LEGEND

„Life isn’t always what we want it to be.“

Legend ~ UK/USA/F 2015
Directed By: Brian Helgeland

Im London der sechziger Jahre sind die Zwillingsbrüder Reggie (Tom Hardy) und Ronnie Kray (Tom Hardy) so etwas wie die Popstars der urbanen Verbrecherszene. Als Nachtclubbesitzer geben sie ihren Unternehmungen eine legale Fassade, haben ihre Finger jedoch auch in diversen Schutzgeld-, Schmuggel und Raubunternehmungen. Ihr berüchtigtes Renommee geht sogar so weit, dass der New Yorker Mafioso Meyer Lansky Kontakt zu ihnen aufnimmt und sie als europäischer Ableger in sein Imperium integrieren möchte. Der psychotische und unbesonnene Ronnie jedoch sorgt allenthalben für Negativschlagzeilen und verübt sogar einen Mord in aller Öffentlichkeit. Langsam beginnt sich ein feiner Riss durch die „Karriere“ der Krays zu ziehen, die mit dem Selbstmord von Reggies Frau Frances (Emily Browning) den endgültigen Anfang vom Ende nimmt.

Man kommt, soviel vorweg, als Kenner von Peter Medaks „The Krays“ kaum umhin, Helgelands jüngstes Werk mit diesem im Super-Gangsterfilmjahr 1990 entstandenen Biopic zu vergleichen. Die Differenzen sind augenfällig bis eklatant: Wo Medak sich vor allem für eine psychologische Aufschlüsselung der pathologisch-symbiotischen Zwillingsbeziehung interessierte, die zudem von einem immens matriarchalisch gefärbten Elternhaus verstärkt wird, wählt Helgeland den deutlich konventionelleren Weg des genretypischen, glamourösen „Rise-And-Fall“-Epos, das die frühen Jahre der Krays ausblendet und ausschließlich deren präfinalen Karriereweg nachzeichnet. Als Fenster zu dieser Perspektive wählt Helgeland den Blick der von Reggie umgarnten und schließlich geehelichten Frances Shea, die an der stumpfen, zwischen narzisstisch geprägten und vom (homosexuellen) Bruder Ronnie in emotionaler Abhängigkeit stehenden Persönlichkeit Reggie Krays zerbricht. Trotz ihres späteren Suizids führt Frances als Off-Kommentatorin durch die Wendungen und Schlingen der krayschen Aktivitäten, deren Scheitern letztlich an zweierlei Fakten festgemacht wird: Ronnies immer stärker und weiter ausreißender psychischer Zustand und Reggies Verzweiflung über die brutal gescheiterte Beziehung zu seiner Frances.
Medaks Film hingegen pflegte eine bald kammerspielartige, latente und doch omnipräsente Gewaltatmosphäre, die vor allem Ronnie zur cholerischen, tickenden Zeitbombe stilisierte (derweil Hardy in seiner Doppelinterpretation speziell diesen Part mit viel Engagement, aber auch stets hart an der Grenze zum overacting ausfüllt) und mit der brillanten Billie Whitelaw in der Rolle der übermächtigen Kray-Mutter Violet über ein ganz besonderes, unbequemes Plus verfügte. Bei Helgeland spielt die Beziehung zwischen Mutter (Jane Wood) und Söhnen indes eine stark untergeordnete Rolle, wohl nicht zuletzt, um sich dem möglichen Verdacht einer bloßen Remake-Haltung zu entziehen.
Resümierend erscheint mir Medaks Film als der nachhaltigere, finsterere der beiden, zudem als der in mehrfacher Hinsicht „englischere“, was gerade diesem speziellen Sujet besonders zu Gute kommt. Für Gangsterfilm-Enthusiasten, insbesondere solche britischer Gattungsableger, gewiss dennoch eine zumindest halbwegs lohnenswerte Bank.

6/10

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