„This is my house!“
The Conjuring 2 ~ USA/CA 2016
Directed By: James Wan
Nachdem das Parapsychologen-Ehepaar Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) dem berüchtigten Lutz-Haus in Amityville einen Besuch abgestattet hat, im Zuge dessen Lorraine in Kontakt mit einer besonders diabolischen Präsenz getreten ist, soll eigentlich Schluss sein mit der gespenstischen Berufung. Doch es wartet schon der nächste Einsatz: Im Londoner Stadtteil Enfield sehen sich die alleinerziehende Mutter Peggy Hodgson (Frances O’Connor) und ihre vier Kinder mit einem üblen Geist konfrontiert, der es vornehmlich auf die jüngere Tochter Janet (Madison Wolfe) abgesehen hat. Im Auftrag der Kirche sollen die Warrens feststellen, ob der bereits globales Medienecho evozierende Fall tatsächlich übernatürliche Ursachen hat oder lediglich von den Hodgsons inszeniert wird. Vor Ort stellt das Paar bald fest, dass ein vormaliger, verstorbener Bewohner des Hauses, ein knittriger alter Herr namens Bill Wilkins (Bob Adrian), sich weigert, die Schwelle zum Jenseits zu überschreiten, sich noch immer im Haus daheim wähnt und daher die Familie terrorisiert. Doch immer wieder gibt es Hinweise darauf, dass Peggy und Janet möglicherweise zumindest teilweise Narretei betreiben. Es ist fast schon zu spät, als Lorraine doch noch erkennt, dass der Geist Bill Wilkins‘ bloß eine Marionette für jenen weitaus schlimmeren Dämon darstellt, dem sie bereits im Amityville begegnet ist und der es auf ihren Mann Ed abgesehen hat: den höllischen Valak (Bonnie Aarons)…
Nun geht auch das auf authentischen Vorbildern basierende Ehepaar Warren in die zweite Runde bei James Wan – und das in recht ausuferndem Maße, zumindest in Anbetracht der exorbitanten Spielzeit von gut 130 Minuten. Nach dem sechs Jahre zuvor spielenden Erstling sowie dem ersten Spin-Off um die darin vorkommende Puppe Annabelle verschlägt es die bereits zusehends unter ihren Konfrontationen mit dem Bösen leidenden Warrens nach Europa, wo sie einer sozial benachteiligten Familie zur Hilfe eilen. Mehr noch als im Vorgänger ergeht sich die Geschichte sehr detailliert darin, Lorraine und Ed als Seelsorger auch in Privatangelegenheiten zu charakterisieren. Die arme Peggy wurde mitsamt ihren vier Kids vom Ehemann sitzengelassen und muss sich nun allein durch die thatcherisierte Prekariatsgesellschaft plagen. Dass den Kindern der Vater fehlt, bemerkt Ed nur allzu schnell und stimmt mit einer alten Klampfe schnulzige Elvis-Songs an, ganz zum Verzücken von Mutter und Gattin. „The Conjuring 2“ nimmt sich ungewöhnlich viel Zeit für derlei figurale Ausarbeitungen und mildert somit den unregelmäßig aufflackernden Terror durch die insgesamt drei (!) vorkommenden Spukgestalten stark ab. Man könnte diese Hergehensweise gehässigermaßen als viewer fishing bezeichnen – hier wird die Angel nach Zuschauerschaften ausgeworfen, denen konsequentere Genrekost zu involvierend ist und die vielleicht zwischendurch gern was fürs Herz haben; sprich: der nach jump scares und blutigen Fratzen lechzende Genre-Aficionado kann mehr oder weniger beruhigt auch seine Freundin und deren kleine Schwester mit ins Kino bringen.
Ich finde das etwas schade, denn ein Verzicht auf diverse, aufweichende Faktoren zugunsten einer Straffung um die durchaus angenehm gruseligen Kernelemente hätte aus „The Conjuring 2“ einen wirklich guten Film destillieren können. Leider jedoch fehlt ihm der Mut zur Zuspitzung und Konsequenz. Dabei hat es so schöne Ideen – der zum Leben erwachte, animierte „crooked man “ aus dem Zoetrop der Kinder etwa ist eine Art naher Verwandter des „Babadook“ und als solcher durchaus überzeugend, der sich als höllische Nonne ausstaffierende Valak (um den soeben auch schon wieder ein eigener Film herumkonstruiert wird) schaut zwar ein wenig aus wie Marilyn Manson, kann aber trotzdem als sehr fiese Höllenentität überzeugen. James Wan ist nun ganz bestimmt kein Innovator, aber das, was er zusammenzimmert, bleibt zumindest stehen und kippt nicht gleich wieder um. Ob da nun Schmu und Schmäh um Freundschaft, Verständnis, Zuneigung und all solchen Kram wirklich am korrekten Platze sind, sei dahingestellt. Vierzig Minuten Entschlackung und ein demzufolge infernalischeres Spectaculum hätten mir jedenfalls mehr gegeben.
7/10
3 Gedanken zu “THE CONJURING 2”