SMOKEY AND THE BANDIT

„For the good old American life. For the money, for the glory, for the fun and… mostly for the money.“

Smokey And The Bandit (Ein ausgekochtes Schlitzohr) ~ USA 1977
Directed By: Hal Needham

Die beiden Kumpel Cledus (Jerry Reed) und Bandit (Burt Reynolds), absolute Spitzenleute am Steuer und legendäre Profis, wenn es darum geht, verblödete Highway-Polizisten an der Nase herumzuführen, lassen sich anheuern, um eine illegale LKW-Ladung Bier von Texas nach Georgia zu transportieren. Auf dem Weg sackt Bandit die Beinahe-Braut Carrie (Sally Field) ein, was deren designierten Schwiegervater Sheriff Buford T. Justice (Jackie Gleason) schwer auf die Palme bringt. Gemeinsam mit seinem lieben, aber hoffnungslos dämlichen Filius Junior (Mike Henry) jagt er dem rasenden Trio nach…

Die im Süden beheimateten US-Amerikaner lieben ihre Regionen teilweise noch immer dermaßen unbeeinträchtigt, als habe es die letzten 160 Jahre nicht gegeben. Hin und wieder schafft es die Popkultur dann sogar, jener verqueren Heimatromantik ein gemeinhin akzeptiertes Denkmal zu setzen – wenn es besonders gut läuft, sogar eines, das auch abseits der primären Zielgruppe Liebhaber findet. Die „Smokey And The Bandit“-Filme, zumindest die ersten, von Hal Needham inszenierten beiden, zählen zu diesen exotischen Ausnahmeerscheinungen. Die Kunst liegt darin, heimliche Bögen zu spannen und fast unmerklich feine Verbindungsstricke zu den Yankees zu knüpfen. Burt Reynolds und Jerry Reed sind zwar durch und durch Rebellen der alten Schule, die das Hemd in der Jeans tragen, große Gürtelschnallen, Cowboystiefel; ihren Stetson nur in Ausnahmefällen ablegen und ausschließlich Country’n Western hören, sie leisten sich jedoch auch recht moderne Extravaganzen. Zum Beispiel sind sie weder Rassisten, noch durch inzestuöse Hillbilly-Gene allzu kognitionsgetrübt. Zu Hal Needhams Überzeugungsarbeit gehört, dass er solche Dinge wenn schon nicht allzu deutlich überbetont, so doch zweifelsfrei in sein im Prinzip völlig inhaltsloses road movie einfließen lässt. Ein anderes Kaliber ist da schon Jackie Gleason als vollgefressener Redneck-Cop mit Schweinsvisage: Dass der Texaner ist, nimmt man ihm umgehend ab, er repräsentiert Berufsstand und Herkunft qua mustergültig. Er reiht sich nahtlos ein in seine schikanierende Ahngalerie von J.W. Pepper bis hin zu Lyle Wallace. Umso schelmischer erfreut man sich daran, wie er unentwegt reingelegt wird und den Kürzeren zieht, ohne jemals zu einer veritablen Bedrohung für die Helden zu werden. Tatsächlich entpuppen sich Sheriff Justice und sein Sohn, der seine stoisch stupide Freundlichkeit selbst im Angesicht der unablässigen Beleidigungskanonaden seines Dads wahrt, sogar als wesentlichster Motor für den Humor des Films, ähnlich wie später Kirk Douglas in „The Villain“, der dasselbe Konzept unter umgekehrten Voraussetzungen verfolgt.
Dennoch bleibt meine unumstößliche, innige Verbundenheit mit Needhams beiden „Cannonball Run“-Filmen von dem ach so tollen Hecht Bandit völlig unbedroht. Da gibt’s mal nix.

7/10

THE ALLIGATOR PEOPLE

„I’ll kill you, Alligator Man!“

The Alligator People (Im Sumpf des Grauens) ~ USA 1959
Directed By: Roy Del Ruth

Just an seinem Hochzeitstag verschwindet Paul Webster (Richard Crane), Ehegatte der hoffnungslos überrumpelten Joyce (Beverly Garland), spurlos aus dem Zug.
Die verzweifelte Suche Joyces führt sie Monate später mitten in das Sumpfgebiet Louisianas, zu der Plantage „The Cypresses“, wo angeblich Pauls Familie ansässig sein soll. Die Hausherrin Mrs. Hawthorne (Frieda Inescort) erweist sich als recht abweisend Joyce gegenüber und behauptet, Paul nicht zu kennen. Doch die Wahrheit lässt sich nicht lang verleugnen: Paul wurde einst Opfer eines schweres Flugunfalls, der ihn bis zur Unkenntlichkeit entstellte. Der Zellenforscher Dr. Sinclair (George Macready) vermochte Paul zwar gänzlich wiederherzustellen, jedoch nur befristet. Macreadys „Kur“ bestand darin, Paul (und andere Unfallopfer) mit Alligatoren-Hormonen zu behandeln. Einige Zeit später jedoch durchbrach die Echsen-DNA ihr menschliches Exterieur und die Patienten verwandelten sich in schuppige Alligator-Menschen. Eine letzte Behandlung mit Kobalt-Bestrahlung könnte den ersehnten Heilprozess nach sich ziehen, doch der versoffene Plantagen-Angestellte Manon (Lon Chaney Jr.) hat mit Paul noch eine Rechnung offen…

Dieses kleine SciFi-Drama, von der Fox als companion piece zu Edward Bernds „Return Of The Fly“ produziert, weist mancherlei Ähnlichkeiten zu seinem Gegenstück auf. Hier wie dort geht es um unglückselige Personen, die sich aufgrund missglückter, wissenschaftlicher Versuche in Tier-/Mensch-Hybriden verwandeln und mit ihrem schrecklichen Schicksal hadern. Die Forschung wird dabei jeweils als Fluch wider Willen denunziert – gut gemeint und zu gemeinprofitablem Wohle bestimmt, wenden sich die Experimente gegen sämtliche ihrer Teilnehmer bzw. Initiatioren und ziehen sie ins Verderben. Sowohl in „Return“ als auch in „The Alligator People“ trägt ferner noch jeweils ein zusätzlicher, humaner Störfaktor zum Misslingen der Chose bei – hier ist es Lon Chaney Jr., wie häufig in späteren Karrierejahren und angesichts persönlicher, ungesunder Vorlieben nicht ganz von ungefähr als tumber Suffkopf dargestellt, der nach dem Genuss seines Selbstgebrannten auf besonders dumme Ideen kommt. Am Ende ist nicht ganz klar, ob jener Cajun Manon oder Dr. Sinclairs Fehlkalkulation die finale Transformation auslösen; in jedem Falle ist der tragische Alligatormann mit Echsenkopf und Gummi-Overall  ein unbedingtes Muss für jedweden Freund angenehmer, klassischer Monster-Unterhaltung, die in diesem Falle, auch wenn sich nach der Lektüre der filmischen Prämisse sicher anderes vermuten lässt, durchaus gediegen aus der Kurve kommt. Dazu trägt auch die dramatisierende Rahmenhandlung bei, in der sich zwei Psychiater (Bruce Bennett, Douglas Kennedy) von der hypnotisierten, amnesischen Joyce Webster ihre traurige Geschichte anhören und eine professionelle Entscheidung darüber zu treffen haben, ob sie sie weiterhin ihrem unbewussten Verdrängungsmechanismus anheim stellen dürfen.

7/10

ROBIN AND THE 7 HOODS

„Oh boy! I’m a hood!“

Robin And The 7 Hoods (Sieben gegen Chicago) ~ USA 1964
Directed By: Gordon Douglas

Chicago zur Zeit der Prohibition. Nachdem der Emporkömmling Guy Gisborne (Peter Falk) die städtische Polizei in die Tasche gesteckt und dafür gesorgt hat, dass der alte Gangserpatriarch Big Jim Stevens (Edward G. Robinson) an seinem Geburtstag das Zeitliche segnet, schwingt er sich zum neuen Boss der Bosse auf und verlangt von sämtlichen Berufsgenossen saftige Gewinnbeteiligungen. Der Einzige, der sich weigert, mitzuspielen und Gisborne unverzagt entgegentritt, ist Big Jims Ziehson Robbo (Frank Sinatra). Zusammen mit seinen Leuten baut sich Robbo ein öffentliches Image als Wohltäter auf. Schließlich muss er nicht nur Gisborne Einhalt gebieten, sondern auch Big Jims machthungriger Tochter Marian (Barbara Rush)…

Zusammen mit Lewis Milestones zwei Jahre zuvor entstandenem „Ocean’s Eleven“ wohl DER große Rat-Pack-Film, der Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Bing Crosby (im Zuge seines letzten Leinwandauftritts) bei dem zeigt, was die Herren mit am Besten konnten: Aus halbweltlichem Schmus eine locker-flockige Angelegenheit machen und dann darüber und dazu singen, tanzen und lachen.
Im Gegensatz zu Milestones Film ist „Robin And The 7 Hoods“ nun allerdings vor allem ein Musical mit ein paar wirklich schönen Gesangsnummern („My Kind Of Town“, „Mr. Booze“ und vor allem „Style“ zeigen die Vegas-Künstler in Bestform), das primär auf Äußerlichkeiten Wert legt. Dass das Ganze zudem als Gangster-Verballhornung der klassischen „Robin Hood“-Geschichten gedacht ist, gerät sehr rasch zur ignorierbaren Nebensache: Im Grunde erschöpfen sich die Analogien sowieso auf die Rollennamen der Mitspieler und die Tatsache, dass der (pseudo-)historische Guy von Gisbourne ebenso wie der im Film ein noch weitaus größerer Outlaw und Hundsfott war als sein Konkurrent Robin von Locksley.
Ansonsten konzentriert sich hier alles auf Manschetten und Gamaschen, gute Laune und flotte Rhythmen. Dabei ist die positiv anmutende Grundstimmung des Films in Wahrheit ebenso artifiziell wie seine gesamte Szenerie; die Dreharbeiten wurden nämlich von der Ermordung John F. Kennedys überschattet, von Sinatras Streit mit seinem vormaligen Freund und Kennedy-Schwager Peter Lawford, der wiederum auf einen abgesagten Besuch des Präsidenten bei Sinatra zurückging, sowie von der Entführung des damals 19-jährigen Frank Sinatra Jr.. Einige der am Film beteiligten Künstler äußerten im Nachhinein, dass die Fertigstellung und Veröffentlichung angesichts all dieser herben Störfaktoren einem Wunder gleichgekommen sei.

7/10