THIRTEEN LIVES

„Can we go out now?“

Thirteen Lives (Dreizehn Leben) ~ UK 2022
Directed By: Ron Howard

Der Tham Luang–Khun Nam Nang Non-Waldpark, Thailand, 2018: Aus einer Hals über Kopf geborenen Abenteueridee begeben sich zwölf Kids eines lokalen Jugend-Fußballteams mitsamt ihrem Trainer in das örtliche Gebirgshöhlensystem. Der urplötzlich einsetzende Monsun sorgt dafür, dass die dreizehn jungen Männer in einer Kaverne eingeschlossen werden und nicht wieder herauskönnen. Bald darauf schlussfolgert die örtliche Polizei den Verbleibsort der mittlerweile vermisst gemeldeten Gruppe. Im Zuge einer groß angelegten, waghalsigen Rettungsaktion vor globalem Medienecho können sämtliche Verunglückten nach fünfzehn Tagen Gefangenschaft befreit werden.

Ähnlich wie seinen Künstlerkollegen und Berufsgenossen Clint Eastwood und noch andere arrivierte Filmemacher veranlassen Ron Howard allenthalben authentische Begebenheiten – Katastrophen, Rettungen, Helden, große und kleine Wunder – zu neuerlichen Kreativprozessen. „Thirteen Lives“ befasst sich (in dem Vernehmen nach höchst akkurater Weise) mit der spektakulären Rettung dreizehn in einer überfluteten Höhle in der thailändischen Chiang-Rai-Provinz eingeschlossener Unglücksopfer. Zwei erfahrene englische Taucher, Rick Stanton und John Volanthen, im Film gespielt von den publikumsvertrauten Gesichtern Viggo Mortensen und Colin Farrell, gelang es mithilfe weiterer Kollegen und unter denkbar schwierigsten Bedingungen und nach langer Vorbereitung, die gesamte Fußballmannschaft binnen drei Tagen herauszuholen. Die geschwächten Jungen mussten zunächst sediert und anästhesiert, hernach noch fixiert und ohne Bewusstsein von einem Begleittaucher durch die engen, völlig verschlammten Tauchgänge bis zum Ausgang transportiert werden. Zuständig für die korrekte Medikation war Stantons und Volanthens Bekannter Richard Harris (Joel Edgerton), selbst ein erfahrener Höhlentaucher und berufsmäßiger Anästhesist. Das gesamte Procedere erwies sich sowohl als verzweifeltes Vabanque-Spiel wie auch als Pionierleistung auf seinem Gebiet. Eine andere Möglichkeit, die Gefangenen noch rechtzeitig lebend zu bergen, hätte es de facto nicht gegeben; die Risiko- und Verlustoptionen mussten nüchtern und objektiv gegeneinander aufgewogen werden.
Daran, dass Howards Inszenierung und das von dem diesbezüglich erfahrenen Scriptautoren William Nicholson adaptierte, klaustrophobische Geschehen formaltechnisch einwandfrei umgesetzt werden würden, sollten angesichts der jeweiligen Meriten a priori kaum Zweifel bestehen. Entsprechend gewogen darf man dem durchweg sorgfältig gefertigten, spannenden Resultat gegenüberstehen, zumindest, wenn man ein Faible für dramaturgisiertes storytelling aufbringt. Diesbezüglich besteht „Thirteen Lives“ als profunder Gattungsbeitrag, der sich gerade so wichtig nimmt, wie es seinem Sujet gebührt. Dabei erweisen sich kleine Bedenklichkeitsschlenker wie die Kaprizierung auf den Klimawandel als Katastrophenbeschleuniger oder die latente Unterdrückung der (staatenlosen) Wa-Minderheit als relativ leicht verschmerzbare Nebenerscheinungen. In Anbetracht der Faktenumsetzung mit etablierten westlichen Stars wurden zudem teils antizipierbare, kritische Stimmen vernehmbar, die eine mögliche White-Savior-Glorifizierung als hollywood-obligate Rassismusinsinuierung vermuteten. Ob man diesen Verdächtigungen Recht zuspricht, scheint mir letzten Endes (einmal mehr) unerheblich, denn die vorhandenen Tatsachen sprechen unumstößlich für sich und dem Film dürfte ohnedies kaum an derlei Plumpheiten gelegen sein. Möge ein/e jede/r die heuer sowieso unvermeidliche Wokeness-Goldwaage für sich selbst austarieren.

8/10