Zitat entfällt.
La Chiesa (The Church) ~ I 1989
Directed By: Michele Soavi
Über einem bereits seit dem Mittelalter existenten Massengrab, voll von den toten Mitgliedern einer paganistischen Kultgemeinschaft, errichteten die für das Massaker zuständigen Ritter einst eine Kirche. In der Gegenwart öffnet der neugierige Bibliothekar Ewald (Tomas Arana) mithilfe eines zuvor von der Restauratorin Lisa (Barbara Cupisti) entdeckten Pergaments ein im Keller des Gemäuers befindliches Siegel, womit das unter ihm lauernde Böse freie Bahn erhält und umgehend von Ewald Besitz ergreift. Zugleich versperrt ein Automatismus sämtliche Türen der Kirche, so dass die momentan darin anwesenden Personen, darunter eine Schulklasse und eine Hochzeitsgesellschaft, eingeschlossen und mit den Mächten der Finsternis konfrontiert werden. Während die dämonischen Kräfte einem Virus gleich immer mehr der Gefangenen infizieren, gibt es für den alten Dompropst (Feodor Chaliapin Jr.) nurmehr die letzte Option, das vormalige Gotteshaus komplett zum Einsturz zu bringen, um die Ausbreitung des Bösen zur Außenwelt hin zu verhindern. Ein junger Priester (Hugh Quarshie) tut derweil alles, um die Menschen in der Kirche zu retten.
Als offizielles Zweitsequel zu Lamberto Bavas „Dèmoni“ hat „La Chiesa“ mit diesem und dem ersten Nachfolger nicht mehr allzu viel gemein. Zu nennen wären da vielleicht die Mitwirkung Dario Argentos als einer Art grauer Eminenz im Hintergrund und Ideenlieferant, eine deutsche Großstadt als Handlungsort sowie eher zufällig freigesetzte Höllenmächte, die nach Weiterverbreitung streben. Darin erschöpfen sich bereits die Parallelen. Zumindest Argento-Eleve Michele Soavi, der vormals auch bei Joe D’Amato als 2nd-Unit-Director unter dem bärigen Pseudonym „Mike Soft“ gearbeitet hat, dürfte aber ohnehin als Letztes im Sinn gehabt haben, irgendeine fremdinstallierte Grundidee fortzuführen. Leider zerfällt sein Film, dem man die ihm innewohnende Ambition dennoch zu jeder Sekunde anmerkt, in zahllose kleine Splitter, die am Ende zu einem recht unförmigen Ganzen zusammengeleimt wurden. Laut der imdb haben nicht weniger als acht Autoren am Script zu „La Chiesa“gewerkelt, in der Regel kein gutes Zeichen. Dass Soavi selbst darunter noch nichtmal aufgeführt ist, lässt sich nicht minder ernüchternd an. Und tatsächlich schert sich der Film bald nicht mehr um atmosphärische Stringenz oder so etwas wie einen kompakten Anstrich; er löst sich, ebenso wie die von ihm verhandelte Realität innerhalb der Kirche, mehr und mehr auf und zerfasert in diverse, kleine Baustellen, die die Kognition des Zuschauers zusehends ignorieren und schließlich gänzlich erlahmen lassen. Stattdessen folgen Szenenmontage und Diegese willkürlichen Assoziationsketten und ziemlich selbsträsonistisch angelegten Bewusstseinstranszendierungen; der Rezipient wird darüberhinaus irgendwann im nebulösen Stich gelassen. Das ist speziell in diesem Falle besonders schade, denn so Vieles stimmt an „La Chiesa“, von dem titelgebenden, unheimlichen Sakralbau (die St.-Nikolai-Kirchenruine in Hamburg) über Soavis Geschick, Plätze und Kulissen zu inszenieren bis hin zum erlesenen Score und zur grandiosen Effektarbeit. Das entstandene Missverhältnis gilt es, zähneknirschend hinzunehmen, hieße es andernfalls doch, einen der interessantesten italienischen Genrebeiträge der Spätachtziger zu verbrämen.
6/10