„I’ll have your head on a fucking pike!“
Ransom (Kopfgeld) ~ USA 1996
Directed By: Ron Howard
Der Airline-Chef Tom Mullen (Mel Gibson) ist in den Massenmedien als pr-bewusster Selfmade-Millionär kein Unbekannter. Jedoch gereichen ihm die jüngsten Schlagzeilen um seine Person weniger zum Vorteil: er soll den Gewerkschaftsvertreter Jackie Brown (Dan Hedaya) geschmiert haben, um einen drohenden Streik abzuwenden. Mitten in diese Krise hinein platzt dann auch noch die Entführung von Toms kleinem Sohn Sean (Brawley Nolte), hinter der der neurotische Cop Shaker (Gary Sinise) nebst vier Verbündeten (Lili Taylor, Liev Schreiber, Donnie Wahlberg, Evan Handler) steckt. Mullen schaltet das FBI ein, doch auch der engagierte Agent Hawkins (Delroy Lindo) kann mit Ausnahme steter Beschwichtigungen wenig für ihn und seine nicht minder besorgte Frau Kate (Rene Russo) tun. Der Versuch einer ersten Geldübergabe scheitert und Tom kann sich des immer stärker werdenden Gefühls, dass Sean ohnehin ermordert werden wird, nicht erwehren. Verzweifelt dreht er den Spieß um und setzt die von den Kidnappern verlangte Lösegeldsumme öffentlich als Kopfgeld für die Bande aus.
Ron Howards Remake eines exakt 40 Jahre älteren Thrillers mit Glenn Ford kommt nur selten über das eher fade Prädikat ‚routiniert‘ hinaus. Zwar leistet sich „Ransom“ alles in allem keine eminenten Fehler, er leidet jedoch unter anderen Kinderkrankheiten, die eine wirklich tiefgehende Beziehung zu ihm unmöglich machen. Daran trägt allerdings weniger Howards emsige Inszenierung Schuld; der Regisseur macht weithin das Beste aus den ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen, verpasst nur selten einen sich nähernden Spannungsbogen und schlägt sich daher mit wenigen Schnitzern wacker. Die Einbußen liegen anderswo. Da wären zunächst Mel Gibson und Rene Russo als reiches Ehepaar. Die Leute haben Geld, sogar sehr viel, und der mit Vorliebe gegen die Hochfinanz wetternde Jimmy Shaker als eine Art fehlgeleiteter Arbeiterheld somit eine deutlich sympathischere, berechtigtere Agenda als die nicht immer moralgetreu mit ihren Milliönchen jonglierenden Mullens. Dieser Turnus im Bereich der Charakterzeichnung durchaus interessant, wird jedoch vom Script leider überhaupt nicht weiterverfolgt. Inhärent bleiben die Mullens trotz der fragwürdigen (aber natürlich erfolgreichen) Strategie des Vaters, die Kidnapper mit seiner Lösegeldanpreisung zu entzweien und gegeneinander aufzuhetzen, stets Sympathieträger, derweil Shaker als eifersüchtiger, sadistischer und geldgieriger Bösewicht über klischierte Stereotypen nie hinausragt. Gibson, das weiß man, kann vor der Kamera ganz phantastisch leiden und eine Menge an Weltschmerz in seine Mimik einfließen lassen. Auch Howard war dieses Talent seines Hauptdarstellers ganz offensichtlich bekannt und so lässt er ihn gleich mehrfach taumeln und schließlich zur Gänze zusammenbrechen, bevor er sich dann im (unvermittelt heftigen) Showdown endlich Mann gegen Mann beweisen kann. Tom Mullen ist phasenweise gar nicht mal weit sonderlich entfernt von Max Rockatansky, Martin Riggs und William Wallace, nur dass er über eine deutlich dickere Geldbörse verfügt als seine Kinoahnen und Kampfesbrüder im Geiste. Rene Russo in der Rolle der Blanko-Ehefrau fungiert derweil einzig als moralisches Rückgrat für ihren Gatten, unterschreibt letzten Endes aber sowieso alles, was er ihr anträgt. Wirklich herausragend sind derweil Gary Sinise und die sowieso immer tolle Lili Taylor, die „Ransom“ wirklich etwas zu geben haben, nämlich Mehrdimensionalität und darstellerische Facetten.
6/10
Ein Gedanke zu “RANSOM”