„Memsahib be careful! Bwana no longer dumbhead!“
Safari (König der Safari) ~ UK/USA 1956
Directed By: Terence Young
Kenia, während der Mau-Mau-Aufstände: Der landeskundige Amerikaner Ken Duffield (Victor Mature) leitet trotz der Unruhen weiterhin Safaris für reiche Weiße. Während einer seiner Touren ins Landesinnere wird Duffields Farm überfallen. Sein Hausangestellter Jeroge (Earl Cameron) entpuppt sich als Mau-Mau-Offizier und ermordet kaltblütig Duffields kleinen Sohn Kenny (Christopher Warbey). Als Duffield davon erfährt, schwört er blutige Rache an Jeroge, wird jedoch von der Polizei in seinem aufgebrachten Tatendurst gebremst. Da kommt ihm der Zufall zuhilfe: Der reiche Engländer Sir Vincent Brampton (Roland Culver) will Duffield unbedingt als Führer für eine Löwenjagd, was diesem wiederum die Chance eröffnet, näher an den sich versteckenden Jeroge heranzukommen. Begleitet wird Brampton von seinem Faktotum Sinden (John Justin) und seiner Verlobten, dem Showgirl Linda (Janet Leigh), die bald ein Auge auf Duffield wirft…
66 Jahre nach seiner Entstehung lässt sich Terence Youngs „Safari“ nurmehr als einen Film „mit G’schmäckle“ konsumieren. Gewiss, er verfügt über all die Attribute, die man am klassischen Abenteuerkino so sehr schätzt: Zwei liebenswerte Hollywood-Stars in Hochform, ausladende, bunte CinemaScope-Bilder, schickes on-location-shooting nebst allerlei exotischem Wildgetier, wilde Romantik, sorglosen Umgang mit Alkohol und einen stark angefilzten Humor. Gleich die Anfangssequenz weist jedoch die ideologische Richtung des Films: Ein prächtiger Elefantenbulle wird per Kopfschuss erlegt. Kolonialistische Arroganz und Sorglosigkeit setzen sich dann stetig fort, sei es im Transport der stereotypen Rollenbilder oder im nicht minder latenten Rassismus. Janet Leigh verfällt als dralles, amerikanisches Blondchen natürlich umgehend dem kernigen Testosteroncharme Victor Matures (in den Fünfzigern mehrfach unter Young im Einsatz), der wiederum als Amerikaner vor Ort eine heroisch-imperialistische Exklusivposition einnimmt. Die beiden beteiligten Briten sind ein dekadenter, eitler Fatzke (Culver), der der Ortsfremdheit insgeheim mit unmäßigem Pillenkonsum beizukommen versucht und sein unterfuchtelter, duckmäuseriger Adlatus (Justin), dem es zum Glück mit Duffields Hilfe gelingt, sich mehr und mehr zu emanzipieren. Dem stets gern gesehenen John Justin ist es dann auch vergönnt, den interessantesten Charakter des Films darzubieten. Die Eingeborenen derweil sind wahlweise, im sympathischen Falle, lustige, laute, herzensgute Gesellen, die gern singen, Musik machen, ihre Unbildung zur Schau stellen und den Weißen den Arsch nachtragen, oder, in der Rolle als antiimperialistische Rebellen, blutrünstige Kindermörder und Fanatiker, die berechtigterweise in hoher Quantität als Kanonenfutter enden dürfen. Dazu gibt es als comic relief den debil lachenden, sansibarischen Knaben Odongo (Juma), der am Ende immerhin den Tag retten darf. Käme noch ein schlecht als Gorilla kostümierter Statist vor, könnte man „Safari“ als Exploiter insgesamt weniger ernst nehmen, so jedoch muss er sich als formal patent gestaltete, gelackte A-Produktion die gewiss nicht allein revisionistisch zu formulierende Kritik gefallen lassen, ein unangenehm tradiertes Weltbild zu transportieren.
Dennoch muss ichletzten Endes zugeben, mich aufgrund eingangs genannter Attribute trotz aller Unbill nett unterhalten zu haben. Gut, dass man das Ding heuer wohlwollend als gesinnungsbezogen unseriöses Zeitdokument ablegen kann.
6/10