BOOMERANG!

„I never did like politicians.“

Boomerang! (Bumerang) ~ USA 1947
Directed By: Elia Kazan

Bridgeport, Connecticut ist eine typische US-Kleinstadt, wie es sie zu Hunderten gibt. Und wie überall bestimmen auch in Bridgeport Klüngel zwischen Wirtschaft und Politik das Alltagsgeschäft hinter den blitzsauberen Kulissen. Als ein von allen geachteter Priester (Wyrley Birch) auf offener Straße hinterrücks erschossen wird, geht ein Ruck durch die Gemeinde. Schnellstens muss der Täter gefunden werden, da der gute Ruf der Polizei und nicht zuletzt der der Stadtoberen auf dem Spiel steht, zumal die Senatorenwahlen in nicht allzu weiter Ferne liegen. Insbesondere Staatsanwalt Harvey (Dana Andrews) gerät unter immensen Öffentlichkeitsdruck. Dann scheint mit dem arbeitslosen Veteranen John Waldron (Arthur Kennedy) der Schuldige ins Netz gegangen zu sein. Mit allen Mitteln bis hin zum Schlafentzug presst der Polizeichief Robinson (Lee J. Cobb) das ersehnte Geständnis aus Waldron heraus. Als Harvey Waldron persönlich kennenlernt, glaubt er jedoch nicht länger an dessen Schuld. Trotz heftigster Widerstände durch die aufgebrachte Stadtbevölkerung und den persönliche Interessen verfolgenden Grundstücksmakler Harris (Ed Begley) stellt Harvey eigene Ermittlungen an und beweist vor Gericht Waldrons Unschuld.

Im mittleren seiner sagenhaften drei im Jahre 1947 uraufgeführten Filme bedient Kazan sein vordringlichstes Leitmotiv: Das des gerechten Außenseiters, der sich entgegen aller äußeren Widernisse fest seinem persönlichen Weg verschreibt und diesen unbeirrt geht, bis er sich am Ende als der richtige erweist. Dabei basierte die Geschichte auf einem authentischen Fall, der sich rund 23 Jahre zuvor tatsächlich in Connecticut ereignet hatte und aus dem der hehre Ankläger Homer Cummings wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die Wahrheit als Generalstaatsanwalt hervorging. In dem damals populären Darsteller Dana Andrews, bekannt und beliebt für integre, statthafte und nachdenkliche Figuren, fand Kazan einen idealen leading man. Sein Staatsanwalt Paul Harvey lässt sich nur anfänglich von dem rasenden Hunger der Bürgerschaft nach Vergeltung mitreißen. In letzter Sekunde erkennt er, dass der Mann auf der Angeklagtenbank lediglich als Sündenbock für ein rasches Verfahrensende herhalten soll. Die so wunderbar zusammenpassenden Puzzleteilchen und Beweise, die schlussendlich Waldrons Hinrichtung bedeuteten, erweisen sich als halbherzig recherchiert und marode zusammengefügt: Von den Zeugen, darunter eine verschmähte Liebe Waldrons, die Serviererin Irene Nelson (Cara Williams), konnt nicht einer den Mörder zweifelsfrei identifizieren und die bei Waldron gefundene Pistole hat eine Ladehemmung. Hier wäre um Haaresbreite, auch daran lässt „Boomerang!“ keinerlei Zweifel, ein ebenfalls nahezu alltäglicher Justizirrtum begangen worden, der die tödliche Verurteilung eines Unschuldigen zur Folge gehabt hätte. Einzig rar vorkommenden Männern wie dem unerschütterlichen Henry Harvey, der seine Amtspflicht (noch) nicht mit populistischer Anbiederung verwechselt, ist es zu verdanken, das Rechtsprechung und Gerechtigkeit sich nicht immer weiter voneinander entfernen.
Auch der Rest der Darsteller ist vorzüglich; Lee J. Cobb und Karl Malden als aufrechte, aber nicht eben unbefleckte Polizisten, Ed Begley als unflätiger Kapitalist und natürlich Arthur Kennedy – ausnahmsweise einmal unschuldig – komplettieren Kazans wie üblich exzellent selektiertes Ensemble. Kein wahrhaft großer Film, dafür ist sein Ansinnen vielleicht eine Spur zu uramerikanisch, innerhalb des Gesamtwerks des Regisseurs jedoch ein wichtiger Mosaikstein.

8/10

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