„If something is good, don’t try to ruin it.“
Coming 2 America (Der Prinz aus Zamunda 2) ~ USA 2021
Directed By: Craig Brewer
Das Königreich Zamunda – und damit auch Kronprinz Akeem (Eddie Murphy) – zeigt sich für seine utopischen Idealverhältnisse geradezu krisengeschüttelt, als der König Jaffe Joffer (James Earl Jones) das Zeitliche segnet und sich herausstellt, dass Akeem einen unehelichen Sohn in Queens hat. Immerhin lässt sich mit der semierfreulichen Neuigkeit ein Übel beseitigen: Dem Drohgehabe von General Izzi (Wesley Snipes), Diktator des kriegerischen Nachbarstaats Nexdoria, könnte mit einer arrangierten Hochzeit zwischen dem Kuckucksfilius und Izzis Tochter Bopoto (Teyana Taylor) ein entspannender Riegel vorgeschoben werden. Akeem reist, unterstützt von Adlatus Semmi (Arsenio Hall), also flugs nach Queens, um dort Sohnemann Lavelle Junson (Jermaine Fowler) zu finden und „heimzubringen“, nicht ohne Lavelles vorlaute Mutter (Leslie Jones) im Schlepptau. Für Akeems Königin Lisa (Shari Headley) und ihre drei regulären Töchter (KiKi Layne, Bella Murphy, Akiley Love) erweisen sich die familiären Neuzugänge mit ihrem ungeschliffenen Benehmen als recht anstrengend, doch Akeem und Lavelle raufen sich bald zusammen. Als jedoch Lavelle die geplante Hochzeit mit Bopoto zugunsten der zamundischen Friseurin Mirembe (Nomzamo Mbatha) cancelt und mit ihr zurück nach New York fliegt, steht Akeem vor einer ähnlichen Entscheidung wie sein eigener Vater rund dreißig Jahre zuvor.
Gewiss sind ideologiekritische Betrachtungen von Film richtig und wichtig, wenn sie jedoch den Blick auf das Wesentliche verstellen, nämlich das eigentliche Objekt des Diskurses, dann wird’s zangsläufig brackig. In jüngerer Zeit kommt derlei häufiger vor; die neoliberale Front hetzt gegen Genderwahn und übertriebene wokeness, derweil die Gegenseite wahlweise wider mangelnde Diversität oder politisch unkorrekte Spöttereien ins Feld zieht. Völlig albern gestaltet sich solch am Ende doch lediglich das Ego des bzw. der jeweiligen SprecherIn balsamierende Gewetter nun, wenn der ihm zugrundeliegende Film bestenfalls medioker daherkommt – medioker in allem, was wirklich wichtig gewesen wäre.
„Coming To America“ beendete 1988 die Kernschaffensphase seines Regisseurs John Landis. Als sein letztes wirklich großes Werk beinhaltete der Film noch einmal alles, was die zehn vorhergehenden Jahres in Landis‘ Schaffen so auszeichneten – ein kultureller Röntgenblick, eine sehr spezielle Art von Humor, die in Windeseile zwischen Lakonie und screwballhaftem Tempo umherswitchen konnte, ein erlesenes Gespür für passgenaues casting nebst einer jeweiligen Kohorte von Cameos befreundeter Filmschaffender und der ganz persönlichen auteuristischen Trademarks. Der zugleich produzierende Hauptdarsteller Murphy befand sich auf seinem Karrierezenit und setzte sich als märchenhafter und vor allem romantischer Held erstmals ein Eigendenkmal, das mit seiner zuvor stets präservierten streetwise attitude, die ja seinen Werdegang als comedian erst möglich gemacht hatte, gezielt brach und somit seiner hausgemachten Typologie eine gänzlich ungewohnte Nuance hinzusetzte. Der Erfolg gestaltete sich dermaßen nachhaltig, dass das 33 Jahre später entstandene Sequel für das koproduzierende Studio amazon eine unerhörte Prestige- und PR-Bombe darstellt, erwähntes Brimborium inbegriffen. Dabei ist „Coming 2 America“ ähnlich gentrifiziert wie Queens, das damals noch „größte Dreckloch“, in das Akeem und Semmi einkehrten, um eine wahre Königin zu suchen. Brewers Fortsetzung nimmt sich sehr viel sauberer, familientauglicher und kantenloser aus. Momente wahrer Subtilität und Klugheit bleiben Nadelstiche im CGI-verpampten Pastiche; statt wie das Original schneidige Sozialkritik zu liefern oder gar afroamerikanische Identitätssuche versus bourgeoisen Scheinaufstieg zu verballhornen, verlässt man sich hier auf lauten bis vulgären Sitcom-Humor. Auch die Tatsache, dass „Coming 2 America“ inhaltlich unwesentlich mehr als ein Remake von Landis‘ Meisterwerk darstellt, das anstelle der wirklich brillanten, eher zwischen den Zeilen herauslesbaren Scriptideen eher die oberflächlichen Camouflagekalauer aufgreift und repetiert, zeigt, dass „Coming To America“ entweder nicht verstanden, oder, was wesentlich naheliegender ist, gezielt seiner Bissigkeiten entledigt wurde.
Immerhin stellt sich mit Akeems zweiter Reise innerhalb des zweiten Films nach Queens, die dazu dient, sein damaliges Ich mit dem gegenwärtigen seines Sohnes abzugleichen und somit auch den ersten Schritt zur Unterminierung des heimlichen Konservativismus seines eigentlich doch ganz schön rückschrittigen Königreichs zu gehen, doch noch eine Art von Déjà-vu-Gefühl ein, ohne auf bloße Selbstzitate zu setzen. Da wirkt der Film dann erstmals nicht wie aus dem Baukasten offensichtlicher Versatzstücke entstanden und zeigt gar ein wenig Herz. Für die letzten fünfzehn Minuten nach mehr oder weniger durchlittenen anderthalb Stunden teils grausamsten Vorgeplänkels war mir dies allerdings deutlich zu wenig.
Als romantische Komödie enttäuschend, als Fortsetzung eines Meilensteins des amerikanischen Kinos eine Katastrophe.
4/10
Ein Gedanke zu “COMING 2 AMERICA”