NIGHT OF THE LEPUS

„Ladies and gentlemen, attention! There is a herd of killer rabbits headed this way and we desperately need your help!“

Night Of The Lepus (Rabbits) ~ USA 1972
Directed By: William F. Claxton

Um einer dräuenden Kaninchenplage Herr zu werden, wendet sich der verzweifelte Farmer Cole Hillman (Rory Calhoun) an einen Bekannten, den Wissenschaftler Elgin Clark (DeForest Kelley). Zusammen mit seinem Kollegen Roy Bennett (Stuart Whitman) und dessen Gattin Gerry (Janet Leigh) entwickelt man ein Hormonserum, dass bei den Kaninchen zu Unfruchtbarkeit führen soll. Bevor das Mittel jedoch ausgereift ist, kommt es zu einer bösen Panne. Amanda (Melanie Fullerton), die kleine Tochter der Bennetts, lässt das zu Versuchszwecken infizierte Tier frei und es kommt zu grauenerregenden Mutationen: Die Kaninchen wachsen auf Schweinsgröße heran und entwickeln einen gigantischen Appetit auf Fleisch.

Noch bevor der Tierhorror-Film infolge von Spielbergs „Jaws“ seine bis heute größte Blüte erlebte, tummelten sich in eher kleinen Abschreibeproduktion vor allem Insekten oder Haustiere, die zumeist durch widernatürliche Eingriffe in den Naturzyklus zu besonders bösartigen, intelligenten und vor allem genetisch veränderten, sprich: riesenwüchsigen Monstren heranavancierten. Nachdem Ameisen und Spinnen kaum mehr einen Teenager ins Autokino zu locken vermochten, probierte man es mehrfach mit als eher zutraulich bekanntem Haus- und Kuschelgetier, so dass von Ratten über Schweine, Hunde und Katzen irgendwann jeder mehr oder weniger eigentlich unschuldige, animalische Menschenfreund einmal als Killerbestie herzuhalten hatte. Ein ebenso perfides wie unfreiwillig komisches Exempel für diese Art von Fleischverwertung bildete William F. Craxtons „Night Of The Lepus“, der seinen ursprünglich geplanten Originaltitel „Rabbits“ zumindest mit in unsere Kinos hinüberretten konnte (verständlich – in einen Schocker namens „Kaninchen“ hätten sich wohl selbst besoffene Berber auf Kälteflucht nicht verirrt). Der vornehmlich fürs Fernsehen tätige Claxton inszenierte mit „Night Of The Lepus“ seinen endgültig letzten Kinofilm; vermutlich wird hernach der Frust des Sinnsuchenden allzu gramvoll an ihm genagt haben. Es ist aber auch wahrhaft erstaunlich: Eine durchaus solide Altstarbesetzung muss es mit gigantischen Karnickeln aufnehmen, die rigoros Menschen anfallen und allein durch ihre schiere Quantität alles überrennen, was nicht niet- und nagelfest ist. Um die notwendige Überdimensionalität der Viecher vorzutäuschen, ließ Claxton sie durch miniaturisierte Landschaften hoppeln und benutzte kleine Kameras, die die Nager auf Augenhöhe einfingen. Durch ein dumpfes Laufgeräusch auf der Tonspur und den Einsatz von Zeitlupe wirken die Kaninchen zudem sehr viel schwerer, langsamer und unbehender als gewohnt, was ihren Riesenwuchs unterstreichen soll. Erwartungsgemäß wirken die Nager dennoch zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise bedrohlich, zumal es nie gelingt, eine ihrer blutigen Attacken halbwegs glaubwürdig ins Bild zu setzen. Es sind stets nur deren „furchtbaren“ Resultate zu begutachten. Hrrrr.
Man kann Claxton nicht einmal vorwerfen, dass er keine Sorgfalt hat walten lassen oder seinen Film von vornherein als Fingerübung in Sachen Albernheit behandelt hätte; tatsächlich nimmt sich schlicht das Sujet rein solipsistisch betrachtet dermaßen bescheuert aus, dass „Night Of The Lepus“ gar nicht anders kann, als einen absoluten Sonderstatus innerhalb seiner Gattung zu bekleiden. Was ihn dann wiederum unverzichtbar macht. Und so liebenswert wie ein wuscheliges Kaninchen. Aber sage hinterher niemand, sie oder er sei nicht gewarnt gewesen!

6/10

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