„Sometimes, Asham, a man must make a little trouble.“
The Prodigal (Tempel der Versuchung) ~ USA 1955
Directed By: Richard Thorpe
Palästina, 70 Jahre vor Christi Geburt. Der stolze Hebräer Micah (Edmund Purdom) rettet dem fliehenden, stummen Sklaven Asham (James Mitchell) das Leben. Dessen früherer Herr Nahreeb (Louis Calhern), Religionsstifter in Damaskus, will diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und macht Micah mit der Hohepriesterin Samarra (Lana Turner) bekannt. Micah verfällt der schönen Heidin vom Fleck weg, lässt sich vom protestierenden Vater (Walter Hampden) die Hälfte seines Erbteils auszahlen und reist gemeinsam mit Asham Samarra nach Damaskus hinterher. Dort wird er bald zum Spielball von Nahreebs intriganten Spielchen, endet schließlich als Sklave im Kerker und führt seine Leidensgenossen zu einer Revolte, die Nahreeb, Samarra und auch deren falsche Götzen Astarte und Baal entmachtet.
Klump im Quadrat, aber natürlich sehr sehenswerter! Wer sich für großkotziges Sandalen- und insbesondere Bibelkino made in Tinseltown begeistern kann, für den führt kein Weg an „The Prodigal“ vorbei. Das neutestamentarische „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ wurde hier von der MGM, ganz zeitgemäß, verwurstet, um dem hoffnungslos Ausgelieferten gleich mehrere der zehn Gebote, dringlichst formuliert in stolzem CinemaScope, zurück ins Gedächtnis zu rufen. Dazu bedurfte es natürlich einiger perfider Mittel. Für Edmund Purdom, dem es par tout nicht gelingen wollte, zum Star monumentaler Hollywood-Epen aufzusteigen und der in späteren Karrieretagen in allerlei kreuzberüchtigter Italo-Ware zu sehen sein sollte, bildete die Hauptrolle in Thorpes reißerischem Schmarren nur einen weiteren Pflasterstein über den Atlantik. Lana Tuner zeigt vor allem viel Bein, mag sich ansonsten aber nicht recht entscheiden, ob sie nun die verruchte Ränkeschmiedin oder doch eher die dümmliche Märtyrerin zum Besten gibt. Sehr viel vergnüglicher nehmen sich da die Auftritte der älteren Herrschaften aus, darunter Calhern, Francis L. Sullivan, Cecil Kellaway und Henry Daniell, die „The Prodigal“ dann doch noch das rechte Maß ironischer Distanz verabreichten, um ihn respektabel zu machen. Persönliche Höhepunkte bilden ansonsten eine spektakuläre Statue des Fruchtbarkeitsgottes Baal, die ihn aussehen lässt wie einen dämonischen Höllenbuddha, ein flammendes Loch im Tempelboden, aus dem jedesmal, wenn einer hereinplumpst, die fröhlich die Lohe schießt sowie ein Duell Purdoms mit einem künstlichen Geier, der denkt, er müsse ihn umgehend fressen, nur weil er in einer Grube mit Skeletten landet. Das spartakische Finale schließlich wirkt so aufgesetzt wie dümmlich, aber das tut diesem bunten Film dann doch wieder wohl – weil es ihm völlig gerecht wird.
6/10