Zitat entfällt.
L’Eau Des Collines, Première Partie: Jean De Florette (Jean Florette) ~ F/I/CH 1986
Directed By: Claude Berri
L’Eau Des Collines, Deuxième Partie: Manon Des Sources (Manons Rache) ~ F/I/CH 1986
Directed By: Claude Berri
Bastides, ein provenzalisches Dorf, im Jahre 1925. Der junge Bauer Ugolin (Daniel Auteuil), letzter Nachkomme der ursprünglich umfassenden Sippe der Soubreyans, kehrt zu seinem Onkel César (Yves Montand) zurück, den alle in der Gegend ehrfürchtig „Papet“ nennen. Ugolin hält wenig von Wein- und Gemüseanbau, sondern überzeugt Papet stattdessen, dass mit Zuchtnelken ein ordentliches Auskommen zu machen ist. Dafür benötigt Ugolin allerdings eine eigene Bewässerungsquelle. Papet hat das benachbarte Grundstück des alten Marius (Marcel Champel) im Auge, auf dem sich eine sprudelnde Quelle befindet. Ein provozierter Streit führt zum Tode Marius‘, doch dessen Erbe, der bucklige Steuerbeamte Jean Cadoret (Gérard Depardieu), ist mitnichten gewillt, das Stück Land zu verkaufen. Stattdessen plant der sich als intellektueller Träumer herausstellende Sohn von Césars verflossener Jugendliebe Florette, gemeinsam mit Frau Aimée (Elisabeth Depardieu) und Töchterchen Manon (Ernestine Mazurowna), eine Hasen- und Kürbiszucht aufzubauen und sich vor Ort niederzulassen. Der alte Papet und Ugolin beginnen, gegen die Cadorets zu intrigieren. Zunächst verschließen sie die Jean unbekannte Quelle mit Zement. Ugolin spielt sich hernach als Gönner und hilfsbereiter Freund Jeans auf, heimlich durchschaut von der kleinen Manon. Was später der fehlende Sachverstand Jeans und der heiße Sommer nicht besorgen, durchkreuzen die Soubreyans. Nachdem Jean sich bereits halb zu Tode geschuftet hat, will er, von Alkohol gezeichnet und halbwahnsinnig, verzweifelt eine eigene Quelle freisprengen und kommt dabei zu Tode. Papet kauft der bedürftigen Witwe das Grundstück ab, derweil Manon zufällig erfährt, dass die Soubreyans die Wasserquelle verstopft und ihren Vater damit in Ruin und Tod getrieben haben.
Einige Jahre später hat Ugolin auf dem ehemaligen Land der Cadorets seine erfolgreiche Nelkenzucht aufgebaut. Im Gegensatz zu ihrer Mutter ist die mittlerweile zu einer wunderschönen jungen Frau gereifte Manon (Emmanuelle Béart), die sich nie mit dem Schicksal ihres Vaters hat arrangieren wollen, in der Region geblieben, betätigt sich als Ziegenhirtin und schult autodidaktisch den von Jean ererbten Intellekt. Als Ugolin sie erstmals erblickt, verliebt er sich unsterblich in sie, Manon jedoch interessiert sich für den jungen Dorfschullehrer Bernard (Hippolyte Girardot). Als Ugolin ihr lauthals seine Liebe gesteht, wendet sie sich angewidert ab. Ein zufällig belauschtes Gespräch zwischen zwei älteren Dörflern aus Bastides eröffnet Manon, dass die gesamte Gemeinschaft um Papets damalige Verstopfung der Quelle wusste. Manon, die den Quellort für die gesamte Wasserversorgung von Bastides in den Bergen kennt, verschließt nun aus Rache ihrerseits die Zufuhr, so dass das gesamte Dorf zu darben hat. In diesem Zusammenhang wird Papets und Ugolins verbrecherische Übervorteilung endlich öffentlich. Ugolin, der endgültig begreift, dass Manon ihn niemals nehmen wird, erhängt sich an einem Baum. Von Bernard überzeugt, gibt Manon die Quelle schließlich wieder frei. Die alte Schuld scheint beglichen, doch auf Papet wartet noch eine letzte, furchtbare Wahrheit…
Im Zuge eines ebenso aufwändigen wie umfassenden Projekts nahm sich Claude Berri mit der bravourösen Unterstützung Gérard Brachs Marcel Pagnols rund dreißig Jahre zuvor in zwei Teilen veröffentlichten Roman vor und schuf daraus einen prachtvollen, wiederum als Diptychon angelegten Heimatfilm, der die von wunderschönen Primärfarben lebenden Bilder kontrastiert mit einer tieftraurigen, von Habsucht, Hybris, moralischen Fehlentscheidungen und verschlossenen Wahrheiten geprägte Familiengeschichte. Spätestens auf den zweiten Blick werden noch mehrere inhaltliche Ebenen offenkundig, die sich erst ganz am Ende der Betrachtung dieses ingesamt knapp vierstündigen Mammutwerks erschließen – wieder einmal sind es der Krieg und die mit ihm einhergehenden Entfrendungen und Missverständnisse, die Familien auseinanderreißen; die einen alternden Mann verhärten und zum gierigen Egoisten werden lassen. Immer wieder rekurriert die Frage des eigentlich grundgütigen, von Papet jedoch unentwegt negativ beeinflussten Ugolin, warum der Alte denn nie geheiratet habe und er denn nun seinerseits für die Dynastienachfolge sorgen solle. Dass Papet in der Vergangenheit das Herz herausgerissen wurde und ebendies ihn zum verbitterten, missgünstigen Zyniker hat werden lassen, lässt sich über lange Zeit lediglich erahnen. Welch bösen Schabernack das Schicksal wirklich mit ihm treibt, in Unkenntnis elementarer Fakten und durch eine Verkettung unglücklicher Fügungen, dessen wird sich der durch den verzweifelten Freitod seines Neffen (an dem Papet indirekt ebenfalls die Schuld trägt) bereits empfindlich Getroffene erst bewusst, als es längst zu spät ist. Wie eine Kerze verlischt der einstmals stolze Patriarch – und mit ihm der Name einer Familie, die die Region geprägt hat wie kaum eine andere.
„L’Eau Des Collines“ – das titelgebende Wasser will auch in seiner Symbolträchtigkeit als Lebensspender begriffen werden – ist somit gewissermaßen auch der finale Teil einer Chronik des Familienzerfalls, eines traditionellen literarischen Motivs somit. Und obschon alles auf das erschütternde Finale zusteuert, verzichtet Berri nie ganz auf sanfte, immer wieder eingeflochtene Ironiespitzen, die zumeist im Zusammenhang mit der Schlichtheit der Provinzbevölkerung stehen. In diesem Zusammenhang muss man jedoch keine Denunziation befürchten, sondern vielmehr liebevolle Beobachtungsdetails, deren Verzicht ebenso wie die eingangs erwähnte, überwältigende Naturphotographie, dem Drama vielleicht eine allzu bleierne Schwere überantwortet hätten. So, in dieser Ausgewogenheit, ist es jedoch perfekt.
10/10