SPECTRE

„I just need one more thing.“

Spectre ~ UK/USA 2015
Directed By: Sam Mendes

Ein Einsatz in Mexiko, in dessen Zuge James Bond (Daniel Craig) den Terroristen Sciarra (Alessandro Cremona) erledigt, führt den Agenten zunächst zu Sciarras Witwe (Monica Bellucci) und dann zu dessen Verbindungsleuten, der geheimen Verbrecherorganisation SPECTRE. Deren Vorsitzender wiederum, ein gewisser Franz Oberhauser (Christoph Waltz), ist ein alter Bekannter Bonds – war es doch einst Oberhausers Vater, der den als Kind verwaisten James in seine Obhut genommen hatte. Während Bond zugleich die von Oberhauser aufs Korn genommene Madeleine Swann (Léa Seydoux), die Tochter von Bonds früherem Widersacher Mr. White (Jesper Christensen), beschützen muss, gilt es gleichermaßen, Oberhausers neuesten Plan zu vereiteln: Die Infiltrierung aller großen Geheimdienste der Welt und damit die Verfügbarmachung der wichtigsten, globalen Informationsressourcen.

Erwartungsgemäß kein umwerfender Bond-Film und auch auf dem enger umrissenen Sektor der Craig-Beiträge zur Reihe gewiss keine Epiphanie, kann man „Spectre“ dennoch seine spezifischen Meriten bescheinigen. Diese liegen vor allem darin, sich in weithin gekonnter Form auf die ursprünglichen Qualitäten der Reihe zu kaprizieren, aus dem sich zuletzt manifestierenden, relativ drögen Spionage-Einerlei wieder mehr pulpige Superheldenphantasie herauszuholen und dabei auch wieder mehr Sinn für die gebotene Selbstironie von dereinst an den Tag zu legen. Endlich hat es wieder einen überlebensgroßen, larmoyanten Widersacher zwischen Sadismus und Allmachtsphantasien, der sich zudem als heimlicher Strippenzieher im Hintergrund herausstellt und ja, auch als genau der, von dem es zuvor von offizieller Seite stets hieß, der sei er nicht. Christoph Waltz macht das ziemlich gut und erinnert freilich vor allem an den grandiosen, inoffiziellen Schurken (und Waltzens Landsmann) Klaus Maria Brandauer in „Never Say Never Again“. Dazu gibt es gleich noch den (theoretisch) unfällbaren, stummen henchman Mr. Hinx (Dave Bautista) in der Tradition von Odd-Job, Jaws und all den anderen, der, mit seinem zugigen Ableben die Ahngalerie von Robert Shaw und Julius W. Harris fortsetzend, leider etwas früh scheiden muss.
Wenngleich die „Mission: Impossible“-Filme mit Tom Cruise in gegenwärtigen Tagen längst die bessere Agentenserie repräsentieren, so kann sich Bond zumindest weiterhin als international konkurrenzfähig behaupten. Der Zuschauer erhält ein paar exquisit arrangierte, kernige Actionsequenzen, pompöse Explosionen, Sinn für Exotik, eine nette Gespielin sowie eine Kernstory, die immerhin nicht ganz so egal ist wie die der letzten Filme zuvor. Dem gegenüber steht zwar ein höchst enervierender Titelsong, der gleich nach dem Madonna-Stück „Die Another Day“ auf den untersten Plätzen rangiert, aber damit kann man zähneknirschend leben.
Ob „Spectre“ als Ende der Ära Craig begriffen werden will, lässt sich aus dem Ende nicht recht ersehen, möglich wäre es wohl. Man hörte ja sowohl Craig als auch Mendes zuletzt ziemlich lautstark jammern ob der Strapazen, die so ein Bond-Dreh beinhalte. Am Ende entscheidet darüber wohl wenig mehr denn die Angebotshöhe. Einer sollte aber mindestens noch kommen, denn dann hätte Craig die unliebsamste Phase des Franchise, nämlich die zwischen 1995 und 2002, zu guter Letzt auch in quantitativer Hinsicht überboten.

7/10

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