PRETTY IN PINK

„I’m off like a dirty shirt.“

Pretty In Pink ~ USA 1986
Directed By: Howard Deutch

Die ebenso aparte wie kluge Teenagerin Andie Walsh (Molly Ringwald) macht das beste aus ihrem Leben als Tochter eines grenzdepressiven, alleinerziehenden Arbeitslosen (Harry Dean Stanton): In der High School gehört sie zu den Überfliegerinnen, ihre Klamotten schneidert sie selbst und verdient sich ein paar Kröten nebenher im kleinen, alternativ angehauchten Plattenladen der leicht durchgedrehten Iona. Dass sie ausgerechnet in den Bourgeoisie-Filius Blane McDonough (Andrew McCarthy) unsterblich verknallt ist, geht vor allem zu Lasten von Andies Sandkastenfreund Phil Dale, genannt Duckie (Jon Cryer), der sie besser kennt als jeder andere und seine aufrichtige Liebe zu ihr hinter albernem Gehabe versteckt. Als Duckie schließlich einsieht, dass Blane gar kein so übler Typ ist, macht er den Weg für das künftige Paar frei.

Broken hearts for you and me: „Pretty In Pink“, das Regiedebüt des künftigen John-Hughes-Faktotums Howard Deutch, ist im tiefsten Herzen ein Arschloch-Film, wie bereits „Sixteen Candles“ zuvor, der hier mit leicht veränderter Agenda, weniger Humor und stattdessen mehr pubertärem Pathos neu aufgelegt wurde. Gut, man kann im Hinblick auf das gewiss nicht völlig unromantische Ende dergestalt argumentieren, dass es Andie und ihrem Traumprinzen Blane vergönnt ist, sich über die (nicht eben diffizil umrissenen) sozialen Schranken von Standesdünkel und Vorurteilen hinwegzusetzen. Dass dabei jedoch der arme Duckie, der die g’scheite Andie eigentlich doch sehr viel mehr verdient hätte, im Regen stehen bleibt, ist ein deftiger Tritt in die ohnehin gebeutelten Familienjuwelen aller unglücklich Verliebten, denen offenbar selbst in einer amerikanischen High-School-Version von Grimms Märchen noch die Türen vor der Nase zugeschlagen werden. Okay – die eine oder der andere wird dagegenhalten: „Aber Duckie geht doch gar nicht leer aus, im Gegenteil, er bekommt Kristy Swanson (von den Credits schelmisch als „Duckette“ bezeichnet), die am Ende qua urplötzlich vom Himmel fällt und ihn siegesgewiss anlächelt. Duckie hat sich von seinen irrealen Träumen emanzipiert und ist nun bereit, eine echte, erwachsene Beziehung einzugehen.“ „Blödsinn!“, sage ich dazu. Duckie hätte die Heldin verdient gehabt, die er sich Zeit seines Lebens erträumt, von der eigentlich nur er wirklich weiß, wie sie tickt und die ihm – in vorgeblich naiver Arroganz – das Herz auf die schlimmste Art und Weise herausreißt, die dem Ungeliebten beschert werden kann: Sie zeigt ihm ihr erotisches Desinteresse auf und erwartet von ihm die selbstverständliche Annahme ihrer Perspektive, die ihn als bruderhaften Kumpel ausweist. Insofern hat sie auch überhaupt nicht das Recht dazu, beleidigt zu reagieren, als er vor ihr ein einziges Mal die Fassung verliert und ihr in drei, vier, todaufrichtigen Sätzen sein in Wallung gebrachtes Gefühlsleben ausschüttet. Doch sie ist erst gar nicht bereit, das auch nur im Mindesten anzuerkennen. Insofern wird niemand, der je unglücklich verliebt war, in „Pretty In Pink“ sein Seelenheil finden, zumal garantiert keiner von uns je eine Kristy Swanson zum Trösten vobeigeschickt bekam.
Als Zeit- und Generationsportrait taugt das „Brat-Pack“-Werk natürlich wiederum; James Spader nimmt sich, wenngleich völlig offensichtlich typegecastet, ganz wunderbar aus als intriganter Fatzke und die Songauswahl mit nicht weniger als drei (!) New-Order-Nummern und natürlich dem luxuriösen Titelstück wäre sowieso über jeden Zweifel erhaben. Allein das wehmütig schlagende Herz des in trübe Vergangenheitsidentifikationen verfallenen Chronisten mag sich in ihm so ganz und gar nicht behaglich fühlen.

7/10

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