ROLLING VENGEANCE

„You always meant more to me than your moron brothers.“

Rolling Vengeance (Monster Truck) ~ CAN 1987
Directed By: Steven Hilliard Stern

Der Gebrauchtwagenverkäufer und Kneipenbesitzer Tiny Doyle (Ned Beatty) gilt nebst seinen fünf Bastardsöhnen (Todd Duckworth, Michael Dyson, Hugo Dann, Lawrence King-Phillips, A.C. Peterson) als Schandfleck der Umgebung. In seinem Schuppen fließt der Bourbon in rauen Strömen und Tinys Jungs machen die Straßen vornehmlich in stockbesoffenem Zustand unsicher. Als dabei eines Tages die Frau (Susan Hogan) und die beiden kleinen Töchter (Alyson Court, Marsha Morerau) des Spediteurs Big Joe Rosso (Lawrence Dane) zu Tode kommen und die Doyles hernach im Zuge einer höhnischen Gerichtsverhandlung frei gesprochen werden, ist der Grundstein für eine Familienfehde gelegt. Eine weitere Attacke befördert Big Joe ins Koma. Jetzt gibt es für Joe Rosso Jr. (Don Michael Paul) kein Halten mehr: Mit einem selbstgebauten Monstertruck fährt er auf die Doyles los…

Ein hübscher Rächerfilm, dem es zwar an der kunstvollen Mehrdimensionalität eines „Death Wish“, „Rolling Thunder“ oder „The Exterminator“ mangelt, der aber auch gar nicht mehr sein will als krawallendes, launig-reaktionäres Bollo-Entertainment und der mit dieser unbeschwerten Einstellung durchaus gut von der Stelle kommt, so man sich von seiner üblich ätzenden, aber ohnehin nicht ernstzunehmenden Selbstjustiz-Moritat nicht die Beete verhageln lässt. In seinem „Rolling Vengeance“ appelliert der ansonsten vornehmlich als TV-Movie-Regular anzutreffende Steven Hilliard Stern zumindest oberflächlich an niederste US-Kleinbürger-Instinkte, die hier vor allem ihre Ressentiments gegen dem „White-Trash“-Milieu entstammende Alkohol-Ausschänker (und – Konsumenten) bestätigt finden. Schön, wie der herrlich ironisch aufspielende Ned Beatty als schmalziger Bodensatz amerikanischer Erfolgsgeschichten gleich zu Beginn eine Abordnung der hiesigen Frauen-Anti-Alkoholliga abkanzelt und (fast) noch schöner, wie ihm die gewaltsamen Liquidationen seiner (von unterschiedlichen Frauen stammenden) Rotzlöffel nicht mal ein einsames Tränchen des Trauerns entlocken. Der Gedanke daran, dass sich „Rolling Vengeance“ bloß als sarkastische Bigfoot-Show begreift, gefällt mir. Diese Doyle-Sippe, die neben allen sonstigen Missaktivitäten auch vor Vergewaltigung nicht zurückschreckt, kann man jedenfalls überhaupt nur schwerlich als dem Menschengeschlecht angehörig kategorisieren und insofern begegnen sie dem biblischen Zorn, „Auge um Auge“ etc., auch mit Fug und Recht völlig ungebremst in der ungewöhnlichen Form extradicker Gummireifen, die sie gnadenlos plattwalzen und/oder zerquetschen! Am Ende erweisen sich die zuständigen Cops glücklicherweise als Brüder im Geiste von Vincent Gardenias Lt. Frank Ochoa und lassen Joey Rosso samt Freundin Misty (Lisa Howard) unbehelligt in Richtung Sonnenaufgang abziehen. Recht so, denn wer das Gesetz in die eigenen Hände nimmt und sechs überflüssige Arschlöcher umnietet, die ohnehin längst der Blitz beim Scheißen hätte treffen müssen,  der hat schließlich auch keinerlei eigene Rechtsprechung verdient. Es sei denn die des Allmächtigen. Amen.

6/10

GHOST TOWN

„Time is all we got in Cruz Del Diablo…“

Ghost Town ~ USA 1988
Directed By: Richard Governor

Auf der Suche nach der durchgebrannten, hochzeitsflüchtigen Kate (Catherine Hickland) landet Deputy Langley (Franc Luz) mitten in der Prärie, in dem ausgestorben scheinenden Städtchen Cruz Del Diablo. Doch trotz seines verfallenen Äußeren verzeichnet Cruz Del Diablo noch immer einige Einwohner – Zwischenwesen, die seit über 100 Jahren an die Stadt gebunden sind und nicht ins Jenseits eintreten können. Verantwortlich dafür ist der Desperado Devlin (Jimmie F. Skaggs), der hier mit seinen Männern schaltet und waltet wie er will und dereinst den ihm gegenübertretenden Sheriff Harper (Blake Conway) blutig den Garaus gemacht. Harpers unruhiger Geist betraut nun Langley persönlich mit der Aufgabe, Devlin zur buchstäblichen Hölle zu schicken.

Der Indie ‚Empire‘ hat in den Achtzigern ein paar Genre-Kleinode produziert und/oder verliehen, von denen zwar nicht jedes zum lupenreinen Klassiker avancieren konnte, deren Ausstoß-Gros aber dennoch als liebevoll geklöppeltes Zeitwerk seine Tage überdauert hat. So auch „Ghost Town“, der auf einer Idee von David Schmoeller basiert, von Einmal-Regisseur Richard Governor (den Wiki als ‚Richard McCarthy‘ listet) inszeniert und von Mac Ahlberg photographiert wurde. Geballte Empire-Kreativität also, die sich in diesem vor allem atmosphärisch wertigen Fantasy-Horror-Western niedersetzt. Warum und wieso der böse Bandit Devlin als Zwischengänger das Städtchen Cruz Del Diablo in einem jenseitigen Zwischenstadium festhält, tut letztlich nichts zur Sache; vielmehr soll der Zuschauer den verwirrten Protagonisten Langley auf seiner merkwürdigen Reise ins Mysteriöse begleiten. Da erweisen sich seltsame Personen wie ein blinder Kartengeber (Bruce Glover) als Trugbilder und umgekehrt, präsentieren sich Geisterdamen auf sehnsüchtiger Suche nach körperlicher Zuwendung und können vermeintlich Tote, auf die mit modernen Waffen geschossen wurde, nicht sterben. Im Gegensatz zu seinen Mitgespenstern welkt und west nur Ganove Devlin dahin, was den Maskenbildnern Gelegenheit für sehr schöne Arbeit verschaffte. So kann „Ghost Town“, der glücklicherweise immerhin einen Triumph der Form darstellt, einzig ein Problem nicht verhehlen: Jenes nämlich, dass die von ihm erzählte Geschichte nicht über seine gesamte Laufzeit hin anzieht und es immer wieder ein paar hilflos anmutende Durchhänger zu beklagen gibt, denen selbst der emsige, später zum Co-Regisseur ausgerufene Ahlberg keine Abhilfe verschaffen kann. Als abgeschlossene Episode eines Horror-Serials wie „Tales From The Crypt“ oder „Amazing Stories“ wäre „Ghost Town“ somit mutmaßlich ebenfalls gut aufgehoben gewesen – dann hätte es aber wiederum sicher anderweitige Abstriche gegeben. Ist schon okay so, wie es ist.

6/10

MEMORIAL VALLEY MASSACRE

„You all! Stay together!“

Memorial Valley Massacre (Memorial Day) ~ USA 1989
Directed By: Robert C. Hughes

Pünktlich zur Eröffnung des idyllisch gelegenen „Memorial Valley“-Campingplatzes findet sich der Körper eines toten Hundes im Frischwasserbrunnen. Für den Biologie-Studenten und Ferienjobber David (Mark Mears), Sohn des verbonzten Lokalpolitikers Allen Sangster (Cameron Mitchell), ein erstes Signal, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Tatsächlich folgen weitere, untrügliche Warnungen und schließlich der erste Tote. Wie sich herausstellt, hat der vor siebzehn Jahren gekidnappte und daraufhin verschwundene Sohn (John Caso) des Aufsehers George Webster (John Kerry) überlebt, ist jedoch physisch und psychisch mittlerweile völlig verwildert und betrachtet das gesamte Gelände als sein Privatbiotop…

Vergnügliches aus Billighausen, die 3.675ste: Bei „Memorial Valley Massacre“ handelt es sich um einen ebenso albernen wie himmelschreiend dämlichen Slasher, dessen Mörder-Identifizierung und -Charakterisierung kaum halbgarer hätten ausfallen mögen. Über Ranger Webster erfahren wir, dass er in Vietnam einer ber besten Spurensucher überhaupt war und seit siebzehn Jahren erfolglos durchs Memorial Valley auf der Suche nach seinem verloren gegangenen Filius streift. Dabei haust dieser, ein eher komischer denn tragischer Verschnitt aus Truffauts Wolfsjungen und Kaspar Hauser, bloß in einer dreihundert Meter entfernten Höhle, die zwei halbgescheite Rocker wiederum prompt und rein zufällig beim Durchstreifen des Geländes entdecken. Die Aktionen jenes Irren – mit Filzperücke und Zahnprothese erster (Schul-)Klasse maskiert – bleiben derweil ähnlich mysteriös gefärbt wie sein unschlagbares Verstecktalent. Er ist zwar ein großer Freund kleiner Nagetiere, hackt jedoch bedenkenlos auf menschliche Zeitgenossen ein oder lässt sie auf sonstwelch phantasievolle Arten über die Klinge springen. Der Eremit entpuppt sich dann nach und nach als eine Art Öko-Rächer, der vor allem seine territorialen Ansprüche verteidigt. Dass er einerseits voller Panik auf ein unschuldiges Quad eindrischt wie auf ein Wesen vom anderen Stern und andererseits mühelos einen Bagger bedienen kann, ist wiederum etwas, was man ähnlich stillschweigend hinnehmen muss wie die Tatsache, dass etliche der Opfer des Neotroglodyten problemlos flüchten könnten, jedoch wie angewurzelt stehen bleiben und kreischend und quengelnd ihres tödlichen Schicksals harren. Oder die Aufläufe von Cameron Mitchell (allerdings wie so häufig eher in einem Mini-Cameo) und dem kernigen William Smith, hier immerhin schön selbstironisch unterwegs, der ja auch so gar nichts links liegen lassen konnte. Immerhin in einem Aspekt leistet „M.V.M.“ Ungewohntes: Der Killer (dem als Vertreter ökologischer Balance bizarrerweise eine zumindest nachvollziehbare Agenda untergeschoben wird) darf am Ende gänzlich ungeschoren von dannen ziehen und weiter über sein Tal wachen. Wehe dem, der ihm zu nahe kommt!

4/10

COUNTERFORCE

„See you on the other side.“

Counterforce ~ USA/E/MEX 1988
Directed By: José Antonio de la Loma

Nachdem er sich an die Macht geputscht hat, übt der Diktator (Robert Forster) eines nordafrikanischen Staates ein Terrorregime aus, das wie üblich besonders den US-Behörden ein Dorn im Auge ist. Doch auch der ursprünglich demokratisch gewählte Präsident Dr. Kassar (Louis Jourdan) würde den Despoten gern von hinten sehen. Grund genug für diesen, den im Exil auf den Balearen befindlichen Kassar öffentlich zu bedrohen und Killerkommandos auf ihn und seine Familie zu hetzen. Darauf reagiert wiederum Vince Colby (George Kennedy), Chef und Ausbilder der vierköpfigen Elitetruppe „Counterforce“, die zu Kassars Schutz abgestellt wird und alle Hände voll damit zu tun hat. Als man schließlich Kassars Sohn (Josep Minguell) und Frau (Susana Dosamantes) entführt, wird es ernst für die Counterforce…

Anti-Terror-Experten gehören zum Actionkino wie der Tabernakel zum Altar. Einen im Laufe der Jahre leider etwas aufmerksamkeitsvernachlässigten Vertreter dieses oftmals erquickenden Genrezweigs bildet J.A. de la Lomas auch unter dem schönen spanischen Titel „Escuadrón“ im Umlauf befindlicher „Counterforce“, der geradezu prophetisch den Arabischen Frühling herbeiparaphrasiert und nicht nur titulär deutliche Analogien zum Cannon-Kracher „The Delta Force“ aufweist. Für den mit einer eher schlichten Storyprämisse versehenen, dafür jedoch mit reichlich shootouts angefüllten Film konnten nämlich zwei Golan-Veteranen zum Klassentreffen bewogen werden – Robert Forster, diesmal (trotz fehlender Sonnenbrille) als mehr oder weniger offensichtliches Ghaddafi-Äquivalent zu bewundern und George Kennedy als in Ehren ergrauter Kommissopa, die allerdings leider keine gemeinsame Szene mehr abbekommen haben.
Aus dem gerade fünf Jahre alten Bond-Film „Octopussy“ geben sich Louis Jourdan und Kabir Bedi, vormals noch auf derselben Seite, heuer Todfeinde, ein neuerliches Stelldichein und der mexikanischstämmige Haudegen Hugo Stiglitz ist als gedungener Meuchelmörder im Dauereinsatz. Den Kern bilden jedoch die Titelhelden von der „Counterforce“: Vier beste Kumpels, von ihrem Chef gern, liebevoll und häufig als „Clowns“ bezeichnet und stets großmäulig an bleihaltiger Vollaction interessiert, erhalten ihre Gesichter von Jorge Rivero, Isaac Hayes, Andrew Stevens und Kevin Bernhardt, einer ebenso gut durchgemischten wie für den Aficionado sehenswerten Truppe ergo. Tatsächlich ist es vornehmlich seine illustre und gut aufgelegte Besetzung, die diesem Film sein warmes Leuchten verabreicht, weniger die nicht eben ausgegorene Dramaturgie. Im Prinzip gibt es eine permanente Wiederholungsschleife des immergleichen Kausalitätsschemas: Der sture Kassar und seine liberale Frau bestehen trotz dringlichsten Abratens ihrer Beschützer allenthalben darauf, ihre flammenden, öffentlichen Politreden zu halten und werden dann von der Gegenseite attackiert, die wiederum das (für ein Profiteam nebenbei reichlich inkompetent agierende) Counterforce-Quartett unter Beschuss nimmt. Da die entsprechenden Sequenzen jeweils hinreichend bleihaltig und dynamisch daherkommen, versiegt die aufrichtige Freude des Betrachters dennoch nie zur Gänze.

6/10

THE FALLING

„It’s the same principle.“

The Falling (Alien Predators – …es gibt kein Entrinnen) ~ USA/E 1985
Directed By: Deran Sarafian

Ein unweit von Madrid abgestürztes Skylab der NASA bringt gefährliche, außerirdische Mikroben zur Erde, die den von ihnen infizierten Wirt zunächst wahnsinnig werden lassen, um dann rund 48 Stunden später aus dessen Körper hervorzubrechen und ihn dabei zu töten. Zufällig befinden sich gerade die drei amerikanischen Freunde Michael (Martin Hewitt), Damon (Dennis Christopher) und Samantha (Lynn-Holly Johnson) auf Europatour und kommen mit ihrem Reisebus an dem kleinen Nest Duarte vorbei. Dort kommt ihnen prompt alles etwas merkwürdig vor, und tatsächlich: Die Einwohner Duartes sind durchweg Opfer der parasitären Aliens. Ein ebenfalls zugegener Wissenschaftler (Luis Pendes), der um die extraterrestrische Bedrohung weiß, hilft dem Trio aus dem Schlamassel. Vorläufig…

Das Regiedebüt von Richard C.-Sohn Deran Sarafian, der sich zuvor hier und da als Nebendarsteller betätigte, ist ein nettes, kleines Gürkchen. Mit einer kleinen amerikanischen Crew reiste Serafian in Spanien an, wo er „The Falling“ für den einheimischen Produzenten Carlos Aured inszenierte. Aured beklagte später, er habe einen wesentlich seriöseren Ansatz für das Projekt im Kopf gehabt, der jedoch von der laxen Unerfahrenheit und der allzu großen Freigiebigkeit der US-Teammitglieder torpediert worden sei. Am Ende waren Zeitplan und Budget überschritten und Aured mit den Nerven runter. Der Film hing dann drei Jahre lang in der Postproduktionsschleife, bis er schließlich, in Anlehnung an überaus offenkundige Erfolgsvorbilder unter dem mäßig einfallsreichen Titel „Alien Predator(s)“ veröffentlicht wurde.
Die drei jungen Hauptdarsteller Christopher, Hewitt und Johnson nahmen die ganze Kiste wohl nicht eben ernst und benehmen sich, Erstgenannter allen voran, wie bei einem tatsächlichen Ferienausflug. Dass „The Falling“ dadurch mindestens zu einem Drittel bereitwillige Comedy macht, passt im Grunde auch nur hervorragend zur lustvoll-eklektischen Konzeptfreiheit des Ganzen. Die logisch arbeitende Kognition sollte der wohlmeinende Zuschauer für die Zeit der Spieldauer folgerichtig ad acta legen, da Script und Narration vor losen Enden und Lücken strotzen wie ein ausrangierter Fliegenfänger. So bleiben vor allem ein paar schön eklige Make-Up-F/X hängen und natürlich die fiesen, spinnbeinigen kleinen Biester (wobei hier eigentlich die Singularform zutreffender wäre), deren (bzw. dessen) einzigen vollblütigen Einsatz man sich allerdings für den Post-Showdown aufhob. Eine wirklich hübsche Kuriosität.

5/10

THE VVITCH: A NEW-ENGLAND FOLKTALE

„Corruption, thou art my father!“

The VVitch: A New-England Folktale ~ USA/UK/CA/BR 2015
Directed By: Robert Eggers

Nachdem seine siebenköpfige Familie wegen dünkelhafter Äußerungen aus ihrem befestigten, neuenglischen Siedlerdorf exkommuniziert wurde, entschließt sich Vater William (Ralph Ineson), der herbstlichen Natur zu trotzen und am Rande eines Waldes eine kleine Farm zu bewirtschaften. Doch das Leben erweist sich auch hier als widrig: Zunächst verschwindet Säugling Samuel spurlos und trotz der Beaufsichtigung der Ältesten, Thomasin (Anya-Taylor Joy). Dann zieht die Sünde in Form von Argwohn und Misstrauen ins Haus; man tischt sich gegenseitig Notlügen auf und falsche Verdächtigungen machen die Runde. Der Mais auf dem Feld verfault, die kleinen Zwillinge Jonas (Lucas Dawson) und Mercy (Ellie Grainger) sprechen mit dem Ziegenbock Black Phillip. Thomasins Bruder Caleb will aufgrund der Nahrungsknappheit im Wald jagen gehen und kehrt erst am nächsten Tag nackt und völlig verstört zurück. Bald verdächtigen Vater und Mutter Thomasin, mit satanischen Mächten im Bunde zu stehen…

Überraschend famos gefiel mir dieser be(d)rückend und bedingungslos authentisch gezeichnete Horrorfilm, der mit ausgesucht spartanischen Mitteln ein Maximum an Wirkung erzielt. Der spezielle Kniff des (unbedingt im Auge zu behaltenden) Debütanten Robert Eggers liegt darin, das Publikum auf die Wahrnehmungsebene seiner Protagonisten zu ziehen. Als emigrierte Erzpuritaner flüchten diese sich in eine vollkommen hilflose Welt bedingungslosen Gottvertrauens und Glaubens, wähnen sich als arme, in Sünde gezeugte Sünder, die der täglichen Buße gar nicht genug tun können und so schließlich an ihrem wechselseitigen, durch die lebensfeindliche Wildnis bedingten Misstrauen zerbrechen. Das nämliche Problem: Wer an Gott glaubt, glaubt zwangsläufig auch an den Gefallenen. Und im Wald scheinen Mächte zu hausen, die mit diesem paktieren, oder möglicherweise auch ihr ganz eigenes, paganistisches Süppchen kochen. In jedem Falle sorgt das Spärliche, das Eggers uns preisgibt, für gewaltige Gänsehäute. Oder soll das Publikum am Ende selbst bloß selbst zu Opfern gesteigerten Irrglaubens und irreparabler Ängste gemacht werden? Sind die Bilder von den im Wald lebenden Hexen und ihren bösen Praktiken im Kontext des Films real oder spiegeln sie bloß die unterbewussten, angsterfüllten Seelenabgründe der von Hunger, Hass und Wollust zunehmend gebeutelten Familie wider? Williams Sippschaft sieht sich mit einer geballten Dosis familieninterner Probleme konfrontiert. Das Baby verschwindet (möglicherweise hat es ein Wolf geholt, wenngleich zumindest die in direkter Ereignisfolge kredenzten Bilder weitaus Schlimmeres vermuten lassen), die Zwillinge verirren sich in einer kindlichen Magie- und Phantasiewelt, der junge Caleb spürt erste sexuelle Bedürfnisse und die arme Thomasin als Älteste der Geschwister zerbricht an der ihr auferlegten Verantwortung. Mutter Katherine (Kate Dickie) hängt der Vergangenheit nach und wird zusehends manisch-depressiv, Vater William spürt die allseitigen Einbrüche nebst dem eigenen Versagen, seiner Familie ein angenehmes Leben zu ermöglichen und sublimiert seine sich steigernden Aggressionen durch immer maßlosere Holzhackerei. Im Prinzip wird man demzufolge über die tatsächliche Präsenz übernatürlicher Vorgänge bis zum ausufernd wohlig-grausigen Ende im Unklaren belassen und gerade das zeichnet den extrafeinen „The VVitch“ wiederum ganz besonders aus. Eggers führt uns also zurück zu dem Bildungs- und Erfahrungshorizont der neuenglischen Siedler um 1630 und schafft mit seiner bedingungslosen, penibel-akkuraten Rekonstruktion jenes Zeitkolorits sogar eine derart brillante Suggestion, dass der Rezipient sich tatsächlich bereitwillig darauf einzulassen bereit ist.

9/10

HOSTAGE

„I’ll be back and kill each and every single one of you.“

Hostage ~ SA/USA 1987
Directed By: Percival Rubens/Hanro Möhr

Major Sam Striker (Wings Hauser) gilt als einer der knüppelhärtesten Säbel, die der US-Geheimdienst zu bieten hat. Bei einer Mission im Süden Afrikas kommt er der alleinerziehenden Mutter Nicole (Nancy Locke) und ihrem Sohnemann Tommy (Gerhard Hametner) näher. Als Tommy wegen Nierenversagens dringend in ein US-Krankenhaus ausgeflogen werden muss, fällt dieser Notfall mit einer politisch brisanten Situation zusammen: Eine Gruppe muslimischer Terroristen will einen ihrer inhaftierten Führer frei- und dazu noch ordentlich Dollars erpressen und hijackt ausgerechnet den Flieger, in dem Nicole und Tommy sitzen. Für Striker und seinen ebenso wohlhabenden wie ergrauten Schwiegervater in spe, Colonel Shaw (Kevin McCarthy), die Gelegenheit, sich endlich mal wieder im unsimulierten Nahkampf zu erproben.

Ye goode olde action pal: Loblieder auf den vollkommen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Achtziger-Action-Heros Wings Hauser kann man nie genug anstimmen. So haben bereits Oli und Marcos, die lieben Freunde vom Himmelhunde-Blog, diesbezüglich schon vor einigen Jahren ein Stück weit wertvollster Pionierarbeit geleistet. Fest steht: wer eine auch nur halbwegs ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Genrekino jener just dafür güldenen Dekade sucht oder sich auch nur schlicht und einfach als Chronist betätigen will, der muss zur Kenntnis nehmen, dass Stallone, Arnie, Norris, Bronson oder Dudikoff zwar eine nukleare Stellung bekleiden, unter der glänzenden Oberfläche jedoch noch Sehens- und Bewundernswertes en gros lauert. Auch und insbesondere an Wings Hauser kommt man in dieser Hinsicht nicht vorbei. In den Spätachtzigern machte er, wie manch anderer Hollywood-Akteur auch, einen Ausflug nach Südafrika um mit der dort kurzfristig erstarkten Filmindustrie zu liebäugeln. Heraus kam dabei „Hostage“, ein mehr oder weniger offenes, kleinformatiges Plagiat von Menahem Golans „The Delta Force“, jedoch um Einiges kantiger, schmieriger und unnahbarer als das ohnehin unübertreffliche Vorbild. Bereits die Einführung von Major Sam Striker, die ihn beim unflätigen Willkomm einiger Nachwuchspatrioten auf einer Militärbasis zeigen, verdeutlichen nachdrücklich: Mit diesem Mann ist nicht gut Kirschen essen. Später erweist er sich wiederum als nicht besonders helle, denn viel zu spät erinnert er sich daran, dass einer der ihm bekannt vorkommenden Männer am Flughafen der gesuchte Terrorist Yamani (Ian Steadman) ist, der dann die Entführung des Flugzeugs mit Nicole und Tommy anführt. Glücklicherweise zwingt man den Piloten, den Flieger weiter nördlich zu landen – die ideale Voraussetzung für Striker und ein paar flugs aktivierte Kompagnons, den Kidnappern Saures zu geben. Von den Passagieren müssen derweil einige, die sich mit ihrer passiven Situation nicht zufrieden geben mögen, dran glauben. Eine besonders schöne Rolle hat dabei Karen Black als traumatisierte Erotikfilm-Aktrice Laura Lawrence abbekommen, die mit ihrem (ausnahms- und erfreulicherweise einmal nicht lächerlich gezeichneten) schwulen Agenten (Robert Whitehead) unterwegs ist und, wie dieser, sehr heldenhaft auftreten darf. Da gibt es richtig was mitzufiebern!
Am Ende steht ein durchweg liebenswerter Actioner, der aus seinen bescheidenen Mitteln das Bestmögliche bereitet, hervorragende Spannungsmomente erzielt und schlechthin gute, ehrliche Freude bereitet.

6/10

LEGEND

„Life isn’t always what we want it to be.“

Legend ~ UK/USA/F 2015
Directed By: Brian Helgeland

Im London der sechziger Jahre sind die Zwillingsbrüder Reggie (Tom Hardy) und Ronnie Kray (Tom Hardy) so etwas wie die Popstars der urbanen Verbrecherszene. Als Nachtclubbesitzer geben sie ihren Unternehmungen eine legale Fassade, haben ihre Finger jedoch auch in diversen Schutzgeld-, Schmuggel und Raubunternehmungen. Ihr berüchtigtes Renommee geht sogar so weit, dass der New Yorker Mafioso Meyer Lansky Kontakt zu ihnen aufnimmt und sie als europäischer Ableger in sein Imperium integrieren möchte. Der psychotische und unbesonnene Ronnie jedoch sorgt allenthalben für Negativschlagzeilen und verübt sogar einen Mord in aller Öffentlichkeit. Langsam beginnt sich ein feiner Riss durch die „Karriere“ der Krays zu ziehen, die mit dem Selbstmord von Reggies Frau Frances (Emily Browning) den endgültigen Anfang vom Ende nimmt.

Man kommt, soviel vorweg, als Kenner von Peter Medaks „The Krays“ kaum umhin, Helgelands jüngstes Werk mit diesem im Super-Gangsterfilmjahr 1990 entstandenen Biopic zu vergleichen. Die Differenzen sind augenfällig bis eklatant: Wo Medak sich vor allem für eine psychologische Aufschlüsselung der pathologisch-symbiotischen Zwillingsbeziehung interessierte, die zudem von einem immens matriarchalisch gefärbten Elternhaus verstärkt wird, wählt Helgeland den deutlich konventionelleren Weg des genretypischen, glamourösen „Rise-And-Fall“-Epos, das die frühen Jahre der Krays ausblendet und ausschließlich deren präfinalen Karriereweg nachzeichnet. Als Fenster zu dieser Perspektive wählt Helgeland den Blick der von Reggie umgarnten und schließlich geehelichten Frances Shea, die an der stumpfen, zwischen narzisstisch geprägten und vom (homosexuellen) Bruder Ronnie in emotionaler Abhängigkeit stehenden Persönlichkeit Reggie Krays zerbricht. Trotz ihres späteren Suizids führt Frances als Off-Kommentatorin durch die Wendungen und Schlingen der krayschen Aktivitäten, deren Scheitern letztlich an zweierlei Fakten festgemacht wird: Ronnies immer stärker und weiter ausreißender psychischer Zustand und Reggies Verzweiflung über die brutal gescheiterte Beziehung zu seiner Frances.
Medaks Film hingegen pflegte eine bald kammerspielartige, latente und doch omnipräsente Gewaltatmosphäre, die vor allem Ronnie zur cholerischen, tickenden Zeitbombe stilisierte (derweil Hardy in seiner Doppelinterpretation speziell diesen Part mit viel Engagement, aber auch stets hart an der Grenze zum overacting ausfüllt) und mit der brillanten Billie Whitelaw in der Rolle der übermächtigen Kray-Mutter Violet über ein ganz besonderes, unbequemes Plus verfügte. Bei Helgeland spielt die Beziehung zwischen Mutter (Jane Wood) und Söhnen indes eine stark untergeordnete Rolle, wohl nicht zuletzt, um sich dem möglichen Verdacht einer bloßen Remake-Haltung zu entziehen.
Resümierend erscheint mir Medaks Film als der nachhaltigere, finsterere der beiden, zudem als der in mehrfacher Hinsicht „englischere“, was gerade diesem speziellen Sujet besonders zu Gute kommt. Für Gangsterfilm-Enthusiasten, insbesondere solche britischer Gattungsableger, gewiss dennoch eine zumindest halbwegs lohnenswerte Bank.

6/10

NOMADS

„Did you ever have a dream and not know when it started?“

Nomads ~ USA 1986
Directed By: John McTiernan

Ein verwirrt scheinender, stark verletzter Mann namens Jean Charles Pommier (Pierce Brosnan) wird in die Notaufnahme einer Klinik in L.A. eingeliefert und von der übermüdeten Ärztin Eileen Flax (Lesley-Anne Down) behandelt. Pommier parliert seine letzten Sätze ausschließlich in französischer Sprache und stirbt, nachdem er Eileen kurz zuvor noch eine Schnittwunde zugefügt hat. Fortan durchlebt diese Pommiers letzte Tage in Form von Flashbacks und findet heraus, was ihn getötet hat: Pommier war Anthropolge und einer im Untergrund lebenden Gruppe von Stadtnomaden auf der Spur, hinter deren Identitäten sich geheimnisvolle Inuit-Dämonen verbergen. Deren unangenehme Bekanntschaft macht bald auch Eileen, die unterdessen Kontakt zu Pommiers  Witwe (Anna Maria Monticelli) aufgenommen hat.

Ich hatte McTiernans Regiedebüt bis dato verpasst und mich insofern durchaus auf die lang erwartete Erstbetrachtung gefreut. Leider hat diese mich mittelmäßig enttäuscht zurückgelassen. Von dem in den kommenden Jahren mehr und mehr perfektionierten Händchen des eigenwilligen Regisseurs für aufgeräumte und konzentriert-pointierte Spannungsmomente ist hierin noch nichts zu spüren. Möglicherweise liegt dies vornehmlich im von McTiernan selbst verpassten Script begründet. „Nomads“ stellt eher eine weithin unausgegorene Melange aus lyncheskem Vexierspiel und konfusem storytelling dar, angesichts dessen sich dahinschleppender Entwicklung man irgendwann schlicht resigniert, ermüdet und zwangsläufig das Interesse verliert. Die drei in den Vordergrund gestellten Charaktere, also Pommier, seine Gattin und vor allem die unfällig in den Ereignisstrudel gerissene Eileen Flax evozieren kaum Empathie und bleiben dem Rezipienten weithin gleichgültig; die merkwürdigen Titelfiguren, über deren Motivation man im Grunde nichts erfährt, bewegen sich in einem  fortwährend nebulösen Aktionsrahmen und verlieren somit eine Menge ihrer offensichtlich avisierten Bedrohlichkeit. Viel Rauch um Nichts. Man hätte aus der durchaus  Plot-Prämisse bestimmt weitaus Mitreißenderes destillieren können, als das, was sich hier letzten Endes vor dem Auge des Zuschauers entfaltet. Ein wenig hat mich „Nomads“ zum Einen an Pupi Avatis unheimlichen und ungleich grandioseren Wiedergänger-Film „Zeder“ erinnert sowie zum Anderen an den im selben Jahr entstandenen, zwar um Einiges billigeren, aber dennoch deutlich affizierenderen „Neon Maniacs“ erinnert, der mit einer nicht unähnlichen Geschichte hausieren geht, diese jedoch in einem deutlich weniger bedeutungsschwangeren und daher letztlich auch um Einiges spaßigeren Rahmen fortschreibt.
Über „Nomads“ kann man fürderhin lesen, dass es sich um ein „urban horror movie“ handele. Nachdem ich mit dem Begriff zunächst nichts Rechtes anzufangen wusste, kamen mir bald (teils deutlich) prägnantere Werke wie „Wolfen“„The People Under The Stairs“ oder „Candyman“ in den Sinn. Sollte sich McTiernans Film revisionistisch tatsächlich in einer thematischen Reihe mit diesen durch die Bank schönen, finsteren Großstadtmärchen für Erwachsene wähnen (lassen), so verliert er dann doch big time gegen sie. Ich werde mir „Nomads“ langfristig wohl dennoch ein weiteres Mal ansehen, weil ich mein jetziges Nichtgefallen in Anbetracht der eigentlich nicht zu verachtenden, äußeren values des Films selbst noch nicht recht glauben mag. Sollte ich dann zu einer eminent anderen Einsicht gelangen, melde ich mich zurück.

4/10

DAREDEVIL: SEASON 2

„You’re one bad day away from being me.“

Daredevil: Season 2 ~ USA 2016
Directed By: Phil Abraham/Marc Jobst/Peter Hoar/Floria Sigismondi/Andy Goddard/Ken Girotti/Michael Uppendahl/Stephen Surjik/Euros Lyn

Nachdem Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) ins Gefängnis wanderte, beklagt das organisierte New Yorker Verbrechen ein Machtvakuum. Dieses versuchen sowohl die irische Mafia als auch die Rockergang „Dogs Of Hell“ zu füllen, werden jedoch bald im großen Stil von einem Unbekannten dezimiert. Dieser stellt sich als Kriegsveteran Frank Castle (Jon Bernthal) heraus, den die Medien bald „Punisher“ taufen und der von der Polizei als Massenmörder gesucht wird. Castle hat nach den Morden an seiner Frau und seinen zwei Kindern nurmehr ein Lebensziel: Das Gesetz vollständig in die eigenen Hände zu nehmen und jeden Kapitalkriminellen, dessen er habhaft werden kann, zu liquidieren. Zwar ist auch Matt „Daredevil“ Murdock (Charlie Cox) als Vigilant unterwegs, überlässt die finale Rechtssprechung jedoch nach wie vor dem System. Damit geraten er und Castle in einen kaum zu lösenden Interessenskonflikt. Dennoch richtet sich der Fokus von beiden, wie auch der von dem die Drähte vom Gefängnis aus weiterziehenden Wilson Fisk auf einen geheimnisvollen Heroingroßhändler names ‚Blacksmith‘. Zudem tritt urplötzlich Matts Jugendliebe Elektra Natchios (Elodie Yung) zurück in sein Leben und eröffnet ihm nachträglich, dass sie keineswegs die Frau war, für die er sie einst hielt. Wie Matt wurde auch Elektra als Kind (Lily Chee) von Stick (Scott Glenn) trainiert. Dieser verfolgt eine gezielte Agenda: Die mächtige japanische Ninja-Sekte „Die Hand“ zu zerstören und dafür potenzielle ‚Soldaten‘ auszubilden. Doch Elektra bedeutet mehr für „Die Hand“, als Matt und auch sie selbst zunächst wahrhaben wollen…

Wie bereits die erste Serien-Staffel rekurriert auch diese in erster Instanz auf den prägenden Miller-Run der Comicreihe, diverse mehr oder wenige notwendige Modifikationen jener klassischen Storys wiederum eingeschlossen. Mit dem kostümierten Profikiller Bullseye verzichtet das Format auf eine wichtige und prägende Figur, die den (natürlich nur vorübergehenden) Tod von Elektra auf dem Gewissen hat. Während der Film von 2003 diese eine Feinheit noch beachtete, wählt die Serie einen wohl der Kompaktheit geschuldeten, komplexitätsentschlackten Weg für die eminente Entwicklung des Charakters Elektra. Dafür ebnet sie mit dem Punisher Frank Castle der wohl kontroversesten kontroversen Gestalt des Marvel-Kosmos den überfälligen Weg ins MCU, die nach drei differenten Kino-An- und Einsätzen (die ich jede auf ihre Weise als gelungen erachte) eine weitere, passende Inkarnation durch den Darsteller Jon Bernthal erhält. Wie zu vernehmen ist, plant Netflix wohl in absehbarer Zeit eine eigene Serie für den schießwütigen Racheengel, der man angesichts seiner jüngsten Neudefinition wohl mehr denn entspannt entgegenblicken darf. Leider tritt die freundschaftliche Beziehung zwischen Murdock und Foggy Nelson nebst einer weiteren empfindlichen Krise etwas in den Hintergrund, derweil der Charakter von Karen Page (Deborah Ann Woll), die etwas widersprüchliche Sympathien für Castle hegt und sich neuerdings als Journalistin verdingt, vertieft wird. Der teilweise Personalwechsel auf dem Regiestuhl scheint für frischen Wind zu sorgen; mit einigen schicken, wohlchoreographierten Plansequenzen, einem deutlich gesteigerten Aktions- und Gewaltfaktor sowie einem Plus an Schauplätzen müht „Daredevil“ sich um einen gesteigerten Qualitätsfaktor und liebäugelt per aufreizendem Wimpernaufschlag mit seinen großen Cousins und Cousinen aus der Welt der Kino-Blockbuster. Dafür reicht es – zumindest in punkto Breitärschigkeit – zwar noch nicht ganz, Herz und Seele der Reihe jedoch verstärken sich im Rahmen der zweiten Season nochmals und heben sie damit sogar leicht über die ohnehin bereits starke erste.
Abermals vor allem für die traditionsverhafteten Anhänger der auftretenden Figuren ein Erlebnis, nach dessen Komplettierung man gleich weiterschauen möchte.

9/10