„I think you’re nuts.“
Exquisite Tenderness ~ USA/UK/D 1995
Directed By: Carl Schenkel
Bevor die eifrige Chirurgin Theresa McCann (Isabel Glasser) ihrem mit unlauteren Heilmethoden experimentierendem Kollegen Dr. Stein (Malcom McDowell) ans Bein pinkeln kann, wird dieser auch schon brutal ermordet. Und es bleibt nicht bei diesem einen Opfer – der einst von McCann und Stein geschasste Dr. Julian Matar (Sean Haberle) dämmert mitnichten, wie allgemein vermutet, querschnittsgelähmt in einem Sanatorium in Colorado vor sich hin, sondern ist, mittlerweile körperlich wieder quietschfidel, aber geistig sogar noch zerrütteter als zuvor, an seine frühere Wirkungsstätte zurückgekehrt, um nicht nur blutige Rache zu üben, sondern zudem seine Zellerneuerungsversuche zu perfektionieren. Er benötigt zudem permanent ein frisch entnommenes Sekret aus der menschlichen Hypophyse, um fit bleiben zu können…
Was sich mit dem drei Jahre zuvor entstandenen „Knight Moves“ bereits andeutete, fand mit dem auch als „The Surgeon“ bekannten „Exquisite Tenderness“ (jener Begriff steht, wie uns der Film erläutert, im Ärztesprech für einen Zustand ganz besonders extremer Schmerzen beim Patienten) Carl Schenkels endgültige Hinwendung zu dem statt, was man landläufig als Kino der Kategorie B bezeichnen könnte. Vollzog der Plot des bereits stets eng an der Phantastik befindlichen und spätestens im Finale mit dem Horrorgenre liebäugelnden Vorgängers bereits einige höchst unglaubwürdige Volten, so wurde „Exquisite Tenderness“ schließlich ein lupenreiner Gattungsvertreter der zuletzt in den Achtzigern wohlfeil bedienten Subkategorie „Krankenhaus-Slasher“. Als mit einem völlig verrückten Weißkittel auf Metzeltour befindlichen Superbösewicht arbeitendes Werk erinnerte mich Schenkels ruppiger Film sogar ein wenig an Manny Cotos hübsch durchgemangelten „Dr. Giggles“, zu dem er wiederum einige mentale Parallelen aufweist. Interessanterweise strukturiert und komponiert Schenkel diese Arbeit ganz ähnlich wie seine letzte; es gibt zu Beginn beider Filme eine schwarzweiß bebilderte Rückblickssequenz, die jeweils die psychologische Disposition bzw. die Motivation des hier und dort aktiven Serienkillers erläutert, später wird aus der Identität des Mörders zunächst ein Geheimnis gemacht, derweil der Held bzw. die Heldin in Misskredit geraten. In beiden Filmen verbindet Killer und HeldIn eine gemeinsame Vergangenheit, in beiden Filmen ist Rache ein wesentlicher Antriebsfaktor für den Übeltäter. In beiden Filmen bildet sich ein Pärchen nach visuell anregend gestaltetem, koitalem Zwischenspiel und steht gemeinsam gegen den Bösewicht und beide Finalsequenzen kommen nicht ohne ein abermaliges, spektakuläres Wiederaufbäumen des Verbrechers aus, bevor dieser dann nochmal doppelt so blutig das Zeitliche zu segnen hat. Kurzum: „Exquisite Tenderness“ bildet gewissermaßen eine bucklige Alternativversion zu „Knight Moves“, mit Medizinern anstelle von Schachspielern, ohne die schöne Kameraarbeit eines Dietrich Lohmann, dafür deutlich deftiger, räudiger, zerlumpter und eigentlich auch ehrlicher zu allen Beteiligten als der Vorläufer. Der Spaßfaktor allerdings, der bleibt gleich hoch.
5/10