erstellt wurde, erinnern etliche verbale Flapsigkeiten an die zeitgenössischen Berliner Klamauk-Vertonungen Marke Brandt, Elsholtz und Brunnemann. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase schließt man diese dann auch durchaus ins Herz, da sie mit diversen, liebevoll arrangierten Bonmots („Die Ohren haben Wände!“) zu glänzen weiß. Steht dem Vorgänger (wenn überhaupt) nur geringfügig nach und ist mit diesem praktisch verpflichtend als Dublette anzuschauen.

8/10

THE THREE MUSKETEERS

„If I am to be killed – at least it will be by a Musketeer!“

The Three Musketeers (Die drei Musketiere) ~ USA/UK/E/PAN 1973
Directed By: Richard Lester

Frankreich, 1628: Der junge Gascogner D’Artagnan (Michael York) schickt sich an, in Paris eine Karriere als Musketier des Königs zu machen; ihrerzeit die angesehensten legitimierten Abenteuer im Dienste der der Monarchie. Nachdem er sich mit den bereits im Beruf befindlichen Haudegen Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) angefreundet hat und das legendäre Quintett sich durch D’Artagnans gewitzten Diener Planchet (Roy Kinnear) vervollständigt findet, erhält der Jungspund sogleich die Gelegenheit zur Bewährung: der schurkische Kardinal Richelieu (Charlton Heston) lässt keine Gelegenheit aus, um das Königshaus zu brüskieren. Als er davon erfährt, dass die Monarchin Anna von Österreich (Geraldine Chaplin) eine geheime Liaison mit dem Briten Buckingham (Simon Ward) pflegt, müht er sich, diese öffentlich zu machen. Mithilfe seiner zwei gefährlichsten Scharlatane, der Milady de Winter (Faye Dunaway) und dem Gardisten Rochefort (Christopher Lee), versucht Richelieu daher, sich eines edlen Colliers zu bemächtigen, das die Königin Buckingham geschenkt hat. Zumindest in den Besitz zweier der darin eingesetzten Diamanten gelangt er tatsächlich, doch D’Artagnan und die drei Musketiere schaffen das Unmögliche und retten die Ehre Annas. D’Artagnan wird zum Musketier ernannt.

„Beatles-Regisseur“ Richard Lester ist zwar Amerikaner, siedelte infolge seiner persönlichen Vorlieben für das britische Kino, besonders jenem der Ealing Studios, früh nach England um, um dort als Regisseur zu arbeiten. Ähnlich wie später Terry Gilliam eignete er sich in diesem Zuge einen solch unverwechselbaren Humor und Stil an, dass man geneigt ist, ihn zu den großen britischen Regisseuren des vergangenen Jahrhunderts zu zählen und dies darüber hinaus vielleicht sogar ganz semioffiziell tun sollte. „The Three Musketeers“ ist nach George Sidneys kunterbunter, frohgemuter MGM-Adaption von 1948 vielleicht die zweite wirklich erwähnenswerte im Kino und sie trägt in förmlich apodiktischster Art und Weise Lesters Handschrift: Mangelt es in formaler und ausstatterischer Hinsicht garantiert an nichts, scheut sich Lester dennoch zu keiner Sekunde, sein Werk – durchaus im Sinne von Dumas‘ gut gelauntem Schelmenstil – linientreuer Comedy zu überantworten. „The Three Musketeers“ ist voll von Pomp, Opulenz und sichtlich teurem Gewese, großartiger Architektur und dabei gekonnter Zeigefreude, was ihn nie daran hindert, sich mit einer humorigen Palette, die von lautem Slapstick bis hin zu feiner Subtilität reicht, zu schmücken. Lesters größtes Verdienst ist wohl schließlich, dass diese vermeintlich sehr konträren Elemente passgenau miteinander harmonieren und ein homogenes Ganzes ergeben. Dabei wird garantiert keine Gelegenheit ausgelassen, feudalistische Dekadenz und adlige Manierismen zu denunzieren. Das Königshaus saß, glaubt man Lesters hinreißenden Installationen (ganz prachtvoll etwa das Hunde-Schachspiel), nicht nur voll von Spinnern und deren speichelleckenden Höflingen, sondern war zudem Hort übelster sittlicher Umtriebe. Die Musketiere indes, sie sind klingenbewährte Säufer und Lebemänner. Ob sie hinsichtlich ihrer berufsmäßigen Unterstützung der blaublütigen Staatsräson allerdings noch immer ihres klassischen Glanzes habhaft sind, darüber darf bei Lester das Publikum entscheiden.

9/10