THE TRAP

„Ain’t nothin‘ left to stand up for.“

The Trap (Die Falle von Tula) ~ USA 1959
Directed By: Norman Panama

Anwalt Ralph Anderson (Richard Widmark) kehrt nach langen Jahren zurück in das kleine, kalifornische Nest Tula, in dem sein alternder, hartherziger Vater Lloyd (Carl Benton Reid) nach wie vor als Sheriff aktiv ist und sein versoffener Bruder Tippy (Earl Holliman) den Deputy spielt. Tippy hat zudem Ralphs Jugendliebe Linda (Tina Louise) geheiratet. Für Ralph gibt es somit wenige Gründe zu nostalgischen Gefühlen, doch sind seine Motive eigentlich ohnehin höchst praktikabler Natur: Er soll dem steckbrieflich gesuchten Mafiaboss Victor Massonetti (Lee J. Cobb) eine störungsfreie Flucht ins Ausland über Tulas kleinen Flughafen ermöglichen und seinen Vater zu entsprechenden Maßnahmen anstiften. Der Vernunft halber lässt der Sheriff sich überreden, wird jedoch wegen eines Missverständnisses erschossen, an dem Tippy, der das Kopfgeld für Massonetti einfahren will, Schuld trägt. Ralph bleibt nurmehr die Flucht nach vorn, er nimmt Massonetti gefangen und flieht mit Tippy und Linda, die sich mittlerweile zu Ralph bekannt hat, in die nächste Stadt. Doch der Wagen überhitzt bald und Massonettis Leute sind ihnen dicht auf den Fersen…

Einen leicht verspäteten noir in bleichen Farben hat der als Gelegenheitsregisseur und vornehmlich als Drehbuchautor tätige Norman Panama, der üblicherweise vornehmlich im Komödienfach aktiv war, mit „The Trap“ geschaffen. Das staubige Wüstensetting der sich mehr und mehr verdichtenden Geschichte lässt zudem Anklänge an die „Countdown-Western“ der Dekade im Gefolge von Zinnemanns „High Noon“ eminent werden, in denen ein einsamer Held gegen die Zeit zu kämpfen und wahlweise eine brisante Situation auszusitzen oder einen Gauner einem regional distanzierten Ziel zuzuführen hat. Am Anfang glaubt man in Unkenntnis der kommenden Ereignisse noch, Widmark mit seinem wie üblich kurzkrempigen Stetson sei ein G-Man, der in dem Prärienest einen Auftrag zu erledigen hat, doch weit gefehlt. Die rasch erfolgende Belehrung des Besseren offenbart einen tief verwurzelten Familienkonflikt, der sich Jahre zuvor zwischen Anderson, seinem Vater und seinem Bruder entsponnen hat: Einst hatte Tippy betrunken einen Wagen gestohlen und Ralph heldenhaft die Schuld auf sich genommen. Der Vater verstieß seinen eigentlichen Lieblingssohn daraufhin aus Herz und Leben, was Ralph, dessen erfolgreich verlaufende Anwaltskarriere (wie er selbst zugibt) vor allem ein großer Befreiungsschlag ist gegen das stets präsente Gefühl der Nutzlosigkeit, selbst nie verwinden kann. In dieser Hinsicht greift „The Trap“ das biblische Gleichnis des verlorenen Sohns auf und gemahnt insofern an Kazans „East Of Eden“-Adaption; der Vater selbst zerbricht unmerklich an seiner einseitigen Sicht der Dinge, derweil die Söhne hilflos daneben stehen. Doch erhält der von Holliman ziemlich eindrucksvoll gespielte Tippy keine Gelegenheit zur Bewährung; vielmehr vergrößert sich sein Hass auf den älteren, sehr viel charakterstärkeren Bruder stattdessen noch mit jedem ihm selbst zuzuschreibenden Fehltritt. Das für „The Trap“ entworfene psychologische Fundament darf sich mithin komplex rufen lassen, was dem sich auch in formaler Hinsicht sukzessive hermetischer gestaltenden Film durchaus gut zu Gesicht steht. Am Ende stellte sich mir noch kurz die Frage, was ein Regisseur wie Sturges oder Dmytryk aus dem Stoff gemacht hätte. Selbige vermochte ich infolge allgemeiner Zufriedenheit mit dem Dargebotenen dann aber doch recht flugs wieder zu verwerfen.

7/10

Hinterlasse einen Kommentar