LA FIGLIA DI FRANKENSTEIN

„Here on Earth, man is God!“

La Figlia Di Frankenstein (Lady Frankenstein) ~ I 1971
Directed By: Mel Welles

Kurz bevor Baron Frankenstein (Joseph Cotten) und sein Helfer Dr. Marshall (Paul Muller) ihr glorreiches Experiment zur Erschaffung künstlichen Lebens aus rekomponierten Leichenteilen fertigstellen können, kehrt des Burgherrn schöne, frisch medizinexaminierte Tochter Tania (Rosalba Neri) nach Hause zurück, die insgeheim schon seit langem um die Bestrebungen ihres alten Herrn weiß und nun daran teilhaben möchte. Die bald darauf tatsächlich zum Leben erweckte Kreatur (Peter Whiteman) ist jedoch gar nicht mit ihrer unfreiwilligen Neugeburt einverstanden und geht sogleich auf Mordzug, dem Baron als erstes Opfer das Leben aus der Brust quetschend. Während der übereifrige Polizist Harris (Mickey Hargitay) dem Monster auf der Spur ist, gibt es für die langsam aus dem psychischen Ruder laufende Tania nur einen Weg, das Ungeheuer zu stoppen – eine zweite Kreatur muss her, mit dem Gehirn Marshalls im Körper des imbezilen Stallknechts Thomas (Joshua Sinclair)…

Prächtiger Camp aus den letzten Tagen des golden age of gothic horror, als Schnellschuss finanziert und von Regisseur Welles doch höchst ambitioniert hergestellt. Der Gute machte das Beste aus den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, hatte schöne Kulissen (ein umbrisches Schloss nebst Interieur, ein schickesa Monsterlabor mit allerlei eingelegten Leichenteilen und brodelnden, rot lumineszierenden Reagenzien) zur Verfügung und ein knackiges Ensemble, wie es für jene Ära und diese Art Produktion nebst Standort geradezu repräsentativ ist. Vor allem Rosalba Neri glänzt in der Titelrolle als selbstbestimmte Frau: In einer patriarchalisch dominierten Zeit besitzt sie die Chuzpe, nicht nur einen akademischen Abschluss vorweisen zu können, sondern dazu noch völlige sexuelle Autarkie. Weil das an sich gut gewachsene Faktotum Thomas ihr einserseits zu flachgeistig ist, der sie begehrende Dr. Marshall andererseits aber zu hässlich und altersschwasch, kommt sie kurzerhand auf die blitzgescheite Idee, ihres Vaters Errungenschaften für eine Kombination des Besten beider Welten zu missbrauchen – ein schönes Gehirn in einem leistungsstarken Körper, das wär’s doch überhaupt! Dass Tania F. nebenbei ziemlich paraphile Gelüste ihr Eigen nennt, wird in der Szene deutlich, als sie lustvoll orgasmierend den erstickenden Thomas buchstäblich ins Jenseits reitet. Dem wasserköpfigen Monster mit Triefauge wird leider etwas wenig screentime zugedacht, wie auch schade ist, dass Joseph Cotten bereits nach knapp der Hälfte aus der Geschichte scheidet. Aber sei’s drum, „La Figlia Di Frankenstein“ ist alles in allem ein schöner Film und eine Zierde seiner Gattung sowieso.
Was die Herrschaften von Buio Omega für ihre just erschienene Liebhaberedition des Films, ein absolutes Referenzobjekt für Liebhaber und Sammler psychotronischer, apokrypher Kinofrüchte, auf die Beine gestellt haben, ist nebenbei die absolute Obersahne: Der Film erstrahlt komplett restauriert und wieder vervollständigt in leuchtenden Farben und knackscharf, von den witzigen Extras einmal ganz abgesehen. So, und eigentlich nur so sollte optimalerweise das Heimstudium von schillernden Werken wie diesem erfolgen.

7/10

SANDOKAN, LA TIGRE DI MOMPRACEM

Zitat entfällt.

Sandokan, La Tigre Di Mompracem (Sandokan) ~ I/F/E 1963
Directed By: Umberto Lenzi

Malaysia im 19. Jahrhundert. Während die Briten ihre Kolonialherrschaft auf der Halbinsel mit eiserner Härte durchsetzen, schwelt unter den geknechteten Ureinwohnern das Verlangen nach Widerstand. Der ursprünglich aus adligem Hause stammende Pirat Sandokan (Steve Reeves) arbeitet mit wenigen engen Vertrauten und Guerilla-Methoden gegen die arroganten Eroberer, allen voran gegen den bösen Lord Guillonk (Leo Anchóriz), der droht, Sandokans Vater hinrichten zu lassen. Im Gegenzug entführt Sandokan Guillonks Nichte Mary Ann (Geneviève Grad), die sich bald in den stattlichen Malayen verliebt. Als Sandokan schließlich vom Tode seines Vaters erfährt, stellt er sich Guillonk.

Der Amerikaner Steve Reeves zählte zur Entstehungsperiode von „Sandokan, La Tigre Di Mompracem“, einem von mehreren Filmen, die Umbert Lenzi um diese Zeit im südostasiatischen Raum herstellte, zu den beliebtesten und kassenträchtigsten Stars in Europa. Nachdem ihm der ersehnte Erfolg in den Staaten verwehrt geblieben war, versuchte Reeves wie viele andere US-Schauspieler auch, sein Glück in Cinecittà, wo seine beeindruckende Bodybuilder-Physis und sein allgemein gutes Aussehen sich als hinlängliche Attribute erwiesen, um doch noch eine stattliche, wenn auch vergleichsweise kurzfristige Karriere hinzulegen. Während Reeves zunächst vornehmlich gewaltige Muskelhelden in Pepla spielte, also dem, was die Italiener in den fünfziger und sechziger Jahren in rauen Mengen als oftmals mit Fantasy-Elementen bestückte, vor antiker Kulisse spielende Sandalenfilme produzierten, ließ man ihn bald auch in anderen Abenteurerrollen auftreten, so eben als besonders mannhaften „Sandokan“, ursprünglich ein beliebter Romanheld aus der Feder des aus Verona stammenden Trivialliteraten Emilio Salgari. Die Abenteuer Sandokans, eines edlen, malayischen Rebellen im Widerstreit gegen die englischen Kolonialbesatzer, waren noch mehrfach Stoff für Verfilmungen, am populärsten im Rahmen einer von Sergio Sollima inszenierten TV-Mini-Serie aus den Siebzigern, die den Inder Kabir Bedi in der Titelrolle zum Star machte.
Lenzis Film, der noch eine direkte Fortsetzung nach sich zog, ist indes noch richtig pures Leinwandspektakel, breit, bunt und mit dem Anspruch, der übermächtigen Konkurrenz aus Übersee zu trotzen. Wie viel Budget der Produktion zur Verfügung stand, weiß ich nicht, aber zumindest das doch recht hohe Statistenkontingent, die hübschen Kostüme und Interieurs, bezeugen eine Zeit im italienischen Kino, in der noch Geld im Fluss war. So naiv und verspielt „Sandokan“ sich auch ausnehmen mag, es macht viel Freude, ihm beizuwohnen. Alles wirkt auf eine beinahe erhabene Weise von klassizistischem Abenteuer und veritablem Edelmut beseelt, Eindrücke also, die ein Film wie dieser ganz gezielt zu hinterlassen beabsichtigt. Insofern ist die entsprechende Mission absolut geglückt. Fein!

8/10

THE SHAPE OF WATER

„If we do nothing, neither are we.“

The Shape Of Water ~ USA 2017
Directed By: Guillermo del Toro

Baltimore, in den frühen 1960ern. Die stumme Elisa Esposito (Sally Hawkins), die in einer Laboreinrichtung der Regierung als Reinigungskraft arbeitet, pflegt einen streng durchgeplanten Tagesablauf. Dieser gerät ins Wanken, als ein am Amazonas gefangen genommener Amphibienmensch (Doug Jones) in einen der Untersuchungssäle gebracht und dort festgehalten wird. Während der finstere Agent Strickland (Michael Shannon) das angekettete Wesen mit Vorliebe quält und für seine baldige Sezierung eintritt, fühlt Elisa sich zu der Kreatur hingezogen und baut heimlich eine Beziehung zu ihm auf. Als der Amphibienmann dann tatsächlich der Forschung geopfert werden soll, befreit Elisa ihn mithilfe ihres Nachbarn Giles (Richard Jenkins) und ihrer Kollegin Zelda (Octavia Spencer). Doch Strickland ist ihnen bereits auf den Fersen.

Man befleißige sich des Mythologiepools von Arnolds „The Creature From The Black Lagoon“, und Howards „Splash“, des philanthropischen savoir-vivre und der luftigen Audiovisualität von Jeunets „Le Fabuleux Destin D’Amélie Poulain“, ergänze es um eine kleine Prise „E.T.“, verquirle das Ganze und schon hat man den selten Fall eines „Best Picture“-Gewinners aus dem umfangreichen Genresegment „Phantastischer Film“! Hätte jemand vor Guillermo del Toro geahnt, dass es so einfach sein könnte, er hätte ihm die goldene Statuette sicher längst früher weggeschnappt. Doch im Ernst – natürlich ist „The Shape Of Water“ der erwartungsgemäß liebenswerte Film, als den man ihn einschätzen kann; tatsächlich entspricht er sogar ziemlich exakt der von mir im Vorhinein antizipierten Vorstellung von ihm. Del Toro geht seinen Kurs als Regisseur, mit dem zu rechnen sein muss, unbeirrt weiter: Er steckt jede Menge aufrichtiges Herzblut in seine Filme und das merkt man ihnen an. In „The Shape Of Water“ erweist er, neben vielen anderen Vintage-Elementen (das Kino in Elisas Haus zeigt Kosters semiprächtige Scope-Fabel „The Story Of Ruth“, Musical und Tanz sind allgegenwärtig) vor allem dem legendären Kiemenmann aus Universals „Creature“-Trilogie seine Eherbietung. Dass der Filmemacher sich gern mit Wasser-/Mensch-Hybriden beschäftigt, lässt sich zudem anhand seiner beiden „Hellboy“-Filme nachvollziehen, in denen ja die Figur des dem in „The Shape Of Water“ recht anverwandt erscheinenden Abe Sapien vorkommt. Wohl nicht ganz von ungefähr steckt in beiden Verkleidungen der hagere Darsteller Doug Jones, ein ähnlich zuverlässiger Typ für die Verkörperung phantastischer Filmwesen wie sein Kollege Andy Serkis.
Selbstredend hätte die Academy nicht einfach jeden Fantasy-Film zum Jahressieger gekürt, und mag er noch so reichhaltig inszeniert sein: Zentrales (und gleichfalls wichtiges wie aktuelles) Element von del Toros Film ist die unabdingbare Notwendigkeit von Toleranz und Akzeptanz. Sämtliche Sympathieträger der Geschichte repräsentieren gesellschaftliche Minoritäten. Elisa ist ein stummes (zu Beginn noch etwas verhuscht) wirkendes) Waisenkind, ihr bester Freund Giles ein alternder Homosexueller, Octavia eine Afroamerikanerin, der Elisa überraschend zur Hilfe kommende Dr. Hoffstetler (Michael Stuhlbarg) ein sowjetischer Doppelagent, der genug hat vom Kalten Krieg. Sie alle müssen erniedrigende bis vernichtende Erfahrungen machen, hinter denen oftmals der staatstreue Strickland steckt, der sich recht bald als erbarmungswürdiger, nach oben buckelnder und nach unten tretender, sadistischer Psychopath ohne Lebensglück erweist. Inmitten dieser Ménagerie findet sich jenes übernatürliche Wasserwesen, hinter dessen nicht selten herausgekehrter Befremdlichkeit (er hat gewaltige Kräfte, macht merkwürdige Geräusche, frisst eine Katze und ist nur auf den zweiten oder dritten Blick schön) sich etwas ganz Besonderes verbirgt, ein Märchenprinz, vielleicht sogar eine elementare Gottheit. Die immergültige Lektion heißt, dass Ausgrenzung, Hass und Hetze zerstörerisch sind, Toleranz, Liebe und Courage indes das Leben erst lebenswert machen. Und weil man das nicht oft genug in die Welt hinausschreien kann, ist „The Shape Of Water“ genau das: Besonders wertvoll!

8/10

FATE IS THE HUNTER

„Some kind of… coincidence perhaps.“

Fate Is The Hunter (Bezwinger des Todes) ~ USA 1964
Directed By: Ralph Nelson

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine an der Küste von L.A., bei dem sämtliche Insassen mit Ausnahme einer Stewardess (Suzanne Pleshette) sterben, werden rasch posthume Beschuldigungen durch Presse und FBI gegen Jack Savage (Rod Taylor), den Piloten des Fliegers, laut. Er habe getrunken, sei allgemein unzuverlässig und ein loser Typ. Für den Geschäftsführer der Airline, Sam McBane (Glenn Ford), der mit Savage in Korea gedient hat, steht derweil felsenfest, dass andere Gründe für den Crash verantwortlich waren. Um Savage nachträglich zu entlasten, entschließt sich McBane, den Flug mit allen damaligen Gegebenheiten nachzustellen…

Ralph Nelsons vierter Film, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Ernest K. Gann, greift erneut die vom Regisseur bereits beackerten Themen Freundschaft und Ohnmacht auf. Für die Fox in Scope gedreht, stand Nelson eine deutlich umfangreichere Budgetierung zur Verfügung als bisher, was ihm teurere Stars und production values gestattete, die inszenatorischen und dramaturgischen Qualitäten, wie sich zeigen sollte, jedoch nicht nennenswert aufstockte. „Fate Is The Hunter“ ist primär die Geschichte einer ehrgeizigen Ehrenrettung, die in etwas umständlicher Metaphorik von der Allmacht von schicksalhaften Zufallsketten berichtet: Was letzten Endes zum Absturz des Flugzeugs führte, so erweist sich am Ende, lässt sich mitnichten auf die Inkompetenz oder gar das Unvermögen des Piloten Savage (der sich im Zuge von McBanes Recherchen vielmehr als absolut integrer Mensch, als rundum verlässlicher und liebenswerter Zeitgenosse, dessen enge Vertraute ihn tatsächlich durchweg über den grünen Klee loben) zurückführen, sondern ganz lapidar auf eine engmaschige Verkettung unglücklicher Umstände, zu der neben der Überlastung des Flughafens und technischem Versagen im Cockpit noch andere Faktoren beitrugen. Der tragische Unfall, so scheint es, war in seiner Gänze vom Schicksal inszeniert.
Dass der Plot, so wie er sich hier präsentiert findet, eigenartig verwässert wirkt, liegt, zumindest habe ich diesen Eindruck, an seiner grunndsätzlich unfilmischen Natur; was im gedruckten Wort für emotionalen Druck und Spannung sorgen mag, erscheint im Film beinahe unmotiviert heruntererzählt. Nelson scheint trotz der in ihr angerissenen Motive kein besonderes persönliches Interesse an der Abwicklung seiner Geschichte gehabt zu haben, anders kann ich mir die plätschernde Teilnahmslosigkeit seiner Regie nicht erklären. Immerhin macht Hauptdarsteller Ford als zweifelnder Wahrheitssuchender eine gute Figur. Das ist leidlich mehr als sich vom Rest dieses merkwürdigen Films behaupten lässt.

5/10

LA SETTA

Zitat entfällt.

La Setta (The Sect) ~ I 1991
Directed By: Michele Soavi

Auf dem Nachhauseweg fährt die junge Hessener Grundschullehrerin Miriam Kreisl (Kelly Curtis) beinahe einen alten Mann (Herbert Lom) an, der mitten auf der Straße steht. Sorgenvoll nimmt sie den mysteriösen Alten mit zu sich nach Hause, wo er augenscheinlich bald stirbt. Jedenfalls kann Miriams eilends herbeigerufener Nachbar, der junge Arzt Frank (Michel Adatte), auch nurmehr den Tod des zerzausten Herrn feststellen. Zeitgleich mehren sich seltsame Ereignisse: Miriam empfängt einen merkwürdigen Traum, enteckt im Keller ihres Hauses einen verborgenen Raum mit einem tiefen Brunnen, in dem leuchtend-blaues Wasser steht und eine Kollegin (Mariangela Giordano) Miriams stirbt auf höchst unerwartete Weise einen gewaltsamen Tod. Dass diese Begebenheiten nur Vorboten einer sehr viel schrecklicheren Wahrheit sind, wird Miriam bald schmerzlich bewusst…

Auf den vergleichsweise wilden, etwas konfus aufbereiteten Dämonen-Horror „La Chiesa“ ließ der seinerzeit vielversprechende Michele Soavi zwei Jahre später „La Setta“ folgen, eine umgearbeitete Version der aus „Rosemary’s Baby“ bekannten Geschichte um eine junge Frau, die realisieren muss, dass sie in die Fänge einer Satanssekte geraten ist, deren Pläne vorsehen, sie zur irdischen Mutter des inkarnierten Antichristen zu machen. Wie Soavi und sein Autor Gianni Romoli diese Story renovieren, das hat durchaus Hand und Fuß und ist stellenweise geschickter umgesetzt als im großen Vorbild: Miriams komplette Biographie erweist sich als von den Satansjüngern arrangiert; kein einiger Tag in ihrem bisherigen Leben war dem Zufall überlassen. Bei dem alten Mann, der offenbar die Identität des als verschollen geltenden Satanistengurus Moebius Kelly besitzt, handelt es sich ferner um Miriams leiblichen Vater, der ihree Geschicke seit jeher aus der Entfernung steuert.
Es ist Soavis Verdienst, das Naheliegendste umgangen und darauf verzichtet zu haben, eine effektvolle, grelle Geisterbahnfahrt vom Kaliber eines Lucio Fulci vom Stapel zu lassen. Der Bluteffekte hat es für ein italienisches Genrewerk tatsächlich nur höchst wenige, stattdessen setzt Soavi vornehmlich auf die Kreierung einer rätselhaft-irrealen Stimmung sowie auf die ungeheuer ausdrucksstarke Bildsprache seines vollendet arbeitenden dp Raffaele Mertes, mit dem er leider nur dieses eine Mal zusammenarbeitete. Soavi zeigt sich von einem ganzen Fundus übernatürlicher Schriften und Ereignisse beeinflusst; seine (literarische) Reise führt ihn von Poe über Gustav Meyrink und Lovecraft bis hin eben zu Ira Levin und reale Gestalten wie Crowley, LaVey und sogar Charles Manson, den er beinahe ebenbildlich von Tomas Arana spielen lässt. Aus diesem großen Inspirationspool also keltert der leider so spärlich für das Kino arbeitende Regisseur sein schönes Werk, das (trotz der Namensnennung des Meisters) nicht ganz der halluzinatorisch geprägten Transzendentallogik der übernatürlich geprägten Argento-Filme folgt, gerade darum jedoch seine Eigenständigkeit verteidigt. Der versöhnliche Abschluss, der uns mit der Gewissheit aus dem Film entlässt, dass selbst die Essenz des Bösen im Kern ein gutes Herz besitzt, rundet „La Setta“ nochmal adäquat ab. Dass Soavi mit dem bald darauf folgenden Meisterwerk „Dellamorte Dellamore“ seinen persönlichsten, endgültigen Horrorfilm inszenierte, erscheint angesichts solch seltener Geschlossenheit nurmehr konsequent. Den chronologischen Patzer betreffs des eingehenden Einsatzes von Americas „A Horse With No Name“ (das Stück wurde anno 72 veröffentlicht und konnte somit 1970 nicht gespielt werden) verzeihe man nachsichtig.

8/10

SKY RIDERS

„Freedom is expensive, Carl. You oughtta know that.“

Sky Riders (Auf der Fährte des Adlers) ~ USA 1976
Directed By: Douglas Hickox

Ellen (Susannah York), die Frau, sowie die beiden Kinder (Simon Harrison, Stephany Mathhews) des US-Magnaten Jonas Bracken (Robert Culp) werden aus dessen Villa bei Athen entführt. Die Urheber, eine antiimperialistische Terrorgruppe, fordern von Bracken ein Millionenkontigent an Waffen für ihre revolutionäre Sache. Während der ermittelnde Inspektor Nikolidis (Charles Aznavour) den Ganoven unbedingt mit großem Getöse den Garaus machen will, geht Ellens sich einschaltender Ex-Mann, der Abenteurer Jim McCabe (James Coburn), die Sache sehr viel subtiler an: da die Entführer sich in einem Bergkloster verstecken, hat McCabe die Idee, sie mithilfe von Drachengleitern zu infiltrieren…

Es erfordert schon eine verdammt hohe Menge an good will, wenn man „Sky Riders“ seine kunterbunte Kriminalgeschichte, die eigentlich nur dazu dient, Drachenflieger bei waghalsigen Manövern zun zeigen, abnehmen möchte. Im Prinzip ist der gesamte Kidnapping-Plot ein einziger, großer MacGuffin, um überhaupt ein mageres Handlungsgerüst auf die Beine stellen zu können. Vielmehr sollte man sich an dem hübschen Schauplatz Griechenlands erfreuen (Meteora, die Berglandschaft mit dem hochgelegenen Kloster, in dem sich der ein Drittel der Spielzeit ausmachende Showdown abspielt, diente ein paar Jahre später auch als Finalkulisse für den Bond-Film „For Your Eyes Only“) sowie der illustren Besetzung. Obwohl ich den gern so breit grinsenden Coburn sehr liebe, ist „Sky Riders“ abermals ein Beweis dafür, warum er es, anders als etwa seine früheren „Magnificent Seven“-Mitstreiter Charles Bronson und Steve McQueen, oder auch der ebenfalls jener Schauspieler-Generation entstammende Clint Eastwood, nie zu einem wirklich führenden Actionstar gebracht hat: Coburns Rollenwahl war häufig unglücklich, wenn es um eine Ikonisierung seiner Darsteller-Persona ging; er selbst war – mit Ausnahme seiner beiden Peckinpah-Parts vielleicht – eigentlich stets deutlich prägnanter als seine Filme und deren Regisseure.
„Sky Riders“ ist ein zumindest rein technisch betrachtet versiertes, kleines Stück Siebziger-Actionkino, dessen reichlich bizarres Figurenpotpourri seinen „Höhepunkt“ im Engagement der Drachenfliegertruppe unter John Beck erlebt, die sich von einer lustigen Kunstfliegertruppe urplötzlich in ein beinhartes Kommandounternehmen verwandelt. Overall schon reichlich merkwürdig, aber guterweise auch hübsch kurzweilig.

6/10

YOU WERE NEVER REALLY HERE

„I want you to hurt them.“

You Were Never Really Here (A Beautiful Day) ~ USA/UK/F 2017
Directed By: Lynne Ramsay

Joe (Joaquin Phoenix), traumatisierter, einsamer und überaus verschrobener Militärveteran, erledigt Aufträge für reiche Leute, die unter Druck stehen oder sich selbst die Hände nicht schmutzig machen wollen. Jene führen ihn regelmäßig in die urbane Unterwelt und lassen ihn die Schattenseiten der Gesellschaft bezeugen. Sein aktueller Job sieht vor, Nina (Ekaterina Samsonov), die kleine Tochter des Senators Votto (Alex Manette), aus den Fängen von Zuhältern zu befreien. Nach Beendigung der Mission findet Joe sich unmittelbar höchstselbst in der Schusslinie wieder, Votto, seine Mittelsmänner und sogar Joes Mutter (Judith Roberts) werden brutal ermordet. Offenbar ist Nina das „Lieblingsmädchen“ eines perversen Gouverneurs (Alessandro Nivola), der sie umgehend wieder zurückentführen lässt. Doch Joe lässt sich auch von einer vermeintlichen Übermacht nicht aufhalten.

Dass Lynne Ramsay sich gern gewaltaffiner Topoi annimmt ohne Gefahr zu laufen, sie als reines Genrematerial zu exponieren oder gar Exploitation-Elemente in ihre Inszenierung einfließen zu lassen, weiß man spätestens seit ihrem finsteren Mutter-/Sohn-Drama „We Need To Talk About Kevin“. In „You Were Never Really Here“ tritt Joaquin Phoenix mit dichtem Vollbart und schwer vernarbt an Leib und Seele in die Fußstapfen legendärer, psychotischer Kino-Einzelgänger wie Travis Bickle und des Profis Léon, die sich ja ebenfalls anschickten, frühpubertäre Mädchen vor den langen Fingern der Hölle zu bewahren oder sie ebendiesen zu entreißen und zu jenem Zwecke selbst zu Halbgöttern der Vergeltung zu werden.
Hier bleibt die Beziehung zwischen entgleistem Loner und Schutzobjekt jedoch vergleichsweise vage, so wie auch die immer wieder in Flashbacks reproduzierte Vergangenheit Joes sich nicht ohne Weiteres decodieren lässt [es lässt sich schlussfolgern, dass er als Kind (Dante Pereira-Olson) von seinem Vater (Jonathan Wilde) unter anderem mit seltsamen Luftanhalte-Exerzitien gequält wurde, warum bleibt jedoch vage]. Nutzte Travis Bickle dereinst seinen kleinen Feldzug gegen den Zuhälter Sport als Ventil für seinen unbändigen Hass auf eine entgleiste Gesellschaft, bildete eine unschuldige Liebesgeschichte das Motiv für den Berufskiller Léon, sich gegen einen korrupten Polizeiapparat zur Wehr zu setzen. Bei Joe scheint es eher eine Art urplötzlich getriggerter Beschützerinstinkt zu sein, die ihn abermals zu seiner Lieblingswaffe, einem Baumarkt-Hammer, greifen lässt. Dabei hält sich Ramsay strickt daran, ihre Geschichte einem möglichen Kunstkino-Publikum bloß nicht durch krassen Naturalismus zu vergällen; Vorgehensweise und Effekt von Joes missionarischem Eifer lassen sich zwar erahnen und am Bildrand nachvollziehen, bleiben jedoch durch exaltierte Montage und ästhetische Zurückhaltung weitestgehend dem Imaginationsradius des Rezipienten überlassen. Damit gliedert sich Ramsay zwar rein inhaltlich dem just wieder kräftig bedienten Segment des Einzelgänger- und Rächerfilms an, probiert jedoch eine formal weitaus weniger einschlägige Anordnung jenes Themas. Leider konnte ich mich infolge dessen nie ganz des Eindrucks erwehren, mit „You Were Never Really Here“ das etwas schal ausgeführte Experiment eines für heimliche Hochnasen aufbereiteten Exploitationstoffs ansichtig zu sein. Ob und inwieweit diese natürlich vage Annahme Ramsays Film gerecht wird, vermag ich nicht zu sagen. Sicher ist, dass er durchaus ansehnlich geriet, aber gleichfalls zu eigenbrötlerisch, abstrakt und verkopft, um etwas wirklich Nachdrückliches bei mir auszulösen.

7/10

DIRTY GRANDPA

„Party till you’re pregnant!“

Dirty Grandpa ~ USA 2016
Directed By: Dan Mazer

Nach dem Tod seiner Großmutter und kurz vor der eigenen Hochzeit soll der erfolgreiche Nachwuchsadvokat Jason Kelly (Zac Efron) seinen Opa Dick (Robert De Niro) nach Florida chauffieren. Der betagte Herr erweist sich jedoch mitnichten als greiser Trauerkloß, sondern als höchst alkoholaffiner, verbalviriler Frechdachs, der auf seine alten Tage nochmal die Party seines Lebens feiern will und ausgerechnet den spießigen Enkelsohn als partner in crime auserkoren hat. Bei den diversen Fettnäpfchen, in die Jason und Dick im Zuge ihrer turbulenten Reise treten, ist die beinharte CIA-Ausbildung des Letzteren den beiden nicht selten behilflich. Zudem steckt hinter Dicks Roadtrip natürlich in Wahrheit ein handfester Plan für seinen biederen Übersprungsspross.

„Dirty Grandpa“ ist wohl die Art von Film, die De Niro heute macht. „Wohl“, da ich selbst mit dem jüngeren output dieses einstmals als Speerspitze seines Fachs geltenden Schauspielers kaum mehr vertraut bin. Den Film habe ich mir tatsächlich auch nicht seines Hauptdarstellers wegen angesehen, sondern weil ich eine Partykomödie mit Drogen und Alkohol in prominenter Repräsentanz schauen wollte. Als solche funktioniert „Dirty Grandpa“ innerhalb seiner ihm inhärenten Einfalt eigentlich auch ganz gut. Und selbst De Niro geht als buchstäblicher Titelcharakter völlig in Ordnung, auch wenn sein inflationärer Gebrauch von Vier-Buchstaben-Wörtern zunächst etwas übertrieben, um nicht zu sagen albern wirkt. Aber dies entpuppt sich ja am Ende als Teil seiner von seiner Film-Persona höchstselbst entwickelten Erweckungskur und geht daher halbwegs in Ordnung.
Ansonsten haben wir hier ein ausgewiesenes Fast-Food-Produkt, das die Welt sich weder schneller drehen lässt, noch ihre Rotation verlangsamt. Die Script-Prämisse, die Witze vor allem aus der Perspektive des dezidiert aus seiner sozialen Rolle fallenden Senioren politisch unkorrekt dastehen zu lassen, wirkt nach einer Weile allerdings leicht verkrampft und lässt insofern Befürchtungen gedeihen, als dass vermutlich ein Großteil der avisierten Zuschauerschaft, die sich primär fraglos durch die verspießte, verhuschte, entpolitisierte Generation Smartphone repräsentiert finden dürfte, tatsächlich mild schockiert auf den im Film präservierten, libertären Lebensgeist reagiert. Insofern bildet „Dirty Grandpa“ vor allem einen Film für Zeitgenossen, deren Arschbacken vom vielen Zusammenkneifen bereits verknöchert sind. Das geht einerseits in Ordnung, gibt aber andererseits Anlass zur Besorgnis: Menschen, die sich eine probate Realitätswahrnehmung über Werke wie dieses erschließen, können einem leid tun. Macht mal lieber selber.

6/10

THE WEEK OF

„Why the giggling?“

The Week Of ~ USA 2018
Directed By: Robert Smigel

Für den Familien- und Brautvater Kenny Lustig (Adam Sandler) wird’s eng: In einer knappen Woche steht die Hochzeit seiner Ältesten (Allison Strong) auf dem Plan. Bei dem Schwiegerpapa in spe handelt es sich um Kirby Cordice (Chris Rock), Promi-Chirurg und Societylöwe aus L.A. mit etwa dem hundertfachen Vermögen von Kenny, der dennoch darauf besteht, die Heirat, wie es die Tradition nunmal gebietet, selbst auszurichten. Bereits deren Prolog artet zum Riesendebakel aus: Weil das von Kenny ausgewählte Hotel alles andere als luxuriösen Ansprüchen genügt und dort zudem eine Panne nach der anderen um sich greift, muss Kenny sämtliche der von auswärts anreisenden Hochzeitsgäste in seinem doch recht beengten Haus unterbringen. Turbulenzen und Konflikte sind vorprogrammiert, zumal Kenny und Kirby sich ganz allmählich einen latenten Konkurrenzkampf zu liefern beginnen…

Des Sandmans neuester Netflix-Streich, der seine alten Eidgenossen Chris Rock und Steve Buscemi wieder ins Boot holt, fügt sich nicht nur völlig organisch und nahtlos in das mittlerweile wohl tatsächlich beispiellose Œuvre des Hauptdarstellers ein, sondern ist auch sonst eine formvollendete Komödie, die zu den besten Werken Sandlers zählt und ein veritables Geschenk für jeden erklärten Freund des Künstlers darstellt. Gut, als innovativ darf sich der Aufzug nicht eben bezeichnen, dafür sind die großen Vorbilder von Minnellis „Father Of The Bride“ bis hin zu Altmans „A Wedding“ dann doch zu präsent, und das nicht allein in ihrer inhaltlichen Grundierung. Man darf sich „A Week Of“ vielmehr so vorstellen, dass der entsprechende Inspirationsfundus kreativ genutzt wird, um sich in Sandlers seit eh und je etabliertes, amerikanisch-jüdisches Mittelklasse-Parallel-Universum zu assimilieren und gänzlich darin aufzugehen. Ein gewaltiges, liebenswertes Chaos mit etlichen, noch liebenswerteren Fremdschämmomenten entspinnt sich daraus, das zwar recht keck, aber niemals über Gebühr unappetitlich oder auch nur im Entferntesten misanthropisch daherkommt. Für jede einzelne Figur dieses an Charakteren alles andere als armen Kaleidoskops ist viel Liebe und/oder aufrichtige Sympathie vorhanden, die am Ende der Geschichte selbst noch die vermeintlichen Verlierer als Gewinner dastehen lässt. Die Gagdichte ist enorm und, was noch schöner ist, die allermeisten Witze sitzen auch, und zwar am rechten Fleck.
Das Finale ist dann wie es sich ja letzten Endes ziemt, ein klein wenig weinerlich geraten – die zwei Antagonisten respektive (Schwieger-)Väter raufen sich zusammen, erkennen jeweils an, was der Konterpart dem Gegenüber voraus hat und dürfen die gewaltige Erkenntnis für sich in Anspruch nehmen, dass der materiell Unvermögendere keinesfalls der Ärmere der beiden ist. Diese kleine, nicht unbedingt weise formulierte Sozialfabel gehört jedoch zwingend zum Gesamtbild, ebenso wie das in gegenwärtigen Zeiten scheinbar wieder nötige Versprechen von der interethnischen Verständigung. Dass ein weißes, jüdisches Mädchen den Spross eines reichen Afroamerikaners heiratet, sollte eigentlich längst eine Selbstverständlichkeit sein. Dass „The Week Of“ seine Kernprämisse als ebensolche wahrnimmt, macht ihn nur noch schöner.

8/10

EIÐURINN

Zitat entfällt.

Eiðurinn (Der Eid) ~ IS 2016
Directed By: Baltasar Kormákur

Der in einem Hospital von Reykjavík tätige Chirurg Finnur (Baltasar Kormákur) ist völlig vernarrt in seine ältere Tochter Anna (Hera Hilmar), die ihm jedoch seit einiger Zeit mehr und mehr entgleitet. Anna pflegt eine Beziehung zu dem Kleindealer Óttar (Gísli Örn Garðarsson), der nicht nur Beziehungen zur Unterwelt pflegt, sondern auch Anna offensichtlich immer wieder mit Rauschmitteln versorgt. Finnur versucht alles, um das Mädchen von Óttar loszueisen, unter anderem setzt er einen anonymen Anruf bei der Polizei ab, die im Zuge einer Wohnungsdurchsuchung sämtlichen Stoff bei Óttar beschlagnahmt. Als der selbst zusehends unter Druck geratende Kriminelle eine Entschädigung für den erlittenen Verlust verlangt und Finnurs Familie bedroht, entwickelt der sich mehr und mehr in seine Aggressionen steigernde Arzt einen Plan, um Óttar endgültig verschwinden zu lassen…

Einer ganz ähnlichen Handlungsprämisse folgend wie der sehenswerte dänische Rachethriller „Underverden“, lässt Baltasar Kormákur seinen von ihm selbst interpretierten Protagonisten keinen Feldzug gegen die gesamte Unterwelt unternehmen (wobei auch „Eiðurinn“ zunächst diese Richtung einzuschlagen scheint), sondern belässt es bei einem gezielt durchgeplanten, qua aus der Not geborenem „Vergeltungskonzentrat“. Finnur weigert sich, das ohnehin allzu sehr mäandernde Leben seiner heißgeliebten Anna vollends in den Ausguss fließen zu lassen und kriminalisiert sich stattdessen zunehmend selbst. Seine Aktionen gegen den verhassten, immer weiter in die Enge getriebenen Óttar (den Kormákur zwar nicht völlig eindimensional, aber doch keinesfalls als potenziellen Sympathieträger dastehen lässt) werden immer entschiedener, die Gewaltspirale entfesselt sich. Schließlich verkehren sich die Vorzeichen; Óttar gerät in die zu allem entschlossenen Fänge Finnurs, der seinen dereinst geleisteten Hippokratischen Eid, der sich bekanntermaßen der Versicherung widmet, Leben unter allen Umständen zu schützen und zu bewahren, schließlich maßlos pervertiert, indem er seinen Gefangenen zunächst systematisch an den Rand des Todes treibt, um hernach einen öffentlichen Rettungsversuch auf dem OP-Tisch zu inszenieren, der jedoch nur misslingen kann. Finnur erweist sich daraufhin als intelligent und standfest genug, den Nachstellungen und Verdächtigungen der ermittelnden Polizisten zu trotzen, kann jedoch nicht verhindern, dass Anna, die Óttar inbrünstig geliebt hat, die Wahrheit in Erfahrung bringt. Seine Tochter hat Finnur damit endgültig verloren; sein Berufsethos entehrt und sich somit als sehr viel veritabler Verbrecher denn sein Opfer erwiesen.
Baltasar Kormákur, dessen filmkreativer Aktionsradius zwischen Hollywood und Island oszilliert, ist mit „Eiðurinn“ ein ungemein fesselndes Selbstjustizdrama gelungen, das vor allem von der eiskalten Kulisse des Inselstaats profitiert. Die der Aggressionsabfuhr dienenden Fahrradtouren Finnurs durch die kargen Landschaften außerhalb Reykjavíks erinnerten mich an Dumonts „L`Humanité“; die Hauptfigur mit sich und ihren widerstreitenden Emotionen in gezielter, selbstgewählter Isolation. „Eiðurinn“ macht nicht viele Worte, verzichtt auf Geschwätzigkeit und lässt Bilder und Stimmungen für sich kommunizieren. Dass die ihm inhärente Spannung und die Ungewissheit, wie es für die Beteiligten ausgehen wird, das Publikum spielend bei der Stange halten, ist ganz Kormákurs Verdienst.

8/10