„I just happen to be an eccentric.“
The Sound And The Fury (Fluch des Südens) ~ USA 1959
Directed By: Martin Ritt
Es ist schon eine höchst seltsame Konstellation, die da gemeinsam auf dem alten, maroden Compson-Anwesen in Jefferson, Mississippi, haust. Da wäre zunächst die quirlige, aber selbstbewusste junge Quentin (Joanne Woodward), die ohne Eltern auskommen muss, mehr oder weniger sich selbst überlassen ist, gern die Schule schwänzt und durch die umliegende Gegend tingelt. Ihre beiden Onkel Howard (John Beal), ein Vollalkoholiker vor dem Herrn, sowie der geistig schwerstbehinderte Ben (Jack Warden) leben ebenfalls im Haus, dazu noch deren Stiefbruder Jason (Yul Brynner), wenngleich quasi Angestellter im eigenen Geschäft der Einzige, der etwas Geld nach Haus bringt und sich als eine Art „Notpatriarch“ wähnt, Jasons ewig keifende Mutter (Françoise Rosay), und schließlich die farbige Haushälterin und gute Seele Dilsey (Ethel Walters) nebst ihren zwei Enkeln T.P. (Bill Gunn) und Luster (Steven Perry), der wiederum allein auf weiter Flur sich mit dem armen Ben versteht. Als Quentins ehedem durchgebrannte Mutter Caddy (Margaret Leighton) wieder aufkreuzt und das Mädchen mit einem Kirmesburschen (Stuart Whitman) durchbrennen will, spitzt sich die ohnehin permanent angespannte Lage nochmals dramatisch zu.
„The Sound And The Fury“ ist ein Film, mit dem niemand, der in seinen Kreativprozess involviert war, sich im Nachhinein als rundum zufrieden erwies. Basierend auf William Faulkners gleichnamigem Roman, jener immerhin ein Stück amerikanische Vorzeigeliteratur des vergangenen Jahrhunderts, wurde der Film von Martin Ritt für die Fox inszeniert. Die Geschichte wurde stark komplexitätsreduziert sowie um einige tragende Figuren erleichtert und in die erzählzeitliche Gegenwart verlegt. Aus der von Yul Brynner gespielten Hauptfigur Jason, eigentlich leiblicher Sohn des verstorbenen Familienoberhaupts, wurde aus offensichtlichen Gründen ein Stiefonkel für Quentin, was deren latente Romanze natürlich weitaus weniger kontrovers erscheinen lässt. Der für das Script wiederum hinzugedichtete Säufer Howard repräsentiert gewissermaßen den herausgestrichenen Vater Jason Sr.. Martin Ritt meinte im Nachhinein, er sei „nicht der Richtige für Faulkners Sprache“, Joanne Woodward, die mehrfach bei Ritt spielte, fragte sich, warum der Regisseur diesen Film überhaupt angegangen sei und auch viele Kritikersprachen sich vehement gegen ihn aus. In der Tat gibt es einige akute Unebenheiten; die episodische Erzählweise mag sich mit dem Drehbuch nicht recht arrangieren, einige Handlungselemente wirken unfertig, angerissen und nicht auserzählt, Yul Brynner macht seine Sache zwar gut, wirkt aber nicht verletzlich genug für seinen Part. Dennoch hat mir „The Sound And The Fury“ mehr als gut gefallen. Das mag damit zusammenhängen, dass ich grundsätzlich sowieso ein Faible für epische Southern Gothic im Kino habe und ein Film innerhalb diesen cineastisch ohnehin prinzipiell dankbaren Sektors schon verdammt viel vor die Wand fahren muss, um mich zu verlieren. Da sind aber auch Charles G. Clarkes phantastische Bilder der zerfallenden, mitunter auf den Kopf gedrehten Südstaatenkultur und Alex Norths wunderbare Musik. Elemente, die unweigerlich bei der Stange halten und Ritts Werk eigentlich für jeden begeisterten Chronisten dieser filmischen Subgattung letzten Endes zumindest teilweise zu einem Gewinn machen sollten.
8/10