„You had your chance.“
February (Die Tochter des Teufels) ~ USA/CA 2015
Directed By: Oz Perkins
Für die Schülerinnen des katholischen Bramford-Mädcheninternats stehen im winterlichen Februar heimische Kurzferien auf dem Programm. Die etwas sonderliche Kat (Kiernan Shipka) hat unmittelbar zuvor eine nächtliche Vision von einem tödlichen Autounfall ihrer Eltern und ist sich somit sicher, dass diese sie nicht werden abholen können. Die deutlich selbstbewusstere und erwachsenere Rose (Lucy Boynton) hat indes einen ganz anderen Anlass, ihren Aufenthalt in Bramford zu verlängern – sie glaubt nämlich, sie sei schwanger und will ihren Lover (Peter Gray) mit den bad news konfrontieren. Zusammen mit zwei Nonnen (Elana Kausz, Heather Tod Mitchell) sind die beiden Mädchen ganz allein in Bramford und Kat verhält sich zunehmend seltsam. Derweil nimmt das offenbar nicht ganz glückliche Ehepaar Bill (James Remar) und Linda (Lauren Holly) eine junge, schweigsame Tramperin (Emma Roberts), die sich als Joan vorstellt, mit. Bills und Lindas Ziel ist Bramford…
Auch bei „February“, der ursprünglich den weitaus passenderen, wenngleich deutlich mysteriöseren Titel „The Blackcoat’s Daughter“ trug, wird wieder ausgiebig wild mit Narration und Dramaturgie umgesprungen und von Oz Perkins, der sowohl für die Regie als auch das Buch verantwortlich ist, penibel darauf geachtet, bloß kein Gramm Fett zuviel anzusetzen, oder besser gesagt: Kein Wörtchen mehr denn nötig zu verlieren. Zwei Handlungsstränge, die sich später als auf den Tag exakt neun Jahre auseinander liegende Zeitebenen entpuppen, entspinnt Perkins mehr oder weniger parallel, doch erst nach und nach offenbaren sich die direkten Zusammenhänge zwischen den zuvor fälschlich parallel stattfindend gewähnten Ebenen. Tatsächlich entpuppt sich die seltsame „Joan“ schließlich als um neun Jahre gealterte Kat, die, damals offenbar besessen von einem Dämon (ob dies zutrifft oder Kat/Joan lediglich eine psychotische Mörderin ist, bleibt bis zum Ende offen, obschon letztere Variante mir sinniger erscheint), in Bramford mehrere Morde, darunter den an Rose, begangen und ihre Opfer enthauptet hat, dann von dem Schulgeistlichen (Greg Ellwand) exorziert wurde und eben neun Jahre später aus der psychiatrischen Obhut flieht, um nach Bramford zurückzukehren und dort wieder ihrem früheren Herrn und Meister (dem sie noch immer nicht abgeschworen hat und den sie im häuslichen Heizofen vermutet) zu huldigen. Als sie feststellt, dass Bill und Linda die nach wie vor trauernden Eltern der von ihr damals ermordeten Rose sind, betrachtet sie es als ihre Mission, auch diesen die Köpfe abzuschneiden. Gesagt, getan, doch der Dämon zeigt sich nicht – oder Kats Therapie war zumindest in Teilen erfolgreich.
Der Überbau der Story wäre somit, ganz im Kontrast zu Perkins‘ Präsentation, recht simpel, lässt sich in vier Sätzen umreißen und entspricht in punkto Komplexität einer nostalgischen Lagerfeuergeschichte, nur ohne rechte Pointe. Dass „February“ sich dennoch ganz ordentlich ausnimmt, liegt an seiner verschachtelten, das Interesse des Zuschauers permanent wachhaltenden Struktur, die eben sehr viel weniger konventionell daherkommt als das, wonach der Grundplot prinzipiell verlangte. Besonders gefallen hat mir, James Remar und Lauren Holly fast genau dreißig Jahre nach „Band Of The Hand“ nochmal vereint bewundern zu dürfen. Die zur Detailfreude geradezu einladenden Mord- und Köpfungsszenen hätten indes durchaus expliziter sein dürfen. Da war mir Pekins‘ innere Schere schlicht zu autoritär.
7/10