SMILE

„You’re gonna die.“

Smile ~ USA 2022
Directed By: Parker Finn

Seit sie als kleines Mädchen (Meghan Pratt Brown) den Suizid ihrer Mutter miterleben musste, ist die Psychiaterin Rose Cotter (Sosie Bacon) selbst traumatisiert. Mittlerweile glaubt sie sich wieder stabil, bis sich die hysterische Akutpatientin Laura Weaver (Caitlin Stasey) in ihrer Gegenwart auf grauenvolle Weise das Leben nimmt. In den nächsten Stunden und Tagen beginnt sich das, was Rose seitens Laura zunächst für irrationales Gestammel hielt, prophezeiungsgleich auch für sie selbst in schreckliche Realität zu verwandeln: lebende und tote Bekannte erscheinen ihr und verhalten sich, dabei sinister lächelnd, in höchstem Maße bedrohlich. Rose findet heraus, dass sich ein Besessenheitsfluch auf sie übertragen hat, hinter dem eine dämonische Entität steht, die ihre Kraft aus den Traumata ihrer Wirte bezieht. Es gibt jedoch einen Weg, die Kette kurzzeitig zu unterbrechen…

Wenn ich in letzter Zeit des Öfteren auf diesen Seiten anmerkte, dass das Horrorgenre sich in jüngerer Zeit doch wieder deutlich interessanter gestaltete als in den Jahren zuvor, dann bezog ich mich garantiert nicht auf Konfektionsgut wie am Reißbrett entworfene, verzichtbare Studioware wie „Smile“. Das jawohl teils überaus erfolgreich gelaufene Langfilmdebüt des Regisseurs Parker Finn verzeichnet keinerlei originelle Ideen und hält sich bereits für besonders clever, wenn es den Kamerawinkel verschrägt oder gleich ganz auf den Kopf stellt. Die Konzeption von „Smile“ orientiert sich an den hinlänglich bekannten Heimsuchungs- und Besessenheitsstorys, wie sie vor allem die diversen um die Jahrtausendwende entstanden, ostasiatischen Gattungsvertreter etablierten: Ein verstörendes Erlebnis geht einher mit dem Wirtskörperwechsel eines übersinnlichen, parasitären Wesens, dass sich an den Ängsten seiner Opfer labt und stärkt, um sie dann in den Selbstmord zu schicken, wenn wieder eine weitere Ablösung naht. Die vermeintliche „Innovation“, das ganze via tiefer Protagonistinnenempathie möglichst erschreckend darzubieten, besteht darin, die Besessenen mit bösartig grinsendem Volk aus dem persönlichen Sozialzirkel zu konfrontieren – jede/r könnte plötzlich anfangen, die schneeweißen Zähne zu blecken, Drohungen von sich zu geben oder sich sonstwie horribel zu verhalten. Hinzu kommt, dass niemand der armen Rose Glauben schenken mag. Im Gegenteil sind die resiliente, aber kreuznervige Schwester (Gillian Zinser) nebst Pantoffelheldenschwager (Nick Arapoglou), der fatzkige Verlobte (Jessie T. Usher) und nicht zuletzt die eigene Therapeutin (Robin Weigert) durchweg der Überzeugung, Rose würde zunehmend gesellschaftlich inkompatibel und versuchen, ihr mittels aller möglichen redundanten, diesseitigen „Hilfsmaßnahmen“ beizukommen. Auch dies samt und sonders hinlänglich bekannte Motive aus wesentlich spannenderen Vorläufern und Archetypen, die man besser einmal mehr einer Revision unterziehen sollte, bevor man sich diesem allerhöchstens stellenweise anregenden, zudem ziemlich vulgärpsychologisch betankten Produkt aussetzt.

4/10

HIS HOUSE

„It has followed us here.“

His House ~ UK 2020
Directed By: Remi Weekes

Das aus dem Südsudan stammende Ehepaar Rial (Wunmi Mosaku) und Bol (Sope Dirisu) lebt nach seiner Ankunft in England in einer Flüchtlingsunterkunft. Nyagak (Malaika Wakoli-Abigaba), die Tochter der beiden, ist zuvor während der Schiffspassage ertrunken. Ihr Verlust hat tiefe Risse bei Bol und Rial hinterlassen. Schließlich wird dem Paar unter strikten Aufenthaltsauflagen ein verwahrlostes Reihenhaus in einer anonymen Vorstadtsiedlung zugewiesen. Es dauert nicht lange, bis Bol, dem der Verbleib in der neuen Heimat über alles geht, Geister zu sehen beginnt. Vor allem Nayagaks unruhige Seele scheint voller Wut auf ihn und treibt Bol mit ihren ebenso aggressiven wie anklagenden Erscheinungen an die Grenzen des Wahnsinns. Auch Rial nimmt die Gespenster wahr. Für sie handelt es sich um einen Apeth, einen Dämon, der mit Schuld beladene Opfer bis aufs letzte Haar verschlingt, bevor er wieder Ruhe gibt. Während Bols und Rials Betreuer (Matt Smith) sich Sorgen zu machen beginnt, gilt es für die beiden, den Apeth irgendwie wieder los zu werden…

Dass der jüngere Horrorfilm sich, wie es den Wurzeln des Genres ja ohnehin seit eh und je entspricht, einer der kulturell bedeutsamsten Indikatoren für diverse gesamtgesellschaftlich geführte Diskurse zeigt, sollte keinem halbwegs aufmerksamen Genrebetrachter entgangen sein. Remi Weekes‘ „His House“ nun ist wohl einer der ersten Beiträge der Gattung zur Flüchtlingsthematik, und ein gleichermaßen sensibler wie berückender dazu. Ohne den Haunted-House-Topos seiner fest eingeschriebenen Ingredienzien zu berauben oder diese gar formal zu innovieren, erzählt Weekes wie beiläufig, was es heißt, eine krisengeschüttelte Heimat um Leibes und Lebens Willen hinter sich lassen und all die weiteren Entbehrungen auf sich nehmen zu müssen, die damit einhergehen, in das so sicher scheinende Mittel- bzw. Westeuropa zu migrieren. Denn die diversen, psychobiographisch versiegelten Traumata, die Albträume und möglicherweise auch auf sich geladene Schuldkomplexe bleiben – auch wenn der neu betretene Grund und Boden nicht von sichtbarem Blut getränkt sein mag. Der Apeth, die symbolische Manifestation all des Zurückgelassenen, ist längst nicht die einzige unnehmbar scheinende Hürde zur Sorgenfreiheit. Da sind auch noch die fremde Sprache, die andersartige Kultur, die hässliche, graue Zubetoniertheit der westlichen Urbanität, die Despektierlichkeit der hiesigen, weißen Ureinwohner mit all ihren kleinen und großen alltagsrassistischen Ressentiments, die aus ihrem Widerwillen und ihrem Unverständnis größenteils erst gar keinen Hehl machen. Ein schmuckloses, verkommenes Haus ohne Leben mit Müll, Dreck und Ungeziefer, Nachbarn ohne zwischenmenschliche Regungen, ein paar Pfund zum (Über-)Leben, dumme Bemerkungen, Verbote und Einschränkungen allerorten. Rial und Bol kommt das gepriesene, sichere England vor wie eine Teildiktatur mit ihnen selbst als humanem Bodensatz. Als ob all das nicht ausreichte, sind da noch die Schreie der Ertrunkenen, Ermordeten, Zurückgebliebenen, die in jeder ruhigen Minute ihr unablässiges Echo platzieren. Welcher Weg der richtige ist, müssen Rial und Bol erst herausfinden, wo „His House“ ihn stellvertretend für sie bereits gepflastert hat und nun mit ihnen beschreitet. Die einzige Option muss (und kann nur) lauten: weitermachen, kämpfen, niemals aufgeben.

8/10

GHOSTS OF WAR

„This war will not end.“

Ghosts Of War ~ USA 2020
Directed By: Eric Bress

Frankreich, 1944. Eine kleiner, fünfköpfiger G.I.-Stoßtrupp zieht durch die Provinz mit dem Auftrag, eine Villa aufzusuchen, die vormals der wohlhabenden Helwig-Familie (Shaun Toub, Laila Banki, Yanitsa Mihailova, Kaloyan Hristov) gehört hat und diese bis zum Eintreffen der Admiralität zu halten. Die Helwigs hatten offenbar Juden versteckt und sind dann von einer SS-Einheit grausam hingerichtet worden. Als das Soldaten-Quintett eintrifft, ist die abzulösende Vorhut froh, eilends verschwinden zu können. Schnell erfährt man auch, warum: In der Villa spuken die Geister der ermordeten Helwigs. Das vergessene Tagebuch eines jungen deutschen Soldaten gibt scheinbar Aufschluss über die Ereignisse, die abermals kulminieren, als eine weitere SS-Einheit eintrifft und es zu einem Feuergefecht kommt. Die nunmehr um ein Mitglied (Alan Ritchson) dezimierten G.I.s beschließen, das unheimliche Gebäude zurückzulassen und sich in den Wäldern zu verschanzen, doch es gibt kein Entkommen vor ihrem Schicksal…

Daraus, dass Eric Bress, der Autor und Regisseur von „Ghosts Of War“, Ambrose Bierces berühmte Kurzgeschichte „Incident At Owl Creek“ gelesen hat und auch sonst mit dem Autor vertraut ist, macht er keinen Hehl, wird auf den Klassiker doch direkt im Film Bezug genommen, als die Männer eine Ahnung beschleicht, dass doch wesentlich mehr an Illusion um sie herum konstruiert ist als es zunächst den Anschein hat. Auch Lynes „Jacob’s Ladder“ dürfte Bress insofern keinesfalls fremd sein. Der in Bulgarien gefilmte „Ghosts Of War“, immerhin Bress‘ erste Regiearbeit seit dem sechzehn Jahre zurückliegenden „The Butterfly Effect“, weist ebenso zu jenem gewisse Parallelen auf, indem er Zeitfluss, Kausalität und subjektive Wahrnehmungserfahrungen wiederum als Topoi für ein das Publikum sukzessive verunsicherndes Vexierspiel nutzt.
Glücklicherweise habe ich mich mit dem Inhalt zuvor nicht weiter auseinandergesetzt und den Film vorrangig deshalb geschaut, weil mir die lancierte Kombination aus WWII- und Spukhaus-Elementen durchaus attraktiv erschien.
So einfach ist es aber dann bei Weitem doch nicht, wie ein überraschender twist im letzten Erzählviertel beweist. Hier begibt sich „Ghosts Of War“ urplötzlich in zuvor kaum erahnbare, aber doch recht schlüssig implizierte Science-Fiction-Gefilde, indem er alles bis dato Gezeigte kurzerhand auf den Kopf stellt und zu einer Meditation über das Wesen des Krieges selbst gerinnt. Bress ist gewiss ein zu geschickter Autor als dass er diese doch eine gerüttelte Menge an Zuschauer-Akzeptanz einfordernde Wendung vollendes der Unplausibilität überlässt, dennoch konnte ich mich des diffusen Gefühls, behende überrumpelt worden zu sein und einen doch recht feisten Bären aufgebunden bekommen zu haben, nicht gänzlich erwehren. Was Bress zudem nicht sonderlich liegt ist die Handhabung der unspektakulären Elemente, so etwa die involvierende Ausarbeitung seiner Charaktere und deren Beziehungsgeflechte. Die fünf von Brenton Thwaites, Kyle Gallner, Theo Rossi, Skylar Astin und Alan Ritchson gespielten G.I.s bleiben eigentlich durchweg bloße Skizzen oder Silhouetten, zu denen sich keine Beziehung einstellen mag. Insofern bleibt ihr Schicksal dann auch weitgehend akademischer Natur und lediglich ein kleines Zahnrädchen im dramaturgischen Getriebe. Dass dem Film, der ja vor allem die Passionsgeschichte(n) seiner Figuren widerzuspiegeln trachtet, dies nicht eben gut bekommt, bleibt leider nicht aus.
Schlussendlich trägt „Ghosts Of War“ seine nicht ungeschickt entrollte Rahmenprämisse und ein paar schöne Ideen, die wie Blitzlichter aus dem ansonsten wenig tragfähigen Ganzen herausstechen, dann jedoch immer wieder durch ärgerliche Stolpersteine trüber Einfallslosigkeit neutralisiert werden. Recht schade ist das.

5/10

CAMPFIRE TALES

„You’re so immature.“

Campfire Tales ~ USA 1997
Directed By: Matt Cooper/Martin Kunert/David Semel

Auf dem nächtlichen Rückweg von einem Konzert haben Cliff (Jay R. Ferguson), Eric (Christopher Masterson), Lauren (Christine Taylor) und Alex (Kim Murphy), die vier jungen Insassen eines PKW, einen Unfall infolge von Cliffs verantwortungslosem Fahrverhalten. Da der Wagen nicht mehr verkehrstüchtig ist und um die Zeit bis zum Morgen zu überbrücken, entzündet das Quartett ein kleines Lagerfeuer abseits des Highway und erzählt sich gegenseitig Gruselgeschichten:
1.) Zwei Flitterwöchner (Ron Livingston, Jennifer MacDonald) landen mit ihrem Camper in der tiefsten Provinz. Obwohl sie von einem mysteriösen Fremden (Hawthorne James) gewarnt werden, verlassen sie das Areal nicht – ein tödlicher Fehler. 2.) Am Vorabend ihres Geburtstags ist die zwölfjährige Amanda (Alex McKenna) allein im Haus der Familie, als sie mit Entsetzen feststellen muss, dass ihre vermeintliche Internet-Chatroom-Freundin Jessica in Wahrheit ein geistesgestörter Psychopath (Jonathan Fuller) mit ganz besonderen Vorlieben ist. 3.) Der Motorrad-Aussteiger Scott (Glenn Quinn) entdeckt ein abgelegenes Landhaus, in dem er die folgende Nacht bei der seltsamen, stummen Heather (Jacinda Barrett) verbringt. Als bald darauf auch Heathers Vater (Denny Arnold) auftaucht, wird Scott Zeuge eines uralten Fluchs.

Diesen charmanten Episoden-Horror (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen 91er-Titel von William Cooke und Paul Talbot), der anno 1997 mit seinen im Stil urbaner Legenden erzählten Kurzgeschichten eigentlich fernab der vorherrschenden Genretrends seiner Zeit lag, hatte ich seit VHS-Zeiten nicht mehr gesehen, erinnerte mich jedoch, dass er mir schon damals recht gut zu gefallen wusste (für Grusel-Omnibusse habe ich seit jeher ohnehin ein spezielles Faible). Dieser Eindruck bestätigte sich unlängst, mit kleineren Einschränkungen, die den wenigen, glücklicherweise nur selten okkurrierenden Unzulänglichkeiten von Script und Regie geschuldet sind. Über die Eleganz klassischer Kinobeiträge oder auch die visuelle Deftigkeit jüngerer Werke wie „Tales From The Darkside“ oder „Necronomicon“ verfügt der von drei Regisseuren co-inszenierte „Campfire Tales“ nicht, dafür jedoch über eine Reihe schöner Einfälle, anhand derer sich die persönliche Liebe der Kreativköpfe zur Gattung sehr schön ablesen lässt. Schon das vom Restfilm losgelöste, kurze Eingangssegment, im Grunde nicht mehr als ein schwarzweißes Bonmot vor Fifties-Kulisse, in dem zwei Turteltäubchen (James Marsden, Amy Smart), die nachhaltig wirkende Bekanntschaft eines Hakenhand-Killers machen, spricht dafür, ebenso wie die zu einer ebenso unerwartbaren wie tollen conclusio geführte Rahmenhandlung (mitsamt Ambrose-Bierce-Verweis) die ja ohnehin stets ein, wenn nicht gar das Sahnehäubchen auf Episoden-Filmen sein sollte. Die drei auf der Metaebene erzählten Segmente besitzen derweil keine durchgängig gehobene Qualität: Die erste Story „The Honeymoon“ kolportiert eine teilweise ungelenk dargebrachte, erklärungsscheue Erzählung um für den Zuschauer unsichtbar bleibende, möglicherweise übernatürliche Killer (offenbar einer Kannibalensippe) und mag keine rechte Spannung erzeugen. Sehr viel interessanter ist Episode 2 („People Can Lick Too“), eine ziemlich freche, schwarzhumorige Geschichte um einen pädophilen Internet-Predator, der gern die Hunde kleiner Mädchen abmurkst, sich unter deren Betten versteckt um ihnen die Finger abzuschlecken, eine nicht zuletzt in Anbetracht der Generation „TikTok“ offenbar zeitlose didaktische Parabel und mein privates Highlight. Im letzten Segment „The Locket“ gibt es dann noch eine sehr klassisch konnotierte Romanze um ein verfluchtes Geistermädchen, das seit hundert Jahren nach Erlösung strebt – hübsch und adrett, aber nicht ganz von der bitterbösen Güte der Vorgänger-Story. Summa summarum ergibt das für Gernhaber von Omnibus-Horrorfilmen eine noch immer lohnens- und sehenswerte Angelegenheit, die sich durchaus aus der Mottenkiste des Vergessens zu bergen lohnt.

7/10

GHOST SHIP

„I smell bullshit.“

Ghost Ship ~ USA 2002
Directed By: Steve Beck

Als Captain Sean Murphy (Gabriel Murphy) und sein fünfköpfiges Bergungscrew-Team – Maureen Epps (Julianna Margulies), Greer (Isaiah Washington), Munder (Karl Urban), Dodge (Ron Eldard) und Santos (Alex Dimitriades) – von dem jungen Fremden Ferriman (Desmond Harrington) das Angebot erhalten, ein offenbar mutterloses Schiff in der Beringsee zu kapern, ist man sogleich Feuer und Flamme, gehört nach internationalem Seerecht doch freitreibende Fracht ihrem Finder. Bald darauf finden Murphy, seine Mannschaft und der sie begleitende Ferriman tatsächlich den mysteriösen Dampfer, bei dem es sich um den mittlerweile legendären italienischen, vor 40 Jahren spurlos verschwundenen Luxuskreuzer „SS Antonia Graza“ handelt. Bereits die ersten Begehung des Geisterschiffs entpuppen sich vor allem für Epps, der ein kleines Mädchen (Emily Browning) begegnet, als alles andere denn mit rechten Dingen zugehend. Und tatsächlich stimmt etwas nicht mit der Antonia Graza, ein Umstand, der sich mit dem Fund mehrerer Kisten mit Goldbarren zur Todesfalle für die Seeleute entwickelt.

„Ghost Ship“ zählt noch zur ersten Welle des von Robert Zemeckis, Joel Silver und Gilbert Adler 1999 gegründeten Produktionslabels „Dark Castle“, das sich ursprünglich besonders traditionsverbundenem Horrorkino verpflichtet sah und dessen Bezeichnung sich als Hommage an den findigen Gimmickfilmer William Castle versteht. Mit seinem dritten Projekt nach den beiden nominellen Castle-Remakes „House On Haunted Hill“ sowie dem ebenfalls von Steve Beck inszenierten „Thirteen Ghosts“ zeigten sich denn auch spätestens gewisse Analogien und Parallelen innerhalb der Arbeitsweise des Substudios – binnen kurzer Laufzeit Geschichten, die in ihrer comichaften, stets etwas überdrehten Bebilderung an das klassische B- und Drive-In-Cinema oder an die alten EC-Comics erinnerten: luftiger Tongue-In-Cheek-Humor, mehr oder weniger gelungene Grand-Guignol-Momente und nicht immer gelungene CGI-Effektarbeit kennzeichneten jene ersten, bis 2007 entstandenen Filme, als Dark Castle sein Portfolio dann mit Guy Ritchies „RocknRolla“ sukzessive zu erweitern begann.
Becks „Ghost Ship“ bildet nun eine motivisch recht klassisch umrahmte haunted house story, nur dass es eben um ein Geisterschiff anstelle eines Geisterhauses geht. Mehrere aus dem etwas losen Scripthut hervorgezauberte Wendungen lassen das Geschehen bald zusehends übernatürlich werden; zunächst riecht das Ganze noch nach einem relativ ordinären, ruchlosen Verbrechen, dessen ungesühnte Opfer als Geister die Antonia Graza heimsuchen und mündet schließlich in die etwas alberne Mär um einen Dämon, der als persönlicher Adlatus des Gehörnten selbst fungiert und jenem Seelen zu kredenzen hat. Das Gold entpuppt sich als Lockmittel, das die unersättliche Gier der Menschen beflügeln und ihre Boshaftigkeit evozieren soll. Logisch – der Name „Ferriman“ (hätte ebensogut auch Schörgen-Toni heißen können) für jenen agent du diable wurde nicht ganz zufällig gewählt. Nach dem Slasher-Prinzip verfahrend muss die Trawler-Crew dann nach und nach das Zeitliche segnen, ein paar typische Verstörungsingredienzien wie ein mit Blut gefüllter Swimming-Pool, ein verführerischer Todesengel (Francesca Rettondini) oder eine Dose Bohnen, deren Inhalt sich während des genüsslichen Verzehrs in Maden verwandelt, inbegriffen. Dass der zuverlässige Gabriel Byrne dabei ist, ist schön, doch nimmt sein Part eher den eines Gaststars ein – die eigentliche Heroine ist die sensible Epps, die mithilfe ihrer geisterhaften kleinen Freundin Katie schließlich dafür sorgt, dass die Antonia Graza endlich ihrem kalten Grab entgegen sinken und sämtliche von Ferriman bereits verbucht geglaubten Seelen doch noch dem Himmel entgegenfahren dürfen. Das Finale scheut dann auch nicht, mit ziemlich widerlicher, aufgesetzt-kitschiger Christen-Mythologie zu kokettieren, was „Ghost Ship“ dann auch nochmal ein, zwei Sympathiepünktchen kostet.
Insgesamt wahrscheinlich nicht gänzlich misslungen aber wohl doch weit hinter dem zurückbleibend, was er hätte sein können.

4/10

MARY

„You cannot escape her!“

Mary (The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche) ~ USA 2019
Directed By: Michael Goi

Nicht nur, dass das Ding den Namen seiner jüngeren Tochter trägt, zieht es ihn auch buchstäblich magisch an: Mit dem Erwerb der schwer bauffälligen, alten Segelyacht „Mary“ erfüllt sich der Touristen-Skipper David (Gary Oldman) einen lang gehegten Wunsch – endlich Steuermann eines eigenen Schiffs zu sein und nur sich selbst verantwortlich. Selbst Davids Frau Sarah (Emily Mortimer), die vor Kurzem nach einer Ehekrise wieder zu ihm gefunden hat, arrangiert sich nach anfänglichem Hadern mit der Hals-über-Kopf-Aktion ihres Gatten. Die Jungfernfahrt gleich nach der aufwändigen Restauration des Schiffes soll sie dann einmal quer durch die Karibik führen. Begleitet werden David und Mary von ihren beiden Töchtern Lindsey (Stefanie Scott) und Mary (Chloe Perrin) sowie von Lindseys Freund Tommy (Owen Teague) und Davids altem Kumpel Mike (Manuel Garcia-Rulfo). Als das Sextett sich erst auf hoher See befindet, zeigt die „Mary“ ihr wahres Gesicht – der eigentliche Captain ist nämlich keinesfalls David, sondern der dämonische Geist einer auf See hingerichteten Hexe, die mittels des Schiffs seit Ewigkeiten „ihre“ Kinder wieder zu sich holt…

Gruselgeschichten um „besessene“ Schiffe oder zumindest solche, auf denen es aus unerfindlichen Gründen nicht mit rechten Dingen zugeht, bilden seit jeher ein festes Subgenre in Literatur, Film oder Comic. Dessen jüngster Erguss, eine Regiearbeit des vornehmlich auf dem Seriensektor tätigen Michael Goi, setzt dem Topos gewiss keinen funkelnden neuen Zacken in die Krone, markiert jedoch ein solides, kleines Stück Kino, das seine Nutznießer eben vornehmlich im Bereich des Maritimhorrors sucht und finden wird. Erzählt wird die Geschichte in Form eines als Rückblick gestalteten Polizeiverhörs Nur Sarah und die beiden Mädchen haben Zerstörung und Untergang der „Mary“ überlebt, wobei erstere, die Detective Clarkson (Jennifer Esposito) unentwegt etwas von bösen Mächten vorphantasiert, mehr und mehr unter Mordverdacht gerät. Ist ihrem Bericht, so, wie er sich für den Zuschauer visualisiert, allerdings Glauben zu schenken, muss sich tatsächlich gar Höllisches auf See zugetragen haben: Immer aggressiver, analog zum mysteriösen „Zielpunkt“ der unseligen Kreuzfahrt, macht sich der Fluch jener Seehexe bemerkbar, die sich freilich bald auch als bissiges Geisterwesen selbst zeigt und sich nach und nach beinahe sämtliche Passagiere zueigen macht.
In kurzen, runden achtzig Minuten entfaltet sich um diese sicherlich kaum originelle Prämisse eine pulpige Schauergeschichte, wie sie etwas kürzer in allen möglichen Horror-Anthologien der Welt vorkommen könnte. Keinen Innovationspreis könnte Goi sich damit erwirtschaften, soviel ist sicher, aber das bedeutet umgekehrt ebensowenig, dass man als Genreliebhaber nicht allemal einen Blick riskieren sollte. Viel an kostbarer Zeit büßt man wie oben erwähnt ohnehin nicht ein, sondern genießt, wie ich selbst, möglicherweise sogar das kleine Glück, ein sympathisches Betthupferl mit in die Traumwelt zu nehmen.

6/10

FUNNY MAN

„Sorted.“

Funny Man ~ UK 1994
Directed By: Simon Sprackling

Der Plattenproduzent Max Taylor (Benny Young) gewinnt beim Pokern von dem geheinisvollen Callum Chance (Chtristopher Lee) ein altehrwürdiges englisches Anwesen, dem er sogleich mitsamt seiner Gattin (Ingrid Lacey) und den zwei Kindern (Jamie Heard, Harry Heard) einen schicksalsträchtigen Besuch abstattet. Das Haus erweist sich nämlich als infernalischer Spielplatz eines teuflischen Harlekins, des Funny Man (Tim James), der in einem bitterbösen Reigen nicht nur umgehend die Taylors zur Hölle schickt, sondern auch Johnny (Matthew Devitt), Max‘ verspätet anreisenden Hippie-Bruder und einige von ihm mitgenommene Anhalter.

Simon Spracklings kleine, billig, aber visuell einfallsreich hergestellte Splatter-Comedy bewegt sich nur subliminal über dem Niveau von Amateurkunst und erweist sich vor allem als ein Film von Fans für Fans. Im Geiste der frechen Horrorhelden der Spätachtziger und Frühneunziger, die zu diesem Zeitpunkt längst die Grenzen zur Groteske überschritten hatten, zu den eigentlichen Helden ihres dedizierten Publikums avanciert waren und ihre Erfolge mit Kombinationen aus besonders illustren Mordvarianten und mehr oder weniger subversivem Humor feierten, geriert sich auch der Funny Man, ein realitätsbeugender Dämonenharlekin, dessen äußerlich opulentes Domizil eine reine Spielwiese für seine sadistischen Spielereien darstellt und der sein nach Blut lechzende Zuschauerschaft mittels permanenter Durchbrüche der vierten Wand und Direktansprachen bei Laune hält. Die diversen Drogenreferenzen und -Witzchen, die das Bild mehr oder weniger begleitend mitbestimmen, bildeten dabei offenbar keine rein plotinterne Extravaganz – auch Stab und Besetzung delektierten sich dem Vernehmen nach relativ konstant an BTM-Räuschen. Dies sorgte unter anderem dafür, dass im Zuge zuvor different geplanter, sehr viel ernster konnotierten Szenenabläufe mehrfach improvisiert wurde und der zirzensische Mummenschanz, den „Funny Man“ in seiner nunmehr endgültigen Form abgibt, überhauot erst entstehen konnte. Nicht jeder Gag erweist sich da als echter Volltreffer und ich möchte meinen, dass es auch der gezielt vorbereiteten Kognition des Rezipienten eher zuträglich sein sollte, während der Betrachtung selbst auf bleierne Nüchternheit zu verzichten. Dennoch trägt sich Spracklings Kifferkomik lediglich bis zu einem gewissen Maße, bevor dann doch wieder die offenkundigen Limitationen des Unterfangens zu Tage treten. Charmant ist und bleibt der Film in seiner zur Travestie überspannten Art, die nicht selten an den frühen Peter Jackson erinnert, gewiss. Ein Genrewerk für jedermann dürfte er indes nicht sein.

6/10

MANHATTAN BABY

Zitat entfällt.

Manhattan Baby (Amulett des Bösen) ~ I 1982
Directed By: Lucio Fulci

Der Altertumsforscher George Hacker (Christopher Connelly) befindet sich mit Gattin Emily (Laura Lenzi) und Tochter Susie (Brigitta Boccoli) in Ägypten, um die letzte Ruhestätte des Pharaos Habnubenor zu examinieren. Just während Hacker die finstere Grabkammer betritt, erhält die kilometerweit entfernte Susie von einer blinden Alten ein Amulett mit dem Horusauge, von dem sich auch ein größeres Abbild in der Gruft befindet. Jenes verschießt einen Strahl, der Hacker erblinden lässt. Zurück in Manhattan häufen sich die seltsamen Ereignisse: Sowohl Susie als auch ihr kleiner Bruder Tommy (Giovanni Frezza) legen sonderbare Verhaltensweisen an den Tag; enge Bekannte der Hackers, darunter Emilys Reporterkollege Luke (Carlo De Mejo) verschwinden spurlos oder sterben eines mysteriösen Todes. Zwar erhält George sein Augenlicht zurück, doch Susie erkrankt schwer. Der hellseherisch begabte Trödler Arian Mercato (Cosimo Cinieri) klärt die Hackers auf: Habnubenors böser Geist fordert seinen Tribut…

In direkter Folge zu seinem berüchtigten, harten Serienkiller-Klopper „Lo Squartatore Di New York“ nahm sich Fulci dieser wiederum höchst übersinnlich konnotierten Geschichte an, in der Co-Autor Dardano Sacchetti sein vortreffliches Talent als Wursteinkäufer trefflich zu präsentieren wusste: Inhaltlich verwebt „Manhattan Baby“ Elemente diverser kommerziell erfolgreicher US-Vorbilder seiner Zeit und Vorjahre, darunter besonders auffällig „The Exorcist“ und „Poltergeist“, eingebunden freilich in einen ebenfalls entstehungsperiodisch angesagten Überbau aus ägyptischem Fluchgewese, Geistesübertragung und Mumienschanz. Wie beim Maestro üblich lohnt jedoch weniger der schlussendlich gewiss frustrierende Blick auf schlüssiges storytelling oder potente Dramaturgie denn vielmehr jener auf die mise en scène und, in Verbindung damit, Fulcis sich einmal mehr überdeutlich herauskristallisierenden auteurism. Auch in „Manhattan Baby“ perfektioniert der Regisseur abermals seinen grandiosen Blick für set pieces, Architekturen und natürlich seine berüchtigten eye pair shots, die besonders in dieser Arbeit geradezu inflationär vorkommen. Inszenatorisch erweist sich der Film dann auch als tadellose Darbietung eines bravourösen Formalisten, die einem das Eintauchen in seine metaperzeptiven Ebenen nicht eben leicht macht, jenes aber im Gelingensfalle umso reicher entlohnt. Da verzeiht man sogar, dass Komponist Fabio Frizzi große Teile seines „L’Aldilà“-Scores einfach bloß recycelt und um ein paar eklektische Jazz-Einlagen ergänzt. Zugleich markierte „Mahattan Baby“ nach „Gatto Nero“ einen weiteren, deutlichen Schritt fort vom schillernden grand guignol seiner über alle Stränge schlagenden Gore-Epen. Es gibt de facto lediglich eine, für Fulci-Verhältnisse zudem sehr moderate Splatter-Sequenz ganz am Schluss, in deren Zuge der arme, sich an Kindesstatt dem Bösen opfernde Cosmio Cinieri von ausgestopften (!) Vögeln zerhackt wird.
Für den in der Hauptrolle zu sehenden, primär als TV-Serien-Darsteller umtriebigen US-Akteur Christopher Connelly – eigentlich eine fast schon tragische Nebenfigur der Kinogeschichtsschreibung – läutete dieser sein Einsatz bei Fulci einen kleinen, zweiten Frühling als Star italienischer Genre- und Plagiatsfilme (unter Castellari, Deodato, Margheriti und Mattei konnte er immerhin mit einigen der besten arbeiten) ein, bevor er als starker Kettenraucher dann nur sechs Jahre später im Alter von 47 an Lungenkrebs starb.
Festzuhalten bleibt, und das ist mir wichtig, dass „Manhattan Baby“ sehr viel besser ist als seine dünne Reputation und für wahre Liebhaber Fulcis eine Augenweide darstellen sollte.

7/10

RINGU

Zitat entfällt.

Ringu (Ring – Das Original) ~ J 1998
Directed By: Hideo Nakata

Tomoko (Yūko Takeuchi), die Nichte der Journalistin Reiko Asakawa (Nanako Matsushima), stirbt eines mysteriösen Todes. Reiko findet heraus, dass Tomokos Ableben in direktem Zusammenhang steht mit einer Geschichte, der sie ohnehin auf der Spur ist: Offenbar kursiert unter den Teenagern eine Videocassette mit obskurem Inhalt, deren Betrachtung stets ein Anruf folgt, bei dem dem oder den vormaligem/n Zuschauer/n mitgeteilt wird, dass er in sieben Tagen sterben müsse. Reikos alsbald von Erfolg gekrönte Investigation führt bald dazu, dass auch sie das Band zu Gesicht bekommt, mit demselbem Effekt wie gehabt. Ihr Ex-Mann Ryūji (Hiroyuki Sanada), zugleich Vater des gemeinsamen Sohnes Yoichi (Rikiya Ôtaka), unterstützt sie bei den weiterführenden Ermittlungen, die sie in die Provinz und auf die Spur des Mediums Sadako Yamamura führen, dessen unruhiger, von Rache getriebener Geist offenbar hinter der ganzen Ereigniskette steckt. Als auch Yoichi das Band sieht, wird es brenzlig, doch Reiko findet eine Methode, den Fluch abzuwenden.

Wer mich und/oder meine Betrachtungspräferenzen kennt, der weiß es längst: Mit diversen Filmen aus dem Fernöstlichen habe ich meine ganz individuelle, hochspezifische Not, was ich ernsthaft bedauerlich finde, da ebenjene Inkompatibilität mich immer wieder von wahrscheinlich ganz famosen Kabinettstückchen fernhält und mir somit Einblicke verwehrt bleiben, die weniger gehemmten Zeitgenossen mitunter höchste Juchzer entlocken. Auch „Ringu“ habe ich bis vor Kurzem noch stetig und tapfer vor mir hergeschoben. Das US-Remake von Gore Verbinski habe ich mir einmal, als es gerade aktuell war, angeschaut und fand es schon damals wenig beeindruckend, was dem Drang danach, das Original nachzuschieben, nicht eben zuträglich war.
Kann (oder mag) man im Falle „Ringu“ von so etwas wie einem Hype sprechen? Aber ja! Die Tatsache, dass es mehrere internationale Variationen nebst Fortsetzungen, hauseigene Ableger, eine TV-Serie und Ähnliches gibt, sprechen sehr wohl dafür.
Das latente Problem der uneinlösbaren Vorschusslorbeeren gesellte sich ergo ergänzend hinzu und jetzt stehe ich immer noch vergleichsweise ratlos da. Bestimmt, Natakas Film hat seine Momente, etwa wenn Reiko und Ryūji per Schiff zur Insel Ōshima reisen und dort Sadako und ihrem einstigen Schicksal nachspüren. Von der kontemplativen, und doch allgegenwärtigen Intensität, die speziell diesen Teil des Films bestimmt, hätte ich mir mehr gewünscht. Wie mir auch die ja wesentlichen Schocker-Augenblicke, in denen Sadako dann endlich aus dem Fernseher kriecht, vergleichsweise unspektakulär erschienen.
Bekanntlich ist es mit der Evokation wahren Grauens wie bei jener etlicher anderer Emotionen auch: Es gibt einen gewissen Hauptnenner, von dem sich jedoch nicht jeder zwangsläufig mitnehmen lassen möchte, kann oder muss. Die Geschichte eines verfluchten VHS-Bandes, so doppelbödig und im Grunde witzig die Idee auch sein mag, kam mir damals ebenso albern vor wir heute. Zu brav ist mir das Ganze außerdem. Und wo bereits das Basale fehlt, gibt es eben wenig Chancen für Fruchtbarkeit. Ich respektiere „Ringu“ und seinen vermutlich unanfechtbaren Status als kanonisches Hauptwerk des Genre, finde selbst zu ihm jedoch nur wenig Zugang – und umgekehrt.
Und genug gerechtfertigt.

5/10

DON’T KNOCK TWICE

„She lied!“

Don’t Knock Twice ~ UK 2016
Directed By: Caradog W. James

Nachdem sie vor Jahren wegen ihrer Drogensucht ihre Tochter Chloe (Lucy Boynton) in staatliche Obhut geben musste, will Künstlerin Jess (Katee Sackhoff) das mittlerweile fast erwachsene Mädchen nun wieder zurück in ihre Obhut nehmen. Chloe jedoch will zunächst nichts von ihrer Mutter, die mit einem wohlhabenden neuen Mann (Richard Mylan) zusammenlebt, wissen. Das ändert sich rasch, als Chloe infolge einer dummen Mutprobe die Aufmerksamkeit eines weiblichen Dämons auf sich zieht. Sie flieht in Jess‘ großzügiges, rurales Anwesen, wo sie sich zunächst sicher glaubt, doch auch hierhin verfolgt sie das grauenhafte Wesen. Jess, die ihrer Tochter tapfer zur Seite steht, stellt derweil Recherchen an, um was es sich bei der übernatürlichen Kreatur wirklich handelt und wie man sie am Besten wieder loswird….

Den aus walisischer Produktion stammenden „Don’t Knock Twice“ hätte ich mir vor allem deutlich stringenter und kompakter gewünscht. Leider jedoch handelt es sich bei James‘ Film um einen jener diversen einfallslosen Geisterfilm-Vertreter, denen es am Ende bloß darum geht, das gruselige Parawesen (in diesem Falle niemand Geringere als die legendäre Baba Yaga) möglichst prominent in Szene zu setzen und eine hohe Frequenz an jump scares abzuliefern. Diese recht zahlreich bemühte Masche erweist sich in meiner Wahrnehmung als zunehmend kontraproduktiv, da eher kleine,  Genrebeiträge wie dieser ja wohl doch von einem eher „exklusiven“ und zwangsläufig erfahrenem Publikum gesehen werden, das aufgrund der immergleichen Bemusterung ebenjener Filme allerdings kaum mehr die gewünschte Affizierung wird vorweisen können. Durchschaubarkeit, Vorhersehbarkeit und Gewohnheitsmäßigkeit ersticken da zu großen Teilen die unablässige Lust am wohligen Grauen. Gewiss stammt dies ursprünglich aus gut gemeinter Initiation, aber man weiß ja hinreichend um das entsprechende Gegenteil desselben.  Zudem wirkt „Don’t Knock Twice“ zuweilen sehr einfältig in Bezug auf die umständliche Konstruktion seiners Plots. Nachdem die dysfunktionale Mutter-/Tochter-Beziehung etabliert wurde, geht es mit einer „Candyman“-artigen Geisterprämisse weiter („Klopfst du zweimal, kommt ‚Ginger‘ dich holen! Buh!“), die sich dann in den üblichen Geistererscheinungsfloskeln ergeht. Die Oberdämonin findet sich in diesem Zuge als spinnenartige Krabbelkreatur gestaltet, die eigentlich viel kann, aber natürlich doch nicht genug, um ihre sinistren Ziele vehementer, sprich: schneller umzusetzen. Beinahe dümmlich wird es dann, wenn durch Fehlverdachtsmomente und sinistre Intrigen aus dem Geisterreich versucht wird, dramaturgische Cleverness zu erzeugen. All das hätte es nicht gebraucht, hätte sich da nur etwas mehr der Mut zur Konzentration auf Wesentliches ausschlaggebender Kreativfaktor durchgesetzt. So jedoch bleibt lediglich unbefriedigendes Mittelmaß.

5/10