„Shoot for the moon, and if you miss it, hang on to a motherfucking star!“
Dolemite Is My Name ~ USA 2019
Directed By: Craig Brewer
Los Angeles in den frühen Siebzigern. Der afroamerikanische Wannabe-Entertainer Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) ist mit seinem derzeitigen Werdegang nicht sonderlich zufrieden. Sein Geld verdient er vornehmlich als Plattenverkäufer und seine Engagements als Ansager in einem Nachtclub schüren kaum Ovationen. Schließlich kommt er auf die Idee, die haarsträubenden „Dolemite“-Gedichte eines quartierbekannten Penners namens Ricco (Ron Cephas Jones) auf Tonband aufzuzeichnen und bühnentauglich umzudichten. Moore wird onstage selbst zu Dolemite – einem großspurigen Pimp als Kunstfigur. Die Leute lieben Moores Auftritte. In Eigenregie stellt er gemeinsam mit seinen Kumpels eine Live-LP her, die er aus dem Kofferraum heraus verkauft. Bald wird ein Label auf ihn aufmerksam und produziert weitere Platten, derweil eine Tour durch schwarze Südstaaten-Clubs Moore weitere durchschlagende Erfolge beschert. Nach einem ratlosen Kinobesuch von Billy Wilders „The Front Page“ beschließt Moore, selbst Filmstar zu werden und im Blaxploitation-Fach Fuß zu fassen. sein Dolemite ist reif für die Leinwand…
Mit sehr viel mehr Herzblut als den nachfolgenden „Coming 2 America“ haben Regisseur Brewer und Hauptdarsteller/Produzent Murphy diese Liebeserklärung an den kleinen Selfmade-Star Rudy Ray Moore gefertigt. In Anbetracht von Moores schillernder Persona und der unglaublichen Serie von Filmen, die er in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre auf sein geneigtes Publikum losließ, schrie der 2008 verstorbene Mann geradezu nach einem Biopic. In sehr augenzwinkernder, aber stets respektvoller Manier schildert „Dolemite Is My Name“ nun grob die Jahre zwischen 1970 und 1975, jene Ära also, in der Moore einerseits sein künftiges Alias kreierte und diese andererseits zunächst mit Platten und dann der Produktion des ersten „Dolemite“-Films kultivierte. So bekleidet letztere dann auch das Zentrum von Brewers Werk. Moore und seine Freunde haben durch die Bank keinerlei Ahnung von Filmproduktion und machen ihre Inkompetenz durch bloßen Enthusiasmus wett. Als immer wieder überbügelter Scriptautor fungiert der sozial engagierte Theaterautor Jerry Jones (Keegan Michael Key), als Regisseur reißt Moore den überkandidelten Schauspieler D’Urville Martin (Wesley Snipes) in einem Stripclub auf. Die technische Crew stellen ein paar Studenten von der UCLA. Trotz diverser Pannen steht am Ende der fertige Film, für den sich jedoch kein Verleih finden lässt. Also nimmt Moore auch noch die sich ihm durch Zufall bietende Option der selbstinitiierten Premiere in einem Farbigenkino in Indianapolis wahr, wo „Dolemite“ einschlägt wie eine Bombe.
Mit dem unbeugsamen Willen, jedweden personellen und/ oder situativ bedingten Komplikationen ein Schnippchen zu schlagen und sich durch nichts beirren zu lassen, zeichnen Brewer und Murphy ihren Protagonisten und lassen „Dolemite Is My Name“ damit nicht selten an ähnliche Biopics erinnern, in denen vermeintliche Verliertypen mit der unerlässlichen Unterstützung einer kleinen, verschworenen Freundesgemeinde ihren Traum wahr werden lassen und am Ende zumindest auf einer individuellen, vielleicht gar intimen Ebene reüssieren können, allen voran natürlich Burtons „Ed Wood“, mit dem sich Brewers Arbeit insbesondere die verschmitzte Bewunderung für die Titelfigur und deren unerschütterliches Selbstbewusstsein teilt.
Ein schöner Film somit, der vor allem Lust darauf macht, die alten Moore-Kracher mal wieder aus dem Regal zu ziehen.
8/10