DEMONS OF THE MIND

„I have been led here, I have work to do. But what?“

Demons Of The Mind (Dämonen der Seele) ~ UK 1972
Directed By: Peter Sykes

Tiefste, deutschsprachige Provinz, irgendwann im frühen 18. Jahrhundert: Baron Zorn (Robert Hardy) fürchtet um die geistige Gesundheit seiner beiden Kinder Emil (Shane Briant) und Elisabeth (Gillian Hills), die er als Erbträger der schweren, psychischen Erkrankung seiner Frau (Sidonie Bond) wähnt, welche sich dereinst unter Bezeugung der Kinder das Leben nahm. Eine Mordserie rüttelt bereits die Gegend wach; die angrenzend lebenden Dorfbewohner sprechen hinter vorgehaltener Hand von Dämonen, die ihr Unwesen treiben sollen. Als alle Aderlässe und Hausarreste keine Besserung versprechen, ruft der Baron die Therapeuten Falkenberg (Patrick Magee) und Richter (Paul Jones) herbei. Können sie den Geschwistern helfen?

Das Jahr 1970 bildete gewissermaßen ein Schallmauer betreffs des Ausstoßes der englischen Produktionsfirma Hammer. Die bunten, stark kontrastierten Bilder der um allerlei Monster und Vampire kreisenden Werke der fünfziger und sechziger Jahre, wichen ebenso wie die schwarzweißen Scope-Kadragen um in den Wahnsinn getriebene Verschwörungsopfer jener typisch blassen, ausgeblichenen wirkenden Fotografie, die man gemeinhin mit dem britischen Filmschaffen der folgenden Dekade assoziiert. Reeves‘ bitterböser „The Witchfinder General“ hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Mit dem formalen Wandel folgte auch eine mentale Umorientierung, für die „Demons Of The Mind“ ein rechtes Paradeexempel abgibt: Inhalt und Narration ordnen sich einer oftmals delirierenden, fiebrigen Atmosphäre unter, in der dekadente Blaublütige dem ihren Stande inhärenten Irrsinn anheim fallen, irrational agieren und zu Mördern werden.
Die Geschichte des Geschlechts derer von Zorn ist zugleich die Geschichte des Zerfallens der Aristokratie und ihrer Privilegien – Inzestuöse Gelüste und Blutrunst greifen um sich, derweil das einfache Volk sich zur Revolte aufschwingt, um dem seit Generationen zunehmend kritisch beäugten Treiben der Feudalherrscher ein gewaltsames Ende zu bereiten. Die Psychoanalyse beginnt zwar, unter nicht minder hilflosem Zweifel erste Hilfestellungen feilzubieten; diese müssen sich ihre Akzeptanz jedoch erst noch erobern.
„Demons Of The Mind“ mit der Erwartung eines logisch konzipierten, kausalen Ablaufs zu begegnen, erweist sich als wenig erfüllender Ansatz. Man findet sich rasch verloren in den Wirrungen der von Sykes recht expressiv Dargebotenen. Vielmehr bebildert der Regisseur die verdrehten Hirnwindungen seiner geistig angegriffenen Protagonisten, spielt mit allerlei Symbolen und ungewöhnlichen Einstellungen und lässt inmitten dieser Hardy und Magee in wie üblich der Verzweiflung naher Hilflosigkeit in ihr Verderben rennen.

7/10

CHILDREN OF THE CORN III: URBAN HARVEST

„Let the harvest begin!“

Children Of The Corn III: Urban Harvest (Kinder des Zorns III – Das Chicago-Massaker) ~ USA 1995
Directed By: James D.R. Hickox

Zwei der überlebenden Gatlin-Kinder, Eli (Daniel Cerny) und sein älterer Stiefbruder Joshua (Ron Melendez), werden Hals über Kopf von dem kinderlosen Ehepaar Porter aus Chicago adoptiert. Während der weltoffene Joshua sich rasch an die juvenilen Gepflogenheiten der Großstadt anpasst und Freunde findet, pflegt Eli weiterhin die alten „Gewohnheiten“, zu denen auch der umgehend erfolgende Anbau einer Maiskultur auf einem leerstehenden, an den Familiengarten angrenzenden Fabrikgelände gehört. Während Amanda Porter (Nancy Lee Grahn) rasch Angst vor Elis auffälligem Verhalten bekommt, ist ihr Gatte William (Jim Metzler) höchst begeistert von dem widerstandsfähigen Getreide, das hinter seinem Haus wächst und stielt bereits einen Deal ein, selbiges in alle Welt zu verschiffen. Derweil schart Eli eine neue Kultgemeinde um sich und huldigt mit dieser dem bereits lauernden Maisdämon „Der, der hinter den Reihen wandelt“.

Ein ordentlicher Schwung aufwärts gelang Anthony-Bruder und Douglas-Sohn James D.R. Hickox hinsichtlich des „Corn“-Serials nach David Prices eher unmotiviertem, müden Erstsequel mit dieser zweiten, um einiges spektakuläreren Fortsetzung. Die Grundidee, den Maiskult aus der ruralen Umgebung des Mittleren Westens in die Großstadt zu hieven, erweist sich als sinnstiftend und treffend und findet sich durch den Einfall, den Mais auf einer Industriebrache anzupflanzen, wiederum hübsch angereichert. Mit dem von dem dreizehnjährigen  Jungdarsteller Daniel Cerny angemessen diabolisch gespielten Eli gibt es einen würdigen Nachfolger zum seligen Isaac, dessen bösartiger Habitus hervorragend mit seinem netten Erscheinungsbild kontrastiert. Besonders der schwelende Konflikt zwischen Eli und dem Schulpfaffen Nolan (Michael Ensign), der ihn bald durchschaut und dessen Kirche Eli später übernimmt, weiß zu gefallen, bis es im Finale dann ordentlich kracht: Endlich bekommt man „Den, der hinter den Reihen wandelt“ zu Gesicht – ein gewiss nicht durchweg ganz reibungslos animiertes, aber vielleicht gerade deswegen besonders illustres, unförmiges Monster, das sich rigoros durch die Belegschaft seiner verblendeten Anhänger pflügt. Eine konkreter bebilderte Warnung vor kritiklosem Sektierertum wird man im Genrefilm schwerlich finden.

5/10

CHILDREN OF THE CORN II: THE FINAL SACRIFICE

„For everything, there is a season.“

Children Of The Corn II: The Final Sacrifice (Tödliche Ernte – Kinder des Zorns II) ~ USA 1992
Directed By: David Price

Die überlebenden Kinder aus Gatlin, Nebraska, Schauplatz eines im sektiererischen Wahn verübten Massenmords, werden von den Bewohnern des Nachbarorts Hemingford in Obhut genommen. Dem stehen ein paar Einwohner wie die alte Mrs. Burke (Marty Terry) überaus skeptisch gegenüber – machen sie doch eben die Gatlin-Kinder für die blutigen Geschehnisse verantwortlich. Der zufällig durchreisende Klatschreporter Garrett (Terence Knox) und sein ihn begleitender Sohn Danny (Paul Scherrer) werden mitten in die Ereignisse gezogen, die nicht nur die sinistren Halbwüchsigen, sondern auch einen Skandal um den Verkauf fauler Maiskolben beinhalten. Zudem ist „Der, der hinter den Reihen wandelt“ nicht weit…

Ganze acht Jahre nach der immerhin noch etwas stimmungsvoll gefertigten Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King machte sich das just gegründete, auf phantastische Stoffe abonnierte Weinstein-Studio Dimension daran, ein Franchise rund um die parareligiös verbrämten Satansblagen vom Stapel zu lassen. „Children Of The Corn II“ war zugleich auch der letzte Film der mittlerweile sieben Sequels und ein TV-Remake umfassenden Serie, dem ein Kinostart vergönnt wurde. Dabei fällt jene erste Fortsetzung gleich ziemlich albern aus: Um den sich als nicht sonderlich spannungsträchtig erweisenden Hauptplot um den infantilen Maiskult ein weiteres inhaltliches Mosaiksteinchen zuzusetzen, schrieben die Autoren ihm eine Geschichte um verschwörerische, kriminelle Landwirte nebenher, hinter denen sich die Stadtoberen von Hemingford verbergen. Die zu einem Quintett anwachsenden Helden bekommen es daher gleich mit zwei Übelswurzeln zu tun, was dennoch keinerlei Anlass zu visuellen Sensationen bietet. Abgesehen von ein paar wenigen netten Ideen und S-F/X bleibt alles so flach und dörr wie der Mittelwesten im Hochsommer. Die geflissentlich bedrohliche Atmosphäre des Originals weicht einem ordinären Slasherkonzept, das sich primär um den bösen Micah (Ryan Bollman) und seine ihm hörigen Jünger schart, wie sie sich ihrer unbequemen erwachsenen Gegner und Mitwisser entledigen. Ein altkluger Indianer (Ned Romero), der natürlich die übersinnliche Essenz hinter den Ereignissen durchblickt, darf dabei ebensowenig fehlen wie love interests für Vater und Sohn nebst den Zug sträflich ausbremsenden Romantikszenen.
Wer gern wissen möchte, warum die Neunziger im Genresektor vielerorts als „most boring deacde“ erachtet werden, der findet hier ein durchaus passendes Indiz. Kein Werk zum Blumentöpfe gewinnen.

3/10

SEVEN THIEVES

„So you’re American, aren’t you?“

Seven Thieves (Sieben Diebe) ~ USA 1960
Directed By: Henry Hathaway

Auf Einladung seines alten Freundes Theo Wilkins (Edward G. Robinson) hin kommt Ex-Con Paul Mason (Rod Steiger) nach Monte Carlo. Wilkins, genannt „Der Professor“, konfrontiert Mason ziemlich unmittelbar mit einem von ihm minutiös ausgetüftelten Plan – gemeinsam mit fünf Helfern (Joan Collins, Eli Wallach, Alexander Scourby, Michael Dante, Berry Kroeger) will er den Tresor eines mondänen Küstencasinos plündern. Nach einigem anfänglichen Zaudern erklärt sich Mason bereit, bei der Sache mitzumachen.

Ein formal eher routiniertes Werk von Regie-Allrounder Henry Hathaway, der eine Art Bindeglied zwischen den häufig fatalistisch endenden urban heist movies der orginären Noir-Welle wie „The Asphalt Jungle“ oder „The Killing“ und den flockigeren, oftmals mit komödiantischer Verve und exotischen Schauplätzen versetzten Vertretern der Sechziger Marke „Topkapi“ und „Ad Ogni Costo“ (in dem Robinson seine Rolle aus „Seven Thieves“ faktisch gleich noch einmal interpretiert). Hathaways Film trägt Merkmale beider Flügelspitzen in sich; er handelt einerseits mit tragischen, nicht per se durchsichtigen Charakteren, entwirft komplexe Beziehungsgeflechte zwischen ihnen, gefällt sich aber andererseits in seiner sonnigen, mediterranen Scope-Szenerie, die bereits immanent lebensbejahende Assoziationen zu evozieren scheint. So entlässt „Seven Thieves“ seinem aus den Turbulenzen gestärkt herausgehenden Liebespaar trotz aller vorausgehenden Dramatik in ein schönes, verdientes happy end, das nur zehn Jahre zuvor im Genre noch unmöglich hätte erscheinen müssen.
Beim Ensemble muss man ein paar Zugeständnisse machen; mit Ausnahme des wie immer göttlichen Edward G. Robinsons wirkt jeder der besetzten Darsteller, allen voran die üblicherweise höchst zuverlässigen Steiger und Wallach, wie Zweitgarnitur, was mir mancherlei Kopfzerbrechen hinsichtlich der alten Formel des „type casting“ bereitete. Über kurz oder lang gewöhnt man sich an die zunächst eher unpassend scheinende Besetzung, allerdings erst, nachdem es bereits beginnt, einem sowohl um die Figuren wie auch um die Akteure ein wenig leidzutun. Ob jener unweigerliche Reibungsfaktor „Seven Thieves“ letzten Endes schadete oder nicht, darüber bin ich mir selbst noch nicht recht im Klaren.

7/10

THE HOUSE

„Give the password!“

The House (Casino Undercover) ~ USA 2017
Directed By: Andrew Jay Cohen

Um dem lieben Töchterlein Alex (Ryan Simpkins) trotz ihrer wider Erwarten flöten gegangener Subventionen doch noch das Studium finanzieren zu können, lässt sich das Kleinstadtehepaar Scott (Will Ferrell) und Kate Johansen (Amy Poehler) auf den etwas obskuren Vorschlag ihres in Scheidung befindlichen Freundes Frank Theodorakis (Jason Mantzoukas) ein: Der, selbst notorischer Zocker, hat nämlich die Idee, in seinem Haus ein illegales Spielcasino aufzumachen. Schon bald versammelt sich das halbe Städtchen als Stammkundschaft vor Ort, doch ebenso rasch bekommen Stadtrat Schaeffer (Nick Kroll)  und Mafioso Tommy (Jeremy Renner) mit, dass sich irgendetwas Faules abspielt in der Gemeinde…

Will Ferrell ist so ziemlich der einzig wesentliche Grund, sich diesem etwas lauwarmen Spaß zu widmen, dessen wenig originelle humoristische Finesse im Grunde darum besteht, die moralische Bigotterie des urtypischen, amerkanischen Vorstadt-Bourgeois zu denunzieren. Als wären die entsprechenden Erkenntnisse bahnbrechend, lädt „The House“ sein spießbürgerliches Figureninventar dazu ein, allerlei schräge Dinge zu tun zu tun vom Drogenmissbrauch bin hin zum catfight. Das ist manchmal zum Schmunzeln, manchmal auch nicht, je nach Einfaltsmaß der dargereichten Szene. Die größten Spitzen sind natürlich Ferrell vorbehalten, dessen Persönlichkeit als etwas domestizierte Person seiner mit den allseits bekannten habituellen Eigenheiten kokettierenden Kunstfigur irgendwann zu transzendieren beginnt; Scott Johansen verwandelt sich dann in einen gnadenlosen, öligen Gangster mit dem Spitznamen „The Butcher“, vor dem jedermann zu Staube kriecht. Solcherlei Blödsinn ist dem wie immer beklatschenswerten Komiker zweifelsohne ebenso maßgeschneidert wie unmittelbar auf den Leib geschrieben, ist er doch der beste Mann zurzeit in diesem seinem spezifischen Fach. Das ganze Drumherum jedoch kommt über mediokren Sitcom-Status kaum hinaus; es fehlt an veritabler Schärfe und Anarchie sowie an der (zumindest meinerseits) wehmütig vermissten Konsequenz, auch mal über die end credits hinaus ein feistes „Leck mich am Arsch!“ echoen zu hören, so wie damals das von Frank „The Tank“ Ricard zum Finale von Todd Phillips‘ monumentalem „Old School“. Sicher, es wäre schon ziemlich katastrophal für unsere Welt, wenn jeder erwachsene Mann sich vorsätzlich zur Regression entschlösse, wenn es denn aber doch hier und da mal einer tut, dann gebührt ihm doch wohl alles Glück auf Erden.

6/10

CHOPPING MALL

„Thank you. Have a nice day.“

Chopping Mall (Shopping) ~ USA 1986
Directed By: Jim Wynorski

Voller Stolz präsentiert das Einkaufszentrum „Park Plaza Mall“ seine drei hochmodernen „Protektoren“ – rollende Sicherheitsroboter, die nach Ladenschluss die Aufgabe haben, Diebesgesindel und andere Eindringlinge zu stellen und bis zur Ankunft der Polizei in Gewahrsam zu nehmen. Doch auch diese zukunftsweisende Technik ist keinesfalls ohne Tücken – ein Blitzeinschlag lässt die drei Maschinen zu gnadenlosen Killern werden, die ihr umfangreiches Waffenarsenal dazu verwenden, alles umzunieten, was sich in dem hermetisch verschlossenen, nächtlichen Gebäudekomplex bewegt. Dumm nur, dass ausgerechnet itzo vier junge Pärchen beschließen, insgeheim eine feuchtfröhliche Party in der Mall zu feiern…

Die patenschaftliche Ägide über Jim Wynorskis zweiten, wiederum tollen Film übernahm Corman-Gattin Julie, was sich abermals durch etliche Referenzen und Verweise äußert, die der Regisseur in seinen Settings unterbringt – seien es gut sichtbar ins Bild gesetzte Filmplakate jüngerer Corman-Produktionen (auch „The Lost Empire“ darf freilich nicht fehlen) oder witzige Cameos der Corman-Usuals Paul Bartel, Mary Woronov und Dick Miller. Nach einer humorigen Einführung der mehr oder minder sympathischen Party-Kids geht Wynorski dann auch ziemlich fix in medias res – die drei possierlichen Killbots, die wohl nicht von ungefähr ein klein wenig an Number 5 aus John Badhams  „Scort Circuit“ erinnern, garniert allerdings mit der zielstrebigen Attitüde des T-800, ballern ihre bunten Laserstrahlen schlecht gezielt und quer durch das Einkaufszentrum, wobei auch schonmal ein ganzer (menschlicher) Kopf platzend verlustig geht. Immerhin ist Wynorski so gütig, die Pärchen jeweils kurz nacheinander das Zeitliche segnen zu lassen – so ist die Trauerphase jeweils nicht so lang. Dem altbekannten, ironisch gefassten Slasher-Prinzip gemäß bleiben am Ende natürlich die beiden unschuldigsten Teenager am Leben – jene nämlich, die sich an diesem Abend erst kennengelernt und braverweise als Einzige aus der Gruppe keinen koitalen Kontakt gepflegt haben. Everybody’s darling Barbara Crampton ist auch dabei, leider nicht als final girl, was ihr im Vergleich zu der zwar wackeren, aber etwas blassen Kelli Maroney durchaus zugestanden hätte.
Die anarchische Buntheit und die liebevollen production values des Vorgängers gehen „Chopping Mall“ zwar etwas ab, das macht er jedoch durch seine grellen Einfälle und die besonders Hermetik des Schauplatzes wieder wett. Still Wynorski at his very best.
Und dann kam „Deathstalker II“

7/10

THE LOST EMPIRE

„I hate robot spiders!“

The Lost Empire (Drei Engel auf der Todesinsel) ~ USA 1984
Directed By: Jim Wynorski

Eher durch Zufall wird die knallharte Polizistin Angel Wolfe (Melanie Vincz) auf einen bizarren Kult um einen rotglühenden Diamanten aufmerksam, dem zuvor ihr jüngerer Bruder (Bill Thornbury) im Zuge eines Einsatzes zum Opfer gefallen ist. Offenbar hat ein gewisser Lee Chuck einen Pakt mit Satan persönlich geschlossen und kann dessen Einforderung seiner Seele nur dadurch verhindern, dass er jenen magischen Edelstein mit seinem Gegenstück vereint und dadurch unendliche Macht erlangt. Um Selbiges zu verhindern, folgt Angel mit ihren zwei oberweitenbegüterten Freundinnen Whitestar (Raven De La Croix) und Heather McClure (Angela Aames) einer heißen Spur zur Insel „Golgatha“, auf der der geheimnisvolle Dr. Sin Do (Angus Scrimm) martialische Turniere mit leichtgeschürzten Damen veranstaltet…

Jim Wynorski ist zusammen mit seinem Kumpel Fred Olen Ray über die letzten 35 Jahre hinweg zu einer Art Synonym für lustvoll aufbereitete, amerikanische Exploitation- und Sleaze-Filmerei geworden. Über Umwege aus dem kreativen Dunstkreis Roger Cormans stammend, an dessen Produktion „Forbidden World“ er als Scriptautor mitwerkelte, legte Wynorski mit „The Lost Empire“ 1984 seine erste eigene Regiearbeit vor. Diese zeigt sich, lange vor Tarantino und dessen häufig ermüdenden Epigonen, als schwungvoll-kunterbuntes, ironisches Zitatekino voller augenzwinkernder Reminiszenzen, das seine Wurzeln allerdings nie denunziert, sondern sich dem umfangreichen Vorbildfundus nahtlos anschließt. Ob Russ Meyer, Don Coscarelli, Andy Sidaris, Cop- und Cannons Ninja-Filme, indonesischer Nägelzieher, Bruce Lee oder phantastischer B- und C-Film – „The Lost Empire“ lässt von nichts die Finger, zeigt unentwegt, dass die inspirativen Hausaufgaben mit Fleißsternchen gemacht wurden und explodiert stets aufs Neue in einer Vielzahl bald infantiler, bald verblüffender Einfälle: In stolzem Scope zur Musik von Alan Howarth präsentiert, gibt es grandiose Dekors und matte paintings zu bestaunen, die sich die Klinke reichen mit Schlammcatchereien und ordentlichem Geballere, zwischen denen die Superladys allenthalben ihre massiven Dekolletés vor die Linse halten und einen unglaublichen Fundus halbgarer Sprüche zum Besten geben müssen. Interessanterweise sind die Geschlechterrollen bei allem gebotenen Tittenfetischismus durchweg vertauscht; in einer etwas „handelsüblicher“ dargebotenen Story solcher Provenienz sollte man davon ausgehen, dass die Frauenparts für Männer geschrieben sind und vice versa.
Vermutlich stellt „The Lost Empire“ trotz seines Debütstatus‘ bis heute Wynorskis dedizierteste Arbeit dar – bei bislang knapp 100 weiterer Regie-Credits (die just vielsagende Titel wie „Monster Cruise“, „Piranhaconda“, „CobraGator“ oder „Shark Babes“ vorweisen) eigentlich ein kleines Wunder. Damit zu tun haben wird auch die Tatsache, dass das hier noch vitales Kino war, das seinem Schöpfer fraglos dazu diente, ein Hochmaß an aufgestauten Kreativideen zu realisieren.
Bombe.

7/10

DEEPSTAR SIX

„It’s not just a job, it’s an adventure!“

DeepStar Six ~ USA 1989
Directed By: Sean S. Cunningham

Die elfköpfige Besatzung der submaritimen Navy-Station „DeepStar“, die unterseeische Plätze für Raketenabschussrampen finden und aufbereiten soll, gerät in die Bredouille, als sie in eine Höhle vorstößt, in der ein prähistorisches Monster lauert. Die ebenso hungrige wie wendige Kreatur kann entkommen, demoliert sukzessive die Maschinen und lebenserhaltenden Systeme und arbeitet sich langsam zur Hauptbasis der ihm ausgelieferten Männer und Frauen vor…

„DeepStar Six“ bildete gewissermaßen den weitesten Vorstoß des ehemaligen „Friday The 13th“-Regisseurs Sean S. Cunningham in massenkompatiblere Gefilde, bevor er sich weitgehend aufs Produzieren verlagerte. Wenngleich der von der damals just im Reüssieren begriffenen Firma „Carolco“ der beiden Immigranten Mario Kassar und Andrew Vajna hergestellte Film am Ende noch immer lupenreines Genrekino abgibt, konnte Cunningham weder zuvor noch danach je über ein vergleichbar hohes Budget verfügen. Entsprechend professionell gestaltet sich die Form von „DeepStar Six“, der sich immerhin des historischen Renommees erfreut, das erste Lichtspiel in einer ihm nachfolgenden, kleinen Welle phantastischer Unterwasser-Geschichten darzustellen. Ein recht amtliches Ensemble und Mac Ahlberg als dp sicherten unter anderem die professionelle Präsentation des Ganzen und sogar Harry Manfredini, dem hier ausnahmsweise anstelle eines einzelnen Synthesizers ein ganzes Orchester zur Verfügung stand, klingt plötzlich wie ein „richtiger“ Hollywood-Komponist. Die große Schwäche liegt derweil beim Look des – glücklicherweise recht selten auftretenden – Monsters, das als Zentralobjekt und Motor des gesamten Films immerhin einen sehr prominenten Status innehat. Das Vieh (ein „Anthropode“, wie Marius Weyers einmal höchst wissenschaftlich-kompetent in den Raum wirft) wirkt keineswegs so behende und bedrohlich, wie der Plot es dem Publikum weiszumachen trachtet, und tatsächlich sterben die meisten der Opfer gar nicht durch direkte Interaktion mit der Kreatur, sondern durch Unfälle und andere Missgeschicke.
Dennoch gefällt mir „DeepStar Six“ nicht zuletzt als Relikt seiner Zeit noch immer recht gut – er ist auf seine etwas naive Weise durchaus spannend, straight und wirkt zudem stets aufrichtig sowie beseelt von der Lust, seinem Publikum etwas Handfestes zu liefern. Das ist schon weitaus mehr, als man von vielem anderen (auch zeitgenössischem) Zelluloidausstoß behaupten kann.

7/10

NIGHT SCREAMS

„I no longer feel that social interaction will be harmful…“

Night Screams (Nacht des Grauens) ~ USA 1987
Directed By: Allen Plone

Während das eigentlich schwer unzufriedene Football-Nachwuchs-Talent David (Joseph Paul Manno) mit seinen Freunden im feudalen Haus der Eltern eine dufte Fete steigen lässt, kommt es zu mancherlei Unpässlichkeiten: Nicht nur, dass zwei psychotische Knastausbrecher und Killer sich den häuslichen Keller als Versteck ausgesucht haben, treibt auch noch ein weiterer irrer Serienmörder sein Unwesen und knöpft sich einen Partygast nach dem anderen vor. Ist es gar David selbst, der hier durchdreht? Immerhin hat seine Mom (Beth Lewis) vergessen, ihm rechtzeitig seine Tabletten zuzustecken…

Allen Plone, in Anbetracht seiner sonstigen kreativen Errungenschaften offenbar großer Fan der Disco-Götter Earth, Wind & Fire, brachte es nach „Night Screams“ noch auf zwei weitere Spielfilme als Regisseur, bevor er sich vermutlich entschloss, das entsprechende Feld dann doch lieber inspirierteren Schaffensgenossen zu überlassen.
Bei „Night Screams“ handelt es sich um einen topologisch zunächst unauffälligen Slasher, dessen einzig spezifisches Handlungsmoment darin besteht, der Geschichte ein Duo brutaler Knackis hinzuzusetzen, deren ursprüngliche Einführung und späteren Einsatz der Film dann aber wieder weitestgehend umschifft respektive vergisst. Vielmehr gefällt sich Plone darin, sein Werk durch eine ausnehmend wirre Inszenierung stark unübersichtlich zu gestalten. Möglicherweise wollte er auf diese Weise auch bloß die eigene Lustlosigkeit verschleiern, denn ‚lustlos‘ ist wohl das „Night Screams“ am gerechtesten werdende Prädikat. Der Film ist vor allem hässlich, fahl und schwunglos; nahezu jede/r der sicht- und unsichtbar Beteiligten hinterlässt den Eindruck, als glaube sie / er erst gar nicht an das Projekt oder dessen möglichen Erfolg. Selbst die Musik einer sich flott wähnenden Clubband (n.n.) dröhnt blass und austauschbar. Die konservische Verwendung einzelner Szenen aus „Graduation Day“ und aus einem älteren John-Holmes-Porno, die jeweils von filminternen Videoguckern goutiert werden, besitzt wohl ausschließlich eine – geflissentlich formuliert ominöse – Dehnungsfunktion. Das wiederum hoffnungslos undurchsichtig „aufgelöste“ Ende macht den ganzen Driss erwartungsgemäß nicht besser; selbst die meisten kills kommen öde und lahm um die Ecke.
Eine Veranstaltung, die man getrost aussparen kann.

3/10