ST. ELMO’S FIRE

„We’re all going through this. It’s our time at the edge.“

St. Elmo’s Fire ~ USA 1985
Directed By: Joel Schumacher

Seit ihrem Studium nebst den noch nicht lang zurückliegenden, hochqualifizierten College-Abschlüssen sind die sieben Freundinnen und Freunde Wendy (Mare Winningham), Billy (Rob Lowe), Leslie (Ally Sheedy), Alec (Judd Nelson), Kevin (Andrew McCarthy), Jules (Demi Moore), und Kirby (Emilio Estevez) unzertrennlich. In ihrer Lieblings-Studentenkneipe, der „St. Elmo’s Bar“, finden sie sich nach und zu jedem Leid und jeder Freud zum Feiern ein. Bis irgendwann dann doch das gefürchtete Erwachsenwerden etwas verspätet und mit der gebührenden Vehemenz an ihre adoleszenten Türen klopft: Obschon Leslie und Alec als ewiges Traumpaar kurz vor ihrer Hochzeit stehen, ist der eher stille Kevin, den die anderen schon für schul halten, seit eh und je heimlich in Leslie verliebt, Wendy, noch Jungfrau und aus konservativ-jüdischem Hause, liebt derweil Billy, der als Rock-Saxofonist ein haltloses Lotterleben zwischen Suff, Promiskuität und versehentlich gezeugtem Baby führt. Jules liebt die Rolle des glamour girl und steuert zwischen Koks und Champagner auf die finanzielle Pleite zu und Kirby verrennt sich in eine Liebelei zu seiner etwas älteren Ex-Kommilitonin Dale (Andie MacDowell), bei der er überhaupt keine Chance hat.

Der im Laufe der Jahre, spätestens jedoch seit seinen beiden beispiellos zielstrebig vor die Wand gefahrenen „Batman“-Filmen in den Neunzigern zunehmend streitbare Regisseur Joel Schumacher hat zumindest in meiner Wahrnehmung mit einigen früheren Arbeiten noch echte Marksteine setzen können. Sein dritter Regiefilm „St. Elmo’s Fire“ etwa ist schon deshalb von bleibendem kulturhistorischen Wert, weil er einen der wenigen echten Ensemble-Filme der Achtziger-Brat-Pack-Generation markiert. Neben Coppolas schwelgerischer Hinton-Adaption „The Outsiders“, gewissermaßen der Initialschuss für jene von hübschen Teenagern dominierte Hollywood-Nachwuchs-Clique, bildeten Milius‘ „Red Dawn“ und schließlich John Hughes „The Breakfast Club“ die weiteren „Kernwerke“ dieser sich über die gesamte Dekade hinziehenden, genreunabhängigen und rein via ihres darstellerischen Personals umreißbaren Strömung, da in ihnen jeweils eine größere Schnittmenge des vielleicht zwölf, dreizehn Darstellerinnen umfassenden Brat Pack auftrat. „St. Elmo’s Fire“ ist gewissermaßen der leicht verfüht gesetzte Schlusspunkt; ein generationsbezogen kontemporär angelegter „Big Chill“ und letzter Seufzer der Adoleszenz, bevor das Leben in mehr oder weniger begradigte, bourgeoise Yuppie-Bahnen übergeht. Gleich drei Teilnehmer des fast zeitgleich entstandenen „Breakfast Club“ (Estevez, Sheedy, Nelson) werden da urplötzlich von Schülern zu Ex-Studierenden deklariert und man nimmt es ihnen umweglos ab. Der etwas aufgesetzte Symbolismus des Elmsfeuers, dessen sich der Film ja bereits titulär befleißigt, steht im Zusammenhang mit dem finalen Schritt hin zum Erwachsenwerden für zweierlei: das verzweifelte Festhalten an der wenig verantwortungsvollen Existenz als Jugendlicher einerseits und die uneinlösbaren Versprechungen der idealisierten Bürgerlichkeit zum Anderen. Die „Probleme“, mit denen das Septett sich herumzuschlagen hat, entsprechen gewissermaßen den subsummierten, relativ luxuriösen Begleiterscheinungen und psychosozialen Redundanzien ebenjener Schwellenwanderung, inmitten der die Yuppie-Generation heraufbeschwörenden reagonomics. Als Zeitporträt mit einem zudem gloriosen Titelstück somit unbedingt konservierungs- und auch sehenswert.

8/10

2 Gedanken zu “ST. ELMO’S FIRE

  1. ein generationsbezogen kontemporär angelegter „Big Chill“

    Die verlinkte Besprechung des Films ist ja geradezu hymnisch. Kennst Du auch THE RETURN OF THE SECAUCUS SEVEN von John Sayles? Der ist sowas wie die Blaupause zu THE BIG CHILL, aber ohne Stars.

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  2. Den Sayles kenne ich – leider – noch nicht, wie überhaupt noch viel zu wenig von ihm. Ein Feld, dass es noch zu beackern gilt. Insofern abermals danke für den Hinweis!

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