„I’m not gonna be ignored.“
Fatal Attraction (Eine verhängnisvolle Affäre) ~ USA 1987
Directed By: Adrian Lyne
Eine kurze, aber umso heftigere Liaison zwischen dem verheirateten New Yorker Anwalt Dan Gallagher (Michael Douglas) und der Lektorin Alex Forrest (Glenn Close) entwickelt sich zur tödlichen Obsession seitens der sich schließlich verdrängt fühlenden Dame. Trotz mehrmaliger Versuche seitens Dan, Alex klarzumachen, dass er trotz ihrer zwei, drei koitalen Kontakte zu Frau und Tochter (Ellen Latzen) stehe, ignoriert ihn die zunehmend psychotisch werdende Frau und macht stattdessen den Gallaghers das Leben mit gezielten Attacken auf ihren familiären Schutzraum das Leben zur Hölle.
Der erste Teil dessen, was ich gern und selbstverständlich höchst inoffiziell als Michael Douglas‘ „Fickfilm-Trilogie“ bezeichne. Später folgten dann noch Paul Verhoevens „Basic Instinct“ und Barry Levinsons „Disclosure“, mit denen zusammen Adrian Lynes Film ein vortreffliches Triplett ergibt. Michael Douglas, seines Zeichens (zumindest noch in etwas virileren Lebensahren) auch privat bekennend sexsüchtig, objektiviert in allen diesen drei Stücken das Dilemma jenes weißen, bourgeoisen Mannes, der das Pech hatte, seine Mittlebenskrise ausgerechnet in den 1980ern bzw. -90ern er- bzw. durchleben zu müssen. In allen drei Filmen demonstriert eine jeweils machtversessene, größenwahnsinnige Frau, die jeweils panisch vorgetragene, paranoide, vor allem jedoch evident maskuline Fantasie, derzufolge sich in gegenwärtigen (modernen) Zeiten das Verhältnis zwischen evolutionär vorgeprägtem Sexualrecht und Lustobjekt verkehrt hat. Heuer, so die repetitiv vorgetragene These, sind wir Männer diejenigen, die sich die Finger verbrennen, zu Schlampen und sozialen outcasts degradiert werden, wenn wir bloß einmal zu oft auf unseren Pint statt auf unseren Grips hören. Später wird Michael Douglas einer potenziellen Serienmörderin (Sharon Stone) verfallen, dann muss er sich sogar halb von einer durchtriebenen Kollegin (Demi Moore) vergewaltigen lassen, die ihn mit einer Intrige aus seiner beruflichen Stellung drängen will. Bei Lyne geht es noch um die Gefährdung des innersten Kreises, der höchst konservativen (und domit republikanischen) Bastion „Familie“. Alex Forrest, von Glenn Close gewohnt brillant gespielt, ist eine wenig beneidenswerte, kranke Frau, deren analytische Anamnese vermutlich ein fatales Konglomerat aus einer bipolaren Störung, zwanghafter Nymphomanie und Schizophrenie ergäbe. Im neumodischen, vulgärpsychologischen Jargon fiele sie somit wohl unter die Gruppe der BorderlinerInnen. Weil sie ihr Begierdeziel weder durch Mitleid noch bei seinem männlichen Stolz packen kann, wählt Alex zwecks seiner totalen Zerstörung seine größte und im Grunde einzige Schwäche: die jener Institution Familie. Weniger Dans Eingeständnis, eine Affäre gehabt zu haben, birgt dabei die größte Destruktionsgefahr, sondern Alex‘ offen praktizierter Intimterrorismus. Sie verschafft sich rigoros Zugang zur Privatsphäre der Gallaghers, zunächst durch ihre bloße, bedrohliche Omnipräsenz, dann durch offene Gewalt. Hinter diesem überaus reaktionären Geschlechterbild steht natürlich nichts anderes als die oben bereits erwähnte, zutiefst männlich geprägte Angst vor weiblicher Dominanz. Alex Forrest ist eine Art femininer Dämon, gekennzeichnet bereits durch ihre inmitten einer Schlachtergilde höchst eigenartig lokalisierte Wohnstatt. Abseits all dessen ist „Fatal Attraction“ allerdings auch ein trefflich involvierendes, mitreißendes Thrillerdrama, dessen Abwärtsspirale sich angemessen tief in die Emotionswelt des Rezipienten bohrt. Glenn Close perfektioniert dabei das sich trotz ihrer Pathologie manifestierende Bild der mehr denn hassenswerten, diabolischen Vettel, mit der es höchstens noch Schwester Ratched oder Annie Wilkes aufzunehmen vermögen und deren gewaltvollen Abgang man wohlwollend und ergo mit einem Seufzer höchster Erleichterung zur Kenntnis nimmt. Haltet sie bloß fern von uns, diese Teufelsxanthippen!
8/10