DISCIPLE OF DEATH

„Whatever you do – don’t go near the old hall!“

Disciple Of Death (Das Monster mit der Teufelsklaue) ~ UK 1972
Directed By: Tom Parkinson

Cornwall, im 18. Jahrhundert: Ausgerechnet die mit einem Blutstropfen besiegelte, heimliche Verlobung des Bauern Ralph (Stephen Bradley) mit der Junkerstochter Julia (Marguerite Hardiman) sorgt dafür, dass der satanistische Selbstmörder Asher (Mike Raven) zu untotem neuen Leben erwacht. Sein diabolisches Ziel: sieben jungfräuliche Herzen zu extrahieren, um dann in die Ewigkeit eingehen zu können. Die bereits von ihm behexte Julia soll sein letztes Opfer sein. Gemeinsam mit dem Geistlichen Parson (Ronald Lacey) und mit der Hilfe eines mysteriösen Kabbalisten (Nicholas Amer) gelingt es Ralph, der bereits seine Schwester (Virginia Wetherell) an Asher verloren hat, dem Unhold und seinem aus der Hölle herbeigerufenen Zwergenadlatus (Rusty Goffe) den Garaus zu machen.

Nicht alles im britischen Horrorfach der Frühsiebziger stammte automatisch aus den qualitätsstandardisierten Produktionsschmieden der diesbezüglich spezialisierten Studios wie Hammer, Amicus oder Tigon. Es gab da auch die eine oder andere räudige Kleinstschindel, so etwa den vorliegenden „The Disciple Of Death“, der sich an die kurze Welle aus vornehmlich historisch gewandeten Folk- und Okkulthorrorfilmen hängte. Im Zentrum dieser einzigen Regiearbeit Tom Parkinsons, die als einzig vorhandene Musik Bachs „Toccata und Fuge“ in Dauerschleife verwendet, steht der schillernde Mike Raven alias Austin Churton Fairman, der in seinen knapp 73 Lebensjahren allerlei versuchte – und nur das Wenigste davon wirklich konstant oder gar längerfristig erfolgreich. Zu seinen selbsterkorenen Berufungen zählten neben der Filmerei, die ihn in eine Kurzkarriere von ganzen vier Projekten binnen zwei Jahren (die zwei davon, die ich noch nicht kenne, werde und muss ich – Erinnerungsnotiz – umgehend nachholen) führte, auch das Theaterspiel, der Ballettanz, ein paar Engagements als Flamenco-Gitarrist, die Radiomoderation, einige Jahre als Blues-DJ, die Arbeit als Autor und Skulpteur sowie die Schafzüchterei in Cornwall, im Zuge derer er auch als Co-Produzent für „The Disciple Of Death“ auftrat.
Jener hübsch einfältige, möglicherweise unter dem Einfluss des einen oder anderen bewusstseinserweiternden Derivats entstandene Leinwand-Plumpudding kombiniert seinen geradezu märchenhaften, infantil-naiven Plot mit einigen deftigen Make-up-Effekten, die die Zensoren trotz ihrer Durchschaubarkeit erwartungsgemäß auch hierzulande erzürnten. Mike Raven himself sorgte dafür, dass er besonders „effektvoll“ in Szene gesetzt wurde, was vor allem seine augenrollenden Beschwörungs- und Opferriten zu einer jeweils unnnachahmlichen Schau macht. Speziell die zweite Filmhäfte, beginnend mit dem Besuch in der Alchemistenstube des lustigen Kabbalisten (in der deutschen Synchronfassung freilich bloß ein weniger verfänglicher „Okkultist“), gerät zu einer delirierenden Karussellfahrt. Meine Lieblingsszene und überhaupt eine für die Ewigkeit ist die, in der Ronald Lacey mitsamt seiner unmöglichen Perücke von dem Zwerg praktisch widerstandsfrei zu Boden gerungen und ihm dann von selbigem die Kehle zernagt wird. Das sollte, dass muss man gesehen haben!
Die deutsche Synchronfassung mit einem zur Höchstform auflaufenden Christian Marschall sollte nicht unerwähnt bleiben – erweist sie doch dem freidrehenden, sich dabei völlig Ernst nehmenden Überschwall des Films nochmals ihre zusätzliche Ehre.
Un-ge-laublich.

5/10