THE HUMAN DUPLICATORS

„I am your master! Do as I command!“

The Human Duplicators (F.B.I. jagt Phantom) ~ USA/I 1965
Directed By: Hugo Grimaldi

Ein Volk herrschsüchtiger Aliens schickt seinen riesenhaften Agenten Kolos (Richard Kiel) zur Erde, um dort eine geheime Invasion vorzubereiten. Mithilfe des brillanten Wissenschaftlers Professor Dornheimer (George Macready) soll Kolos eine Armee von Androiden erschaffen, die nach und nach die Menschheit unterwandern. Nachdem erste Einbrüche von scheinbar renommierten Forschern in geheime Einrichtungen begangen werden, nimmt sich NIA-Agent Glenn Martin (George Nader) des Falles an…

Es ist ein veritables Glück, das kleine Preziosen wie diese trotz prekärer Material-Ausgangslage digital aufbereitet und der geneigten Rezipientenschaft in bestmöglicher Form zugänglich gemacht werden.
„The Human Duplicators“ ein kunterbuntes Camp-Fest ohne jede falsche Scham, darf man sich in etwa in derselben Liga vorstellen, in der die Arbeiten von Edward D. Wood oder Al Adamson spielen, zu deren Werken natürlich auch thematische Parallelen zu bestaunen sind. Immer wieder müssen darin außerirdische Despoten herhalten, die für ihre wahnwitzigen Eroberungspläne auf die denkbar bescheuertsten Mittel und Wege zurückgreifen – zum höchsten Vergnügen des Zuschauers freilich, denn somit werden reichlich Anlässe für hanebüchnen Dialog und auch sonst alles Dazugehörige geboten. Für „The Human Duplicators“ nun stand dem Gelegenheitsregisseur Hugo Grimaldi eine durchaus illustre Besetzung rund um George „Jerry Cotton“ Nader und den etwas steif gewordenen George Macready zur Verfügung, deren heimliches Highlight fraglos Richard Kiel darstellte. Der damals noch junge Hüne bekam dankenswerterweise ungewohnt viel Dialog und somit Gelegenheit, auch einmal sein angenehmes Timbre zum Einsatz zu bringen. Seine Annäherungsversuche an die zarte Dolores Faith ergeben besonders rührende Szenen; wie am Ende es – natürlich – einmal mehr die Schöne ist, die das Biest zu Fall bringt. Nach gründlichst vermasselter Mission verschwindet Kolos, der einem dann doch ein wenig leid tut, auf Nimmerwiedersehen in den Weiten des Alls.
Dazwischen erfreut – bei Bedarf – auf der just erschienenen Blu-ray des renommierten, grundsätzlich stets zu unterstützenden Labels „Edition Hände weg!“ die Berliner Synchronfassung von Karlheinz Brunnemann das Ohr des staunenden Liebhabers solch unschätzbarer Kulturschätze. Künstler und Künstlerinnen wie Arnold Marquis, Gert Günter Hoffmann, Beate Hasenau, Heinz Petruo und noch einige mehr „sprechen“ in der Tat für sich selbst und verleihen diesem filmischen Äquivalent zum handgefertigten Gemälde eines Drei- bis Vierjährigen nochmals den rechten Goldrand. Ich sag‘ nur: „Du blöder, fehlprogrammierter Androide!“
Hingehen, sehen, staunen, liebhaben – sonst futschikato!

6/10

A GATHERING OF EAGLES

„Colonel Caldwell in quarters.“

A Gathering Of Eagles (Der Kommodore) ~ USA 1963
Directed By: Delbert Mann

Nachdem auf der nordkalifornischen Carmody Air Force Base eine durch den Aufsichtsoffizier General Kirby (Kevin McCarthy) unangekündigte ORI (Operation Readiness Inspection) durchgeführt wird, kommt die Admiralität zu höchst unzufriedenen Resultaten angesichts der Einsatzbereitschaft der 904. Strategic Aerospace Wing. Kurzerhand wird der vormalige Kommandeur geschasst und an seiner Statt Colonel Jim Caldwell (Rock Hudson) zum Leiter der Basis ernannt. Caldwells alter Freund und Kriegskamerad Hollis Farr (Rod Taylor) fungiert als sein Stellvertreter. Sowohl Farr als auch Caldwells Gattin Victoria (Mary Peach) sind bald verwundert, dass der vormals als Gemütsmensch geltende Caldwell seine neue Aufgabe offenbar unerwartet ernst nimmt: mit eiserner Disziplin begeht er die Kommandatur und scheut sich nicht, vormals unausgesprochene Wahrheiten aufs Tapet zu bringen. Dies führt zu allerlei Konflikten, der Erfolg der nächsten Inspektion durch Kirby gibt ihm am Ende jedoch Recht.

Ähnlich wie Anthony Manns thematisch stark anverwandter, acht Jahre zuvor entstandener „Strategic Air Command“ ist auch „A Gathering Of Eagles“ ein wenig verklausulierter Werbefilm für die US Air Force und deren Meriten als eminentes, militärisches Bollwerk vor dem omnipräsenten Hintergrund des Kalten Krieges. Das Script legt gesteigerten Wert darauf, Pflichtbewusstsein und Unbestechlichkeit der Offiziere zu prononcieren, wobei insbesondere Rock Hudson in der Hauptrolle ein besonderer Status als knallharter, immer wieder mit seiner Humanität hadernder Kriegsheld (Caldwell war in Korea) verehrt wird. Mögliche soft spots, so das unmissverständliche Fazit des Films, kann und darf sich eine hochsensible Maschinerie, wie sie ein vor Vernichtungspozenzial strotzender Luftwaffenstützpunkt de facto darstellt, nicht leisten. So lässt Caldwell bald „Köpfe rollen“, wie es auch im Film heißt; der alternde, mit den neuen Anforderungen überforderte und dem Alkohol allzu zugeneigte Colonel Fowler (Barry Sullivan) etwa wird von Caldwell entlassen, weil er infolge seiner Instabilität einen unwägbaren personellen Risikofaktor darstellt. Die vormals ausgesetzte Sieben-Tage-Bereitschaft wird wieder eingeführt, sehr zum Leidwesen des stark geforderten Personals, und Streitigkeiten mit Freund und Ehefrau bleiben nicht aus. Am Ende behält Caldwell jedoch Recht – seine Maßnahmen steigern die Effektivität der Basis ins Beispielhafte, ein Resultat, das gleichfalls die vormals schlauchende Motivation der Männer wiedererweckt.
„A Gathering Of Eagles“ bildete im Prinzip ein typisches Vehikel für seinen Hauptdarsteller, wie sie die Universal in den fünfziger und sechziger Jahren ja en gros fabrizierte. Rock Hudson, mit wenigen Ausnahmen seinem Haus- und Vertragsstudio über rund zwanzig Jahre hinweg treu und damit gewissermaßen noch eines der letzten, späten Relikte von Hollywoods Golden Age, wurde für die immergleichen, vorwiegend romantisch konnotierten Protagonistenparts rekrutiert; kostengünstige Western, Abenteuer- und Kriegsfilme pflasterten seine wachsende Popularität, später kamen keimfreie Komödien vorwiegend an der Seite von Doris Day dazu, natürlich seine diversen Engagements bei Douglas Sirk, die er (so auch im vorliegenden Falle) ebenso gern für andere Filmemacher bekleidete. Dabei befütterte er als höchst zuverlässiger Schauspielroutinier ab einem gewissen Zeitpunkt weniger den Status des bemerkenswerten Akteurs denn vielmehr seine eigene Typologie, die auf ein immens geschlossenes Œuvre zurückblicken lässt – angesichts der ewigen persönlichen Verstellung, zu der Hudson wegen seiner Homosexualität genötigt war, ein gleichermaßen durchaus tragisches Schicksal.
„A Gathering Of Eagles“, trotz seiner unverhohlen promilitärischen Hofierungsmechanismen ein schöner, liebenswerter Film, geradezu behende zehrend von der Professionalität sämtlicher Beteiligten, spiegelt all dies exemplarisch wider und kann somit tatsächlich als prototypisches Hudson-Werk reüssieren.

8/10

TOY SOLDIERS

„There’s no goin‘ back, you understand?“

Toy Soldiers (Schnitzeljagd – Teenage Apokalypse) ~ USA/MEX 1984
Directed By: David Fisher

Das Bel-Air-Millonärstöchterchen Amy (Terri Garber) schippert mit sieben College-FreundInnen (Douglas Warhit, Jim Greenleaf, Mary Beth Evans, Tim Robbins, Jay Baker, Larry Poindexter, Tracy Scoggins) während der Semesterferien auf einer kleinen Yacht durch die mittelamerikanischen Inselgewässer. Als Skipper und „Babysitter“ begleitet der knarzige Söldner „Sarge“ (Jason Miller) die partysüchtige Clique; ein Zustand, dem man durch einen fiesen Streich Abhilfe schafft, indem man den Senior kurzerhand von Bord befördert. Doch erweist sich dessen abwesende Obhut rasch als schwerwiegender Mangel, denn fünf der Kids geraten unversehens in die Gewalt lokaler Militärputschisten, deren Mitgliedschaft aus durchweg übelstem Geschmeiß besteht. Dem mittlerweile wieder präsenten Sarge gelingt zwar Amys Befreiung, das übrige Quartett jedoch bleibt in der Gewalt der Guerilleros.
Zurück in den Staaten wird Amy nicht mit den Geschehnissen fertig und überredet daher Sarge, dessen Kumpel Buck (Cleavon Little) und zwei der anderen Rückkehrer, die in höchster Lebensgefahr befindlichen Gekidnappten mittels eines privaten Minikommandos herauszuhauen.

Dieser bei uns um die Mitte der Achtziger als Videopremiere erschienen New-World-Produktion, der kurzerhand der seinerzeit einschlägig wirkungsvolle „Apokalypse“-Titelzusatz angehängt wurde, haftete damals ein unheilvoller Ruch an, der in eine zweieinhalb Dekaden andauernde Indizierung (das übliche Zeitmaß ohne rekurrierenden Verlängerungsantrag) mündete.
Filme wie „Toy Soldiers“ (dessen Originaltitel nicht mit dem sieben Jahre jüngeren, gleichnamigen Werk von Daniel Petrie jr. zu verwechseln ist) waren es tatsächlich, die perfekt dazu angetan waren, die just im Wiederaufkeimen befindliche Friedensbewegung auf die Palme zu bringen – und zwar ganz weit nach oben, dahin, wo die richtig fetten Kokosnüsse baumeln gewissermaßen. Immerhin wurden hier keine silberhaarigen Rentner oder bodybuildende Einzelkämpfer jenseits der Vierzig ins reakionäre Feld geschickt, sondern tapfere 08/15-Kids aus der Mittel- und Oberschicht, die für ein Wochenend-Abenteuer Bierbüchse und Sonnencreme gegen Kampfmesser und Bazooka eintauschten. Gewissermaßen verzichtete das Actionkino damit auf ein wesentliches Element seiner metarealen Comicebene und schuf an dessen Statt taugliche Identifikationsfiguren. So etwas konnte nur als zersetzend erachtet werden.
Die Grundzüge des Plots indes gestalten sich handelsüblich und vereinen diverse zeitgenössische Subgenre-Elemente, darunter solche des Söldner- sowie des Selbstjustiz- und Kommandofilms, gepaart mit dem obligatorischen Motiv des „Vietnam vet in distress“. Lateinamerika nebst seiner stets höchst instabilen Polithistorie bot damals eine dankbare und entsprechend häufig befleißigte Kulisse des Actionkinos, wobei sich die handlungstragenden Bananrepubliken in den seltensten Fällen konkret nominalisiert fanden. Stattdessen wurden der topographischen Unübersichtlickeit Rechnung tragende Fantasie- und Stellvertreterstaaten genutzt, um nur die reale US- bzw. CIA-Interventionspolitik unter Reagan nur ja nicht zu desavouieren.
In „Toy Soldiers“ muss also eine Gruppe junger Studierender ran, um den notgeilen, Zigarillos qualmenden, Bohnen bratenden Che-Guevara-Latinos zu demonstrieren, dass die nordamerikanischen Normen und Werte von weitaus höherer moralischer Qualität sind denn die hiesigen und dass die dazu gehörige Zielstrebigkeit insofern nicht zu unterschätzen ist. So etwas gelingt am Ende natürlich auch nur mit dem passenden Führungspersonal, das sich hier primär in der Person des etwas abgekämpft wirkenden Jason Miller zur Verfügung stellt – erwartungsgemäß erst nach einiger Überredungskunst. Für ein adäquates Überlebenstraining bleibt ob der Brisanz der Situation freilich keine Zeit – eine zertrümmerte Wassermelone sowie eine Jogging-Session am Strand müssen genügen und schon geht’s zurück in die grüne Hölle, wo sowohl dem hundsföttischen Obergeneral (Rodolfo de Anda) als auch dessen Handvoll übler Strauchdiebe flugs und sauber der Garaus gemacht wird. Neben Miller und Cleavon Little lassen sich einige bekannte Nachwuchsgesichter aus Film und Fernsehen erhaschen, teilweise in Debütrollen – so etwa der junge Tim Robbins.

6/10

THIS IS LOVE

„Ich werde jetzt überhaupt nichts mehr sagen.“

This Is Love ~ D 2009
Directed By: Matthias Glasner

Die einst erfolgreiche Polizeikommissarin Maggie (Corinna Harfouch) ist nurmehr ein Schatten ihrer selbst, seit ihr Mann Dominik (Herbert Knaup) sie vor sechzehn Jahren verlassen hat. Längst pathologisch dem Alkohol verfallen, ist sie ferner nicht in der Lage, die seitdem ohnehin schwer belastete Beziehung zu ihrer Tochter Nina (Valerie Koch) auf einer stabilen Basis zu halten, wie auch eine notdürftige Liebesaffäre primär vom Suff zusammengeklebt wird. Als der Halbdäne Chris (Jens Albinus) zu ihr in Untersuchungshaft kommt, weil er seinen Hausmeister (Felix Vörtler) erschlagen hat, erinnert sich Maggie dunkel daran, ihn vor Kurzem bereits auf dem Revier gesehen zu haben. Es ging dabei wohl um eine Vermisstenanzeige. Chris ist zunächst nicht bereit, sich zu offenbaren und tritt in Hungerstreik. Maggie jedoch ahnt, dass das Brechen seines Schweigens auch für sie eine Form von Erlösung bedeuten könnte…

Von herausgerissenen Herzen, unmöglichen und brisanten Liebesbeziehungen berichtete Matthias Glasner bereits in dem unglaublich packenden Vergewaltiger-Drama „Der freie Wille“ mit einer solchen Intensität, dass eine nochmalige Steigerung kaum mehr möglich scheint. „This Is Love“ übertrifft dann auch zumindest die inhärente Dramatik des genannten opus magnum nicht, obschon seine verhandelten Themen sich gewiss nicht minder tragisch ausnehmen. Um eine rein missverständlich beendete Ehe geht es mit sich anschließenden sechzehn Jahren persönlichen Fegefeuers und um eine noch viel prekärere hebephile Liebe, deren katastrophaler Verlauf und detereminiertes Scheitern so obligatorisch ist wie Maggies allabendlicher Vollrausch. Glasner erzählt seine beiden, mit aller Macht aufeinander zustrebenden Handlungsstränge chronologisch verschachtelt und zunächst ohne auffällige Parallelisierungen, um sie dann umso heftiger kollidieren zu lassen.
„Down By Love“ wäre eine grundsätzlich ebenso passende, jedoch allzu alberne Titulierung jener ganzen, zermürbenden Konstruktion gewesen. Im jeweiligen Mittelpunkt stehen zwei mit völlig gegensätzlichen Vitae behafteten, bis in ihre Einzelteile zetrümmerte Individuen; auf der einen Seite die vormals starke und selbstbewusste Polizistin, die jedem TV-Krimi alle Ehre gemacht hätte, auf der anderen Seite der verschrobene, leicht autistisch wirkende Diplomatensohn mit dunklen Biographieflecken, der mit seinem Kumpel Holger (Jürgen Vogel) einer „altruistischen Variante des Menschenhandels“ nachgeht: Die beiden kaufen in Vietnam Kinderprostituierte deren lokalen Zuhältern ab, um sie dann in Deutschland wohlhabenden Paaren zur Adoption anzubieten. Bei ihrer jüngsten Klientin, der vielleicht zwölf Jahre alten Jenjira (Duyen Pham), sprengt sich ihr Wirtschaftskonzept jedoch selbst in die Luft, denn Chris verliebt sich in das kleine, gleichwohl schutzbedürftige wie aufgrund seiner schrecklichen Lebensumstände vorgereifte Mädchen. Was zunächst auf väterliche Gefühle hindeutet, ist in Wahrheit doch viel mehr. Chris mag Jenjira nicht mehr hergeben, schlägt ihre potenziellen Adoptiveltern in den Wind und bricht mit Holger, der ihn nicht begreifen kann und wie zum Beweis dafür eine schmerzliche Grenze übertritt. Die hernach angetretene Flucht nach vorn kennt man so ähnlich von Nabokov, ebenso wie ihren zwangsläufig eingeschlagenen Weg. Irgendwann heißt es dann sowohl für Maggie als auch Chris Farbe zu bekennen und das Richtige zu tun. Dafür brauchen sie sich gegenseitig.
Diese unmögliche Konstellation löst Glasner mit einem vergleichsweise versöhnlichen Abschluss, wo anderswo, auch bei Glasner selbst, vielleicht Gewalt und Tod finale Erfüllungsgehilfen gewesen wären. Wo die dazu gehörigen Figuren, mit denen man die letzten zwei Stunden durchrungen und durchlitten hat, nach dem Abspann enden werden, lässt sich indes sehr wohl mutmaßen. Ihr jeweiliges Schicksal jedenfalls dürfte noch lange nicht fertig sein mit ihnen.

9/10

THE DEAD PIT

„The brain is the destroyer! The brain is the clock that kills us!“

The Dead Pit ~ USA 1989
Directed By: Brett Leonard

Dr. Swan (Jeremy Slate), Leiter einer psychiatrischen Klinik, beäugt mit einiger Sorge die geheimen Experimente seines Kollegen Dr. Ramzi (Danny Gochnauer). Als Swan Ramzi eines Tages in sein kleines Privatlabor folgt, wird er des ganzen Ausmaßes von Ramzis Wahnsinn bewusst: Mittels einer Mischung aus Gehirnchirurgie und Schwarzer Magie funktioniertt Ramzi willenlose Patienten zu lebenden Toten um und pfercht sie in eine unterirdische Grube. Dr. Swan gelingt es, Ramzi zu überwältigen und zu töten; die abgelegene Sektion des Instituts mauert er anschließend zu.
Zwanzig Jahre später kommt eine amnesische Patientin (Cheryl Lawson) auf Swans Station. Die junge Frau verfügt offenbar nicht nur über paranormale Sinne, sondern steht auch in unseligem Kontakt zu dem vermeintlich toten Ramzi. Gemeinsam mit einem Mitpatienten (Stephen Gregory Foster) macht sie sich daran, das Geheimnis um die zugemauerte Abteilung zu lösen und entfesselt dabei ein Inferno.

„The Dead Pit“, geschrieben und inszeniert von dem späteren Cyber-Thriller-Filmer Brett Leonard, war und ist als ein (im Vergleich zu Gordon oder O’Bannon) nicht ganz so prominentes Beispiel des überkandidelt-schwarzhumorigen Gore-Horrors der Mitt- und Spätachtziger Jahre recht gut gelitten. Besonders in der Geekkultur, die sich unter anderem aus dem Dunstkreis des „Fangoria“-Magazins speist, kann er auf eine solide fanbase zählen. Ich selbst habe den Film heuer zum ersten Mal geschaut und bin ziemlich von den Socken – darüber, dass er sein doch relativ stolzes Renommee genießt. Bekanntermaßen darf ich mich als weithin offenherzigen Zuschauer wähnen, der insbesondere einen soft spot für Genrezeug jedweder Couleur besitzt. Leonards Debüt aber hat mich wohl leider inmitten einer ganz falschen Sternkonstellation erwischt. Möglicherweise hab ich das ja auch alles, intensivster Empathieaufwändungen zum Trotz, nur völlig falsch verstanden und bin bloß zu stumpfsinnig für die heimliche (Humor-?)Offensive des Ganzen. Dass die in darstellerischer Hinsicht unsägliche, jedoch vornehmlich in Unterwäsche herumhopsende Cheryl Lawson als legitime scream squeen of the hour gepriesen wurde, lasse ich ja noch gelten; auch vielleicht, dass Leonard mit seiner Story um Dr. Ramzi und dessen sinistres Treiben eine kecke Hommage an Herschell Gordon Lewis versuchte. Innerhalb des großen Ganzen, dass „The Dead Pit“ am Ende vorschützt, erweisen sich diese Quasi-Pros jedoch als bemerkenswert unerheblich. Ich mag jetzt gar nicht so überakkurat aufzählen, was mir alles missfallen hat; über die erschreckend undifferenzierte Darstellung psychiatrischer Praxis, die zig kleinen Fehlgriffe innerhalb des hanebüchen unschlüssigen Handlungsablaufs bis hin zu der beinahe schon dreist überdehnten Erzählzeit, die ein halbwegs sinnvoller Schnitt um gute zwanzig Minuten hätte erleichtern müssen, hinaus wären das nämlich noch eine ganze Menge mehr. Am meisten gestört hat mich vermutlich, dass der komplette Film sich in einem völlig irrational übersteigerten Selbstbewusstsein ergeht, der in krassem Missverhältnis zu seinen letztendlich sichtbaren Qualitäten steht.
Da „The Dead Pit“ eben sein oben angeführter Nimbus vorauseilt, er also womöglich doch über verborgene Elemente verfügt, die mich blind über sie hinwegstolpern ließen, bin ich mit meinen Eindrücken nicht ganz glücklich.
The skin I live in.

3/10