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Le Magnifique (Belmondo – Der Teufelskerl) ~ F/I 1973
Directed By: Philippe de Broca
Der heruntergekommene Schundautor François Merlin (Jean-Paul Belmondo) sitzt Kette rauchend in seiner maroden Pariser Altbauwohnung und denkt sich Abenteuer für seinen Romanhelden Bob Saint-Clair (Jean-Paul Belmondo) aus, einen Superagenten, der alles kann und jede Frau ins Bett bekommt. Die seine Ergüsse lesende Massenkundschaft erwartet dabei nur möglichst viel Blut und Sex, der Rest wiederholt sich mehr odder weniger in Endlosschleife. Die Personen und Begebenheiten seines Alltags sublimiert Merlin dabei stets via Schreibmaschine, so dass er sich umgehend und auf subtilste Weise an allen Nervensägen rächen kann. Als ihm die schöne Soziologiestudentin Christine (Jacqueline Bisset) ins Auge fällt, die prompt auch Merlins schmieriger Verleger Charron (Vittorio Caprioli) umgarnt, muss Merlin endlich auch im realen Leben und als er selbst aktiv werden…
Gelangweilte Autoren, die ihre Romanhelden als alter ego begreifen und stellvertretend für sich selbst die wundersamsten Abenteuer erleben lassen – das bietet seit eh und je feinen Komödienstoff. Nach achtjähriger Pause begegneten sich auch Bébel und Philippe de Broca zu einem entsprechenden Stelldichein wieder, wobei „Le Magnifique“ der prallen Überdrehtheit der vormaligen Kollaborationen in nichts nachsteht. Vielmehr tobt der Regisseur sich auf geradezu entfesselte Weise aus, wenn er den Supermann Bob Saint-Clair seine imaginären Feinde auf der Leinwand gleich in legionärer Anzahl und auf blutigste Art und Weise niedermähen lässt. Durch die fiktive Doppelbödigkeit des Ganzen kommt der Film natürlich auch breit grinsend davon mit dieser eigentlich unerhörten Gewaltaufbietung, die in ähnlicher Textur erst Paul Verhoeven wieder beleben sollte. Einer der narrativen Kniffe besteht darin, den Zuschauer erst nach guten zwanzig Minuten Erzählzeit überhaupt darauf hinzuweisen, dass die just gesehene Farce lediglich den Hirnwindungen eines dem vormals eingeführten Protagonisten verblüffend ähnlich sehenden, jedoch weitaus weniger glanzvoll auftretendem Normalbürger entfleucht ist. Fortan weiß man die Verrücktheiten rund um Saint-Clair natürlich in korrekter Weise zu deuten und sitzt dem Schmarren nicht weiter auf. Stattdessen rücken sich der wesentlich alltagsangebundenere François Merlin und dessen Geschicke ins Zentrum des Interesses, wobei die direkte Gegenüberstellung von trivialer Spionagewelt und ordinärer Pariser Großstadt-Tristesse natürlich ganz bewusst zugunsten zweiterer entschieden wird. Am Ende emanzipiert sich Merlin endgültig von seiner erfolgreichen Romanfigur – und damit auch ein Stück weit von sich selbst. Gut für ihn, unsereiner jedoch stiert in die Röhre… als hätte die Welt plötzlich keine Bob Saint-Clairs mehr nötig!
7/10