„Bassie, you’re my savior!“
Shout At The Devil (Brüll den Teufel an) ~ UK 1976
Directed By: Peter R. Hunt
Deutsch-Ostafrika, 1913: Durch einen fiesen Trick sichert sich der versoffene Wilderer Flynn O’Flynn (Lee Marvin) die Mitarbeit des britischen Aristokraten und Aussteigers Sebastian Oldsmith (Roger Moore) bei seinem jüngsten Coup, der vorsieht, möglichst viel Elfenbein aus dem Territorium des Gebietsverwalters Fleischer (Reinhard Kolldehoff) abzugreifen. Fleischer, längst ein alter Intimfeind O’Flynns, kommt den beiden auf die Spur und sorgt dafür, dass ihr kleines Küstenboot versenkt wird. Als Oldsmith O’Flynns Tochter Rosa (Barbara Parkins) kennenlernt, verlieben sie sich und heiraten, nicht eben zu Gefallen des knauserigen alten Säufers, der Oldsmith immer wieder zu gefährlichen Unternehmungen anstiftet. Als der Krieg ausbricht – Oldsmith und Rosa haben gerade eine kleine Tochter bekommen – geht Fleischer prompt rigoros gegen die verhassten Widersacher vor. Bei einem durch ihn in Abwesenheit der Männer initiierten Überfall auf O’Flynns auf portugiesischem Staatsgebiet befindlicher Farm stirbt das Baby. Da kommt der trauernden Familie der Plan der Briten, das kaiserliche Kriegsschiff ‚Blücher‘ ausfindig zu machen und zu versenken, gerade recht. Als Gebietskundige bieten O’Flynn und Schwiegersohn Oldsmith sich für den Auftrag an, zugleich die Möglichkeit, sich an Fleischer zu rächen.
Peter Hunts dritte Regiearbeit, ein seinem Titel angemessen wildes Kriegsabenteuer, erfreut sich vor allem der sagenhaften Kombination Marvin – Moore, zweier Darsteller, die in jeder Hinsicht gegensätzlicher kaum sein könnten und genau daraus eine wunderbare Chemie beziehen. Vor allem die zweieinhalbstündige Langfassung bietet dem Publikum ein emotionales Wechselbad – der Film beginnt als luftige Gauner- und Glücksritterkomödie vor historischem Kolorit und verändert dann zum letzten Drittel hin sukzessive seine Tonart, um schließlich in eine ebenso spannende wie leidenschaftlich vorgetragene Rachegeschichte zu münden. Personell stellvertretend für diese Partiturverschiebung steht die Figur des feisten deutschen Obersten Fleischer, von Reinhard Kolldehoff, der schon als SA-Scherge in Viscontis „La Caduta Degli Dei“ ganz phantastisch war. Findet sich Fleischer anfänglich noch als eher komische Bismarck-Karikatur mitsamt Zwirbelbart und Pickelhaube gezeichnet, dessen Rivalität mit dem notorischen Lumpen und Wilderer O’Flynn eher einem spaßigen Katz-und-Maus-Spiel gleicht, erhält er pünktlich zum Kriegsausbuch quasi die Legitimation, sich zu einem barbarischen Fanatiker zu entwickeln, der selbst den Tod eines Babys hinnimmt, ohne mit der Wimper zu zucken. Damit sind die Bestie Krieg auch in der zuvor noch von einer bald knuffigen Atmosphäre geprägten, beschaulichen kleinen WG der Familie O’Flynn/Oldsmith und ihrer eingeborenen Freunde (besonders liebenswert: Ian Holm als stummer, arabischer Diener) angekommen und ihre Mitglieder somit zur endgültigen Parteinahme gezwungen, wo zuvor noch vorrangig auf Elefanten geschossen wurde. Auch für Hunts Inszenierung bedeutet diese dramaturgische Entwicklung eine rigide Zäsur, der Film wird härter und deutlich blutiger. Dass auch Marvin und Moore jenen Fortlauf sozusagen widerspruchslos mittragen, spricht wiederum für die hohe Qualität ihres Engagements. Ein immens kantenreiches Werk, einem gewaltigen Kanonenschuss nicht unähnlich und für Freunde der beteiligten Darsteller sowieso absolut verpflichtend.
8/10