HOCHZEIT AUF IMMENHOF

„Da ist ja schon wieder’n Pony!“

Hochzeit auf Immenhof ~ BRD 1956
Directed By: Volker von Collande

Nachdem Angela überraschend verstorben ist und über dem Immenhof der Pleitegeier kreist, sind Oma Jantzen (Margarete Haagen), Dick (Angelika Meissner) und Dalli (Heidi Brühl) bei dem verwitweten Jochen von Roth (Paul Klinger) untergekommen, der sich aufopfernd um die Restfamilie kümmert. Als der diesmal gemeinsam mit seinem Kumpel Ralf (Raidar Müller) in den Ferien anreisende Ethelbert (Matthias Fuchs) von der drohenden Versteigerung Immenhofs erfährt, sorgt er dafür, dass sein reicher Onkel Pankraz (Hans Nielsen) und dessen Tochter Margot (Karin Andersen) nach Holstein kommen, um das Gut möglicherweise doch noch zu retten. Doch es gibt Probleme: Dick und Ralf vergucken sich ineinander und lassen den vergrätzten Ethelbert stehen, Jochen verliebt sich derweil in Margot und Onkel Pankraz zeigt sich trotz Dallis charmanter Schmeicheleien nur wenig beeindruckt von der ländlichen Schönheit und Margots Heiratsambitionen.

Etwas weniger Drama und Romantik, dafür etwas mehr Humor und wiederum güldene Vintage-Farbfotografie. Mit „Hochzeit auf Immenhof“ kehrt ein entscheidendes Element ein, dass den „Mädels“ noch fehlte und im Nachfolger „Ferien“ wiederum rekultiviert werden sollte: das des kauzigen, alten Stiesels mit (augenscheinlich) sanft versteinertem Herzen, der erst von Land und Leuten verzaubert werden muss, um seinen monetären Einfluss wohlwollend gelten zu machen und Menschen wie Ponys vor den Abdeckern vom Finanzamt zu retten. Vor allem jüngeren Fans dürfte und wird „Hochzeit“ gut gefallen haben, denn abgesehen von der mehr oder weniger „ökonomisch notwendigen“ Tilgung Christiane Königs aus der epischen Geschichte um die Jantzens (s. „Mädels“-Text) begleitet diesen von Volker von Collande inszenierten Beitrag ein noch flockigerer Grundton als den Vorgänger. War Ethelbert darin noch ein  linkisch-unholfener, etwas anämisch wirkender Charakter, der sich Leben und Liebe erst erobern musste, so erhalten wir nun mit dessen bestem Freund Ralf Schüler einen omipatenten Sonnyboy der Fifties. Als eine Art Vorstudie der demnächst aufkommenden Mod-Kultur studiert der smarte Bursche Werbedesign, spielt virtuos Jazzklarinette und grinst breiter daher als alle Immenhof-Ponys zusammen. Außerdem ist er eine rückhaltlose Freundschaftssau, denn er spannt Ethelbert mit einem laxen Schulterzucken das Mädchen aus. Doch solch Unbill gehört eben seit eh und je zu den teenage Irrungen und Wirrungen der Welt dazu.
Im Kern gibt es im Gegenzug den großartigen Hans Nielsen in einer seiner schönsten komödiantischen Rollen, der als Onkel Pankraz weitaus weniger hartärschig ist als es zunächst den Anschein macht. Tatsächlich inszeniert er die längst beschlossene Rettung des Immenhofs als Element einer vergnüglichen Schnitzeljagd, die beweisen soll, dass Jochen von Roth die Hand seiner Tochter wert ist. Natürlich ist Paul Klinger das, wenngleich ihn ganze zwanzig Jahre von Karin Andersen trennen. Aber das hier ist eben Film, und ein „Immenhof“ noch dazu!

6/10

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