THE FRIGHTENERS

„Death ain’t no way to make a living!“

The Frighteners ~ NZ/USA 1996
Directed By: Peter Jackson

Seit einem Autonunfall vor einigen Jahren nebst persönlicher Nahtoderfahrung, bei dem auch seine Ehefrau Debra (Angela Bloomfield) starb, hat der Ex-Architekt Frank Bannister (Michael J. Fox) die vormalige Profession aufgegeben und arbeitet seither, stets kurz vor der Pleite stehend, als Geisteraustreiber. Möglich machen im dies seine tatsächlich hinzugewonnene Fähigkeit, Kontakt mit verstorbenen Seelen im Zwischenreich aufzunehmen sowie drei befreundete Zwischengänger: der in den Siebzigern verblichene, straßenweise Hustler Cyrus (Chi McBride), der bereits seit rund vierzig Jahren tote Student Stuart (Jim Fyfe) und ein aus dem Alten Westen stammender, schießfreudiger Richter (John Astin). Das derangierte Trio sucht zum Schein die Häuser unbedarfter Bürger heim, die dann in ihrer Not Bannister, den die meisten Ortsansässigen für einen spinnerten Scharlatan haltan, herbeirufen, um sich von ihm helfen zu lassen. Jüngst sorgt dieser dafür, das spießige Eigenheim des Ehepaars Lynskey „reinigen“ zu dürfen, nachdem Frank zuvor unfällig deren Vorgarten umgepflügt hat. Gesagt, getan, doch kurz darauf stirbt Ray Linskey (Peter Dobson) an einem Herzanfall. Nur einer von einer ganzen Reihe fast identisch gelagerter Todesfälle, die Bannister bald unter handfesten Verdacht stellen. In Wahrheit steckt jedoch eine ganz andere, jenseitige Entität hinter der Mordserie. Nunmehr ist es an Frank und Rays Witwe Lucy (Trini Alvarado), den wahren Killer dingfest zu machen. Kein leichtes Unterfangen, zumal auch der wirre FBI-Agent Dammers (Jeffrey Combs) ihnen diverse Steine in den Weg rollt…

Man muss sich kaum kognitiv ins Zeug legen, um „The Frighteners“, Peter Jacksons erste, von Robert Zemeckis protegierte Studioproduktion (Universal) nach einem Trio ebenfalls in Neuseeland entstandener, rasch zu anarchischen Underground-Lieblingen aufgestiegener Indie-Liebhaberstücke sowie einem feuilletontauglichen Coming-of-Age-Drama, als teures, familienkompatibles und inhaltlich verkomplexiertes, respektive andere motivische Schwerpunkte setzendes Remake seines eigenen Drittfilms „Braindead“ auszumachen. Ein junger Mann, einsam, traumatisiert und in seinem kleinen sozialen Mikrokosmos als Sonderling geltend, erlebt seine dräuende Alltagsmorbidität bald zu zusehends unkontrollierbarem Eigenleben erwacht. Der unfreiwillige Flirt mit Tod und modriger Vergänglichkeit bestimmt bald seine gesamte Existenz, bringt bei aller Turbulenz auch eine wahrhaft mörderische, monströse Bedrohung hervor und kann erst durch die heilende Kraft der Liebe von Erlösung und Neuanfang abgelöst werden. Soweit eine grobe Zusammenfassung beider Inhalte. Selbst einzelne Nebencharaktere erleben ihre Analogisierung oder zumindest eine Art „Remix“. Während „Braindead“ allerdings noch gezielt das Konzept des Splatterfilms dermaßen ad absurdum führte, dass jenes sich zugleich mit seinem eigenen, postmodernen Finalpunkt konfrontiert sah, rudert „The Frighteners“ zumindest in Bezug auf seine ästhetische Entfesselung wieder zurück. Oder anders gesagt: er substituiert die manuell beförderten und entleerten Gallonen von Kunstblut und -eingeweiden durch aufwändige, von Jacksons eigener, damals erst drei Jahre junger Firma „WETA Digital“ erstellte Computeffekte. Diese galten zeitgenössisch schon aufgrund ihres inflationären Einsatzes als ziemlich sensationell, was sich heuer eher beiläufig zur Kenntnis nehmen lässt. Das bei Jackson übliche vintage flair der Erzählung beschädigen sie jedenfalls glücklicherweise nicht, sondern hofieren den etwas stoffeligen Charme des comicesken, an die „Tales From The Crypt“-Comics angelehnten Plots, der zwanzig, dreißig Jahre zuvor gewiss auch einem William Castle kreative Höhenflüge entlockt hätte. Das dehnt sich zuweilen etwas und mag nicht immer auf den narrativen Überhang verzichten – eine originelle Arbeit aber ist „The Frighteners“ allemal und bestimmt dient er sich auch trefflich dazu an, Jacksons damals noch wesentlich prägnanter okurrierende Qualitäten als auteur zu identifizieren.

7/10

BRAINDEAD

„That’s my mother you’re pissing on.“

Braindead ~ NZ 1992
Directed By: Peter Jackson

Wellington in den fünfziger Jahren: Junggeselle Lionel Cosgrove (Timothy Balme) leidet unter der Knute seiner herrischen Mutter Vera (Elizabeth Moody), die ihn eifersüchtig an der kurzen Leine hält. Als Lionel die nette Krämerstochter Paquita (Diana Peñalver) kennenlernt, ist es um ihn geschehen. Scheinbar heimlich trifft man sich zu einem Zoo-Besuch, den Vera aus der Entfernung verfolgt. Dabei wird sie von einem dort beherbergten Exemplar des sumatrischen „Rattenaffen“ attackiert, was Schreckliches verheißt. Denn wer von einer dieser Kreaturen gebissen wird, verwandelt sich binnen Stunden in einen menschenfressenden Zombie und jeden, den er (oder sie) beißt, gleich mit. Natürlich bleibt die bald verblichene Vera nicht in ihrem irdischen Grab, sondern beginnt flugs, böse unter Rockern und Klerikern zu holzen. Es kommt, wie es kommen muss und bald hat der arme Lionel einen ganze, erstaunlich funktionale Zombie-Familie (nebst Baby) am Hals, die er im Keller seines Hauses beherbergt. Dann ist da noch Veras gieriger Bruder, der schmierige Onkel Les (Ian Watkin), der für die endgültige Entfesselung des Chaos sorgt…

Wie kann man den exemplarisch gemeinen „Where’s Poppa?“ thematisch adäquat betrachtungsfortsetzen, wenn nicht mit Peter Jacksons vortrefflichem „Braindead“, der sich betreffs seines Sujets nicht nur an Reiners großes Vorbild eng anlehnt, sondern, soviel möchte ich wetten, einen Großteil seiner Inspiration aus diesem bezog. Herrische Mütter und unterwürfige Söhne in ödipalen Beziehungsstrukturen, das ist ja ohnehin stets ein dankbarer Kino-Topos gewesen, der besonders im komödiantischen Fach immer wieder Wunderbares ans Tageslicht förderte. „Braindead“ zieht unter das Thema einen letzten, den im Prinzip denkbar konsequentesten Schlussstrich, indem er es einfach durchgehen lässt wie eine Herde panischer Gäule. Natürlich kommt man nicht umhin, die diversen Sauereien und Geschmacklosigkeiten, die „Braindead“ sich einst als „splatter movie to end all splatter movies“ empfehlen ließen, zur Kenntnis zu nehmen, der zweite Blick ist jedoch ein noch wesentlich lohnenswerterer: Schält man die grelle Oberfläche des Films, insbesondere seine letzten zwanzig Minuten, und betrachtet ihn ein wenig subkutaner, geht es nämlich um reinstes ‚coming of age‘, um nichts Anderes, als um eine zarte Liebesgeschichte, der die monströse Mutter des leider hoffnungslos eingeschüchterten, unemanzipierten, jungen Mannes vorsteht. Selbst ihr Tod ermöglicht ihm noch keinen Zugang zur Freiheit, im Gegenteil wird dadurch alles nur noch schlimmer. Vor dem periodischen Hintergrund des fünfziger Neuseeland wirkt all das nur noch authentischer und liebevoller eingebettet. Freilich wäre es umgekehrt ebenso albern, „Braindead“ auf seine Metaebene zu reduzieren, dafür investiert Jackson dann doch allzu viel seiner Aufmerksamkeit in jene unvergleichliche Supp-Orgie, nach der kein Rezipient sich des Gefühls wird erwehren können, dass jetzt nicht prompt eine ausgiebige Dusche fällig sei. Nach fast einem Vierteljahrhundert (ich hatte seinerzeit das große Glück, den Film bereits kurz nach seiner Premiere auf dem Münchner Filmfest ungekürzt auf VHS besitzen und somit dauerstudieren zu können) wirken nun einige von Jacksons Gore-Ideen angesichts dessen, was die Zeit unterdessen so zur Tür hgineingeweht hat, rührend dated und nicht immer dem Zeittest gewachsen. Das Zombiebaby etwa scheint mir mittlerweile eine ziemlich alberne, eher redundante Nebenblüte, vor allem im Vergleich zu immer noch marvellösen Sequenzen wie dem Mittagessen mit der bereits schwer angeschlagenen Vera und dem Honoratioren-Paar der „W.L.W.L.“ (Wellington Ladies‘ Welfare League). Doch sei’s drum, man liebt den Film ja so wie er ist und möchte ihn irgendwie auch gar nicht mehr anders haben.

8/10

THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES

„Will you follow me, one last time?“

The Hobbit: The Battle Of The Five Armies (Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere) ~ NZ/USA 2014
Directed By: Peter Jackson

Nachdem der Drache Smaug (Benedict Cumberbatch) die Flussstadt der Menschen dem Erdboden gleich gemacht hat, gelingt es dem Bogenschützen Bard (Luke Evans), das Ungeheuer zu erlegen. Damit wird für die Zwerge rund um Thorin Eichenschild (Richard Armitage) der Weg nach Erebor frei. Gandalf kann sich mithilfe von Galadriel (Cate Blanchett),  Elrond (Hugo Weaving) und Saruman (Christopher Lee) aus den Fängen des Nekromanten befreien und Bilbo (Martin Freeman) zur Hilfe eilen. Angesichts des Goldes verändert sich Thorin derweil merklich: Er verlangt nach dem entgegen seiner Kenntnis noch immer in Bilbos Besitz befindlichem Arkenstein und stellt sich gegen die obdachlos gewordenen Menschen der Flussstadt sowie ein herannahendes Elbenheer um König Thranduil (Lee Pace). Verstärkung erhält Thorin durch die Armee seines Vetters Dain (Billy Connolly). Kurz darauf trifft jedoch noch das Ork-Heer um den blutrünstigen Azog (Manu Bennett) ein. Zwergen, Elben und Menschen sind gezwungen, zusammen gegen die Monster zu kämpfen und bald besinnt sich auch Thorin wieder seiner ursprünglichen Werte.

So findet denn nun auch die großangelegte „Hobbit“-Trilogie mit dem Erscheinen des um zwanzig Minuten erweiterten „extended cut“ für die Heimmedien ihren Abschluss. Der epische Hauch mitsamt seinerm gewaltigen, fast schon shakespeare’schem Dramenatem, wie man ihn von „Lord Of The Rings“ kannte, wich hier zu großen Teilen einer etwas familiengerechteren Aktionsdramaturgie, die sich neben ihrer Rasanz stets auch ein gewisses Augenzwinkern bewahrte. In „The Battle Of The Five Armies“, dem Titel gerecht werdend der martialischste Beitrag der Serie, rollen nun auch einige Ork-Köpfe, doch bleibt die visuelle und auch die effektive Gewaltspirale stets in domestizierten Bahnen, ähnlich wie bei „Star Wars“ et. al., in dem die in Legionsstärke auftretenden Bösen ja vor allem als Kanonenfutter herhalten mussten und müssen. Besonders „LOTR“-Verehrer werden dem „Hobbit“-Finale nun den einen oder anderen nicht unberechtigten Vorwurf entgegenbellen mögen: Der Film transportiert nämlich bisweilen den Eindruck einer beinahe schon erleichtert durchexerzierten Pflichterfüllung. Die losen Handlungsstränge werden allesamt zu ihren Enden geführt und/oder verknüpft, die Bezüge und Spuren zum großen Sequel sorgfältig gelegt. Im Vordergrund stehen jedoch Kriegsspektakel und Kampfesgetümmel, die das Geschehen über weite Strecken dominieren. Ich muss gestehen, dass mir als jemandem mit einer ausgeprägten Schwäche für großzügig ausgerollte Schlachtenszenarien gerade das besonders gefiel und die zweieinhalb Stunden daher nur so an mir vorbeiflogen. Tatsächlich habe ich im Hinblick auf Fantasy-Topoi grundsätzlich immer schon den „Sword“- dem „Sorcery“-Faktor vorgezogen, weshalb ich auch den zudem mit äußerster formaler Perfektion ausgearbeiteten Sensationscharakter von „The Battle Of The Five Armies“ dem ausgewalzten Soap-Tennis von „Game Of Thrones“ deutlich und immer vorziehen würde. Insofern finde ich es ziemlich schade, dass Tolkien zu seinen Lebzeiten nicht noch mehr Mittelerde-Epen verfasst hat (das eher synkopisch gehaltene „Silmarillion“ eignet sich wohl kaum für eine Kinoadaption), deren Peter Jackson sich mit seiner unbändigen Fabulierkunst leinwandgerecht annehmen könnte.

9/10