„How could I be mad at what’s been my whole life and will be to the end?“
The Catered Affair (Mädchen ohne Mitgift) ~ USA 1956
Directed By: Richard Brooks
Als Jane Hurley (Debbie Reynolds), ihren Eltern Aggie (Bette Davis) und Tom (Ernest Borgnine) mitteilt, dass sie in Kürze ihren Verehrer, den Lehrer Ralph Halloran (Rod Taylor) zu heiraten gedenkt, geben diese ihrer Tochter bereitwillig den Segen. Auch Janes und Ralphs Wunsch, die Hochzeit in allerkleinstem kirchlichen Rahmen zu belassen, entsprechen Aggie und besonders Tom zunächst unumwunden, zumal Letzterer gerade plant, sein sauer Erspartes zu investieren, um sich als Taxifahrer endlich selbstständig machen zu können. Doch kaum, dass die Nachbarn anfangen zu tratschen, sieht sich Aggie in der Zwickmühle: Urplötzlich scheint alle Welt, mit Ausnahme von Tom und des Brautpaars selbst, eine feudale Hochzeitsfeier zu erwarten, deren Planung immer megalomanischere Züge annimmt und die droht, Toms gesamtes Geriebenes zu verschlingen. Eine Menge Konflikte und Einsichten sind nötig, um Aggie Vernunft einzubläuen und alles so bescheiden wie ursprünglich geplant durchführen zu können.
„Father Of Bride“, Bronx-Style. Diesmal musste – oder durfte – Richard Brooks im Zuge seiner zehnten Regiearbeit auf ein Drehbuch von Gore Vidal und Paddy Chayefsky zurückgreifen. Eine im Prinzip sehr „sichere Sache“ insbesondere in Bezug auf das analytische Sujet, denn gerade Chayefsky, für den wunderbaren„Marty“ just mit dem Oscar ausgezeichnet, bot als Chronist des New Yorker Arbeiterfamilienlebens absolutes Gardemaß. Insofern ist es auch kaum Zufall, dass wir neuerlich Ernest Borgnine als tragikomische Bronx-Figur kredenzt bekommen, eine Rolle, die er abermals vortrefflich sowohl physisch als auch psychologisch auszufüllen weiß. Überhaupt ist „The Catered Affair“ ein Film, der primär vom dedizierten Spiel seines Ensembles zehrt, seien es eine wunderbar und betont unglamouröse Bette Davis als einem nur scheinbar unerfüllten Lebensideal nachjagende Matriarchin, Barry Fitzgerald als ewig knötternder Onkel, der als eherner Junggeselle eine späte Liebe findet oder auch die grenzsatirisch porträtierten Bräutigamseltern Robert F. Simon und Madge Kennedy. Brooks nimmt seine Mise-en-scène angesichts soviel Power vor der Kamera wohlweislich zurück und zieht ein subtiles und gediegenes, um nicht zu sagen „theatralisches“ Ambiente vor, gerade so, wie es diesem sehr menschelnden, kaum einem Genre zuzuordnenden, sondern in den stark einzugrenzenden Kanon des „neorealistischen Hollywoodkinos“ einzupflegenden Film zupass kommt.
9/10