„Altmanesque? Kicking Hollywood’s ass.“
Altman ~ CA 2014
Directed By: Ron Mann
Spielfilmlange Dokumentationen über die Schlüsselfiguren Hollywoods sind längst keine Seltenheit mehr, und im Regelfalle gilt: Ist die zentrierte Persönlichkeit bloß hinreichend interessant, bietet der entsprechende Stoff auch das notwendige Mark, daraus einen würdigen, das heißt: interessanten, ansprechenden, im besten Falle auch für Connaisseure sehenswerten Film zu schaffen. „Altman“ bildet da keine Ausnahme; weder im ausgesprochen positiven noch im negativen Sinne. Der Film reiht die einzelnen Schaffensperioden Robert Altmans in chronologischer Form recht brav, etwas überhastet und mitunter lückenhaft aneinander, widmet der einen oder anderen Film- bzw. TV-Produktion etwas mehr Platz als anderen (wohl je der Rechtelage des Bildmaterials entsprechend) und verzichtet darauf, das ohnehin wenig Mysteriöse um Altmans Position innerhalb der amerikanischen Kinokultur in besonders augenfälliger Form zu entschlüsseln. Im Zuge karg gehaltener Einsprengsel kommentiert Altmans Witwe Kathryn Reed ein paar der Episoden des Films aus dem Off und prominente Weggefährten und/oder Bewunderer des Regiseurs wurden gebeten, ihre Definition des mittlerweile geflügelten Adjektivs ‚altmanesque‘ in pointierter Form abzugeben – worin sich deren Auftritte bereits erschöpfen. Von den erwartbaren Stationen abgesehen – „M.A.S.H.“, „McCabe & Mrs. Miller“, „Nashville“, „The Player“ und „Short Cuts“ werden besondere Plätze eingeräumt; „Popeye“, der als Kreativzäsur und „Beweis“ für Altmans Untauglichkeit im kommerziellen Fach, hält als üblich beliebter Negativspiegel her – finden sich auch etwas speziellere biographische Kapitel, etwa Altmans politische Identität, die sich auf sein Werk bezogen in den ausgesprochen antirepublikanisch gefärbten Arbeiten „Secret Honor“ und „Tanner ’88“ manifestierte, oder seine kritische Herztransplantation um die Mitte der neunziger Jahre angerissen. Wobei ‚angerissen‘ tatsächlich der vielleicht treffendste Terminus für Ron Manns wenig akribisches Studium ist seines Sujets sein dürfte – „Altman“ ist nicht halb so lang, wie er eigentlich sein müsste, um seinem doch offensichtlichen Anspruch zu erfüllen, dem künstlerischen Erbe und der kulturellen Rolle jenes brillanten Mannes auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Der Weg, den Mann nimmt, ist derweil ein recht simpler, überraschungsarmer und „sicherer“ – er müht sich redlich, Altman kein unkritisches Taj Mahal zu errichten, ist von seiner eigenen Faszination dann aber doch bisweilen kräftigst überwältigt. Das hat alles Berechtigung, besitzt jedoch längst nicht den definitiven Status, den es möglicherweise anstrebt. Den ultimativen Film über den Filmemacher Altman, sofern es den überhaupt geben kann, bleibt uns Ron Mann – oder sonstwer – jedenfalls noch schuldig.
6/10