„Dr. Milford is dead!“
Terminal Island (Männer wie Tiger) ~ USA 1973
Directed By: Stephanie Rothman
Um dem Steuerzahler Geld zu sparen, hat die US-Regierung sich entschlossen, die Todesstrafe überstaatlich abzuschaffen und entsprechend abgeurteilte Schwerverbrecher auf eine Insel vor der kalifornischen Küste zu verbannen, wo sie für den Rest ihrer Zeit bei regelmäßigen Verpflegungslieferungen auf sich selbst angewiesen sind. Aktuell kommt die knallharte Carmen (Ena Hartman) auf das Eiland und wird sogleich mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut gemacht: Die einschließlich ihr selbst vier anwesenden Damen haben den Herren in jedweder Form zu Diensten zu sein. Chef der kleinen Sozietät ist ein Psychopath namens Bobby (Sean Kenney). Schließlich spaltet sich eine kleine Gruppe inklusive der Frauen ab und flieht in den Wald, wo man, gut versteckt, längere Zeit von Bobbys Schergen unbeobachtet überleben kann. Als die traumatisierte Bunny (Barbara Leigh) in Bobbys Hände fällt, heißt es für die Abtrünnigen, endgültig Farbe zu bekennen.
Ein Grindhouse-Klopper par excellence, sozusagen ein Musterbeispiel der Gattung. Dass mit Stephanie Rothman ausgerechnet eine Frau hinter „Terminal Island“ steckt, mutet zunächst leicht befremdlich an, macht den Film dann aber umso sympathischer. In ihrer kurzen, nur acht Jahre dauernden Schaffensphase hat Roth, nach eigenem Bekunden allerdings eher zu ihrem persönlichen Unwillen, ausschließlich Exploitation-Filme gemacht, die gerade soviel Feminismus walten ließen, wie es die zumindest oberflächlich auf ein primär männliches, zudem politisch desinteressiertes Publikum zugeschnittene Gattung eben noch gestattete. Dennoch: ihre Protagonistinnen waren durchweg geistig und körperlich selbstbestimmte Frauen mit Herz und Hirn, die sich ihrer (nichtsdestotrotz gern hervorgezeigten) Haut bestens zu wehren wussten. „Terminal Island“ verzichtet dann auch auf ethnische oder geschlechtliche Dünkel. Auf dieser Todesinsel sind alle gleicher und wer nicht lernt, sich gütlich arrangieren zu können oder gar mit der Vormachtsstellung des Despoten liebäugelt, der muss über kurz oder lang dran glauben – ironischerweise geht damit das Konzept der festländischen Machthabenden zumindest bis zu einem gewissen Grade auf. Nichtsdestotrotz darf damit gerechnet werden, dass die Überlebenden jener Meuterer wider die Normen der Obrigkeit sich nach ihrem kleinen, gewonnenen Bürgerkrieg am Ende ein hübsches, privates Inselparadies Marke Pitcairn aufbauen werden – das erste Knacki-Baby lässt bereits auf sich warten. Gelebter Sozialismus unter miesen outcasts. Außerdem begegneten sich die jungen Tom Selleck (in der besten Rolle des gesamten Films nebenbei) und Roger E. Moseley hier bereits zum ersten Mal, bevor sie sieben Jahre später auf einer anderen Pazifikinsel gemeinsam auf Ganovenjagd gehen sollten. Und dass „Terminal Island“ mitsamt seinem dystopischen Überbau diverse Nachfolger von „Turkey Shoot“ über „No Escape“ bis hin zu „Battle Royale“ zumindest indirekt partiell beeinflusst hat, sollte spätestens nach obiger Beschreibung wohl keiner zusätzlichen Erwähnung bedürfen.
Prima – und insbesondere in der launigen deutschen Vertonung ein Volltreffer.
8/10