THE BEAST IN THE CELLAR

„He can see in the dark!“

The Beast In The Cellar (Der Keller) ~ UK 1971
Directed By: James Kelley

Auf einem ländlich gelegenen, englischen Militärstützpunkt kommt es zu einem nächtlichen Mord an einem der Soldaten. Der wackere Corporal Alan Marlow (John Hamill) warnt sogleich die einzigen beiden zivilen Anwohnerinnen, die beiden betagten, liebenswürdigen Schwestern Ellie (Beryl Reid) und Joyce Ballantyne (Flora Robson), zu denen er im Laufe der Zeit ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat. Die Ermittler vermuten, dass in Anbetracht der Spuren an der Leiche eine entflohene Raubkatze verantwortlich sein muss. Doch die Ballantyne-Schwestern wissen es besser. Als es zu weiteren Todesfällen kommt, ziehen sie aus einem jahrzehntelang gehüteten Familiengeheimnis die letztmögliche Konsequenz…

Neben dem Vorreiter Hammer waren in den Sechzigern und telweise Frühsiebzigern noch die vor allem für ihre Episodenfilme renommierte Amicus, die breiter gefächerte Anglo-Amalgamated und schließlich die Tigon British die wesentlichen Lieferanten für britischen gothic horror und natürlich auch dessen spätere, zeitgemäßere Ablösungen. Die Tigon wurde 1966 von Tony Tenser, einem Londoner Geschäftsmann  litauisch-jüdischer Abstammung, gegründet, nachdem dieser die bescheiden begonnene, dann nach und nach reüssierende Gesellschaft Compton Films verlassen hatte, um eigene Wege zu gehen. In Tensers bzw. Tigons Portfolio befindet sich mit „The Beast In The Cellar“ einer der schönsten Repräsentanten des englischen Horrorfilms in den angehenden Siebzigern. Über Umwege der damaligen, eher amerikanisch geprägten Welle des hag horror oder Hagsploitation-Films zuzurechnen, sind die beiden ältlichen Ballantyne-Schwestern (jeweils brillant dargeboten von Beryl Reid und Flora Robson) dabei eigentlich bloß mittelbare Verursacher des geschilderten Übels. In ihrem ebenso tragischen wie furchtbaren Falle greift die alte Weise vom Gegenteil des Guten, nämlich des gut Gemeinten. Das Mysterium um den Verursacher der blutigen Morde und die damit zusammenhängende Vorgeschichte enthüllt Ellie/Beryl Reid eigentlich erst gegen Ende des Films in einer wunderschön vorgetragenen und inszenierten Befragung durch den zuständigen Polizisten (T.P. McKenna): Nachdem ihr Vater einst mit einer schweren PTBS aus dem Frankreich des Ersten Weltkriegs heimgekehrt und später als psychisch und körperlich zertrümmerter Mensch verstorben war, wollten Ellie und ganz besonders Joyce mit allen Mitteln verhindern, dass auch ihr jüngerer Bruder Stephen (Merlyn Ward/Davydd Havard) dem Ruf des Militärs folgte und entschieden sich für das aus ihrer Logik einzig Richtige: Stephen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von ihnen sediert und in einem Kellerverlies des Hauses eingemauert. Dort blieb er, sich selbst überlassen und mit dem Nötigsten versorgt, bis er einen Weg heraus entdeckte und seinen über die Jahrzehnte aufgestauten Wahnsinn an jenen kanalisierte, auf die er nunmehr all seinen Hass projizierte – uniformierten Soldaten. Rasch kristallisiert sich vor allem in der Revision  heraus, dass „The Beast In The Cellar“ somit weitaus weniger Horrorfilm denn Drama ist. James Kelley benötigt tatsächlich nur wenige exploitative Elemente, um seine Kellerkind-Story zu entfalten und zur Wirkung zu bringen und selbst diese erweisen sich als reines Publikumszugeständnis und somit nahezu redundant. Mit der zunächst penibel umschifften, visuellen Offenbarung des derangierten Stephen Ballantyne ganz zum Schluss fällt gewissermaßen auch das letzte Suspense-Element – wir sehen die traurige Gestalt eines geistig umnachteten, verwitterten Kauzes, der selbst ein Opfer ungeheuerlicher Umstände wurde und dessen Schicksal sich möglicherweise nur um 27 Jahre Hölle verzögert hat. Dennoch mag und kann man den Schwestern nicht wirklich böse sein. Die eigentliche, ewig lauernde, ewig schwelende Bestie, die „The Beast In The Cellar“ anklagt und der wohlverdienten Angst preisgibt, ist der Krieg.

8/10

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