GOD’S LITTLE ACRE

„I’m gonna pull a switch and light up the whole world!“

God’s Little Acre (Gottes kleiner Acker) ~ USA 1958
Directed By: Anthony Mann

Für den alternden Farmer Ty Ty Walden (Robert Ryan), Witwer und Vater von fünf erwachsenen Kindern, ist die Jagd nach seinem großen Traum zugleich das Himmelreich: Weil ihm sein Großpapa einst auf dem Sterbebett von einem vergrabenen Goldschatz auf dem Farmgelände erzählte, ist Ty Ty fest davon überzeugt, das Edelmetall eines Tages auch finden zu müssen. Anstatt seine Felder landwirtschaftlich zu nutzen, gräbt er tagtäglich ein Riesenloch nach dem anderen auf dem Grundstück, unermüdlich unterstützt von seinen beiden jüngsten Söhnen Buck (Jack Lord) und Shaw (Vic Morrow). Bucks Frau Griselda (Tina Louise) schwärmt derweil für ihren Schwager, den versoffenen Will Thompson (Aldo Ray), der nicht verkraften kann, dass die Baumwollspinnerei, in der er jahrelang arbeitete, dicht gemacht hat. Eifersucht und Aggression entzweien die Kinder und Schwiegerkinder Ty Tys zusehends, bis eine unvermeidliche Katastrophe den Alten von seinen Träumereien ab- und wieder zur Raison bringt.

Beinahe jeder der großen amerikanischen Filmemacher des letzten Jahrhunderts stellte sich irgendwann der künstlerisch beinahe obligatorischen Aufgabe, sein persönliches Südstaatenepos auf die Beine zu stellen. Dabei wurden zwecks Vorlagenanbindung häufig die entsprechenden Autorenklassiker bemüht, allen voran Tennessee Williams, William Faulkner oder Einmal-Erfolgsschreiber wie Ross Lockridge Jr., Harper Lee und später John Berendt. Zu jenem reichhaltigen Literatenfundus zählt auch der aus Georgia stammende Erskine Caldwell, dessen „Tobacco Road“ John Ford bereits 1941 in die Kinos gebracht hatte. Caldwells Erzählungen zeichneten sich oftmals durch ironische Brechungen aus, dichteten dem etwas hinterwäldlerischen Völkchen seiner Geburtsstätte gern höchst spezifische Verhaltensmuster an, die den Süden, mehr noch als es bei seinen Fachkollegen der Fall war, zu einer Parallelkultur innerhalb der Staaten verklärten. Sein besonderer Kniff lag darin,seine Figuren bei aller sophistischen Observierung durch das auktoriale Auge des schreibenden Bildungsbürgers niemals zu denunzieren oder der Lächerlichkeit preiszugeben. So verhält es sich auch mit der in „God’s Little Acre“ im Zentrum stehenden Familie Walden. Das einzige Familienmitglied, das sich durch Entfremdung und Nestbeschmutzung unmöglich und unsympathisch macht, ist der fortgezogene Älteste Jim Leslie (Lance Fuller), der mit dem ländlichen, bodenständigen Leben seiner Familie nichts zu tun haben will und als Jungwitwer von einer großzügigen Erbschaft leben kann. Vater Ty Ty derweil ist wie seine übrigen vier Kinder ein Herzensmensch. Stehend vor Schmutz und Lumpen kann ihm keine noch so bittere Fügung weder Lebensfreude noch Gottesfurcht nehmen und er ist sogar naiv genug, die Suche nach seinem Gold einmal zwangsweise einem Albino zu übertragen, einem jungen Mann namens Dave Dawson (Michael Landon) aus den benachbarten Sümpfen, dem man allein aufgrund seiner physischen Andersartigkeit übersinnliche Kräfte nachsagt und den Ty Ty daher kurzerhand auf seine Farm entführt. Tatsächlich ist Dave wacker genug, die für ihn unangenehme Situation mit Ty Tys mannstoller Tochter Darlin‘ Jill (Fay Spain) zum Besten umzukehren. Als intelligentester und vernünftigster Mensch auf der Walden-Farm erweist sich schließlich der alte, farbige Vorarbeiter Uncle Felix (Rex Ingram), an dem es letzten Endes ist, seinem Boss wieder Vernunft einzubläuen. Damit sagt Caldwell eine Menge darüber, wie es war und ist, im Süden.

8/10

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