THOSE WHO WISH ME DEAD

„No one makes it through that, baby.“

Those Who Wish Me Dead (They Want Me Dead) ~ CAN/USA 2021
Directed By: Taylor Sheridan

Als er bemerkt, dass ihm Auftragsmörder auf den Fersen sind, flüchtet der in eine Korruptionsaffäre verstrickte Buchhalter Owen (Jake Weber) mit seinem Sohn Connor (Finn Little) aus Florida zu seinem Schwager Ethan (Jon Bernthal), der als Sheriff in Montana arbeitet. Die beiden Killer Jack (Aidan Gillen) und Patrick (Nicholas Hoult) erwischen Owen vor Ort, verpassen jedoch Connor, dem, mittlerweile im Besitz eines brisanten Enthüllungsschreibens, die Flucht in die Wälder gelingt. Dort trifft er auf die seit einem missglückten Einsatz psychisch labile Ex-Feuerspringerin Hannah (Angelina Jolie), die sich des Jungen annimmt und ihn gegen das Killerpaar verteidigt.

In Anbetracht von „Those Who Wish Me Dead“ fällt es schwer zu glauben, dass dessen Regisseur und Co-Autor Taylor Sheridan einst so brillante Scripts wie die zu „Sicario“ und „Hell Or High Water“ verfasst haben soll. Die naheliegendste Erklärung wäre wohl, dass Sheridan die Konzentration auf reine Autorentätigkeit wesentlich besser und/oder näher liegt denn die komplexe Aufgabe der Inszenierung. Schon sein letzter Film „Wind River“ bekleidet diesbezüglich einen recht evidenten Status. Immerhin: den grundierenden Topos des frontier epic, der Sheridans kreativen Output nach wie vor umtreibt, beinhaltet zwar auch „Those Who Wish Me Dead“, dafür versagt er jedoch an diversen anderen, ebenso empfindlichen wie entscheidenden Stützpunkten.
Die Story, die auf einen noch recht jungen Roman von 2014 (Michael Koryta) zurückgeht, würde man eher in den Neunzigern verorten, als das zugrunde liegende Sujet, in dem urbane Kriminelle irgendwo in den Weiten der amerikanischen Wildnis ihr Unwesen treiben, ohne mit der Cleverness der regional ansässigen locals zu rechnen, noch schwer en vogue war und entsprechende Vertreter in schöner Regelmäßigkeit die Leinwände enterten. Auch der Plotbaustein des von Killern gejagten Kindes, das wahlweise als unerwünschter Zeuge oder als Besitzer hochsensibler Informationen sterben soll und von einer/einem mündigen HeldIn mit möglicherweise unfreiwilligen Ersatzeltern-Ambitionen beschützt wird, geht hauptsächlich auf jene filmhistorische Ära zurück. Während jedoch die retrospektiven Bestrebungen der Film- und Serienindustrie, nostalgische Stoffe aus den siebziger und achtziger Jahren zu bedienen und ihnen mannigfaltige Revivals zu spendieren, immer noch halbwegs aufgehen, bietet der kernmediokre Genremainstream der Neunziger derlei Anknüpfungspunkte in keinster Weise. Falls ein analoger Gedankengang Sheridan oder einen der übrigen Beteiligten umgetrieben haben sollte, muss sich über das enttäuschende Resultat niemand wundern. An „Those Who Wish Me Dead“ ist nichts, was man als rundheraus gelungen bezeichnen möchte. Das Buch klafft vor ebenso eklatanten wie redundanten Logiklöchern, die es paradoxerweise teilweise sogar selbst entlarvt. Die beiden Killer, augenscheinlich ein Bruderpaar, das immerhin auf ausgereifteste logistische Mittel zurückgreifen kann, stellen sich phasenweise so dämlich an, dass man sie nie als wirkliche Bedrohung empfindet, was wiederum das gesamte Konstrukt a priori atmosphärisch unterminiert. Mit Ausnahme ausgerechnet des vierzehnjährigen Australiers Finn Little, der überaus positiv heraussticht, befindet sich das komplette übrige, ja doch recht namhaft besetzte Ensemble (allen voran die Jolie) im tagträumerischen StandBy-Modus. Schließlich bestehen die immer wieder als gottgleiche Naturgewalt motivisch bedienten Flammensbrünste aus kläglichen CGIs, die somit auch keine echte Gefahr zu suggerieren vermögen. Was somit hier alles bereitwillig der offenen Verhunzung anheim gestellt wird, sucht schon seinesgleichen.

4/10