CLASH BY NIGHT

„Home is where you come when you run out of places.“

Clash By Night (Vor dem neuen Tag) ~ USA 1952
Directed By: Fritz Lang

Nach Jahren kommt die selbstbewusste Mae (Barbara Stanwyck) zurück nach Monterey, um sich zeitweilig bei ihrem jüngeren Bruder Joe (Keith Andes), der am Hafen in einer kleinen Fischersiedlung wohnt, niederzulassen. Mae ist mittlerweile Witwe und mittellos, was den rustikalen Jerry D’Amato (Paul Douglas) überhaupt nicht stört: Im Gegenteil, vielmehr reizt den etwas einfachen, aber sehr bodenständigen Arbeiter Maes mondänes, realitätsverbundenes Wesen. Einen vorsichtigen Heiratsantrag Jerrys nimmt Mae erst nach längerem Überlegen und dann auch eher vernunfthalber an. Es könnte sich alles zum Guten wenden, wäre da nicht Jerrys Kumpel Earl Pfeiffer (Robert Ryan), der selbst ein Auge auf Mae geworfen hat und dessen offen ausgelebten Machismo Mae insgeheim höchst anziehend findet. Schließlich gibt Mae sich Earl hin, obwohl sie und Jerry mittlerweile Eltern eines kleinen Mädchens sind. Der gehörnte Jerry wankt zwischen Verzweiflung und Raserei, sieht jedoch schließlich ein, dass er Mae die Entscheidung über ihre Lebensgestaltung selbst überlassen muss…

Eine Frau kommt heim: Mit den Chiffren und Stilmitteln des film noir samt der schäumenden Pazifikbrandung als allenthalben bemühtes, leitmotivisches Bild für Gefühle in Aufruhr übersetzte Fritz Lang dieses existenzialistische Bühnenstück des Dramatikers Clifford Odets in ein aufwühlendes Filmdrama, dessen Gültigkeit wohl von ewigem Bestand ist. Barbara Stanwyck, wohl nicht die schönste oder aparteste, aber gewiss die mit Abstand feministischste aller Hollywood-Diven des Golden Age, betreibt hier aufs Neue ihre ganz private Auslese zwischen zwei geringfügig stereotyp gezeichneten Mannsbildern. Der eine – Jerry D’Amato, ist weder schön noch gebildet, dafür treuherzig, pflichtbewusst, fleißig und lebensfroh. Gar rührend kümmert er sich um seinen alten Vater (Silvio Minciotti) und nebenbei noch um seinen arbeitsscheuen, versoffenen Onkel (J. Carrol Naish) und ihren Männerhaushalt, während er Tag für Tag mit dem Kutter auf den Ozean hinausfährt und seine Fische einholt. Der andere – Earl Pfeiffer, von Beruf Filmvorführer (!), ist hingegen ein großmäuliger, kesser Frauenheld, gutaussehend und sich seiner Wirkung auf das andere Geschlecht auf das Arroganteste bewusst. Mae, die sich wider besserer Vernunft zeitlebens eher zu letzterem Typus hingezogen fühlte und die animalische Virilität des aktiven Liebhabers dem, wie sie es nennt, „häuslichen Teddybären“ zumindest instinktiv vorzieht, lässt sich mäßig überzeugt zu einer Vernunftehe mit Jerry ein, der leider allzu naiv ist, zu begreifen, dass Mae und Earl, die er immer wieder zusammenbringt, aufeinander reagieren wie Öl und Flamme. Als Jerry seine Dummheit bemerkt, ist es längst zu spät, der Schaden ist angerichtet, die Liebe seines Lebens ihm abhold. Letzten Endes ist es an Mae, den für sie besten Lebensweg zu küren – und an Film und Script, das moralische Moment zur Geltung kommen zu lassen. Als Mae feststellt, dass die Sache mit Earl keine Zukunft hat und haben kann, weil sie beide sind, wie sie sind, entscheidet sie sich für den Weg der Vernunft und kehrt zu Jerry und dem gemeinsamen Töchterchen Gloria zurück. Wenn sie schon auf ihr Liebesglück verzichten muss, so kann sie hier doch eine gute Mutter und Ehefrau sein und einem biederen Leben ohne besondere Höhen und Tiefen entgegensehen. Die Antwort auf die Frage, ob und inwieweit jene finale Entscheidung der Charakterstärke der Protagonistin entspricht und eine tragfähige Ausgangsbasis für sie beinhaltet, darf der Rezipient sich am Ende selbst geben. Wie würden Sie entscheiden…?

8/10

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