„Was wollen Sie von Arthur Milton?“
Neues vom Hexer ~ BRD 1965
Directed By: Alfred Vohrer
Dass der längst wieder in Australien weilende Arthur Milton (René Deltgen), in eingeweihten Kreisen bekannt als „Der Hexer“, nichts mit dem Mord an dem reichen Lord Curtain (Wilhelm Vorweg) zu tun hat, ist selbst Miltons Erzrivalen Inspector Welby (Heinz Drache) sonnenklar. Dennoch ahnt Welby, dass Milton den gefälschten Hinweis des echten Mörders, demzufolge nämlich der Hexer der Täter sein soll, nicht ungesühnt bleiben lassen wird. Und tatsächlich taucht Milton nebst Gattin (Margot Trooger) und treuem Butler Finch (Eddi Arent) bald in London auf, um Scotland Yard – höchst inoffiziell, versteht sich – bei der Suche nach dem Mörder zu helfen. Dieser plant nichts Geringeres, als sämtliche Mitglieder der Curtain-Familie zu beseitigen, um an das gewaltige Familienerbe zu gelangen.
Die zuvor mehrfach angedeutete Selbstreferenzialität der Wallace-Filme erreichte mit „Neues vom Hexer“ ungeahnte Sphären. Da schlummert Milton während einer Aktionsphase selig über der Romanvorlage zum Film und treibt, im nächsten Moment von seinem Butler Finch aufgeweckt, die Dramaturgie voran, indem er sich mit dem treuen Faktotum darüber austauscht, auf welcher „Seite“ man gerade sei und dass es daher höchste Zeit wäre, das nächste, potenzielle Opfer zu beschützen. Am Ende lädt schließlich Heinz Drache das Kinopublikum zur prompt in Aussicht gestellten (am Ende jedoch nie realisierten) zweiten Fortsetzung der Reihe innerhalb der Reihe ein. Überhaupt nötigt sich der Film viel Humor und Launigkeit ab; Plot und kriminalistisches Treiben werden zur Nebensache degradiert und es findet sich stattdessen der sich weiter steigernde, sanfte Sensationalismus der Wallace-Serie bedient. So gibt es eine überdehnte Szene, in der ein einarmiger Junge (Teddy Naumann, im wahren Leben Dompteurssohn) mit ausgewachsenen Tigern herumtollt (wobei es sogar kurz danach aussieht, als würde er gleich von einem der Tiere attackiert, was, durch einen panischen Schnitt quittiert, von Vohrer jedoch nichtsdestotrotz im Film belassen wurde) und Miltons Fähigkeit zu verwirrender Maskerade wird sattsam ausgespielt. Sir Johns (Siegfried Schürenberg) Weg zum überalterten Stelzbock zeichnet sich weiter fort, Kinski liefert als phlegmatischer Finsterling eine Vorstudie seiner vierzehn Jahre später folgenden Interpretation des Grafen Dracula und der wie immer tolle Hubert von Meyerinck einen erstklassigen Cameo. Dann gibt es noch die einnehmende Barbara Rütting, die mit ihrem herben bis spitzbübischem Charme die meisten anderen Heldenliebchen bei Wallace nonchalant der Bedeutungslosigkeit unterstellt.
Trotz derlei Pros lässt es sich allerdings nicht fortleugnen, dass die Reihe ihren Zenit ganz allmählich hinter sich zu lassen beginnt.
7/10