DON’T KNOCK TWICE

„She lied!“

Don’t Knock Twice ~ UK 2016
Directed By: Caradog W. James

Nachdem sie vor Jahren wegen ihrer Drogensucht ihre Tochter Chloe (Lucy Boynton) in staatliche Obhut geben musste, will Künstlerin Jess (Katee Sackhoff) das mittlerweile fast erwachsene Mädchen nun wieder zurück in ihre Obhut nehmen. Chloe jedoch will zunächst nichts von ihrer Mutter, die mit einem wohlhabenden neuen Mann (Richard Mylan) zusammenlebt, wissen. Das ändert sich rasch, als Chloe infolge einer dummen Mutprobe die Aufmerksamkeit eines weiblichen Dämons auf sich zieht. Sie flieht in Jess‘ großzügiges, rurales Anwesen, wo sie sich zunächst sicher glaubt, doch auch hierhin verfolgt sie das grauenhafte Wesen. Jess, die ihrer Tochter tapfer zur Seite steht, stellt derweil Recherchen an, um was es sich bei der übernatürlichen Kreatur wirklich handelt und wie man sie am Besten wieder loswird….

Den aus walisischer Produktion stammenden „Don’t Knock Twice“ hätte ich mir vor allem deutlich stringenter und kompakter gewünscht. Leider jedoch handelt es sich bei James‘ Film um einen jener diversen einfallslosen Geisterfilm-Vertreter, denen es am Ende bloß darum geht, das gruselige Parawesen (in diesem Falle niemand Geringere als die legendäre Baba Yaga) möglichst prominent in Szene zu setzen und eine hohe Frequenz an jump scares abzuliefern. Diese recht zahlreich bemühte Masche erweist sich in meiner Wahrnehmung als zunehmend kontraproduktiv, da eher kleine,  Genrebeiträge wie dieser ja wohl doch von einem eher „exklusiven“ und zwangsläufig erfahrenem Publikum gesehen werden, das aufgrund der immergleichen Bemusterung ebenjener Filme allerdings kaum mehr die gewünschte Affizierung wird vorweisen können. Durchschaubarkeit, Vorhersehbarkeit und Gewohnheitsmäßigkeit ersticken da zu großen Teilen die unablässige Lust am wohligen Grauen. Gewiss stammt dies ursprünglich aus gut gemeinter Initiation, aber man weiß ja hinreichend um das entsprechende Gegenteil desselben.  Zudem wirkt „Don’t Knock Twice“ zuweilen sehr einfältig in Bezug auf die umständliche Konstruktion seiners Plots. Nachdem die dysfunktionale Mutter-/Tochter-Beziehung etabliert wurde, geht es mit einer „Candyman“-artigen Geisterprämisse weiter („Klopfst du zweimal, kommt ‚Ginger‘ dich holen! Buh!“), die sich dann in den üblichen Geistererscheinungsfloskeln ergeht. Die Oberdämonin findet sich in diesem Zuge als spinnenartige Krabbelkreatur gestaltet, die eigentlich viel kann, aber natürlich doch nicht genug, um ihre sinistren Ziele vehementer, sprich: schneller umzusetzen. Beinahe dümmlich wird es dann, wenn durch Fehlverdachtsmomente und sinistre Intrigen aus dem Geisterreich versucht wird, dramaturgische Cleverness zu erzeugen. All das hätte es nicht gebraucht, hätte sich da nur etwas mehr der Mut zur Konzentration auf Wesentliches ausschlaggebender Kreativfaktor durchgesetzt. So jedoch bleibt lediglich unbefriedigendes Mittelmaß.

5/10

WE ARE STILL HERE

„We’ll fix it.“

We Are Still Here ~ USA 2015
Directed By: Ted Geoghegan

Massachusetts, Winter 1979: Um den Unfalltod ihres Sohnes Bobby zu verwinden, zieht das Ehepaar Sacchetti, Anne (Barbara Crampton) und Paul (Andrew Sensenig), aufs Land. Gleich beim Einzug meint die sensible Anne, Signale von Bobby aus dem Jenseits zu erhalten. Ein Besuch der Nachbarn McCabe (Monte Markham, Connie Neer), im Zuge dessen die Sacchettis von der eher beunruhigenden Historie ihres neuen Eigenheims erfahren, wirkt sich indes ebenso verwirrend auf sie aus wie der trotz der niedrigen Temperaturen stark aufgeheizte Keller, in dem sich ein nach dem Rechten sehender Elektriker (Marvin Patterson) schwer verbrennt. Als mit den Lewis‘ (Lisa Marie, Larry Fessenden) ein befreundetes Ehepaar mit spirituellen Fähigkeiten zu Besuch kommt, bricht die Hölle los…

Ted Geoghans Debütfilm erweist sich als stark nostalgisch gefärbtes Genreschmankerl mit Geistern, Fluch und Splatter, an dem das Meiste stimmt. Geoghan hat seine Arbeit insbesondere als Reminiszenz an die Spätsiebziger- und Frühachtziger-Ära angelegt. Für die Fotografie wählte er eine sehr authentisch stimmende, blasse Farbgebung und sanfte Weichzeichneroptik, der Kernplot um eine einst von argwöhnischen Kleinstadtbewohnern gelynchte Familie, die seither im Drei-Dekaden-Rhythmus nach dem Blut einer Familie verlangt, um dann wieder besänftigt ins Zwischenreich zurückzukehren, erinnert ebenfalls an viele der Grusel- und Haunted-House-Filme jener Tage. Das Fluch-, Schuld- und Rachethema verfehlt gerade weil es so gut abgehangen ist und nicht in jedem zweiten der mittlerweile ja wieder zunehmend invasiv auftretenden Dämonenstücke bemüht wird, nicht an vertrauter Wirkung. Allerdings äußern sich die Attacken der Dagmars, so der Familienname der einstmals verbrannten Unglückseligen, nicht durch Spuk und Besessenheit – sie manifestieren sich vielmehr als verkohlte, funkensprühende Zombies, die ihre Opfer mittels gewaltiger Körperkraft auseinanderreißen, zerquetschen oder zerfetzen, was den Effektmeistern hinreichend Anlässe für kernige Sauereien verschafft und den alten gorehound in unsereinem juchzen lässt. Mit Barbara Crampton, Lisa Marie und dem trotz seines Alters gegenwärtig wieder viel beschäftigten Monte Markham stand Geoghan dazu noch sympathische Traditionsprominenz zur Seite, mit denen das Wiedersehen stets Freude bereitet.
Prima!

8/10