„Would it help?“
Bridge Of Spies ~ USA/D/IN 2015
Directed By: Steven Spielberg
New York, 1957: Zunächst eher unfreiwillig nimmt Anwalt James Donovan (Tom Hanks) das Mandat zur Verteidigung eines sowjetischen Spions an, den das FBI verhaftet hat. Dass Rudolf Abel (Mark Rylance) als Kommunist die Todesstrafe verdient, scheint dabei jedem klar, nur Donovan nicht. Dieser verteidigt Abel nach bestem Wissen, Gewissen und mit stichhaltigen Argumenten und schlägt so schließlich eine Gefängnisstrafe für ihn heraus. Kurze Zeit später erweist sich dies als höchst weitsichtig. Der Spionagepilot Francis Powers (Austin Stowell) wird über russischem Staatsgebiet abgeschossen und inhaftiert, fast zeitgleich gerät der US-Student Frederic Pryor (Will Rogers) in Stasi-Gefangenschaft. Donovan wird als Unterhändler nach Berlin entsandt und bewerkstelligt über einige Umwege den Austausch von Abel gegen Powers und Pryor.
Routinekino aus altmeisterlicher Fabrikation. Spielberg will ganz offensichtlich niemandem mehr etwas beweisen und nurmehr unbehelligt sein Handwerk ausüben. So lang dabei noch immer Sehenswertes wie „Bridge Of Spies“ herauskommt ist dagegen nichts zu haben. Allerdings muss die antizipatorische Haltung entsprechend sein: Wirklich umwerfendes Kino darf man aus dieser Richtung kaum mehr erwarten. Seinem aktuellen Film zugrunde liegt ein historisch interessanter Stoff, der von Spielberg mit den nach wie vor großen Augen des nach wie vor überraschten Unterhaltungs-Chronisten aufbereitet wird. Auf der Habenseite stehen demzufolge geflissentliche Spannungsmomente, formaler Perfektionismus, eine nette Lehrstunde zum Kalten Krieg, gute Darstellerleistungen und insgesamt ein Film, dem gewiss niemand böse sein kann. Dem gegenüber befindet sich allerdings eine klaffende Innovationslücke, die im Grunde niemanden überraschen dürfte, der sich mit geschichtlich konnotierten Politdramen aus Hollywood insbesondere der letzten Jahre auch nur ein wenig eingehender befasst.
Angesichts all dessen stellt sich die Frage, ob einem das genügt und man sich mit dem Gebotenen zufrieden geben mag, oder ob man sich von der bald rigorosen Weigerung eines Filmemachers, auf seine alte Tage noch unentflammte Feuer zu schüren, enttäuschen lässt. Glücklicherweise ist ja niemand zu nichts gezwungen, so auch nicht, sich „Bridge Of Spies“ anzusehen. Ob man ihn dann im Nachhinein als eher bereichernd oder auch als redundant einzuordnen geneigt ist, liegt im jeweiligen Betrachterauge. Beides wäre wohl verständlich.
7/10
Das überrascht mich ja jetzt ein wenig, da es so klingt als ob du die letzten Spielberg Filme „nur“ routiniert findest. Dabei ist der Lincoln Film sogar ziemlich weit oben auf deiner Jahresbestenliste gewesen, wenn ich mich richtig erinnere, oder nicht?
Bridge of Spies hat mich tatsächlich überrascht, so ein smarter, lässiger Dialog Film, der von vorne bis hinten nach Ford, Capra und Kramer riecht und dabei die schönste Tom Hanks Figur in nem Spielberg präsentiert. Aber, was schreib ich, ist wahrscheinlich bei dir auch ne 8/10 😉
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„Lincoln“ bildet eine Ausnahme, das hätte ich erwähnen können. Was die „schönste Tom-Hanks-Figur“ bei Spielberg anbelangt, so geht mir aber nix über Viktor Navorski 🙂
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Na, da liegen wir ja fast gleich auf 🙂 Mit der Ausnahme, dass ich diesen „aufrechten“ Mann mit Dauerschnupfen noch ein wenig besser finde als den Flughafen-Hanks 😉
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