„I don’t know the pain of a conscience! My way’s clear!“
The Strange Door (Hinter den Mauern des Grauens) ~ USA 1951
Directed By: Joseph Pevney
Unweit von Paris bewohnt der sinistre Adlige Alain de Maletroit (Charles Laughton) ein feudales, von zahlreichen Gängen unterkellertes Schloss, gemeinsam mit seiner von ihm adoptierten Nichte Blanche (Sally Forrest) und einer ihm hündisch ergebenen Gefolgschaft von Galgenstricken, allen voran dem Opportunisten Corbeau (William Cottrell). Sein ganzes böses Leben hat Maletroit nur einem Zweck gewidmet: der Rache. Nachdem seine Zukünftige einst Alains Bruder Edmond (Paul Cavanagh) ihm vorgezogen hat – Blanche ist das Resultat jener Affäre-, schäumt Maletroit im unablässigen Drang nach Vergeltung. Blanches Mutter verstarb einst bei ihrer Geburt und der von Allen totgeglaubte Edmond fristet seit zwei Jahrzehnten ein Dasein als vermeintlich wahnsinniger Gefangener in einem geheimen Schlossverlies. Nun soll Maletroits Rache perfekt werden: Die ahnungslose Blanche wird von ihm dazu gezwungen, eine Zwangsheirat mit dem dahergelaufenen Filou Denis de Beaulieu (Richard Wyler) einzugehen, was Maletroit durch eine geschickte Intrige in die Wege leitet. Beaulieu entpuppt sich jedoch als mitnichten so boshaft, wie es Maletroit Recht wäre und entgegen all dessen Bestrebungen verliebt sich das junge Paar ineinander. Damit bricht zugleich das Ende von Maletroits Schreckensregime herein…
Der sich auf eine Kurzgeschichte von Robert Louis Stevenson berufende „The Strange Door“ fällt in eine Ära, in der das Kino weitestgehend horrorabsent war; der Zweite Weltkrieg hatte die Weltbevölkerung wahres Grauen gelehrt, die klassischen Universal-Monster hatten (mit einer Ausnahme) ihre letzten mash-ups nebst Abbott und Costello hinter sich gebracht und auch sonst tat sich in den neun Jahren zwischen 45 und 54 kaum Genrebewegendes, von den wenigen frühen SciFi-Gehversuchen, die wie etwa Hawks und Nybys „The Thing“ recht unzweideutige Horrorelemente verarbeiteten, abgesehen. Das maßstäbliche, gotische Element indes, das vor allem die Verknüpfung zwischen den Klassikern der schauerromantischen Literatur und den Horrorfilmen der zwanziger bis mittvierziger Jahre vitalisierte, fand sich recht rückstandslos eliminiert. „The Strange Door“ bildet, ebenso übrigens wie Nathan Jurans kurz darauf entstandener „The Black Castle“ diesbezüglich eine Ausnahme. So wurde etwa Boris Karloff von der Universal reaktiviert, um Edmonds leicht tumben, aber gutherzigen Adlatus Voltan zu spielen (eine Rolle, die eigentlich perfekt für Lon Chaney Jr. gewesen wäre), was ihm nach Laughton immerhin den zweiten Darstellercredit einbrachte. Die unschwer erkennbar nicht nur von Stevenson, sondern ebenso von Elementen nach Poe und Dumas durchdrungene, wildromantische Story siedelt sich entgegen der nominellen Vorlage eher im frühen 18. Jahrhundert denn zu Zeiten des Hundertjährigen Krieges an, was, ergänzend zum bitterbösen Familiendrama, kleinere Gelegenheiten zu Kostümauftragungen und Swashbuckeleien bietet. Richard Wyler spielt jenen Tunichtgut, der nicht nur ein offensichtliches Interesse für Wein und Damenröcke, sondern auch eines für Kampfkunst und Folterhistorie pflegt und somit dem einen oder anderen Hundsfott gekonnt Paroli bieten kann. Ein Errol Flynn oder Tyrone Power ist an ihm allerdings nicht verlorengegangen. Die hauptsächliche Show gehört fraglos ganz Charles Laughton, der sich mit seiner unnachahmlichen Art als feister, selbsttrunkener Bösewicht durch den gesamten Film despotiert und selbst minimalste Anflüge von emotionaler Wärme flugs im Keim erstickt. Allein Laughtons herzerfrischend boshafte Darstellung bestimmt einen Großteil der Qualität von „The Strange Door“, was die ansonsten eher unkonturierte Arbeit des routinierten Regisseurs Pevney allenthalben vergessen macht.
7/10
Das maßstäbliche, gotische Element indes, das vor allem die Verknüpfung zwischen den Klassikern der schauerromantischen Literatur und den Horrorfilmen der zwanziger bis mittvierziger Jahre vitalisierte, fand sich recht rückstandslos eliminiert.
Jetzt übertreibst Du aber ein bisschen. Da gab es etwa noch THE WOMAN IN WHITE (1948) mit Sydney Greenstreet als schurkischer Graf, und Joseph L. Mankiewicz‘ Debüt DRAGONWYCK mit Vincent Price als Schurke geht auch noch in diese Richtung. Und von den Val-Lewton-Filmen hat immerhin BEDLAM noch die Nachkriegszeit erblickt. BLANCHE FURY mit Stewart Granger am Rande des Wahnsinns könnte man vielleicht auch noch nehmen.
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Okay, dann hätten wir insgesamt sechs Filme binnen neun Jahren. Merkste selber, ne? 😜
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