„Sometimes when people lie, they tend to over-explain.“
No Sudden Move ~ USA 2021
Directed By: Steven Soderbergh
Detroit, 1954. Die beiden Kleinganoven Curt Goynes (Don Cheadle) und Ronald Russo (Benicio Del Toro) erhalten gegen ordentliche Bezahlung einen vermeintlich simplen Job: Sie sollen gemeinsam mit einem weiteren Partner namens Charley (Kieran Culkin) die Familie des GM-Mitarbeiters Matt Wertz (David Harbour) in ihrem Haus bewachen und selbigen dazu nötigen, ein brisantes Dokument aus dem Safe seines Chefs Forbert (Hugh Maguire) zu stehlen. Als Wertz in seiner Not die falsche Akte beibringt, registrieren Goynes und Russo, dass sie weitaus weniger über ihren Auftrag wissen, als notwendig wäre und retten Wertz und dessen Familie, bevor Charley sie erschießen kann. Nunmehr selbst auf der Flucht vor ihren Auftraggebern und stets bereit, sich gegenseitig zu übervorteilen, treten die beiden Gangster die Flucht nach vorn an. Dabei bekommen sie es nicht nur mit unterschiedlichen Mafia-Ablegern und dem FBI zu tun, sondern auch mit dem mächtigen Boss (Matt Damon) eines konkurrierenden Autoherstellers…
Steven Soderberghs Ankündigungen, kürzer zu treten oder sich vorübergehend ganz aus dem Filmgeschäft zu verabschieden, erwiesen sich im Laufe der Jahre längst als zuverlässiger running gag. Seit 1989 kommt er auf ganze 32 Langfilm-Regiearbeiten, was durchschnittlich einem Werk pro Jahr entspricht – von seinen (Neben-)Tätigkeiten als Dokumentarist, Produzent oder der Arbeit fürs Fernsehen ganz abgesehen. Wenngleich gewiss nicht jeder Film Soderberghs zum instant classic taugt, so ist doch eine beträchtliche Zahl gelungener bis exzellenter darunter. Der etwa zeitgleich von Warner ins Kino gebrachte und von HBO Max als VOD angebotene „No Sudden Move“ bewegt sich dabei nonchalant im oberdurchschnittlichen Qualitätssektor.
Angedenk früherer von ihm inszenierter Gangsterfilme oder Thriller mit kriminalistischer Thematik kann (oder muss) man Soderbergh zunächst attestieren, heuer deutlich unaufgeregter und auch unspektakulärer zu Werke zu gehen. Auf formale Spielereien und exaltierte Montagen, wie sie sich noch vor zwanzig Jahren en gros etwa in extremen Farbfiltern, close ups, Überblendungen oder nervöser handycam veräußerten, verzichtet er nunmehr fast zur Gänze und verlässt sich stattdessen auf die Wirkung eines wendungsreichen und ausgefeilten Scripts sowie seine wie gewohnt bestens aufgelegten Besetzung, die mit den beiden Protagonisten-Darstellern einmal mehr auf langjährige Kollaborateure zählen darf. Dass „No Sudden Move“ es in der sich nach diversen Ränkespielen entfaltenden conclusio vielleicht ein klein wenig übertreibt, wenn er seinen großen Macguffin als frühen Schadstoffkatalysator outet, dessen Existenz die Autoindustrie wohlweislich vor Politik und Öffentlichkeit geheimzuhalten trachtet, kann man dem sich stellenweise wie ein thematisches „Best Of“ aus früheren Soderbergh-Werken ausnehmendem Film dabei durchaus nachsehen. Ein wenig antikapitalistische Relevanz hat ja noch keinem Genrestück geschadet.
7/10