„Ghosts don’t exist.“
Lights Out ~ USA 2016
Directed By: David F. Sandberg
Für den kleinen Martin (Gabriel Bateman) gehören Horror und Schlaflosigkeit zum Tagesgeschäft: Außer ihm und seiner Mutter Sophie (Maria Bello) lebt nämlich in dem beschaulichen Vorstadthaus noch eine weitere Frau namens Diana (Alicia Vela-Bailey). Bei dieser handelt es sich mitnichten um ein irdisches Wesen, sondern um eine dämonische Entität, die ausschließlich in Dunkelheit und Schatten lebt, sich darin fortbewegt und ihre finstere Macht daraus bezieht. Sobald eine Lichtquelle scheint, ist Diana weder sichtbar noch kann sie etwas bewirken. Als Martins ältere Stiefschwester Rebecca (Teresa Palmer), die sich vor Jahren von Sophie abgewandt hat und in vollen Zügen das Leben einer bindungsscheuen Libertinen genießt, von Martins seltsamem Verhalten über die Schulschwester (Andi Osho) Wind bekommt, will sie dem Jungen unbedingt helfen. Denn auch sie hat dereinst als Kind (Amiah Miller) bereits ihre Erfahrungen mit der bösen Diana gemacht, die von dem plötzlich wachsenden Interesse um ihre ektoplasmische „Person“ alles andere als begeistert ist…
Wie der – um es gleich vorweg zu nehmen, ebenfalls bei Cronenbergs Manifestations-Schrecken wurzelnde, weitaus gelungenere – „The Babadook“ präsentiert sich „Lights Out“ als ein psychologisch geprägter Horrorfilm, dessen übersinnliche(r) ProtagonistIn seine/ihre gesamte Macht und Existenzgrundlage aus der seelischen Disposition einer nachhaltig gestörten Frau bezieht. Hier ist Maria Bello die instabile Person, eine depressive, lebensabgewandte und einsame, zweifache Mutter Ende 40, die aus einer lange zurückliegenden, stationären Therapie einen bitteren Schuldkomplex mitgebracht hat, der sich in der übersinnlichen Gestalt Dianas inkarniert und sie seither quasi auf Schritt und Tritt begleitet. Was sich für Sophie als längst gewohntes, wenngleich unangenehmes Alltagsgeschick darstellt, versetzt ihre beiden Kinder von unterschiedlichen Vätern seit eh und je in hilflos-lähmendes Grauen. Weder ist es ihnen möglich, Dianas Macht über Sophie zu brechen, noch ihrer Mutter sonstwie zu helfen. Die eigentliche Schrecknis liegt also weniger in den bösartigen Aktionen Dianas (als Monster der Dunkelheit genrekonventionell zerzaust, bewährt mit langen Krallen und sich blitzschnell fortbewegendes Gespenst dargestellt), denn in der Verdammung zur Unfähigkeit, ein geliebtes Familienmitglied aus seiner desolaten Situation herausholen zu können. In der Suchtpsychologie bezeichnet man derartiges als Co-Abhängigkeit. Durch die verzweifelten Versuche, dem betroffenen, geliebten Menschen auf alle möglichen Arten zu helfen, leistet man dessen Krankheit nur noch größeren Vorschub. Das lässt sich über Umwege auch auf das klassische Krankheitsbild der Depression übertragen: Wirkliche Abhilfe für sein Leiden kann der/die betroffene PatientIn sich letzten Endes nur durch Einsicht und aus eigener Kraft verschaffen. So endet denn „Lights Out“ auch mit recht bedrückender, tatsächlich jedoch einzig folgerichtigen Konsequenz. Dass dazwischen ein Geister (bzw-. Geistes-)Wesen sein handlungsübliches Trara veranstaltet, gehört nun mal eben zwangsläufig zum Wesen dieses Films, der dadurch allerdings nicht eben interessanter wird. Man muss ergänzend dazu in Betracht ziehen, dass das gesamte Projekt „Lights Out“ letztlich auf einem gleichnamigen, bereits 2013 von Sandberg inszenierten Kurzfilm fußt, der den spektakulären Haupteffekt um das bereits größtmöglich destilliert und hinlänglich pointiert präsentierte. Ich bin mir nicht sicher, ob der zwingende Ballast eines/dieses ganzen Lang-Features jene grundlegende Idee entscheidend aufwertet, geschweige denn, ob er genügend Futter für ein weiteres Franchise aufbieten kann…
6/10