THE CONSTANT GARDENER

„That’s the way it is here.“

The Constant Gardener (Der ewige Gärtner) ~ UK/D/KE/F/CH/USA 2005
Directed By: Fernando Meirelles

Was genau seine noch nicht lang mit ihm verheiratete Gattin, die Aktivistin Tessa (Rachel Weisz), in ihrer Freizeit eigentlich treibt, weiß der in Nairobi tätige, englische Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes) gar nicht so genau und er lässt sie machen. Er kümmert sich stattdessen lieber um seinen geliebten Garten. Der Aufenthalt des Paars in Kenia gestaltet sich weitgehend standeskonform; man verkehrt vornehmlich mit der weißen Elite oder den wenigen farbigen Kenianern, denen Bildung und Karriere vergönnt ist. Tessa verbringt viel Zeit mit dem belgischen Arzt Dr. Bluhm (Hubert Koundé), man munkelt bereits von einer Liebschaft. Nach einer gemeinsamen Reise der beiden in den Norden wird Tessas Leiche am Lake Turkana gefunden, Bluhm ist verschwunden. Quayle begreift erst jetzt, wie wenig er eigentlich wirklich über Tessa wusste und beginnt, Nachforschungen auf eigene Faust anzustellen. Mit seiner unliebsamen Neugier stößt er bald auf eine Mauer des Widerstands, die sich aus Pharmaverbänden, Lobbyisten und Korruption zusammensetzt und ihn selbst in höchste Lebensgefahr bringt.

Wenn das erstweltliche Kino sich diskursiv mit drittweltlichen Missständen auseinandersetzt, regt sich zurecht bei vielen Filmfreunden offenes Unwohlsein. Ich sehe das anders, da ich der Meinung bin, dass damit Wahrnehmungspforten aufgestoßen werden, die ansonsten möglicherweise verschlossen blieben. Die Tatsache, dass Afrika, von seinen zahllosen innerpolitischen Problemen abgesehen, noch immer unter den Folgen kolonialistischer Ausbeutung zu leiden hat und nach wie vor einen liebsamen Spielball verbrecherischer, kommerzieller Erwägungen großkapitalistischer Konzerne darstellt, kann insofern gar nicht oft genug ins mitteleuropäische Bewusstsein gehievt werden.
John le Carré, der eigener Aussage zufolge eine Verfilmung seiner Romane ehedem dezidiert erwünscht und später zumindest stets fest eingeplant hat, lieferte die Vorlage zu „The Constant Gardener“; der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles machte dann unter der Ägide des Mike-Leigh-Hausproduzenten Simon Channing Williams vier Jahre später daraus seinen fesselnden Einstieg in die anglophone Filmindustrie. Große Namen also, veredelt noch zusätzlich durch eine entsprechende Schauspielphalanx.
„The Constant Gardener“ vermengt formvollendetes, klassisches Politthrillerambiente mit einer ebenso unkitschigen wie traurigen Liebesgeschichte, deren ganzes Ausmaß und bittere Tragik sich dem Zuschauer peu à peu in Rückblenden erschließt.
Nach dem noch recht unverbindlichen Anfang beginnen wir, gemeinsam mit dem eingangs gefassten Protagonisten Justin Quayle, einem durchweg braven und integren, aber auch naiven Vorzeigediplomaten, sowohl die aktivistischen Umtriebe seiner ermordeten Frau als auch seine aufrichtige, doch sehr viel tiefer verwurzelte Liebe zu ihr zu entdecken. Beide Bohrungen, die in der internationalen Verstrickung aus Politik und Pharmakonsortien, als auch die im eigenen Herzen führen jeweils in tödliche Sackgassen. Nicht, dass le Carré oder Meirelles, die ein brillantes Kombinat aus inhaltlicher Relevanz und exzellenter Regie vollziehen, uns am Ende mit völlig leeren Händen dastehen ließen; der unabwendbare Skandal wird pothume Kreise ziehen.
Für Tessa und Justin jedoch gibt es nurmehr das Wiedersehen im Jenseitigen – am anderen Ufer des karg umfelsten Turkanasees gewissermaßen.

8/10

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s