X

„You got that X-factor.“

X ~ USA/CAN 2022
Directed By: Ti West

Texas, 1979. Der als Unternehmer in der Horizontalbranche tätige Wayne Gilroy (Martin Henderson) plant, als Produzent im gerade im Aufziehen begriffenen Porno-Videobiz groß herauszukommen und mietet zu diesem Zwecke mit seiner kleinen Amateur-Crew eine Hütte auf einem abgelegenen Farmgrundstück für ein verlängertes Wochenende. Die beiden knarzigen alten Besitzer, beide offenbar schon jenseits der 80, geben sich wenig gehalten angesichts des bald eintreffenden, vorlauten Sextetts. Als man mit der Arbeit beginnt, scheint insbesondere die äußerlich welke Pearl (Mia Goth) seltsam getriggert. Kurz nachdem es zwischen Nachwuchsregisseur RJ (Owen Campbell) und seiner naiven Freundin Lorraine (Jenna Ortega) zum Streit kommt, gibt es den ersten Toten…

Wie eine garstige, nicht ganz zu Unrecht verwaiste „Boogie Nights“-Episode gibt sich Ti Wests erfreulich koketter „X“, der die Befürchtung, Ti West konzentriere sich nunmehr ausschließlich auf beliebige TV-Serienformate, in hübsch frecher Weise zerstreut. Dabei begreift sich „X“ vor allem als Hommage an die in ruralem Ambiente spielenden Horrorfilme und Slasher jener Ära, in der er sich selbst ansiedelt, allen voran offensichtlich die beiden von Tobe Hooper inszenierten „The Texas Chain Saw Massacre“ und „Eaten Alive“, doch auch Epigonen wie Schmoellers „Tourist Trap“ oder Connors „Motel Hell“ lugen mehr oder weniger okkult aus jedem Kamerawinkel hervor. Dabei begnügt sich West trotz mancher sehr offensichtlicher Reprise nicht mit bloßem Revisionismus, sondern es gelingt ihm tatsächlich, durch die Evozierung einer zutiefst sinistren und damit beunruhigenden Gesamtstimmung, den Einsatz von tiefschwarzem Humor und nicht zuletzt die exzellente Make-Up-Arbeit, einen den Klassikern absolut gleichrangige Reminszenz auf die Beine zu stellen. Insbesondere die Parallelisierung der zwei Hauptfiguren Pearl und Maxine, die von der grandiosen Mia Goth in einer Doppelperformance als sich reziprok reflektierende Antagonistinnen interpretiert werden, sorgen für eine schönes, keinesfalls einfältiges oder etwa manieristisches Metaelement, das sich rückblickend als philosophischer Überbau des gesamten Szenarios erweist. Dass Ti West, dessen Retro-Gags zum Glück nur sehr selten übers Ziel hinausschießen, zudem keinerlei ästhetische Kompromisse eingeht und für stets manch derbe Überraschung gut ist, macht „X“ umso sehenswerter.

8/10

THE UNBEARABLE WEIGHT OF MASSIVE TALENT

„Nick… . FUCKIIIIIIIIING Cage!“

The Unbearable Weight Of Massive Talent (Massive Talent) ~ USA 2022
Directed By: Tom Gormican

Um seiner geflissentlich darbenden Karriere und dem damit einhergehend darbenden Bankkonto zu begegnen, nimmt Hollywood-Schauspieler Nicolas Cage (Nicolas Cage) leicht widerwillig ein außergewöhnliches Engagement an: Er soll gegen eine Million Dollar als prominenter Geburtstagsgast des auf Mallorca lebenden Unternehmenschefs Javi Gutierrez (Pedro Pascal) erscheinen. Javi, ein glühender Verehrer von Cage und seinem Gesamtwerk, der jenen außerdem gern als Hauptdarsteller für sein erstes, eigenes Drehbuch gewönne, lockt den zunächst distanzierten Star mit Drinks und anderen Lustigmachern, woraufhin sich rasch tatsächliche Sympathien zwischen den beiden Männern entwickeln. Doch die putzige Harmonie trübt alsbald ein: Die CIA hat Javi im Visier als Kidnapper der Tochter (Katrin Vankova) des katalinischen Präsidenten und setzt ausgerechnet den überrannten Cage als Maulwurf gegen seinen Gastgeber ein. Tatsächlich jedoch ist ohne dessen Wissen Javis Cousin, der Mafioso Lucas (Paco Léon) für die Entführung verantwortlich. Dies rettet zwar die Freundschaft der beiden männer, macht ihre Gesamtsituation jedoch nicht weniger lebensgefährlich…

Dass Hollywood-Schaffende sich immer wieder selbst spielen, bildet zwar keine Seltenheit; dass sie sich höchstselbst als Protagonisten eines fiktiven Abenteuers um ihre eigene Person zur Verfügung stellen, darf man jedoch nach wie vor als kleine Rarität erachten. Vor diesem Hintergrund stellen sich dann auch mehr oder weniger unweigerliche Assoziationen zu einer anderen, noch sehr viel grotesker aufgezogenen Selbstdemontage eines amerikanischen Weltstars ein, nämlich zu Spike Jonzes „Being John Malkovich“. Gegen den Wahnwitz von Jonzes und Charlie Kaufmans wahnwitziger Dramödie, die einst Malkovich himself zum Endgefäß für einen bizarren, mentalen Geburtskanal modelte, kommt „The Unbearable Lightness Of Massive Talent“ zwar nicht an, findet aber dennoch hübsche Wege, das Buddy-Duo Cage und Pascal vor der lichtdurchfluteten, mallorquinischen Kulisse in ein paar lustige, später auch actionreiche Episoden zu verstricken. Dabei gibt der Leinwand-Cage, ebenso wie damals der Leinwand-Malkovich freilich, eine Alternativversion seines tatsächlichen Selbst; so werden ihm etwa eine fiktive Ex-Frau (Sharon Horgan) und Teenagertochter (Lily Mo Sheen) herbeigedichtet, die er durch seine arrogante Selbstherrlichkeit verprellt.
Im weiteren Hergang outet sich der Film schließlich als ähnlich versiert in punkto Cage-Facts wie seine zweite Hauptfigur Javi Gutierrez; es kommt erwartungsgemäß zu diversen title drops und Reminiszenzen an frühere Beiträge aus dem umfangreichen Œuvre des Darstellers, der unterdessen allenthalben von seinem eigenen, jüngeren alter ego aus der Ära „Wild At Heart“ heimgesucht und traktiert wird. Das nimmt sich alles recht amüsant und tragfähig aus, verzichtet jedoch nicht auf die eine oder andere Redundanz. Am komischsten empfand ich dabei dabei jene Szenen, in denen Cage, intoxiniert durch diverse Rauschmittel von Alkohol bis Acid (einmal sogar durch ein hochpotentes Spionage-Sedativ), torkelnd oder sonstwie diffus durch die mediterrane Gegend laviert. Nicht, dass der Film unter späterem Verzicht auf derlei Sperenzchen gegen Ende hin geerdeter würde; es bleibt angenehm bescheuert. Trotzdem – auf den ganz großen Anarcho-Irrsinn, die totale Cage-Kirmes gewissermaßen, wird wohlweislich verzichtet. Schade.

7/10

SAVAGE SALVATION

„Welcome to the family, Shelby John.“

Savage Salvation (Pfad der Vergeltung) ~ USA 2022
Directed By: Randall Emmett

Kriegsveteran Shelby John (Jack Huston) und seine Freundin Ruby Red (Willa Fitzgerald) sind Heroinjunkies. Ihren Stoff beziehen sie von dem rücksichtslosen Straßendealer Elvis (Swen Temmel), der recht ungehalten reagiert, als das Paar durchblicken lässt, nach einem kalten Entzug clean geworden zu sein und auf den Pfad der Tugend zurückkehren zu wollen. Shelby hat Ruby mittlerweile sogar einen Heiratsantrag gemacht und sie möchte sich darüberhinaus zur Feier der Entwöhnung baptistisch taufen lassen. Doch dazu kommt es nicht mehr; Elvis bringt Ruby auf dumme Gedanken, woraufhin diese sich den goldenen Schuss setzt. Für den wutschäumenden Shelby – ganz zum Unwillen von Sheriff Church (Robert De Niro) – Grund genug, seine kombattanten Fertigkeiten zu reaktivieren und sich mit deren Einsatz bis zum unerwarteten Kopf der hiesigen Drogenmafia vorzuarbeiten…

Als wahres Cringefest entpuppte sich dieser offenbar von der Baptistenkirche gesponsorte, erzreaktionäre Film aus dem Bodensatz einer spezifischen medialen Trübnis, in der ich künftig erst gar nicht weiter stochern möchte. Natürlich lockten die Namen De Niro und Malkovich, bis vor rund zwei Dekaden zwei der zuverlässigsten und besten Schauspieler im anglophonen Raum, von denen man nie und nimmer gedacht hätte, dass sie ihr Brot dereinst so sauer würden verdienen müssen. Es dürfte ihnen, wie ja offenbar recht vielen betagteren Darstellern, die ihr Altersauskommen in käsigem Genreschmodder für den DTV-Markt gefunden haben, mittlerweile recht mies gehen, um ihre Kunst für Müll wie „Savage Salvation“ korrumpieren lassen zu müssen. Der Regisseur Randall Emmett entpuppt sich nach kurzer Recherche als bedauernswerter Produzent zahlloser Bruce-Willis-Vehikel, den der dem Vernehmen nach recht lädierte Akteur einzig und allein durch Mini-Auftritte seinen Stempel aufdrückte und die recht unansehnlich sein sollen. Für seine zweite eigene Inszenierung standen Emmett dann zumindest drei renommierte Namen zur Verfügung, doch was helfen die im Angesicht einer dezidiert biblisch-konservativ konnotierten Rachegeschichte, die letztlich nur für regelmäßige Kirchgänger und Sonntagsspaziergänger genießbar sein kann?
„Savage Salvation“ bedient ausnahmslos jedes zur Verfügung stehende dulle figurale Klischee; der PTBS-versehrte Veteran und seine schöne Maid ziehen sich gegenseitig am Schopf aus dem Sumpf der Drogenhölle, nur um dann doch wieder zu Opfern der unnachgiebigen Pusher zu werden, jene natürlich vornehmlich unkaukasischer Ethnie zugehörig. Dem trauernden Verlustierer bleibt nurmehr blutige Vigilanz, irgendwann sogar mit dem zähneknirschenden Segen des treusorgenden Sheriffs, der den eigenen Sohnemann einst ebenfalls ans Rauschgift verlor. Am auch noch die allerletzten Sympathien kapernden Ende lässt sich dann auch Shelby John nach getanem Werk kopfüber in den Fluss tunken – ein Schäfchen mehr für Gottes wackre, weiße amerikanische Reihen. Dass dabei selbst die versprenkelt eingestreuten Actionszenen lahm und unbeholfen daherkommen – geschenkt. Ernsthaft: schon lange nicht mehr so im Strahl gekotzt.

2/10

LIGHT SLEEPER

„Convenient memory is a gift from God.“

Light Sleeper ~ USA 1992
Directed By: Paul Schrader

John LeTour (Willem Dafoe) arbeitet in Manhattan als einer von zwei Kokslieferanten für die Dealerin Ann (Susan Sarandon). Selbst seit ein paar Jahren clean, mäandert John nunmehr eher ziellos durch die von Müllbergen gesäumten Großstadtnächte und hätte nichts dagegen, seinem Leben eine Wendung zu verabreichen; ebenso wie Ann derweil davon träumt, aus dem Drogenbusiness aus- und ins Kosmetikgeschäft einzusteigen. Eines Tages begegnet John durch Zufall seiner früheren Geliebten Marianne (Dana Delany) wieder, wie er selbst einst schwer abhängig, doch seit einiger Zeit weg vom Schnee. Mariannes Mutter liegt im Sterben, derweil John mit allen Mitteln versucht, die Beziehung zu ihr wieder aufleben zu lassen. Seine Bestrebungen enden jedoch in einer Katastrophe.

Als ein Signaturstück und (somit) einer seiner wichtigsten Filme spiegelt „Light Sleeper“ den immerwährenden, vordringlichsten Topos Paul Schraders wieder – den des vereinsamten, biographisch desorientierten Individuums, das (häufig vor urbaner Kulisse) sukzessive in eine psychologische und spirituelle Krise hinabrutscht und in der Folge erst durch einen moralisch grenzgängerischen Befreiungsschlag auf den persönlichen Weg zurückfindet. Da ist auch immer ein Stück Vergeltungsdrang dabei, jene jedoch eher als befreiender Katalysator für die ohnehin längst akut gewordenen Probleme des Protagonisten. Schrader selbst erachtete den schwerlich finanzierten „Light Sleeper“ als finalen Teil einer loner trilogy, mit „Taxi Driver“ und „American Gigolo“ als dessen Vorgänger, wobei diese selbstdefinierende Einordnung gewiss zu kurz greift. Bis in sein gegenwärtiges Werk nämlich zieht sich jenes Sujet bekanntermaßen unaufhörlich weiter, wobei zwar die Schauplätze, Städte und settings wechseln, das Thema des sich freistrampelnden Antihelden sich, einem Perpetuum Mobile gleich, jedoch unaufhörlich repetiert findet. Wie zig andere seiner Figuren weiß auch der grenzdepressive John LeTour zunächst nicht, wohin mit sich. Es geht ihm materiell nicht schlecht, die seinen auf die Nächte verlagerten Alltag bestimmende Einsamkeit nagt jedoch unaufhörlich an seinem Inneren. Er versucht zu schreiben, seine Emotionen und Erlebnisse in Worte zu fassen, doch der monotone Druck der äußeren Realität lässt sich dadurch nicht kompensieren. Das aufgegebene Leben ohne den permanenten Rausch, mit dem zugleich auch die Liebe verschwunden ist, verblasst in Gleichförmig- und Reizlosigkeit. Letzter Rettungsanker scheint das Wiederauftauchen Mariannes zu sein, doch ausgerechnet dadurch, dass er sich bemerkbar macht und wieder zurück in ihr Leben drängt, verurteilt John sie mittelbar zum Tode und sich selbst zur endgültigen Verzweiflung. Mit dem Rücken zur Wand stehend, ergibt sich für ihn eine letzte, qua Schicksal initiierte Chance, zumindest sein aus dem Tritt geratenes Seelenleben wieder geradezurücken.
Schrader wollte ursprünglich Dylan-Songs für die Soundtrackspur, konnte diese schlussendlich dann doch nicht nutzen und wurde auf den „The Call“-Frontmann Michael Been (und nebenbei Vater von Robert Levon Been vom Black Rebel Motorcycle Club, der kürzlich die Stücke zu „The Card Counter“ beisteuerte) aufmerksam, dessen musikalischer Duktus wiederum eher an Springsteen erinnert und der etwa mit einer alternativen Version des Songs „World On Fire“ für großartige Untermalung des kunstvoll inszenierten Geschehens sorgte. Nach meinem Empfinden ein (weiterer) Glücksfall für diesen wunderbaren Film.

9/10

ANIMAL FACTORY

„Better to reign in hell than to serve in heaven.“

Animal Factory ~ USA 2000
Directed By: Steve Buscemi

Wegen Marihuana-Handels kommt der Mittelschichts-Twen Ron Decker (Edward Furlong) nach San Quentin. Dort „regiert“ der Langzeit-Inhaftierte Earl Copen (Willem Dafoe), der es im Laufe der Jahre durch eine besondere Melange aus Härte, Stolz, Geduld, Intelligenz und Organisationsgeschick gemeistert hat, sich sowohl unter seinen Mithäftlingen als auch unter der Aufseherschaft einen unantastbaren Status zu erarbeiten. Weder rassistisch noch sexuell motivierte Ausfälle trüben seinen scharfen Blick. Da ihm Ron aus persönlichen Gründen sympathisch ist, nimmt Earl ihn bald unter seine Fittiche und wird im Laufe der Zeit zu einer Art Mentor und Ersatzvater, der dem Schützling selbst unter persönlichen Opfern das Leben im Knast so angenehm wie möglich gestaltet und sich sogar der Wiedereröffnung seines Falles annimmt.

Basierend auf einem autobiographisch gefärbten Roman von Edward „Eddie“ Bunker, der die Adaption auch gleich mitverfasste, coproduzierte und in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist, geriet Steve Buscemis zweite Regiearbeit nach dem melancholischen Trinkerporträt „Trees Lounge“ zu einem vergleichsweise ungewöhnlichen Gefängnisdrama. „Animal Factory“ gibt sich mit ausnahme einiger weniger, realitätsevidenter Faktoren erst gar keine Mühe, etablierte Genreschemata aufzugreifen oder zu bedienen, sondern gewährt stattdessen seinem Publikum seine diesbezüglich ohnehin vorhandene Seherfahrung und -kompetenz. So ist der Film auch weniger eine sich kritisch gebende Observierung des geschlossenen amerikanischen Strafvollzugs, sondern beschreibt auf oftmals fast schon kontemplativem Wege die Unabdingbarkeit, sich inmitten omnipräsenter und allseitiger Bedrohung Individualität und Menschlichkeit zu bewahren. Exploitative Elemente sind Buscemis Sache nicht und so gibt es nur sehr wenige an Grenzen kratzende Szenen, die dann auch stets eine eindeutige narrative Berechtigung innehaben. Ohnehin gibt sich Buscemi hier wiederum vornehmlich als Scriptregisseur, der in erster Linie eine straighte Geschichte erzählen möchte und sich kaum um eine auffällige inszenatorische Signatur schert. Das wird ihm in dieser Funktion vermutlich nie einen großen Wiedererkennungswert bescheren oder gar besondere Auszeichnungen eintragen, macht gerade „Animal Factory“, den John Luries passender, gemächlich-sonorer Score kongenial untermalt, als Gattungsbeitrag jedoch umso spezieller. Erwähnenswert wäre noch das großartige Ensemble, das Buscemi zusammentrommeln konnte und sich, mit Ausnahme von Tom Arnold, durch teils verschrobene (Mickey Rourke), aber durchweg liebenswerte Charakterzeichnungen hervortut. Sogar Rotzlöffel Furlong lässt sich, eine Seltenheit, als sukzessiv dezentralisierter Protagonist wirklich gut ertragen.
Ein schöner, betont unspektakulärer Film.

8/10

DOG EAT DOG

„I warned you, Dog.“

Dog Eat Dog ~ USA 2016
Directed By: Paul Schrader

Troy (Nicolas Cage), Mad Dog (Willem Dafoe) und Diesel (Christopher Matthew Cook) bilden ein Trio krimineller Knastvögel, das sich in vielerlei Hinsicht bestens ergänzt. Alle drei bergen ein unberechenbares, hochaggressives Potenzial, sind nicht die Hellsten, frönen allem, was ungesund ist und rennen irrationalen Träumen vom ganz großen „Gig“ nebst sorgenfreiem Leben hinterher. Ein alter Bekannter von Troy, El Greco, der Grieche (Paul Schrader) vermittelt ihnen kleine Coups, mit deren Erlös sie ihren unstillbaren Bedarf an Nutten, Alkohol und Drogen zumindest kurzfristig stillen können. Schließlich soll es aber doch einmal richtig lukrativ werden: 750.000 Dollar gilt es abzustauben für einen Auftrag, der die Entführung des Babys eines säumigen Schuldners (Louis Perez) vorsieht. Das Ganze endet in Chaos und Tod.

Peu à peu möchte ich mich gern endlich dem in meiner Kopfsammlung noch verbleibenden Regieœuvre Paul Schraders widmen und plane diesbezüglich chronologisch rückwärts vorzugehen. „Dog Eat Dog“ nun ist als Schrader-Werk zumindest auf den ersten und wahrscheinlich auch zweiten Blick nicht a priori identifizierbar. Zwar ist auch dieser, vorrangig von einer aus Filmstudenten bestehenden Crew in Minimalzeit abgedrehten Edward-Bunker-Adaption eine gewisse maskuline Melancholie inhärent, insgesamt jedoch gefällt sich der Film in der zutiefst absurd abgerissenen (und insofern zugleich immens komischen – ich musste oft sehr lachen) Darstellung einer scheiternden, kriminellen Großaktion, deren Handlangertrio krachend an der eigenen Inkompetenz scheitert. Cages Troy berichtet den Hergang der Geschichte via voiceover, was jedoch bekanntermaßen längst kein Garant mehr für einen wie auch immer zu erwartenden Ausgang darstellt. Im Prinzip bilden die drei Protagonisten dabei die drei Achsen eines gleichseitigen Dreiecks. Die in solchen Erzählungen naheliegende Volte, das Versagen des Plans infolge der üblichen Unwägbarkeiten vor Ort dem größten Psychopathen im Bunde anzulasten, greift hier wiederum bestenfalls an der Oberfläche. Auch garantiert weder seine Erzählstimme noch sein längster Überlebensstatus nicht unbedingt Troys vorrangige diegetische Position; vielmehr widmet sich die auktoriale Perspektive allen drei Gangstern relativ gleichberechtigt. Alles beginnt mit einer Mad Dog zentrierenden Eingangssequenz, die bereits das groteske Timbre der kommenden 90 Minuten zielgenau umreißt. Wie er sein Antlitz, vom Schnee und H in andere Sphären versetzt, als amorphes Zerrbild im Spiegel betrachtet, das muss man sehen. Der unschätzbare Willem Dafoe als Mad Dog bildet womöglich ohnehin die vorrangigste Darstellung als koksender Junkie, der längst jeden Bezug zum Irdischen eingebüßt hat, dies jedoch zugleich auch recht bestimmt einschätzen kann. Cooks Diesel derweil ruht als tickende Zeitbombe die meiste Zeit in sich und vollbringt es via kaum exponiertem Kraftaufwand, sich irgendwie im Zaum zu halten. Am ehesten an die Schrader-Typologie des vergebens seiner Erlösung nachjagenden Verlierers angelehnt ist dann doch Troy, wobei auch dieser die oftmals mit dem Wahnhaften liebäugelnde Normativität des schraderschen Antihelden mit ungewohnten Extremen auskleidet. Zehn, zwanzig Jahre zuvor hätte „Dog Eat Dog“ im Fahrwasser all der Tarantino-Epigonen es gewiss deutlich schwerer gehabt, zumal eindeutige Analogien, die sich im teils unablässig vorgetragenen, gestelzten Knacki-/Gangsterdialog äußern, absolut eklatant sind. Auch ein Guy Ritchie ist da nicht weit. Mir gefällt jedoch viel besser der Vergleich mit John Cassavetes‘ „Husbands“, von dem Schrader gewissermaßen eine postmoderne, aufgegrellte Variation darbietet, die jedoch, ganz wie das große Vorbild, von destruktiven Irrwegen kriselnden, männlichen Selbstverständnisses berichtet.

8/10

LE SILENCE DE LORNA

Zitat entfällt.

Le Silence De Lorna (Lornas Schweigen) ~ BE/F/I/D 2008
Directed By: Jean-Pierre Dardenne/Luc Dardenne

Für die gebürtige Albanerin Lorna (Arta Dobroshi) gestaltet sich der Weg zum ersehnten, privaten Glück alles andere als leicht. Nachdem sie, um die belgische Staatsbürgerschaft zu erlangen, eine Scheinehe mit dem Junkie Claudy (Jérémie Renier) eingegangen ist, benötigt sie Geld, um den gemeinsamen Traum einer eigenen Snack-Bar mit ihrem tatsächlichen Freund Sokol (Alban Ukaj), der als illegaler Schwarzarbeiter in Deutschland lebt, zu verwirklichen. Dafür hängt sie sich wiederum an den Ganoven Fabio (Fabrizio Rongione), der ihr den reichen Russen Andrei (Anton Yakovlev) als nächsten Ehemann vermittelt. Zuvor gilt es jedoch, Claudy loszuwerden, vorzugsweise durch einen inszenierten Unfall via tödlicher Überdosis. Claudy jedoch versucht just, clean zu werden, und scheinbar sogar erfolgreich. Lorna, die vermeiden möchte, dass man Claudy einfach so ermordet, versucht, eine Schnellscheidung in die Wege zu leiten, doch Fabio und Andrei sind noch weitaus skrupelloser als es zunächst den Anschein macht.

Mit „La Silence De Lorna“ vollzogen die Dardennes einen weiteren Schritt in die Internationalität und konnten ihren Beliebtheitsgrad bei Kritik und Publikum nochmals ausweiten. Mit italienischen und deutschen Produktionszuschüssen lassen sich zugleich auch stilistische Novitäten verzeichnen – so fand hier erstmals das 35mm-Format Verwendung, es gibt wesentlich mehr Totalen und Halbtotalen als bislang gewohnt, die Kamera findet einen nochmals beweglicheren Einsatz als es sich bereits in „L’Enfant“ andeutete und der Abspann schließlich findet sich – eine weitere Premiere – von Musik in Form einer Pianosonate unterlegt. Cast, Ensemble und Sprechrollen wurden deutlich vergrößert, wobei mit der in jeder Beziehung wunderbaren Arta Dobroshi sogar erstmals eine Nicht-Belgierin als Protagonistin zum Einsatz kam. Die Verpflichtung dieser bezaubernden Schauspielerin, der vor vierzehn Jahren anlässlich „Lorna“ allerorten eine große Star-Zukunft bescheinigt wurde, die sich jedoch leider nicht eingelöst hat, erweist sich als besonderer Coup, wobei auch die allermeisten Stammschauspieler der Dardennes erneut am Start sind. Jérémie Renier erweist sich abermals als formidable Entdeckung (wobei diese Kategorie mittlerweile wohl längst kaum mehr greift) und erweitert sein darstellerisches Spektrum um eine weitere Nuance als Junkie auf dem Absprung. Dann gibt es – auch das bis dato stets abwesend – noch eine berückende Liebes- bzw. Sexszene, die freilich mit einem sanften Gespür für erotische Nuancierung und dabei absolut sinnstiftend integriert wurde, zumal sie gewissermaßen den Kern von Lornas Persönlichkeitsentwicklung bildet. Im weiteren Verlauf ihrer sich zusehends fatal ausnehmenden Geschichte wird sie sich mehr oder weniger aktiv von sämtlichen weiteren toxischen Männern in ihrem Umfeld lossagen und befreien müssen, wobei die Dardennes uns schlussendlich das möglicherweise mysteriöseste Finale aller ihrer bisherigen Filme überantworten – Lornas weiteres Schicksal bleibt so vage wie kein anderes der zuvor kennengelernten ProtagonistInnen.

8/10

TCHAO PANTIN

Zitat entfällt.

Tchao Pantin (Am Rande der Nacht) ~ F 1983
Directed By: Claude Berri

Lambert (Coluche) beackert die Nachtschicht an einer kleinen Total-Tankstelle in Paris. Seine einsamen Stunden verbringt er mit Saufen und Spiegeleierbraten. Eines Nachts lernt er den jungen Youssef Bensoussan (Richard Anconina) kennen, der in der Nachbarschaft wohnt und in Bars Rauschgift für den arabischen Pusher Rachid (Mahmoud Zemmouri) vertickt. Lambert und Youssef freunden sich an, derweil der Junge versucht, bei der Punkergöre Lola (Agnès Soral) zu landen. Als Youssefs geheimes Drogendepot geplündert wird und er mit einer hohen Summe bei Rachid in der Kreide steht, nimmt sich dessen Gorilla Mahmoud (Mohamed Ben Smaïl) den Jungen vor, der daraufhin in Lamberts Armen stirbt. Dieser begibt sich auf einen privaten Rachefeldzug, derweil Lola ihm nicht mehr von der Seite weichen mag.

Selten war Paris im Film schmutziger, verwaschener und hoffnungsloser als in Berris zugleich doch so romantischem neo noir. Kaum ein Sonnenstrahl scheint jemals den verregneten, grauen Putz der maroden Häuserfronten zu passieren, die urbane Welt von Belleville wirkt wie ein Präludium zur Apokalypse. Inmitten dieses desolaten Betondschungels führt uns Berri ganz allmählich und bedachtsam an seine drei nicht minder prekären Helden heran, allesamt entwurzelte outcasts, die dem Tod näher als dem Leben stehen. Erst im späteren Verlauf der Geschichte offenbaren sich die Gründe für Lamberts väterliche Sympathie für Youssef: Einst Inspecteur bei der Polizei hatte er seinen eigenen Sohn an das Heroin verloren, danach den Dienst quittiert und wurde von der Frau verlassen. Seither treibt er als einsames, stilles Nachtphantom zwischen Tankstelle, Kneipe und Wohnung. In Youssef, der eigentlich doch vieles repräsentiert, was Lamberts reaktionärem Bild junger Großstädter seine Antipathie verleiht (er verdient seine paar Kröten als krimineller Tagelöhner und Kleinstdealer, raucht selbst Joints und ist zu allem Überfluss arabischer Herkunft), schließt er den Jungen als Ersatzsohn ins Herz, nur um ihn gleich darauf wieder zu verlieren. Nach dieser abermaligen Existenzzäsur wird Lambert nicht abermals resignieren, sondern ganz auf eigene Faust zur Waffe greifen und schließt dabei gleich noch mit seinem eigenen Leben ab, weiß er doch aus hinlänglicher Erfahrung, dass irgendwo weiter oben in der Gangsterhierarchie jemand sein Spiel nicht mitspielen wird. Die Polizei, repräsentiert durch den lethargischen Flic Bauer (Philippe Léotard), lässt Lamberts Selbstjustiz nicht nur heimlich gewähren, sondern gibt ihm noch einen entscheidenden Tipp und die deutlich jüngere Lola ihrerseits verliebt sich in den traurigen, unattraktiv scheinenden Hampelmann (dt. für „pantin“) Lambert und schenkt ihm ein paar erfüllte letzte Stunden, bevor die entfesselte Gewaltspirale auch ihn mit sich reißt.
Berri ist mit „Tchao Pantin“ ein wunderschöner Genrefilm am Bruch zu den gentrifizierten, chiquen, von Aerobic und Yuppies bevölkerten (vielleicht auch ein wenig entseelten) Folgeachtzigern gelungen, einfach und konzentriert in seiner Charakterzeichnung und doch so mitreißend und packend. Die Page-Adaption sieht sich zudem als Polar in der Tradition der Vorgängerdekade, bar jedweden Humors und konsequent fatalistisch, derweil Belmondo die Gattung immer weiter zur großpublikumsaffizierenden Stuntshow umformte. Sensationell natürlich insbesondere das viel zu früh verstorbene, menschliche Gesamtkunstwerk Coluche, der sich mit dieser ausnahmsweise (dafür aber richtig) ernsten Performance noch drei Jahre vor seinem Tod ein besonders formidables schauspielerisches Monument zu setzen vermochte.

9/10

THE ORGANIZATION

„God may help these poor bastards who did it.“

The Organization (Die Organisation) ~ USA 1971
Directed By: Don Medford

Detective Virgil Tibbs (Sidney Poitier) untersucht den Mord am Manager eines als Fassade für einen global operierenden Heroinvertriebsring fungierenden Teppich-Import-Unternehmens. Kaum dass er den Tatort begutachtet hat, nimmt eine mehrköpfige Gruppe junger Revoluzzer Kontakt zu Tibbs auf: Mit dem Tod des Geschäftsführers habe man nichts zu tun, dafür jedoch mehrere Kilo des Rauschgifts aus dem Firmensafe entwendet. Tibbs lässt sich entgegen seiner üblichen Vorgehensweise überreden, inoffiziell mit den jungen Leuten, die allesamt eine persönliche Agenda gegen den Drogenhandel vorschützen, zusammenarbeiten, um an die wahren Mörder zu kommen. Doch die mächtige Organisation hinter dem schmutzigen Geschäft kennt keinerlei Skrupel.

Sein dritter und letzter Kinofall führte Virgil Tibbs in die Halbwelt des drug traffic, in der jeder der Beteiligten sich sein eigenes Stück vom großen Opiatkuchen sichern möchte. Eher umständlich und emotional wenig involvierend erzählt, darf der Zuschauer den diesmal ausnahmsweise seine Kompetenzen überschreitenden Tibbs dabei begleiten, wie er sich nach und nach ein kompaktes Bild der gegnerischen Übermacht verschafft und am Ende scheitern muss – als kleiner Bulle aus San Francisco kann er nichts gegen das bestens vernetzte Kartell unternehmen, das sich sämtlicher empfindlicher Störfaktoren brutal und vor allem endgültig zu entledigen pflegt. Einen kleinen Fahndungserfolg, dem sogar eine zwischenzeitliche Suspendierung vorausgeht, kann Tibbs zwar verbuchen [er findet heraus, dass die Witwe (Sheree North) eines ermordeten Wachmanns (Charles H. Gray) als Verteilerin arbeitet und kann sie nötigen, die beiden Vertreter der Organisation vor Ort zu denunzieren], doch die hitmen des Kartells arbeiten gründlich. Schlussendlich steht Tibbs nurmehr mit Leichen da. Die bittere Erkenntnis, nichts wirklich Fruchtbares gegen organisierte Kriminalität ausrichten zu können, führt die Trilogie noch etwas tiefer in den nüchternen Fatalismus der frühen siebziger Jahre – im „Dirty Harry“-Jahr 1971 muss sich auch der üblicherweise unbeugsame Detective Tibbs eingestehen, dass jedweder persönlicher Idealismus nurmehr an den Mechanismen des internationalen Drogenhandels scheitern kann. Ein recht unbequemer Schlusspunkt für die kurze Leinwandkarriere von Poitiers liebenswerter Figur, wobei der sich parallel dazu einstellende, serielle Charakter von Medfords Inszenierung gleichfalls den Schluss zulässt, dass es fraglich ist, ob Tibbs‘ Typologie überhaupt noch hinreichendes Potential für weitere Fortsetzungen aufzuweisen gehabt hätte. Sein Sohn Andy (George Spell) ist mittlerweile Pfadfinder und somit wohl endgültig eingebordet im Sinne einer konservativen Erziehung und auch sonst gibt es aus Tibbs‘ Privat- und Familienleben kaum mehr Aufregendes zu berichten. „The Organization“ lässt sich, zumindest unter historischer Perspektive, zwar noch immer als solider Polizeifilm seiner Ära goutieren, nimmt sich jedoch vergleichsweise müde und desinteressiert aus. Routine, wie ein unauffälliger Tag im Polizeibüro.

5/10

ULEE’S GOLD

„The bees and I have an understanding: I take care of them, and they take care of me.“

Ulee’s Gold ~ USA 1997
Directed By: Victor Nunez

Der knorrige Vietnam-Veteran Ulysses „Ulee“ Jackson (Peter Fonda) widmet einen Großteil seiner Leidenschaft seinem Beruf, der Imkerei. Der harte Job, dem er und seine Bienen in emsigen Schritten Jahr für Jahr nachgehen, produzieren den besonderen „Tupelo-Honig“, eine der edelsten Sorten überhaupt. Doch Ulee hat auch viele Probleme. Er ist Witwer, hat ein kaputtes Knie und einen lädierten Rücken, sein Sohn Jimmy (Tom Wood) sitzt wegen Raubüberfalls im Gefängnis, seine Schwiegertochter Helen (Christine Dunford) ist auf Droge und er hat seine beiden Enkeltöchter Casey (Jessica Biel) und Penny (Vanessa Zima) in Obhut. Als Helen bei Jimmys Kumpanen Eddie (Steven Flynn) und Ferris (Dewey Weber) in Orlando auftaucht, lässt sich Ulee überreden, sie dort abzuholen. Doch damit nicht genug: Eddie und Ferris haben von der völlig bedröhnten Helen erfahren, dass Jimmy noch eine beträchtliche Summe des gemeinsamen Raubzugs versteckt hält. Damit gerät die gesamte Familie in Gefahr…

Victor Nunez‘ unspektakuläre Charakterstudie ist ein typischer Spätneunziger-Indie; brav, solide, herzig, lebensfroh und ohne echte Gefahrenzonen. Vor allem darf man „Ulee’s Gold“ wohl als persönliches Geschenk an Peter Fonda werten, der in dem ihm auf den Leib geschriebenen Part zu glänzen weiß wie selten und die Rolle wohl auch als Reminszenz an seinen Vater gestaltet hat.
Leitmotivik und Symbolismus in „Ulee’s Gold“ gestalten sich dabei relativ simpel und luzid: Ulees Familie entspricht einem nicht ganz leicht zu händelnden Bienenvolk, das besonderer Betreuung und Pflege bedarf. Da sind die beiden Mädels, eine davon (Zima) im Grundschulalter und herzensgut, die andere (Biel) immerhin alt genug, um um ihre dysfunktionalen Familienverhältnisse zu wissen und bereits ähnlich rebellische Verhaltensweisen an den Tag zu legen wie ihre Eltern. Aus seiner Enttäuschung gegenüber dem kriminell gewordenen Filius macht Ulee, der an eherne Maximen wie Arbeitsamkeit, Selbständigkeit und Verantwortung glaubt, keinen Hehl, ebensowenig wie aus der zwischenzeitlichen Verlotterung seiner Schwiegertochter. Dennoch bekommt er mithile seiner neuen Nachbarin, der geschiedenen Krankenschwester Connie (Patricia Richardson), irgendwie alles wieder in rechte Bahnen gelenkt, auch wenn das einigen Stress mit den beiden Ganoven Eddie und Ferris bedeutet.
Nunez achtet dabei in seinem Script darauf, alles zum Guten zu wenden; unter Ulees straighter, patriarchalischer Führung wächst die Familie wieder zusammen und auch ihn selbst wird ein neues Glück mit der sympathischen Connie (bezeichnender Nachname: Hope) erwarten. Dass sich da schwere, eigentlich kaum lösbare Beziehungskonflikte, Sucht, Depression und Neurosen wie schlechten Träumen gleich kurzerhand und spurlos verflüchtigen, gehört zur Agenda des Films, der zwar von einer durchaus schönen und kontemplativen Gestaltung lebt, es sich andererseits aber auch allzu leicht macht, um seine Feel-Good-Zielgerade um jeden Preis zu erreichen. Familie ist eben doch etwas komplexer als ein Bienenvolk.

7/10