TONY ROME

„This isn’t a family. It’s just a bunch of people living at the same address.“

Tony Rome (Der Schnüffler) ~ USA 1967
Directed By: Gordon Douglas

Alles beginnt ganz harmlos für den Ex-Cop, Privatdetektiv und Hobbyangler Tony Rome (Frank Sinatra): Er soll die stockbetrunkene Diana Pines (Sue Lyon) nach Hause bringen, ohne dass ihr einflussreicher, reicher Vater Rudy Kosterman (Simon Oakland) erfährt, wie und wo sie die letzte Nacht verbracht hat. Die Sache verkompliziert sich, als Diana Tony bittet, eine kostbare Diamantenbrosche, die sie in jener Nacht verloren hat, aufzutreiben. Plötzlich gibt es mit Tonys früherem Partner Turpin (Robert J. Wilke) den ersten Toten und die bald wiederauftauchende Brosche erweist sich als billiger Glasschmuck. Offenbar lässt jemand die Familienjuwelen sukzessive durch Imitate ersetzen. Tony hat rasch Kostermans Gattin Rita (Gena Rowlands) in Verdacht. Das Glamour-Girl Ann (Jill St. John) ist ihm bei der Aufklärung behilflich…

In unmittelbarem Schulterschluss um den stockernsten New Yorker Polizeifilm „The Detective“ fertigte das selbe Team zwei deutlich luftigere, vom swingenden Spirit der Spätdekade beseelte Detektivkomödien um p.i. Tony Rome an, der aus der Feder von Marvin H. Albert stammt. Rome war eine Art Philip Marlowe für die Sechziger: Ein Zyniker, Zocker, permanent abgebrannt, kaum einen Drink ausschlagend, scharfsinnig und mit einem besonderen Augenmerk für weibliche Hinterteile ausgestattet. Sein Einsatzgebiet ist Miami Beach, wo er wahlweise mit Kapitänsmütze oder pork-pie-hat seine ihn stets geflissentlich anödenden Fälle in Unweite seines Domizils, einer kleinen Motoryacht, zu lösen pflegt. In Lieutenant Santini (Richard Conte) von der hiesigen Polizei hat er einen permanent genervte, aber immer loyale Verbindung zu den offiziellen Stellen. Die sich etwas kompliziert gestaltenden Abläufe seiner kriminalistischen Ermittlungen hat er von den hard-boiled-Autoren der dreißiger und vierziger Jahre übernommen, bei denen sich der Plot gewohnheitsmäßig ebenfalls immer weitr verkomplizierte, bis der Durchblick schwerfiel und am Ende die meisten Beteiligten im Leichenschauhaus gelandet waren. Ganz so heftig geht es bei Tony Rome nicht zu; es gibt zwar auch hier ein paar unglückselige Ableben zu betrauern, diese werden innerhalb der gepflegt-distanzierten Dramaturgie jedoch bestenfalls per Schulterzucken quittiert. Sinatra ist zwar nicht mehr der Jüngste, da man weiß, dass vor allem die besonders coolen Privatdetektive jedoch ohnehin jeweils nur das nötigste Mindestmaß physischer Aktivität walten lassen (man sieht sie selbst höchst selten die Zigaretten anzünden, welche sie doch im Kettenbetrieb verkonsumieren), verlangt nieman Unmögliches von ihm. Für alles andere gibt es (gut erkennbare) Stuntleute.
„Tony Rome“ mit seinem von Sinatra-Tochter Nancy gesungenen (und Lee Hazlewood komponiertem) Titelsong ist ein unaufgeregter, gepflegter Detektivspaß, der niemandem weh tut und am Ende für alle, selbst für den überlebenden Ganoven, einen erklecklichen Abgang bereithält. Nur Rome muss neuerlich die dumme Erfahrung machen, dass der glückliche Spieler eben anderswo Pech hat. Aber er würde auf seine alten Tage vermutlich ohnehin nicht mehr gern so frequentiert rangenommen werden wollen wie sein flitterwöchnender Hafennachbar (Vorsicht, running gag!)…

7/10

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