JOAN OF ARC

„I’d rather go home and spin with my mother, for this is not my proper place.“

Joan Of Arc (Johanna von Orleans) ~ USA 1948
Directed By: Victor Fleming

Im Jahre 1429 erreicht die 17-jährige Johanna von Arc (Ingrid Bergman) eine Audienz beim Königshauptmann Baudricourt (George Coulouris). Einige Heilige, versichert sie ihm salbungsvoll, hätten zu ihr im Namen des Himmelskönigs gesprochen und ihr eröffnet, dass sie dazu bestimmt sei, die Engländer aus Frankreich zu vertreiben und dem Dauphin Charles VII (José Ferrer) dazu zu verhelfen, König zu werden. Nachdem bald darauf auch der Dauphin Johanna bei sich hat vorsprechen lassen und sich tief von der jungen Frau beeindruckt zeigt, erreicht sie, dass das darbende, gemeine Volk sich wieder hinter den letzthin eher schlechtgelittenen Charles stellt und neuen Patriotismus entwickelt. Johanna wird nach Orléans geschickt, um dort der Armee zuzusprechen. Trotz hoher Verluste auf beiden Seiten gelingt es den Franzosen unter Johannas moralischer Führung schließlich, die englische Festung Tourelles zu erobern. Charles wird zum König gekrönt, begreift jedoch, dass die eigentlichen Sympathien Frankreichs Johanna zufallen. Bevor sie mit den Soldaten gegen Paris marschieren kann, lässt Charles sich von seinen Gegnern, zu denen neben England auch die Burgunder zählen, korrumpieren und sorgt dafür, dass Johanna wieder ins Zivilleben zurückkehrt, wo ihr bereits die Verhaftung durch den Grafen von Luxemburg (J. Carrol Naish, einäugig) bevorsteht. Geleitet durch den arglistigen Bischof von Beauvais (Francis L. Sullivan) wird Johanna ein nur scheinbar kirchlicher Prozess gemacht, an dessen Ende ihre Verbrennung als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen steht. Dadurch wird sie erst zur eigentlichen Legende.

Eine der bekannteren Verfilmungen um Leben und Tod der heiliggesprochenen Nationalheldin Jeanne d’Arc alias Johanna von Orléans bildet Victor Flemings letzte Regiearbeit. Für das produzierende Studio RKO unter Präsident Howard Hughes, damals noch den Big Five, also den fünf maßgeblichen US-Studios, zugehörig, galt das monumentale Projekt in Technicolor als Prestigefilm. Ingrid Bergman hatte bereits jahrelang um eine Realisation mit ihr in der Hauptrolle gekämpft, dabei bedeutete im Nachhinein just dieser Film eine jahrelange Hollywood-Flaute für sie. Der zu erwartende Erfolg bei Kritik und Publikum blieb nämlich zunächst aus verschiedenen Gründen aus – zum einen machte die anders als ihr deutlich jüngeres (und jungfräuliches), authentisches alter ego bereits 33 Jahre alte Bergman durch eine außereheliche Liaison mit dem italienischen Neorealisten Roberto Rosselini unvorteilhafte Schlagzeilen, die sie etliche erboste Zuschauer kosteten, zum anderen versagte die Academy „Joan Of Arc“ zuvor als bombensicher geltende Nominierungen in den Königskategorien. Der Effekt echot bis heute durch die Filmhistorie: Flemings durchaus prachtvoll arrangierte Biographie genießt global betrachtet bei weitem nicht die Popularität anderer zeitgenössischer und ähnlich budgetierter Historien- und Bibelepen, sondern scheint im Rahmen jener Gattung gemeinhin eher zur cineastischen Fußnote degradiert. Dabei ist vieles an ihm noch immer bestaunens- und liebenswert; seien es die opulenten Kostüme, die schönen settings, die glamouröse Besetzung, die zwar nicht vor Superstars strotzt, dafür aber ein umso beeindruckenderes Ensemble an Charakterdarstellern und Statistenaufgebot vorweist, oder natürlich die ausnehmend herrliche Farbphotographie (u.a. Winton C. Hoch). Auf große Totalen und Außenaufnahmen gilt es zu verzichten, dafür erweisen sich die Atelierkulissen und matte paintings als umso kunstvoller arrangiert und dem allgemeinen Eindruck von golden age cinema absolut zuträglich. Dass die Bergman hier zudem in einer ihrer aufregendsten anglophonen Rollen zu bewundern ist, erweist sich in Anbetracht ihres vorhergehenden Engagements und ihrer offenbar tiefen, persönlichen spirituellen Verbundenheit zur historischen Johanna (sie spielte die Rolle für Rosselini sechs Jahre später abermals) als eklatant.

8/10

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